Kardinal Marx: Konstruktive und kritische Impulse vom Papst

Kardinal MarxGespräche auf Augenhöhe mit dem Papst, aber auch kritische Anmerkungen an die Kirche in Deutschland: Wenn die Bischöfe heute nach ihrem Ad Limina Besuch zurück in ihre Bistümer kommen, dann nehmen sie eine ganze Reihe von Impulsen und Anregungen mit. Davon ist Kardinal Reinhard Marx überzeugt, im Gespräch mit Radio Vatikan berichtete er vom Ablauf der Besuche.

Die Begegnung mit dem Papst sei aber für alle das absolute Highlight gewesen, so Marx, und zwar nicht nur weil es der Papst sei, sondern vor allem wie er die Gespräche geführt habe. „In welcher Atmosphäre es stattgefunden hat, mit welchem Wohlwollen, in welcher Brüderlichkeit, aber auch mit welchem Freimut. Das war glaube ich sehr beeindruckend für die Bischöfe, dass ein solches Gespräch stattgefunden hat.“ Besonders mit dem Papst, aber nicht nur mit ihm, seien es Begegnungen auf Augenhöhe gewesen.

Und dabei kamen auch kritische Dinge auf den Tisch, gerade auch in der Schlussansprache nennt Papst Franziskus kritische Punkte der deutschen Kirche. Das sei etwas, „was Aufgabe des Papstes ist, auch grundsätzliche Punkte und auch auf kritische Punkte hinzuweisen. Warum sollten wir zusammen kommen, wenn wir uns nur gegenseitig loben und nicht auch mal aus der Sicht des einen und des Anderen kritische Punkte nennen?“ Natürlich habe es auch Begegnungen in Dikasterien gebeben, wo heftig diskutiert wurde, wo es Einzelthemen gibt, die nicht einfach zu lösen sind, etwa mit Blick auf die Liturgie oder andere Fragen. Auch in der Schlussansprache fallen starke Worte, etwa das von der „Erosion des Glaubens“ in Deutschland. „Das ist ja etwas, was die gesamte Kirche im Westen betrifft, ich würde sogar sagen weltweit. Der Papst spricht hier etwas an, was uns seit Jahren beschäftigt. Er weist uns darauf hin, sagt uns, dass wir das nicht vergessen sollen, wenn auch die Antwort darauf nicht so ganz einfach ist. Es geht eben darum, wie wir in einer säkularen Welt und einer offenen Gesellschaft das Evangelium heute verkünden ohne die traditionellen Stützen, die es über Jahrhunderte auch in Deutschland gegeben hat.“

Eine weitere Anmerkung des Papstes bezog sich auf den katholischen Charakter der vielen sozial-karitativen Einrichtungen, auch das etwas, was ein längerfristiges Thema der Bischöfe ist, so Kardinal Marx. „Wie oft haben wir in der Bischofskonferenz unsere vielfältigen Institutionen diskutiert, all das, was wir haben: Wie können wir das immer wieder vom Glauben her prägen? Das ist das, was uns seit vielen Jahren umtreibt. Deswegen empfinde ich diesen konstruktiv kritischen Impuls als angebracht.“

Es sei nun die Aufgabe der Bischöfe, zu sehen, welche Impulse aus den Gesprächen in den einzelnen Dikasterien, mit dem Papst und aus der Papstansprache zu ziehen seien. „Ich denke wir werden sowohl die Gespräche in den Dikasterien, die Gespräche, die die einzelnen Gruppen mit dem Papst hatten, wie auch die Schlussansprache sehr genau auswerten. Das ist jetzt unsere Aufgabe, das jetzt nicht einfach hinzunehmen, sondern zu schauen, was an Impulsen gegeben ist. Das ist für uns selbstverständlich, dass wir uns damit intensiv beschäftigen werden.“ (rv)

Parolin: Legitim, den Aggressor zu stoppen

Kardinal Pietro ParolinSchüsse und Explosionen gibt es auch fünf Tage nach den schrecklichen Attentate in Paris weiter. In den frühen Morgenstunden an diesem Mittwoch wurden nach einem Polizeieinsatz mindestens fünf Verdächtige im Pariser Vorort St. Denis verhaftet. Sie würden nun vernommen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Während der Razzia hatte sich eine Frau in die Luft gesprengt. Einer Augenzeugin zufolge dauerte der Schusswechsel über eine Stunde; nach Angaben französischer Medien gab es mindestens einen weiteren Toten.

