Kassandra-Rufe: Kardinal Zen, China und der Vatikan

Zwischen dem Vatikan und dem kommunistischen Regime der Volksrepublik China könnte es bald zu einer Einigung in grundsätzlichen Fragen kommen. Das schreibt der Erzbischof von Hongkong, Kardinal John Tong Hon, in einem Aufsatz für seine Kirchenzeitung. Beide Seiten hätten sich in zwei Jahren sechs Mal getroffen, und eine gemischte Arbeitsgruppe habe grundsätzliche Lösungen für alle heiklen Fragen erarbeitet, angefangen bei der Frage der Bischofsernennungen.

Für Kardinal Tong kommt es jetzt darauf an, dass sich Peking wie Rom die gefundenen Lösungen zu eigen machen. Dazu sei „gegenseitiges Vertrauen“ nötig.

Tongs Vorgänger als Erzbischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, warnt dagegen so wortgewaltig wie hartnäckig vor einer Annäherung des Heiligen Stuhls an China. Er fürchtet, dass sich der Heilige Stuhl über den Tisch ziehen lässt. Zen gibt zu verstehen, dass der Vatikan aus seiner Sicht die Durchtriebenheit seiner kommunistischen Gesprächspartner unterschätzt.

„Es ist mir schon klar, dass ich eine Minderheiten-Meinung vertrete“, so Zen in einem auf Youtube verbreiteten Interview. „Ich muss aber sagen, dass ich nun mal besondere Erfahrungen gemacht habe – das können nicht alle von sich behaupten. Ich bin Chinese, geboren in Shanghai (einem großen Bistum), und auch wenn ich das Bistum schon in jungen Jahren verlassen habe, habe ich doch vieles von dort aufgesogen; die Salesianer waren dort sehr aktiv, und in unserer Gemeinschaft herrschte eine tiefreligiöse Atmosphäre.“

„Ich habe gesehen, wie sie ihre Bischöfe behandeln“

Auch von Hongkong aus habe er immer viele Kontakte nach Festland-China hinein unterhalten, auch als dort das kommunistische Regime ans Ruder kam, sagt Kardinal Zen, der Jahrgang 1932 ist und dem Salesianerorden angehört. „Wir haben viele Brüder, die zur sogenannten Untergrundgemeinschaft gehören, weil sie von Anfang an diese Regierungspolitik der Unabhängigkeit (von Rom) verweigert haben. Und dann haben wir hier von Hongkong aus, das China am nächsten liegt, immer noch Beziehungen unterhalten, auch wenn das während der Kulturrevolution schwierig war. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, sieben Jahre lang in den Priesterseminaren der sogenannten offiziellen Gemeinschaft zu unterrichten – direkt nach den Ereignissen vom Tienanmen-Platz.“ Damit meint der Kardinal die gewaltsame Niederschlagung des Studentenaufstands von Peking im Juni 1989.

„Zwischen 1989 und 1996 habe ich in sieben Seminaren unterrichtet, habe also sechs Monate pro Jahr in China verbracht. Ich konnte alles mit eigenen Augen sehen. Ich selbst bin immer sehr freundlich empfangen und behandelt worden: Sie wussten es zu schätzen, dass in einem Moment, wo alle China verließen, ich hineinwollte. Aber ich habe gesehen, wie sie ihre Bischöfe behandeln – Bischöfe der offiziellen Kirche. Und das kann ich nicht aus meinem Gedächtnis löschen, weil ich das selbst erlebt habe.“

Alles, was er seither aus Festland-China höre und sehe, bestätige ihn in seinem Eindruck, dass das, was er damals erlebt habe, heute dort immer noch Wirklichkeit sei. Er glaube ganz und gar nicht daran, dass das Pekinger Regime sich in irgendeiner Weise um einen Ausgleich mit dem Vatikan bemühe – eher im Gegenteil.

