Vatikan bringt Briefmarke mit Luther und Melanchthon zu Ehren der Reformation heraus

VATIKANSTADT – Zum Gedenken an die Reformation – die 500 Jahre der Spaltung der Kirche – bringt der Vatikan eine eigene Briefmarke heraus. Das hat das zuständige Amt für Philatelie und Numismatik heute mitgeteilt.

Dargestellt auf der Marke sind Martin Luther und sein protestantischer Mitstreiter, Philipp Melanchthon; beide knien vor Jesus Christus am Kreuz. Im Hintergrund ist die Stadt Wittenberg dargestellt.

Zur Begründung für die Marke teilte das Amt mit, dass 500 Jahre vergangen seien, seitdem, so wörtlich, „der Augustinermönch und Theologe Martin Luther am 31. Oktober 1517 am Portal der Schlosskirche von Wittenberg seine 95 Thesen annagelte“.

Weiter heißt es im Wortlaut, Papst Franziskus habe

„anlässlich seiner Reise nach Schweden beim Gemeinsamen lutherisch-katholischen Gedenken der Reformation Gott seine Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht für die Gelegenheit dieses Ereignis zu erleben ‚mit einer erneuerten Mentalität und in dem Bewusstsein, daß die Einheit unter den Christen eine Priorität ist. Denn wir erkennen, dass unter uns das, was uns eint, viel mehr ist, als das, was uns trennt‘.“

Das Amt für Philatelie zitiert Papst Franziskus weiter: „Lutheraner und Katholiken haben die sichtbare Einheit der Kirche verwundet“. Theologische Unterschiede seien von Vorurteilen und Konflikten begleitet gewesen und Religion wurde für politische Ziele instrumentalisiert worden.

Darüber schreibt das vatikanische Amt weiter:

„‚Uns allen ist wohl bewusst, dass die Vergangenheit nicht geändert werden kann, sagte der Papst aus Anlass einer anderen Gelegenheit zum selben Thema.Doch ist es möglich, eine Reinigung der Erinnerung zu vollziehen, ohne ‚Groll‘, ‚der unsere Sicht aufeinander verzerrt‘.“

(CNA Deutsch)

Vatikan prüft Kinderporno-Vorwürfe gegen Diplomaten

Der Vatikan prüft Vorwürfe gegen einen Priester im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhles, der möglicherweise kinderpornografische Bilder konsumiert hat. Das teilte der vatikanische Pressesaal am Freitag mit. Der Betreffende sei in Washington akkreditiert. Das US-Außenministerium habe den Verdacht am 21. August auf diplomatischem Weg dem Heiligen Stuhl mitgeteilt. Dieser berief den Priester zurück in den Vatikanstaat, wo er sich derzeit aufhält, heißt es in der Mitteilung. Das Staatssekretariat habe in der Sache den Justizpromotor des Vatikangerichts informiert, der eine Untersuchung auf internationaler Ebene anordnete.

Die Nuntiatur – also die Botschaft – ist die einzige diplomatische Vertretung, welche der Vatikan in Washington unterhält. Laut päpstlichem Jahrbuch wirken dort neben dem Nuntius – zurzeit Erzbischof Christophe Pierre – drei Gesandte. Der diplomatische Dienst des Heiligen Stuhles setzt sich ausschließlich aus Priestern zusammen. (rv)

Ladaria neuer Chef der Glaubenskongregation

  Erzbischof Luis Ladaria ist der neue Präfekt der Glaubenskongregation. Das gab der Vatikan an diesem Samstag bekannt. Der Jesuit und Theologe war bislang als Sekretär die Nummer Zwei des Dikasteriums, er rückt an die Stelle von Kardinal Gerhard Ludwig Müller, dessen Amtszeit an diesem Sonntag ausläuft.

Erzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer SJ stammt gebürtig aus Mallorca, ist Jurist und seit 1966 Mitglied im Jesuitenorden. Einen Teil seiner Studien absolvierte er an der Jesuitenhochschule in Sankt Georgen, Frankfurt am Main. Seit Mitte der 80er Jahre dozierte er Theologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, bevor er 2008 als Nachfolger von Angelo Amato zum Sekretär der Glaubenskongregation ernannt und zum Bischof geweiht wurde. 2013 bestätigte ihn Papst Franziskus in seinem Amt.

An diesem Sonntag endet regulär die fünfjährige Amtszeit von Gerhard Ludwig Müller an der Spitze der Kongregation. Papst Franziskus hat entschieden, ihn nicht um weitere fünf Jahre zu verlängern. Kardinal Müller war 2012 von Papst Benedikt zum Nachfolger von Kardinal William Levada berufen worden, der in den Ruhestand ging. Bis zu seiner Wahl zum Papst war Benedikt – Joseph Ratzinger – selbst Präfekt der Glaubenskongregation gewesen.

Müller stammt aus Mainz, promovierte in Theologie bei Karl Lehmann und dozierte Dogmatik in München, bevor er zum Bischof von Regensburg ernannt wurde. (rv)

Wochenvorschau: Frühmesse, Peter-und-Paul und Konsistorium

Am Dienstag, 27. Juni, gibt es die letzte Frühmesse mit Franziskus vor der Sommerpause. Diese werden dann ab September nach der Papstreise nach Kolumbien wieder weiter geführt. Am selben Tag wird in den Vatikanischen Museen eine Film-Premiere aufgeführt: „Papst Franziskus – meine Vorstellung über die Kunst“, heißt der Streifen. Am Mittwoch findet wie üblich die Generalaudienz mit dem Papst statt, am Nachmittag, um 16 Uhr, findet das Konsistorium statt, bei der fünf neue Kardinäle kreiert werden. Am Donnerstag ist im Vatikan Feiertag; am Peter-und-Paul-Tag wird auch weltweit der Peterspfennig eingesammelt. Um 9.30 Uhr feiert der Papst mit den neuen Kardinälen einen Gottesdienst auf dem Petersplatz. Da werden auch die Pallien für die Erzbischöfe gesegnet. Sowohl das Konsistorium am Mittwochnachmittag als auch die Heilige Messe am Donnerstagvormittag wird von Radio Vatikan live und mit deutschem Kommentar übertragen und zwar auf dem Youtube-Kanal des Senders. (rv)

Kassandra-Rufe: Kardinal Zen, China und der Vatikan

Zwischen dem Vatikan und dem kommunistischen Regime der Volksrepublik China könnte es bald zu einer Einigung in grundsätzlichen Fragen kommen. Das schreibt der Erzbischof von Hongkong, Kardinal John Tong Hon, in einem Aufsatz für seine Kirchenzeitung. Beide Seiten hätten sich in zwei Jahren sechs Mal getroffen, und eine gemischte Arbeitsgruppe habe grundsätzliche Lösungen für alle heiklen Fragen erarbeitet, angefangen bei der Frage der Bischofsernennungen.

Für Kardinal Tong kommt es jetzt darauf an, dass sich Peking wie Rom die gefundenen Lösungen zu eigen machen. Dazu sei „gegenseitiges Vertrauen“ nötig.

Tongs Vorgänger als Erzbischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, warnt dagegen so wortgewaltig wie hartnäckig vor einer Annäherung des Heiligen Stuhls an China. Er fürchtet, dass sich der Heilige Stuhl über den Tisch ziehen lässt. Zen gibt zu verstehen, dass der Vatikan aus seiner Sicht die Durchtriebenheit seiner kommunistischen Gesprächspartner unterschätzt.