Kardinal Parolin: Legitim, Aggressor zu stoppen

Geschockt reagieren etliche Kardinäle auf die Nachrichten aus der französischen Hauptstadt. Die Attentate seien „absolut zu verurteilen“, sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.

„Der Heilige Stuhl betont, wie es ja auch schon Papst Franziskus mehrmals getan hat, dass es legitim ist, einen ungerechten Aggressor zu stoppen. Wie jedoch die internationale Staatengemeinschaft am besten vorgehen sollte, das muss gemeinsam geklärt werden. Ein Staat hat aber das Recht, seineBürger zu v erteidigen. Andererseits muss ein Staat auch dafür einstehen, dass ein Klima des Vertrauens und des Dialogs entsteht. Das sind Lösungsansätze, die man sicher nicht in kurzer Zeit erfüllen kann, doch sie sind wichtig für eine künftige Welt in Frieden.“

Niemand könne heute ausschließen, dass weitere Anschläge in Europa oder spezifisch im Vatikan verübt werden könnten, so Parolin weiter. Sicherheit werde im Vatikan großgeschrieben, aber dies bedeute nicht, Panik zu schüren. Das gelte auch für die Papstreise nächste Woche in die afrikanischen Länder Kenia, Uganda und vor allem Zentralafrikanische Republik, so Parolin. „Die drei Etappen sind fix. Die letzte – also Zentralafrikanische Republik – werden wir kurzfristig vor Ort noch abklären“, sagt der Kardinalstaatssekretär.

Kardinal Müller: Vorurteile überwinden

Für den Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, handelt es sich bei den Anschlägen in Paris um einen „Moment, der alle sehr bedrückt“. Auf Facebook sagte er wörtlich:

„Manchmal wird dann gesagt, das ist ein religiöser Hintergrund für Gewalt, aber in Wirklichkeit ist ja Religion die Verbindung zu Gott – zu Gott, der uns Menschen erschaffen hat, der uns liebt, der uns zu Brüdern und Schwestern macht. Er ist der Gott des Lebens und der Liebe und der Wahrheit, und er ist absolut dagegen, dass wir Menschen uns gegenseitig umbringen und uns sogar noch auf seinen Namen berufen.“

In einer solchen Lage sei es wichtig, dass alle zusammenstünden, „dass wir alle Feindschaften gegeneinander, alle Vorurteile überwinden“, so Kardinal Müller weiter. „Dass wir verstehen: Wir sind Brüder und Schwestern vor Gott. Auch die Unterschiede im Glauben müssen dazu führen, dass wir uns wechselseitig noch mehr verstehen lernen, wechselseitig helfen, dass wir aber als Christen auch besonders diesen Weg der Zuneigung, der Solidarität und der Liebe miteinander gehen. Dazu möchte ich alle einladen, dass wir uns darauf besinnen, dass Jesus Christus gekommen ist zu uns Menschen. Er ist der Sohn Gottes, er hat unser menschliches Leben geteilt; er hat auch so viel erlitten, ja am Ende hat man ihn sogar ans Kreuz geschlagen als einen Verbrecher, als einen Aufrührer gekreuzigt; aber er ist von den Toten auferstanden und hat uns Menschen Hoffnung gegeben, und daraus leben wir in unserem christlichen Glauben. Das ist der Weg, den wir gehen: der Weg der Liebe und der Verständigung, der Überwindung des Leidens und nicht des Zufügens von Leid anderen Menschen gegenüber.“