Kardinal Zen: Peking will in Wirklichkeit stärkere Kontrolle

„Ich glaube, dass dieses Wissen, das ich habe, selten ist: Nicht alle konnten diese Erfahrungen machen. Und dieses Wissen lässt mir keine Hoffnung, es lässt mir keinen Grund zu Optimismus, was das Regime betrifft. Und ich füge hinzu: Auch die neuesten Geschehnisse und Ansprachen auf den großen Kongressen, die sie abhalten, die Worte der Regierung unter dem neuen Führer Xi Jinping – alles geht genau in die entgegengesetzte Richtung! Die wollen doch noch mehr einschränken, noch mehr kontrollieren. Welche Hoffnung soll es denn dann geben, dass die Regierung Zugeständnisse an die katholische Kirche machen könnte? Sie kontrolliert alle Religionsgemeinschaften immer stärker – und da soll sie ausgerechnet der katholischen Kirche mehr Freiheit lassen? Nein. Ich weiß nicht – sie hat gar keinen Grund dazu!“

Der Vatikan könne dem Regime in Peking so gut wie nichts bieten, das habe schon alles, nämlich die „komplette Kontrolle der offiziellen Kirche auf nationalem Level“. „Vielleicht hoffen sie ja, dass der Vatikan jetzt auch der Untergrundgemeinschaft sagt, der Regierungslinie zu folgen? Vielleicht ist es ja das, worauf sie rechnen? Jedenfalls bin ich angesichts dieser Erfahrung pessimistisch und glaube auch, Grund zum Pessimismus zu haben, zu Ängsten und Befürchtungen. Das zu sagen, scheint mir meine Pflicht zu sein, weil ja die Vorsehung mir eine besondere Gelegenheit gegeben hat, das kommunistische Regime wirklich kennenzulernen.“

Leider hätten „nicht viele Menschen diese Erfahrung“ gemacht, sagt der Kardinal noch einmal. Papst Johannes Paul II. habe gewusst, was Kommunismus und Nationalsozialismus bedeuten; „auch Papst Benedikt, in geringerem Ausmaß“. „Aber ich habe Angst, dass einige in der Römischen Kurie nicht diese Sensibilität haben – denn ein totalitäres Regime ist furchtbar! Im Vergleich zu diesen wirklichen Totalitarismen war der von Mussolini Rosenwasser…“

Hintergrund

Der Vatikan und Peking haben seit 1951 keine diplomatischen Beziehungen mehr. Hauptstreitpunkt beider Seiten ist die Ernennung von Bischöfen; Peking bestreitet dem Papst das Recht, frei Bischöfe zu ernennen, das sei eine Einmischung in innere Angelegenheiten des Landes. 1957 entstand auf Veranlassung des Regimes die sogenannte „Patriotische Vereinigung“ zur Kontrolle einer offiziell geduldeten katholischen Kirche. 2007 schrieb der damalige Papst Benedikt XVI. einen Brief an die Katholiken in China. Papst Franziskus hofft auf eine Einigung mit Peking; sein Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat früher schon einmal eine bahnbrechende Einigung des Vatikans mit dem Regime von Vietnam ausgehandelt. (rv)

Vatikan/China: Keine Kenntnis von illegalen Bischofsweihen

Greg BurkeDer Heilige Stuhl hat keine Kenntnis von angeblichen Bischofsweihen in China ohne Einwilligung des Vatikans. Das geht das einer Mitteilung des Pressesprechers Greg Burke von diesem Montag hervor. Der Heilige Stuhl reagiere mit dieser Mitteilung auf hartnäckige Nachrichten, dass in der Volksrepublik in den vergangenen Wochen mehrere illegale Bischöfe geweiht worden seien. „Der Heilige Stuhl“, so die Erklärung wörtlich, „hat keine Weihe autorisiert, noch ist er offiziell von solchen in Kenntnis gesetzt worden.“ Eventuelle illegale Weihen stellten eine „schwerwiegende Verletzung“ der kanonischen Regeln dar, wird in der Erklärung betont. Für eine Bewertung der mutmaßlichen Fälle brauche man zunächst verlässliche Informationen, stellte der Vatikansprecher klar.