„Es ist mir schon klar, dass ich eine Minderheiten-Meinung vertrete“, so Zen in einem auf Youtube verbreiteten Interview. „Ich muss aber sagen, dass ich nun mal besondere Erfahrungen gemacht habe – das können nicht alle von sich behaupten. Ich bin Chinese, geboren in Shanghai (einem großen Bistum), und auch wenn ich das Bistum schon in jungen Jahren verlassen habe, habe ich doch vieles von dort aufgesogen; die Salesianer waren dort sehr aktiv, und in unserer Gemeinschaft herrschte eine tiefreligiöse Atmosphäre.“

„Ich habe gesehen, wie sie ihre Bischöfe behandeln“

Auch von Hongkong aus habe er immer viele Kontakte nach Festland-China hinein unterhalten, auch als dort das kommunistische Regime ans Ruder kam, sagt Kardinal Zen, der Jahrgang 1932 ist und dem Salesianerorden angehört. „Wir haben viele Brüder, die zur sogenannten Untergrundgemeinschaft gehören, weil sie von Anfang an diese Regierungspolitik der Unabhängigkeit (von Rom) verweigert haben. Und dann haben wir hier von Hongkong aus, das China am nächsten liegt, immer noch Beziehungen unterhalten, auch wenn das während der Kulturrevolution schwierig war. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, sieben Jahre lang in den Priesterseminaren der sogenannten offiziellen Gemeinschaft zu unterrichten – direkt nach den Ereignissen vom Tienanmen-Platz.“ Damit meint der Kardinal die gewaltsame Niederschlagung des Studentenaufstands von Peking im Juni 1989.

„Zwischen 1989 und 1996 habe ich in sieben Seminaren unterrichtet, habe also sechs Monate pro Jahr in China verbracht. Ich konnte alles mit eigenen Augen sehen. Ich selbst bin immer sehr freundlich empfangen und behandelt worden: Sie wussten es zu schätzen, dass in einem Moment, wo alle China verließen, ich hineinwollte. Aber ich habe gesehen, wie sie ihre Bischöfe behandeln – Bischöfe der offiziellen Kirche. Und das kann ich nicht aus meinem Gedächtnis löschen, weil ich das selbst erlebt habe.“

Alles, was er seither aus Festland-China höre und sehe, bestätige ihn in seinem Eindruck, dass das, was er damals erlebt habe, heute dort immer noch Wirklichkeit sei. Er glaube ganz und gar nicht daran, dass das Pekinger Regime sich in irgendeiner Weise um einen Ausgleich mit dem Vatikan bemühe – eher im Gegenteil.

Kardinal Zen: Peking will in Wirklichkeit stärkere Kontrolle

„Ich glaube, dass dieses Wissen, das ich habe, selten ist: Nicht alle konnten diese Erfahrungen machen. Und dieses Wissen lässt mir keine Hoffnung, es lässt mir keinen Grund zu Optimismus, was das Regime betrifft. Und ich füge hinzu: Auch die neuesten Geschehnisse und Ansprachen auf den großen Kongressen, die sie abhalten, die Worte der Regierung unter dem neuen Führer Xi Jinping – alles geht genau in die entgegengesetzte Richtung! Die wollen doch noch mehr einschränken, noch mehr kontrollieren. Welche Hoffnung soll es denn dann geben, dass die Regierung Zugeständnisse an die katholische Kirche machen könnte? Sie kontrolliert alle Religionsgemeinschaften immer stärker – und da soll sie ausgerechnet der katholischen Kirche mehr Freiheit lassen? Nein. Ich weiß nicht – sie hat gar keinen Grund dazu!“

Der Vatikan könne dem Regime in Peking so gut wie nichts bieten, das habe schon alles, nämlich die „komplette Kontrolle der offiziellen Kirche auf nationalem Level“. „Vielleicht hoffen sie ja, dass der Vatikan jetzt auch der Untergrundgemeinschaft sagt, der Regierungslinie zu folgen? Vielleicht ist es ja das, worauf sie rechnen? Jedenfalls bin ich angesichts dieser Erfahrung pessimistisch und glaube auch, Grund zum Pessimismus zu haben, zu Ängsten und Befürchtungen. Das zu sagen, scheint mir meine Pflicht zu sein, weil ja die Vorsehung mir eine besondere Gelegenheit gegeben hat, das kommunistische Regime wirklich kennenzulernen.“