Kardinal Marx: Gegen Gewaltspirale

Mit Blick auf Paris warnt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, vor einer Gewaltspirale. Gewalt werde nicht durch Gewalt überwunden, sagte Marx in Freising, bevor er zum Ad Limina-Besuch nach Rom reiste. Dies bedeute nicht, dass man sich nicht verteidigen dürfe, doch die Gewalt der Verteidigung werde nie die Erlösung bringen. Rettung gebe es nur durch die Kraft der Liebe. Marx äußerte sich in einer Predigt zur Jugendkorbinianswallfahrt im Freisinger Mariendom am Wochenende. (rv)

D: Kirchenasyl richtet sich nicht gegen staatliche Ordnung

Kardinal MarxDie deutschen Bischöfe halten grundsätzlich am Kirchenasyl fest. Das bekräftigte Kardinal Reinhard Marx an diesem Donnerstag in Hildesheim. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz berichtete vor Journalisten über die gerade zu Ende gegangene Vollversammlung der Konferenz; sie hat diese Woche zum ersten Mal überhaupt in Hildesheim getagt.

„Die Bischöfe haben dabei einhellig die Auffassung vertreten, dass eine sehr ins Grundsätzliche gehende Debatte schlecht geeignet ist, um Antworten auf konkrete Probleme zu finden. Nochmals halten wir fest, dass sich das Kirchenasyl nicht gegen die rechtsstaatliche Ordnung richtet – im Gegenteil! – und die Kirche kein Sonderrecht für sich beansprucht. Wenn christliche Gemeinden Asylbewerber aufnehmen, so geschieht dies vielmehr, damit in einem konkreten Einzelfall die Rechtslage und rechtliche Ermessensspielräume noch einmal ausgelotet werden, um humanitären Härten oder sogar der Gefahr von Menschenrechtsverletzungen nach einer Abschiebung vorzubeugen."

Immer müsse „in Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden nach einer Lösung gesucht werden", so Kardinal Marx. Das gelte auch bei geplanten Abschiebungen in andere EU-Länder. Auf Nachfrage von Journalisten äußerte sich der Erzbischof von München und Freising dann auch mit einer gewissen Schärfe:

„Bestimmte Argumente wenigstens zulassen! Dass man nicht sagt ‚Es gibt ein Gesetz, und nach diesem Gesetz muss er sterben!‘ Das sagt der Hohepriester Kaiaphas… Die Folgen sind Ihnen bekannt! Und das kann nicht – „fiat iustitia, pereat mundus", das ist nicht die Regel des wirklichen Rechts!"

Zum 50-Jahr-Jubiläum des Abschlusses des Zweiten Vatikanischen Konzils planen die deutschen Bischöfe bei ihrer Herbst-Vollversammlung in Fulda einen Festakt. Dieser soll am letzten Tag der Beratungen stattfinden; in den kommenden Wochen werden die Inhalte für diesen Tag festgelegt. Am 11. und 12. September 2015 wiederum soll in Würzburg mit einem letzten Gesprächsforum auch der Dialogprozess innerhalb der deutschen Kirche zu Ende geführt werden.

„Es geht darum, dass von Würzburg ein kraftvolles Zeichen für die Kirche in Deutschland ausgehen soll und der angestoßene und bewusst bis zu diesem Jahr terminierte Gesprächsprozess in geeigneter Weise weitergeht. Sobald das Programm und die thematische Ausrichtung stehen, werden wir darüber informieren."

In Finanz- und Vermögensfragen stellen die deutschen Bistümer künftig volle Transparenz in Aussicht. Sie spürten, dass die entsprechenden Bemühungen etwa im Erzbistum Köln „von der Öffentlichkeit positiv aufgenommen werden". Ein geistliches Wort zur Gefängnisseelsorge aus dem Jahr 2006 wollen die Bischöfe aktualisieren, die Arbeit an einer Ökumenischen Sozialinitiative setzen sie fort, zur Bedeutung und zum Profil katholischer Schulen starten sie einen Nachdenkprozess.