Die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China sind delikat. Neben einer regimenahen und staatlich zugelassenen „Patriotischen Vereinigung der Katholiken Chinas“ gibt es eine sogenannte „christliche Untergrundkirche“, die sich in Gemeinschaft mit dem Papst versteht. Die „patriotischen Christen“ können mit staatlicher Erlaubnis aktiv sein. Gegen die anderen Katholiken kommt es dagegen regelmäßig zu staatlichen Sanktionen. Aktuell bestehen keine offiziellen bilateralen diplomatischen Beziehungen. (rv)

Weihbischof von Shanghai: Vatikan war „nicht direkt informiert“

ChinaDer Vatikan hat keinerlei direkte Kenntnis von den Beweggründen des Weihbischofs von Shanghai, Ma Daqin, sich zur Katholischen Patriotischen Vereinigung zu bekennen. Das erklärte der Pressesprecher des Heiligen Stuhls, Pater Federico Lombardi, auf Nachfrage von Journalisten. Der Vatikan habe selbst nur aus der Presse und dem Blog des Bischofs selbst von seinen Äußerungen erfahren, die eine klare Kehrtwende gegenüber seinem viel beachteten öffentlichen Austritt aus der offiziellen katholischen Vereinigung Chinas darstellen.

Bei seiner Bischofsweihe im Jahr 2012 hatte er angekündigt, aus der patriotischen Vereinigung austreten zu wollen. Direkt im Anschluss wurde er durch die chinesischen Behörden zu Hausarrest in seinem Seminar verurteilt, die Diözese Shanghai von Verwaltern geleitet. Beobachter hatten geargwöhnt, der Vatikan könnte aus politischem Interesse mit der öffentlichen Revidierung von Ma Daqins Austritt in Verbindung stehen. Dies weist der Pressesprecher klar zurück. Pater Lombardi wörtlich: „Jede Spekulation zu einer angeblichen Rolle des Heiligen Stuhls ist unangebracht”. Der Papst folge jedoch der persönlichen sowie kirchlichen Situation von Ma Daquin mit großer Aufmerksamkeit, genauso wie er die Situation aller Katholiken in China im täglichen Gebet präsent habe, erklärte Pater Lombardi.

Hier finden Sie unsere Nachricht vom 18.06.2016, in der wir von dem Blogeintrag des Weihbischofs berichtet hatten. (rv)

Kardinal Zen fordert China auf, Christenverfolgung zu stoppen

Kardinal ZenHONG KONG – Der emeritierte Bischof von Hong Kong, Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, hat die Regierung Chinas aufgefordert, die Verfolgung von Christen zu beenden und das Recht auf Religionsfreiheit zu gewähren.

Bei einer einfachen Demonstration von circa 100 Personen am Sonntag, den 24. April, vor den Verwaltungsgebäuden Hong Kongs hat der kirchliche Würdenträger gesagt „dass wir es nicht als selbstverständlich ansehen können, dass wir diese Verfolgung erleiden. Wir dürfen nicht untätig bleiben. Wenn wir schweigen, sind wir Mittäter.“

Am gleichen Tag hat die diözesane Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in Hong Kong die Beendigung einer Kampagne verkündet, in der man sich an Papst Franziskus wendet, damit er für die Religionsfreiheit und das Ende der Verfolgung in China bete.

Die Petition, die in der Diözese 800 Unterschriften gesammelt hat, fordert die Regierung auf, dass sie aufhören solle, die Kreuze von den Kirchen zu entfernen und bittet den Papst, für zwei verschwundene Bischöfe zu beten.

In Erläuterungen gegenüber UCAnews.com erklärte der Kardinal, er hoffe, „der Papst könne die Kampagne gegen die Entfernung der Kreuze und für die verschwundenen Bischöfe in sein tägliches Gebet aufnehmen.“

Die Autoritäten haben seit Ende 2013 mindestens 1700 Kreuze entfernt.

Die katholische Gemeinde ist darüber hinaus besorgt um das Schicksal der beiden Bischöfe aus der Provinz Hebei: Monsignore James Su Zhimin, der 84 Jahre alt ist, sowie der 95-jährige Monsignore Cosmas Shi Enxiang.

„Diese beiden Bischöfe haben mehr als die Hälfte ihres Lebens im Gefängnis verbracht. Und sie sind vor 15 bis 18 Jahren auf gewaltsame Weise verschwunden“ heißt es in der Petition.