Leider hätten „nicht viele Menschen diese Erfahrung“ gemacht, sagt der Kardinal noch einmal. Papst Johannes Paul II. habe gewusst, was Kommunismus und Nationalsozialismus bedeuten; „auch Papst Benedikt, in geringerem Ausmaß“. „Aber ich habe Angst, dass einige in der Römischen Kurie nicht diese Sensibilität haben – denn ein totalitäres Regime ist furchtbar! Im Vergleich zu diesen wirklichen Totalitarismen war der von Mussolini Rosenwasser…“

Hintergrund

Der Vatikan und Peking haben seit 1951 keine diplomatischen Beziehungen mehr. Hauptstreitpunkt beider Seiten ist die Ernennung von Bischöfen; Peking bestreitet dem Papst das Recht, frei Bischöfe zu ernennen, das sei eine Einmischung in innere Angelegenheiten des Landes. 1957 entstand auf Veranlassung des Regimes die sogenannte „Patriotische Vereinigung“ zur Kontrolle einer offiziell geduldeten katholischen Kirche. 2007 schrieb der damalige Papst Benedikt XVI. einen Brief an die Katholiken in China. Papst Franziskus hofft auf eine Einigung mit Peking; sein Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat früher schon einmal eine bahnbrechende Einigung des Vatikans mit dem Regime von Vietnam ausgehandelt. (rv)

Die Woche im Vatikan

Die Woche fängt gut an: Am Montag jährt sich zum vierten Mal die Wahl von Jorge Mario Bergoglio zum Papst, und das bedeutet für den Vatikan einen Feiertag. Viele Büros im kleinsten Staat der Welt bleiben deshalb zu. Aber so richtig überschlagen sich die Feier- und Gedenktage erst am Sonntag in einer Woche: Da wird nicht nur der vierte Jahrestag des offiziellen Amtsantritts von Franziskus begangen, sondern auch der Namenstag des emeritierten Papstes Benedikt XVI. (Joseph Ratzinger).

Papst Franziskus nimmt in dieser Woche seine üblichen Termine wahr: Angelusgebet am Sonntag, eine Generalaudienz auf dem Petersplatz am Mittwoch. Hinzu kommen der Besuch in einer Pfarrei am römischen Stadtrand an diesem Sonntagabend und eine Bußfeier in St. Peter am Freitagabend.

Am Montagabend erlebt der Petersdom eine ökumenische Premiere: Zum ersten Mal in der Geschichte wird dort die anglikanische Vesper gefeiert. Erst vor kurzem hat Papst Franziskus beim Besuch der anglikanischen Pfarrei Roms an einem solchen „evensong“ teilgenommen.

Von Donnerstag bis Samstag kommen kanadische Bischöfe in den Vatikan, um über die Lage in ihren Bistümern Bericht zu erstatten: ein sogenannter ad-limina-Besuch. Natürlich werden sie auch mit Papst Franziskus sprechen. Ab Montag der nächsten Woche sind dann die Bischöfe auf El Salvador an der Reihe.

Am Donnerstagabend stellt Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, in der deutschsprachigen Pfarrei Santa Maria dell’ Anima sein neues Buch über das Petrusamt vor.

Am Samstag steht Kurienkardinal Angelo Amato im Auftrag des Papstes in Bozen der Seligsprechung von Josef Mayr-Nusser vor; der engagierte südtiroler Katholik starb 1945 im KZ Dachau, nachdem er den Eid auf Hitler verweigert hatte. (rv)

Neue Kriminalitätsstatistik für den Vatikan

Die Zahl der Diebstähle auf dem Boden des Vatikanstaats ist leicht gestiegen. Das ergibt sich aus einem Bericht zum Start des vatikanischen Gerichtsjahrs, der an diesem Samstag im Vatikan vorgestellt wurde. In den zwölf Monaten bis zum 30. September 2016 seien insgesamt 78 Diebstähle zur Anzeige gekommen, in den zwölf Monaten zuvor waren es „nur“ 58 gewesen.