Marx äußerte sich im Namen der deutschen Bischöfe auch zu einigen internationalen Fragen. Mit Blick auf die Ukraine verurteilte er „die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Russland und das fortgesetzte militärische Engagement der Russischen Föderation auf dem Staatsgebiet der Ukraine".

„Das Verhalten Russlands beschädigt und gefährdet die Friedensordnung in Europa. Es ist deshalb unannehmbar und trifft zurecht auf harte Reaktionen der europäischen Länder und der USA. Zugleich ist es unerlässlich, dass alle Spielräume für eine Deeskalation des Konflikts und eine Minderung der gefährlichen Spannungen genutzt werden. Die deutschen Bischöfe begrüßen daher die Initiative Deutschlands und Frankreichs, die zu neuen Vereinbarungen geführt hat (Minsk II). Alle Konfliktparteien haben die Verpflichtung, das von ihnen unterzeichnete Abkommen einzuhalten und so auf eine friedliche Entwicklung hinzuarbeiten." (rv)

Münchner Präventionsprojekt wird in Rom fortgeführt

EB_M_Erzbistum München und FreisingUmzug von München nach Rom: Das E-Learning-Projekt „Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch“ des Zentrums für Kinderschutz hat seine Pilotphase in München abgeschlossen; es wechselt an die Päpstliche Universität Gregoriana in Rom. Darüber informierten am Mittwoch in München Kardinal Reinhard Marx, der Erzbischof von München und Freising, sowie Pater Hans Zollner. Der Jesuit ist Präsident des Zentrums für Kinderschutz und des Instituts für Psychologie der Päpstlichen Universität Gregoriana – und er ist sehr zufrieden mit dem bisher Geleisteten.

„Die Bilanz ist sehr gut! Wir haben ein E-Learning-Programm, eine Internet-gestützte Lernplattform, aufgesetzt mit Hilfe des Universitätsklinikums Ulm, und wir haben es mit 714 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus zehn Ländern mit elf Projektpartnern ausprobieren können. Die Rückmeldungen sind insgesamt sehr positiv, und deshalb geht es jetzt weiter! Wir übersiedeln also zum Ende dieses Jahres, vom 1. Januar an, nach Rom an die Gregoriana, wo wir dann das Projekt weiter ausdehnen und vertiefen wollen.“

Das Zentrum für Kinderschutz war vom Institut für Psychologie der Gregoriana in Kooperation mit der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm und mit Unterstützung der Erzdiözese München und Freising Anfang 2012 in München eröffnet worden. Es soll durch internetgestützte Qualifizierungsangebote Priester, Diakone, pastorale Mitarbeiter, Religionslehrer sowie Ehrenamtliche und Katecheten weltweit für die Problematik sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen und sexualisierter Gewalt zu sensibilisieren und in ihrer Handlungskompetenz zu stärken.

Pilotphase des Zentrums für Kinderschutz abgeschlossen

„Die einzelnen Lerneinheiten umfassen Dinge wie z.B.: Was muss ich tun, wenn ich merke, dass ein Kind komisch reagiert und ich vermuten kann, dass da eine Art von Missbrauch, auch ein sexueller Missbrauch, vorliegt? Wie soll ich mich dem Kind gegenüber verhalten? Was muss ich tun, um es zu schützen? Mit wem sollte ich sprechen, und was ist die Rechtslage dabei? Ein anderer Bereich ist das, was die Rechtslage in der Kirche betrifft: Welche kirchenrechtlichen Vorgehensweisen gibt es da? Dann der ganze Bereich der kindlichen bzw. jugendlichen Entwicklung, Emotionen, Sexualität; und schließlich Kultur und Kindheit. Wir arbeiten ja bewußt in vielen Ländern mit sehr vielen unterschiedlichen Kulturen und wollen da auch helfen, dass jeweils verstanden wird, was die Kultur für einen Einfluss darauf hat, wie ein Kind reagiert, wie es sich Nähe wünscht oder Distanz braucht, wo die Grenzen sind und wie man als Erwachsener damit umgehen kann.“