Die katholische Kirche in China

China erlaubt das Praktizieren des Glaubens nur in der Chinesischen Katholisch-Patriotischen Vereinigung, die der kommunistischen Partei in China untersteht – und lehnt die Autorität des Vatikan bei der Ernennung der Bischöfe und deren Leitung ab. Die papsttreue katholische Kirche ist nicht komplett im Untergrund, auch wenn sie beständig verfolgt wird.

Die diplomatischen Beziehungen zwischen China und dem Vatikan wurden 1951 unterbrochen, nachdem die Kommunisten an die Macht gekommen waren und die ausländischen Kleriker ausgewiesen hatten.

Im Dezember 2010 hatte die Ernennung eines ordentlich geweihten Bischofs als Präsident der Vereinigung, während einer Versammlung, an der romtreue Priester und Bischöfe zwangsweise teilnehmen müssen, eine Distanzierung zwischen Vatikan und China verursacht.

Seither hat der Heilige Stuhl versucht, sich den Autoritäten der Regierung des asiatischen Riesen anzunähern.

Zwischen 201 und 2015 erlaubte China die Weihe von zwei Bischöfe, die vom Vatikan anerkannt werden; das hat eine gewisse Annäherung gebracht.

Im August 2014 schickte Papst Franziskus ein Telegramm an den Präsidenten Chinas, während er mit seinem Flugzeug auf der Reise nach Südkorea den chinesischen Luftraum durchquerte. Er drückte darin seine guten Wünsche aus und gab dem Land seinen Segen.

Die Tatsache, dass der Papst die Erlaubnis erhalten hatte, den chinesischen Luftraum zu durchfliegen, wurde als eine kleiner Schritt nach vorne bewertet. Papst Johannes Paul musste bei seinen Asienreisen diesen Raum noch meiden. (CNA Deutsch)

Die „Kultur-Diplomatie“ der Apostolischen Bibliothek

Erzbischof BruguèsOffizielle diplomatische Beziehungen zwischen China und dem Heiligen Stuhl gibt es zwar noch nicht, ein kultureller Austausch zwischen den beiden Staaten besteht allerdings durchaus. Das zeigt eine Initiative der Apostolischen Bibliothek, die in Zusammenarbeit mit der Volksrepublik derzeit eine Ausstellung organisiert.

Auf Einladung einer der wichtigsten Universitäten Chinas war der Bibliothekar und Archivar der Apostolischen Bibliothek, Jean-Louis Bruguès, vor Kurzem in Peking. Am Mikrofon von Radio Vatikan berichtet der Kurienerzbischof über das aktuelle Projekt:

„Wir bereiten gerade eine ungewöhnliche Ausstellung für das Jahr 2017 vor, vielleicht für den Sommer, um dem chinesischen Publikum die chinesischen Handschriften zu präsentieren, die sich derzeit in der Vatikanischen Bibliothek befinden. China hat uns darum gebeten, sie digitalisieren zu können. Ich habe dazu allerdings eine Bedingung gestellt, nämlich eine gemeinsame Ausstellung des Heiligen Stuhles und des kommunistischen China zu organisieren – auch wenn es noch keine diplomatischen Beziehungen gibt. Wir planen also eine Wanderausstellung, die in Peking, Shanghai und noch einer dritten Stadt gezeigt werden soll.“

Kultureller Austausch jenseits religionspolitischer Differenzen – das ist in gewisser Weise typisch für das vatikanisch-chinesische Verhältnis. Bestes Beispiel dafür ist der China-Missionar Matteo Ricci, der sich im China des 16./17. Jahrhunderts durch unaufdringliche Annäherung und respektvollen Kulturaustausch die Gunst des chinesischen Kaisers erwarb und in der Volksrepublik bis heute als ein „Kulturbotschafter“ des Westens verehrt wird. In genau dieser Optik sieht Kurienerzbischof Bruguès auch heute die Funktion der Kultur.