Opfer der Langfinger sind in der Regel Touristen auf dem Petersplatz oder in den Vatikanischen Museen. Die vatikanische Gendarmerie hat insgesamt viermal mutmaßliche Taschendiebe verhaftet; die Gesamtzahl der Verhaftungen im Vatikan lag im abgelaufenen Gerichtsjahr bei 33. Etwa die Hälfte der Verhafteten seien an die italienische Polizei überstellt worden.

Aus dem neuen Bericht ergibt sich auch, dass in Einzelfällen weiterhin vertrauliche Dokumente aus dem Vatikan weitergegeben werden. Die Statistik spricht außerdem von 28 Fällen des versuchten Betrugs. Wegen des Verdachts auf Geldwäsche seien 2016 über zwei Millionen Euro beschlagnahmt worden – das ist auch der Erfolg eines eigens für solche Fälle eingerichteten, neuen Ermittlergremiums. (rv)

Drahtseilakt: Vatikanische Außenpolitik in der Ära Trump

Der Vatikan legt es derzeit nicht auf eine Konfrontation mit der neuen US-Regierung an. Das machte der „Außenminister“ des Vatikans, Erzbischof Paul Richard Gallagher, jetzt im Gespräch mit Radio Vatikan deutlich. Auf die Frage, wie er denn den Bau von Mauern gegen Migranten bewerte, sagte der Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten im vatikanischen Staatssekretariat:

„Wir sehen, dass man an vielen Fronten arbeiten muss. Es geht darum, die Konflikte zu lindern und die Kriege da, wo es sie gibt, zu lösen. Man muss mehr für die wirtschaftliche und finanzielle Entwicklung vieler Länder tun, in denen die Armen geradezu gezwungen sind, eine bessere Zukunft für sich selbst und ihre Familien zu suchen – was legitim ist. In diesem Sinn arbeiten wir, und auch für eine neue Vision der Weltwirtschaft. Wir haben doch die Ressourcen und die Fähigkeit, eine gerechtere Welt zu bauen, wo es mehr Möglichkeiten zu einem Leben in Würde gibt.“

Eine Antwort auf die Frage nach der Mauer gab Gallagher nicht. US-Präsident Trump plant den Ausbau der stellenweise bereits existierenden Sperranlage zwischen Mexiko und den USA zu einer lückenlosen Mauer entlang der gesamten Grenze. Ziel ist es, illegale Einwanderung zu stoppen.

Bei einer Japanreise hat der Vatikanverantwortliche für die Beziehungen zu den Staaten in den letzten Tagen unter anderem in Tokio einen Vortrag über die Rechte von Flüchtlingen gehalten. Gallagher gab zu erkennen, dass er in Japan große Unruhe über Trumps Kurs wahrgenommen hat. Die Regierung von Präsident Shinzo Abe fürchtet, dass der neue Mann im Weißen Haus sich nicht mehr an US-Sicherheitsgarantien für Japan gebunden fühlt.

„Nach Japan zu reisen bedeutet, eine sehr spezielle Situation nach dem Zweiten Weltkrieg und nach den Atombomben-Abwürfen kennenzulernen“, so Erzbischof Gallagher. „Das Land ist immer noch zutiefst traumatisiert von diesen Erfahrungen, und Friede hat für die Menschen dort einen besonderen Sinn. Den Frieden zu sichern ist die Sorge aller Japaner. Sie verstehen, welchen Preis man für Frieden zu zahlen hat und welche Anstrengung der Friede braucht. Jetzt sorgen sie sich etwa wegen der Entwicklungen auf der koreanischen Halbinsel, wegen ihrer Verteidigungs-Allianz mit den USA und anderen Dingen. In der Welt sehen wir ja den Frieden oft als etwas Automatisches, Garantiertes an – aber so ist das nicht. In Japan verstehen sie, welchen Preis der Friede hat und welches Leid der Nicht-Friede mit sich bringt.“

Natürlich hat der hohe Besucher aus dem vatikanischen Staatssekretariat in Japan auch das Mahnmal von Hiroshima besucht, das an den ersten Atombomben-Abwurf von 1945 erinnert. Wer denkt da nicht an die Äußerungen Trumps in seinem Wahlkampf, Japan könne sich doch alleine verteidigen, etwa indem es sich Atomwaffen zulegt. Erzbischof Gallagher ficht hingegen für nukleare Abrüstung und die Nicht-Weiterverbreitung von Atomwaffen, „auch mit einem gewissen Sinn für Realismus“.