Auf Deutsch, Englisch, Spanisch und Italienisch hat das Zentrum zertifizierte Online-Schulungen durchgeführt; an dem Projekt beteiligt sind Psychologen, Kinder- und Jugendpsychiater, Pädagogen, Philologen, Theologen und Mediendesigner. Unter den Teilnehmern waren bisher – das überrascht vielleicht auf den ersten Blick – viel mehr Frauen als Männer. Dazu Pater Zollner:

„Das ist ganz einfach deshalb so, weil im kirchlichen Bereich – Schulen, Kindergärten, Altenheime – der Frauenanteil insgesamt deutlich höher ist. Vierzig Prozent Männeranteil bei der Beteiligung an diesem Kurs ist, ehrlich gesagt, schon ziemlich viel, wenn man bedenkt, dass Männer in diesen Bereichen deutlich weniger vertreten sind.“

Die Erzdiözese München und Freising hat das Zentrum für Kinderschutz in seiner dreijährigen Pilotphase mit insgesamt 651.000 Euro unterstützt. Das Projekt wird auch nach seiner Übersiedlung nach Rom weiterhin von der Erzdiözese mit 500.000 Euro auf fünf Jahre unterstützt, versprach Kardinal Marx an diesem Mittwoch. Pater Zollner schweben derweil schon ein paar Änderungen für die römische Zukunft vor:

„Das Programm ist so, wie es jetzt ist, ein gewissermaßen sehr deutsches Programm; es ist sehr akademisch aufgehängt, sehr anspruchsvoll. Es setzt etwa voraus, dass man Grundlagentexte von 25 Seiten liest, dazu kommen dann noch Einführen, Fragen, eine Auswertung usw. dazu. Das heißt: Wir merken, dass in einigen Ländern das akademische Niveau bzw. die intellektuelle Kapazität nicht gereicht hat, um an dem Programm auch wirklich dranzubleiben und es ganz durchzuführen, auch bis zum Ende: Sonst hätten wir auch deutlich mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer gehabt, die das Programm auch abschließen! Und es ist uns klar, dass wir auch eine andere Ebene von Emotionalität mit in das Programm bringen müssen, denn bei diesem Thema kann es nicht nur darum gehen, dass ich mich intellektuell schule, sondern dass ich tatsächlich auch gewissermaßen betroffen bin davon, emotional berührt – und deswegen auch die Geduld aufbringe, an dem Thema dranzubleiben, ohne es einfach wieder fallenzulassen.“ (rv

Synode: „Die Lehre der Kirche wird nicht verändert, aber sie entwickelt sich“, sagt Kardinal Marx

Kardinal MarxEine „ideale Realität von Ehe und Familie“, die die Kirche zurückerobern müsse, hat es zu keinem Zeitpunkt gegeben. Das hat Kardinal Reinhard Marx vor den Bischöfen und anderen Teilnehmenden an der vatikanischen Bischofssynode zur Familie betont. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz stellte sich nach dem ersten Arbeitstag der Synode am Montagabend der Presse. Seine eigene Wortmeldung in der Synodenaula zusammenfassend, sagte Marx, Ehe und Familie seien geschichtlich betrachtet „immer eine Herausforderung“ gewesen.