„Als Kulturdiplomatie: Die Hauptaufgabe der Kultur ist meiner Meinung nach, Brücken zwischen den Zivilisationen zu bauen. Und wenn es noch keine diplomatischen Beziehungen gibt, können wir also Beziehungen durch Kultur schaffen. Die Kultur ist sozusagen als das Bemühen des Menschen zu verstehen, sich der Wahrheit anzunähern, dem Schönen und dem Guten. Wir können also eine gemeinsame Anstrengung der Zivilisationen beobachten, und dieses Bemühen ist eine sehr wichtige Brücke. Die Vatikanbibliothek ist so gesehen ein Kulturinstrument des Katholizismus in der Welt, um die Völker einander anzunähern.“

Natürlich unterhalte die Vatikan-Einrichtung viele Kontakte zu anderen nationalen Bibliotheken in aller Welt, berichtet Erzbischof Bruguès. Intensiv sei die Zusammenarbeit etwa mit Japan, und immer wieder mal greife man Bibliotheken in osteuropäischen Ländern wie Bulgarien, Rumänien und Mazedonien unter die Arme, was die Ausbildung und Schulung von Personal betreffe. Derartige Kollaborationen seien dem Papst sogar zusätzliche Investitionen wert, verrät Bruguès – wohingegen der Heilige Stuhl doch ansonsten derzeit nur vom Sparen spricht:

„Als ich dem Papst die Situation (dieser osteuropäischen Länder, Anm. d. Red.) erklärte, hat er sich sehr interessiert gezeigt und unserer Bibliothek zwei weitere Kräfte zugestanden, die dieses Personal (aus Osteuropa, Anm.) empfangen und zu dessen Ausbildung im Bereich der Katalogisierung und der Restaurierung beitragen sollen. Diese Länder sind orthodox – es gibt da also eine nicht nur technische, sondern auch kulturelle und religiös-ökumenische Dimension.“

Auch in Richtung Lateinamerika strecke die Apostolische Bibliothek ihre Fühler aus, so der Kurienerzbischof weiter: „In gleicher Weise bemühen wir uns um Beziehungen zu lateinamerikanischen Bibliotheken, insbesondere zu Kuba, einem weiteren kommunistischen Land, sowie zu Chile – wir haben den Rektor der Universität von Santiago vor ein paar Monaten empfangen – und vielleicht zu Costa Rica.“ (rv)

China: Situation der Christen ist vielen nicht ausreichend bewusst

ChinaAm vergangenen Freitag wurde der Gebetstag für die Christen in China begangen. Papst Franziskus hatte im Vorfeld zu Gebet für die Glaubensbrüder in dem kommunistisch geprägten Land aufgerufen und am Donnerstag einen Tweet abgesetzt, in dem er die chinesischen Christen in neun Sprachen dem Schutz der Muttergottes von Sheshan anvertraute. An ihrem Festtag hatte Papst Benedikt XVI. im Jahr 2007 den Gebetstag für die oft bedrängten Christen Chinas eingeführt. Wie es um die Christen aktuell in China steht, erklärt Savio Hon Tai-Fai, der Sekretär der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, im Interview mit Radio Vatikan:

„Die verschiedenen Gemeinschaften haben große Schwierigkeiten, ihre katholische Identität zu behalten. Ich spreche hierbei nicht nur von der Untergrundkirche, sondern auch von der offiziell durch den chinesischen Staat anerkannten. Die zweite Schwierigkeit betrifft die Religionsfreiheit, denn die Mehrheit der Katholiken verehrt den Papst und hat den Wunsch nach Gemeinschaft mit dem Nachfolger des Apostels Petrus. Doch dieser Wunsch, auch eine sichtbare Verbindung mit dem Papst zu haben, wird beschnitten."

Der Gebetstag wurde von Papst Benedikt eingeführt, um die Situation der Christen in China ins Bewusstsein der anderen katholischen Gemeinschaften zu rücken und den Chinesen selbst gleichzeitig die Gewissheit zu vermitteln, dass ihre Glaubensbrüder weltweit an sie und ihre schwierige Situation denken. Der Tag sei vor allem aus zwei Gründen wichtig, so der Sekretär der Missionskongregation:

„Der erste ist die Gemeinschaft mit der Kirche, die nicht auf einen Ort beschränkt ist; die Gemeinschaft betrifft die Universalkirche und in diesem Zusammenhang hat Papst Franziskus eine wichtige Rolle. Das zweite, was uns dieser Tag vermittelt, ist die Wichtigkeit des Gebetes."