„Wir arbeiten da im Wesentlichen an zwei Fronten: in der multilateralen Welt durch die internationalen Organismen. Und dann natürlich auch über unsere kirchlichen Kanäle. Wir hoffen, dass auch die katholischen Gemeinschaften von diesem Geist des Friedens bewegt sind, und von diesem Geist der Suche nach einer Ethik der Brüderlichkeit, von dem der Papst häufig spricht. Wir sollten unsere Ängste überwinden, die uns dazu bringen wollen, uns mit diesen schrecklichen Waffen zu verteidigen.“

Seit seinem Amtsantritt im März 2013 hat Papst Franziskus einiges geleistet auf dem Feld der Friedensdiplomatie. So trug die päpstliche Diplomatie zum Ende der Eiszeit zwischen den USA und Kuba bei. Jetzt könnte Trump einiges von dem, was Franziskus aufgebaut hat, wieder einreißen. Aber der Papst wird nicht lockerlassen, wie Erzbischof Gallagher sagt.

„Ich glaube, der Heilige Vater sieht die Vatikandiplomatie als einen Ausdruck dieses Dienstes, den die Kirche für die internationale Gemeinschaft leisten soll. Wir antworten auf Bitten von Regierungen und Völkern, um zum Frieden beizutragen und unser Mögliches zu tun. Dabei wollen wir nicht Hauptdarsteller sein, wir haben auch keine Patentlösungen für alles, aber in einem Geist der Brüderlichkeit können wir doch versuchen, anderen zu helfen, Vorurteile zu überwinden, miteinander zu reden, einen Dialog anzustoßen. Wir tun, was möglich ist. Der Heilige Vater wünscht, dass wir immer bereit sind, trotz aller Schwierigkeiten und Herausforderungen, die es gibt. Wir antworten immer, wenn uns zwei Konfliktparteien anrufen – aber nicht, wenn nur eine von beiden uns ruft. Denn wir müssen immer versuchen, unparteiisch zu bleiben.“ (rv)

Cyber-Angriff auf den Vatikan: Geschwister festgenommen

VATIKANSTADT – Sie sollen eine Cyber-Attacke verübt haben, die auch den Vatikan zum Ziel hatte – nun wurden sie festgenomen: Die Geschwister Giulio Occhionero (45) und Francesca Maria Occhionero (49).

Die beiden sollen 18.000 Konten gehackt und sich Zugang zu vertraulichen Informationen und privaten Daten mehrerer prominenter italienischer Institutionen und Personen verschafft haben, darunter zu tausenden Emails sowie den Computern eines vatikanischen Gästehauses für ausländische Besucher und von Kardinal Giancarlo Ravasi vom Päpstlichen Kulturrat.

Die mutmaßlichen Täter arbeiteten Medienberichten zufolge als Ingenieure und haben Wohnsitze in London und Rom.

Der Vatikan hat sich zu den Vorfällen bislang nicht geäußert; unklar ist bislang unter anderem, wie groß der Schaden ist, den die Hacker anrichten konnten.

Italienische Behörden melden, dass die Cyber-Abteilung des FBI die Ermittlungen unterstütze, da sich einige der abgegriffenen Informationen auf Servern in den USA befanden.