„Wir sollten den Unterton vermeiden, es habe irgendwann eine ideale Realität von Ehe und Familie gegeben. Das ist eine Sicht, die ein bisschen Requonquista-mäßig ist. Wir müssen wiedergewinnen, was wir mal hatten. Das ist eine falsche Sicht, eine ungeschichtliche Sicht.“

Vielmehr müsse man „jetzt in dieser Zeit“ das Evangelium von der Familie mit den Menschen von heute „neu erarbeiten, neu entdecken“ – und „nicht nur etwas Altes entdecken“. Dazu gehöre auch ein Überdenken der moralischen Bewertungen: „Das Menschen heute moralisch schlechter wären, das ist doch nicht wahr“, so der Kardinal.

„Die Lehre der Kirche ist kein statisches Gebilde. Kardinal Kasper hat das so schön gesagt, aber da könnte man auch Benedikt XVI. zitieren und viele andere: die Wahrheit ist kein System, sondern eine Person. Eine Person, die mitgeht und mit der wir im Gespräch sind mit den Realitäten unseres Lebens.“

Kardinal Marx warnte vor einer zu apodiktischen Betonung der Tatsache, dass die katholische Lehre auf keinen Fall verändern würde. „Die Lehre wird nicht verändert, aber die entwickelt sich.“ Eine Absetzung der Pastoral von der Lehre werde einer echten Pastoral nicht gerecht.

Die vom Papst angesprochene Offenheit

Er habe den ersten Tag der Synode als „Mut machend“ erlebt und in der Aula eine „Atmosphäre der Offenheit“ wahrgenommen, fuhr Kardinal Marx fort. Die Bandbreite der Beiträge sei sehr weit gewesen. Geäußert hätten sich „aber auch viele, die klar gemacht haben, dass sie ein pastorales Interesse haben, dass sie die Realitäten der Menschen wahrnehmen. Das Stichwort Barmherzigkeit ist sehr oft gefallen. Insofern bin ich ganz zufrieden.“

In der Frage der Akzeptanz homosexueller Paare von Seiten der Kirche – ein weiterer neuralgischer Punkt aus Sicht der Ortskirchen im Westen – sprach Kardinal Marx von einer gewissen Dynamik.

Homosexuelle dürfen nicht ausgegrenzt werden. Und ich kann ja nicht sagen, dass in einer homosexuellen Beziehung vielleicht die über Jahrzehnte geht und treu gelebt wird, ich habe ja solche Leute erlebt – ich kann nicht sagen, das ist alles nichts. Nur weil es eine homosexuelle Beziehung ist. Das ist ein bisschen zu stark. Das sind Dinge, die wir genauer anschauen müssen. Einfach alles über einen Kamm scheren, das kann man nicht.

Kardinal Marx, der bei der Versammlung der Bischofssynode die deutsche Bischofskonferenz vertritt, ging auch auf die Besonderheiten des synodalen Prozesses ein, den Papst Franziskus begonnen habe. Der Weg müsse ein öffentlicher Weg sein, so der Kardinal, die Öffentlichkeit gehöre zu den Beratungen dazu, das müsse allen Synodenteilnehmern klar sein. So wolle man mit dem Abschlusstext, der während der Beratungen erstellt werde, einen Impuls in die Ortskirchen geben, damit diese dann in dem Jahr bis zur kommenden Synode im Herbst 2015 darüber sprechen könnten. In der deutschen Bischofskonferenz habe man sich bereits Gedanken dazu gemacht, wie dies organisiert werden könne, so Marx.

Die im Vorfeld der Versammlung geführten Debatten hätten in der Aula – zumindest am ersten Tag – keine Rolle gespielt. Hier war es vor allem um die Frage der wiederverheirateten Geschiedenen und die Frage ihrer Zulassung zu den Sakramenten gegangen. Insgesamt sei die Debatte aber viel breiter verlaufen. Man sei sich klar darüber, dass das nicht nur ein europäisches Problem sei, aber gleichzteitig träten auch weitere Problemanzeigen hinzu. Es sei ihm ein besonderes Anliegen, dass auch über die Auswirkungen von Armuut beziehungsweise des Kapitalismus auf die Familien gesprochen würde. (rv)