Wie sehr die chinesischen Katholiken die Einrichtung eines eigenen Gebetstages für sie schätzen, geht aus den Worten des italienischen PIME-Missionars Gianni Criveller hervor. Er lebt und wirkt seit 23 Jahren in China:

„Meiner Ansicht nach handelt es sich um einen sehr wichtigen Termin, sehr wertvoll, auch wenn der Universalkirche die gravierende Situation der katholischen Kirche in China noch nicht ausreichend bekannt und bewusst ist. Für die chinesischen Katholiken hingegen ist dieser Tag besonders bedeutsam, seit Benedikt ihn im Jahr 2007 eingerichtet hat. Er konzentriert sich vor allem auf das Nationalheiligtum von Sheshan in Shanghai."

Insbesondere im Marienmonat Mai träfen sich im Heiligtum der Muttergottes von Sheshan, dem wichtigsten Marienwallfahrtsort Chinas, zahlreiche Katholiken aus den beiden katholischen Kirchen, die es im Land gibt. Bereits die Existenz dieser zwei Kirchen macht die schwierige Situation der chinesischen Katholiken deutlich: sie sind aufgespalten in eine offizielle, staatstreue Kirche und in eine Untergrundkirche. Doch diese Unterschiede zerfließen angesichts des Gebetstages für die Christen, der der Einheit der Kirche in China und der Universalkirche gewidmet ist und an dem sich die Gedanken aller Katholiken, so der Missionar, dem Heiligtum zuwendeten. (rv)

Editorial Lombardi: Besondere Weihnachtsgrüsse an China

Pater LombardiChina ist nicht nur als immer einflussreicheres und bevölkerungsreichstes Land der Erde zu betrachten, sondern auch als Wegbereiter für Frieden und Solidarität in der Welt. Das sagt Vatikansprecher Federico Lombardi in seinem wöchentlichen Editorial für Radio Vatikan. Der Papst habe deshalb in seiner Weihnachtsbotschaft – neben den Krisenherden in Nahost – auch die Volksrepublik erwähnt, so Lombardi.

„Vielleicht waren viele von dieser Erwähnung überrascht, aber die Nennung Chinas zeigt, wie bewusst und realistisch der Blick des Papstes und der Kirche auf den Weg der Menschheit gerichtet ist. Man sollte China nicht nur aus der üblichen Perspektive der Macht betrachten, sondern aus Sicht des Friedens und der Solidarität, zum Wohl jenes edlen Volkes und der ganzen Welt, wie der Papst unermüdlich wiederholt.“

Man dürfe die Religionen nicht mit Argwohn betrachten, so Lombardi weiter. Der Glaube sei nicht dazu da, um zu trennen oder sich von außen in innere Angelegenheiten einzumischen, fügt der Jesuitenpater an.

„Vielmehr sind Religionen positive spirituelle Kräfte, die sich um das Allgemeinwohl kümmern möchten. In diesem Sinne hat der Vatikan stets die katholische Gemeinschaft in China im Blick gehabt, wie der Papst auch immer wieder betont hat. Wird es im neuen Jahr in dieser Hinsicht Fortschritte geben? Wir hoffen es.“

Der König des Friedens komme für alle. Das gelte also genauso für kleine wie für große Völker. Wenn der Frieden gesucht werde, könnten die Großen keine Bedrohung für die Kleinen sein, so Lombardi. Der Papst habe in diesem Jahr seine Weihnachtsgrüße in 65 Sprachen ausgesprochen, doch in diesen seien auch alle anderen tausende von Sprachen auf der Erde inbegriffen. Denn die Friedensbotschaft des Papstes sei nicht einem einzelnen Volk gewidmet, sondern der gesamten Menschheit. (rv)