Wie unter anderem die „New York Times“ berichtet, gehen die italienischen Autoritäten davon aus, dass die Occhioneros in Kontakt mit den Freimaurern stehen, da die Malware – die Software mit denen sich die Täter offenbar Zugang verschafften – „Eye Pyramid“ heiße: Eine Anspielung auf das Freimaurer-Symbol. Zudem hätten mehrere der betroffenen Konten Freimaurern gehört, so die Behörden.

Unabhängig von der Frage, ob es einen Bezug zur Freimaurerei gibt gehen Sicherheitsexperten davon aus, dass das Paar nicht alleine handelte – und möglicherweise einen gezielten Auftrag erfüllen sollte.

„Diese Art Information ist nutzlos, es sei denn, ein institutioneller oder finanzieller Kontakt hat daran Interesse“, erklärte Raffaele Marchetti, Studienleiter für Digitale Revolution und Cybersecurity an der Luiss Guido Carli Universität in Rom gegenüber der „New York Times“.

Die Occhioneros streiten jede Beteiligung an der Cyber-Attacke ab. (CNA Deutsch)

Vatikan/KNA: Kardinal Müller zum Kardinalsbrief

Kardinal MüllerDie Nachrichtenagentur KNA berichtet hierzu folgendes:

Der Vatikan wird vorerst nicht auf den Brief von vier Kardinälen antworten, die vom Papst mehr Klarheit im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen fordern. Die Glaubenskongregation handele und spreche „mit der Autorität des Papstes“ und könne sich „am Streit der Meinungen nicht beteiligen“, sagte ihr Präfekt, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, am Donnerstag im CIC-Interview in Rom.

Müller verwies darauf, dass der Brief an den Papst persönlich gerichtet sei. Dieser könne allerdings die Glaubenskongregation „ad hoc beauftragen, den Meinungsstreit zu schlichten“. Die Glaubenskongregation ist für alle Fragen der kirchlichen Glaubens- und Sittenlehre zuständig.

Der Präfekt der Glaubenskongregation rief zu einer Versachlichung der Debatte über das päpstliche Schreiben „Amoris laetitia“ auf. „Im Moment ist es für jeden von uns wichtig, sachlich zu bleiben und sich nicht in eine Polarisierung hineintreiben zu lassen oder sie gar noch anzuheizen“, sagte Müller.

Klärung zu wiederverheirateten Geschiedenen

Zum strittigen Punkt selbst, ob nach „Amoris laetitia“ wiederverheiratete Geschiedene in begründeten Einzelfällen zur Kommunion zugelassen werden dürfen, äußerte sich Kardinal Müller in dem Interview nicht direkt. Er betonte jedoch, dass dieses Schreiben nicht so interpretiert werden dürfe, als seien frühere Aussagen von Päpsten und der Glaubenskongregation nicht mehr gültig. Ausdrücklich nannte er die offizielle Antwort der Glaubenskongregation auf das Hirtenschreiben der drei oberrheinischen Bischöfe von 1993 zum Kommunionempfang von wiederverheirateten Geschiedenen. Darin lehnte Kardinal Joseph Ratzinger als damaliger Präfekt der Kongregation den Vorstoß der Bischöfe ab, den Betreffenden in Einzelfällen den Kommunionempfang zu ermöglichen.

Unauflöslichkeit der Ehe als Lehrgrundlage für Pastoral

Die Unauflöslichkeit der Ehe müsse die „unerschütterliche Lehrgrundlage für jede pastorale Begleitung“ sein, betonte Müller. Zugleich wolle Franziskus allen, deren Ehen und Familien sich in einer Krise befinden, helfen, „einen Weg in Übereinstimmung mit dem immer gnädigen Willen Gottes zu finden“.

Müller wies zudem Berichte über angebliche Grabenkämpfe im Vatikan zurück. Gerüchte und Stereotypen vom „Machtkampf hinter den Kulissen oder den ‘hohen Mauern des Vatikans’ zwischen Reformern und Bremsern“ zeigten nur, „wie das Denken und Wahrnehmen von Machtkategorien verdorben sind“. Es gehe um „den Sieg der Wahrheit und nicht um den Triumph der Macht“. (Original kna bei rv)