Kardinal Marx: Den Papst nicht instrumentalisieren

Kardinal Marx„Der Franziskus-Effekt ist ohne Zweifel da“ – so beschreibt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, den Einfluss von Papst Franziskus auf das katholische Leben in Deutschland. Mit anderen Worten: Die Begeisterung über den neuen Papst ist nach wie vor riesig. Die „überwältigende Mehrheit der Katholiken“ spüre diesen „Rückenwind“ und wolle „nach vorne“ gehen, sagte Marx an diesem Freitag gegenüber Radio Vatikan auf dem Katholikentag in Regensburg. Es herrsche der Eindruck einer Kirche vor, „die gute Zeichen für die Zukunft gibt“, so der Kardinal, der einer der engsten Berater des Papstes ist.
Marx warnte jedoch auch davor, Franziskus zu instrumentalisieren – wenn etwa Worte des Papstes „gegen andere benutzt werden“: „Franziskus will, dass wir gemeinschaftlich Kirche sind“, betonte Marx. Er wolle „keinen Bruch mit der Vergangenheit“, sondern „möglichst viele auf die Reise nach vorn einladen“, wolle eine „Dynamik des Gemeinsamen voranbringen“. Ein Beispiel dafür könne der Katholikentag sein.
Nach der kommenden Weltbischofssynode zur Ehe- und Familienpastoral gefragt betonte Marx: „Da geht es nicht um bestimmte Positionen“. Die Frage der Ehe und Familie sei in der Weltkirche eine „gemeinsame Sorge“, denn „die auf die Ehe gegründete Familie“ sei die „Kernzelle des gesamten gesellschaftlichen Lebens“. (rv)

EU-Wahl: „Die Kirche ist eine überzeugte Europäerin“, sagt Kardinal Marx

Kardinal MarxKatholische Gläubige können niemals Nationalisten sein. Das sagte Kardinal Reinhard Marx im Gespräch mit Radio Vatikan. Der Präsident der Kommission der EU-Bischofskommission COMECE und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz meinte mit Blick auf die an diesem Donnerstag begonnenen Wahlen zum EU-Parlament, „Kritik an einzelnen politischen Entwicklungen“ in Europa sei immer möglich, gleichzeitig aber sei das europäische Anliegen, „für eine bessere Welt, für alle Menschen“ einzustehen, weiterhin ein großes Ziel, „.wo man sich auch als Christ gut engagieren kann“. Gudrun Sailer sprach mit Kardinal Reinhard Marx.

Herr Kardinal, ist die Kirche eine überzeugte Europäerin?

„Das glaube ich schon. Von Anfang an, seit das Projekt einer Einigung Europas nach dem Zweiten Weltkrieg Fahrt aufgenommen hat, war die Kirche positiv unterstützend tätig. Pius XII. hat es von Anfang an unterstützt, und auch die Päpste danach. Europa ist auch ein besonderer Kontinent, einmal durch die schreckliche Geschichte des 20. Jahrhunderts, die Ereignisse auf dem christlichsten Kontinent überhaupt, daher auch die besondere Herausforderung an einen europäischen Christen, an einem Europa mitzuarbeiten, das für Frieden und Versöhnung steht. Es kommt hinzu, dass die Kirche ein besonderes Verhältnis zu Europa hat, das ist der Kontinent, wo das Evangelium sich intensiv verbreitet hat seit 2000 Jahren, wo das Christentum und der Glauben eine prägende Kraft entfaltet haben, da gibt es einfach eine besondere Beziehung, auch wenn die Kirche natürlich nicht auf Europa beschränkt ist.“

Weniger eindeutig ist, ob auch alle katholischen Gläubigen überzeugte Europäer und Europäerinnen sind. EU-Skepsis herrscht quer durch alle Lager, und oft gehen in den Parteien Raus-aus-der EU-Tendenzen auch mit nationalistischen Tendenzen Hand in Hand, wie zum Beispiel in Österreich sichtbar. Was würden Sie katholischen Wählern in einer solchen Lage empfehlen?