Vatikan: Bischof Ma Daquin immer noch unter Hausarrest

„Bezüglich der Lage des Bischofs von Shanghai, Ma Daquin, hat der Heilige Stuhl auch keine anderen Informationen, als das, was aktuell von den Medien berichtet wird." Dies sagte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi am Dienstag in einer Pressemeldung. Seit einigen Monaten steht Daquin nach Informationen der Nachrichtenagentur „Asianews" in China unter Hausarrest. Sichere Informationen zu seiner Lage gibt es nicht. Lombardi verwies in diesem Zusammenhang auf einen Artikel von Kardinal Filoni, der vor einiger Zeit in der Zeitschrift „Tripod" veröffentlicht wurde. Dort heißt es: „Die Situation in China bleibt weiterhin schlimm. Einige Bischöfe oder Geistliche werden isoliert oder ihrer persönlichen Freiheit beraubt – so wie es kürzlich dem Bischof von Shanghai, Ma Daquin, geschehen ist, weil er seine ganze Zeit der Seelsorge widmen wollte." Filoni wirft in dem Text außerdem die Frage auf: „Ist es angesichts von mangelnder Religionsfreiheit und starken Einschränkungen nicht Aufgabe der ganzen Kirche, den Glauben zu verteidigen und denen eine Stimme zu verleihen, die keine haben?" (rv)

Vatikan/China: Unerlaubt geweihter Bischof ist exkommuniziert

Im Fall der jüngsten Bischofsweihe in Harbin ohne das Einverständnis des Papstes hat der Heilige Stuhl die Exkommunikation für den neuen Bischof bestätigt. Die vatikanische Missionskongregation hatte den Priester Yue Fusheng „bereits vor einiger Zeit" darüber informiert, dass er „keine Billigung als Bischofskandidat" habe, heißt es in einer Erklärung des Heiligen Stuhles an diesem Dienstag. Er sei „mehrmals" gebeten worden, von einer Weihe Abstand zu nehmen. Laut Kirchenrecht ist ein Bischof, der ohne Auftrag des Papstes – also aus katholischer Sicht illegal – geweiht wird, automatisch exkommuniziert. Die Bischöfe, die an der unerlaubten Weihe in Harbin teilnahmen, müssen dem Vatikan nun ihr Verhalten erklären, heißt es in der Note weiter. Ausdrücklich lobte der Heilige Stuhl das Verhalten jener chinesischen Katholiken, die für ein Nichtzustandekommen der unerlaubten Weihe gebetet und gefastet hatten. Alle Gläubigen in China seien dazu aufgerufen, die Lehre und die Tradition der Kirche, die „auf dem Fels des Petrus und seiner Nachfolger gegründet" ist, zu verteidigen. Ebenfalls positiv äußerte sich die Erklärung aus dem Vatikan über die – vom Papst angeordnete – Ordination des Weihbischofs von Shanghai. Allerdings sei die Teilnahme eines Bischofs, der nicht in Einheit mit dem Heiligen Stuhl steht, an dieser Zeremonie „unangemessen" gewesen und zeige „einen Mangel an Sensibilität" für eine legitime Bischofsweihe. (rv)

Kardinal Filoni: „Evangelisierung ist nicht das Werk einsamer Schiffer“

Das Jahr des Glaubens, die Bischofssynode zur Neuevangelisierung, der 50. Jahrestag zur Eröffnung des II. Vatikanischen Konzils und Anstrengungen für die Kirche in China – das sind nach den Worten von Kardinal Fernando Filoni die hervorstechendsten Themen für die Kirche in diesem Jahr. Der Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker äußerte sich am Montagabend in seiner Eröffnungsansprache zur Jahresversammlung der nationalen Leiter der Päpstlichen Missionswerke, die derzeit in Rom stattfindet. Dabei betonte er, dass die Evangelisierung „nicht das Werk einsamer Schiffer" sei, sondern den „Weg des Volkes Gottes begleite". Man müsse im Jahr des Glaubens „eine neue Epoche der Evangelisierungstätigkeit einweihen", die durch „die Wiederaneignung unseres Glaubens" und das „authentische Zeugnis des Lebens" geschehe, so der Kardinal wörtlich. Die Jahresversammlung der Leiter der Päpstlichen Missionswerke findet noch bis zum 12. Mai im Exerzitienhaus der Salesianer in Rom statt. (rv)