„Wahlempfehlungen soll ein Bischof eigentlich nicht abgeben. Zunächst geht es darum, dass man zur Wahl überhaupt geht. Und als katholischer Christ kann man nicht nationalistisch sein, das geht ja gar nicht. Denn wir sind ja in dem Glauben, dass Jesus der Bruder aller Menschen ist, dass jeder Mensch, ob nun Deutscher, Franzose, Afrikaner, Mann oder Frau, schwarz oder weiß, arm oder reich, krank oder gesund, Bild des lebendigen Gottes ist. Wir sind eine Menschheitsfamilie. Das heißt nicht, dass wir auch patriotisch sein können. Das ist selbstverständlich, wir stehen zu unserer Heimat, aber nationalistisch kann ein katholischer Christ nicht sein. Er muss immer auch an die anderen denken und an ihre Interessen, ihre Lebensmöglichkeiten. Wir können ja nicht sagen, wir glauben an das Gebot von Jesus, liebe deinen Nächsten wie dich selbst, und dann im Verhältnis der Völker dieses Liebesgebot nicht im Blick behalten. Aber da müssen wir immer neu uns auf den Weg machen. Ich würde sagen, eine Kritik an Europa ist immer möglich, und man kann an einzelne politische Entwicklungen Kritik üben und muss sich da einmischen. Ich glaube aber gar nicht, dass eine große Mehrheit der Menschen der Ansicht ist, man soll das Ganze europäische Projekt stoppen und aus der europäischen Union hinausgehen – das ist doch eine Minderheit.“

Der SPD-Kandidat für die EU-Wahlen Martin Schulz hat eine neue Kreuz-Debatte vom Zaun gebrochen; es ging um die Präsenz christlicher Symbole im öffentlichen Raum. Sind solche Debatten eigentlich hilfreich – und gehen sie die EU als Staatenbund etwas an?

„Herr Schulz hat das schon sehr relativiert und zurückgenommen, was ich auch erwartet habe; denn natürlich ist das nicht Sache der Europäischen Union. Bewusst haben wir uns dafür entschieden, und das unterstütze ich gerade auch als Präsident der COMECE, dass wir vor allem das Verhältnis von Kirche und Staat, die gewachsenen Traditionen, in den Ländern, auch der Präsenz des Religiösen in den verschiedenen Ländern, dass das Sache der einzelnen Staaten bleibt und dass man respektieren muss, dass dort unterschiedliche Traditionen sind. Insofern habe ich mich über die Debatte ein wenig gewundert, das ist nicht Kompetenz der europäischen Union, und so soll es auch bleiben.“

2012 hat die EU den Friedensnobelpreis erhalten. Die Begründung war, die EU sei der entscheidende Faktor dabei gewesen, dass aus Europa, das ein Kontinent der Kriege war, einen Kontinent des Friedens wurde. Das ist einerseits offenkundig, andererseits scheinen immer mehr Menschen in Europa blind für die Errungenschaften der europäischen Einigung. Warum?

„Errungenschaften sind nie für immer da. Das ist ja manchmal auch die Versuchung der politischen Rede, zu sagen, schaut auf das, was wir erreicht haben. Für die nächste Generation ist immer neu zu begründen, warum man in einer Union ist. Aber natürlich ist die EU eine Versammlung von freien Völkern. Es ist zum ersten Mal in der Geschichte so, dass sich Menschen, Völker, Staaten frei entscheiden, sich zu binden, aneinander zu binden ohne Gewalt, und damit gleichzeitig auch sagen, wir wollen ein Beitrag sein für eine friedliche Welt, für Versöhnung, für Welthandel, für Austausch von Gütern, Dienstleistungen und Kultur. Das ist ein Projekt ohne Vergleich in der Menschheitsgeschichte. Das muss aber immer neu begründet werden. Und das kann man auch im Blick auf die aktuelle Situation durchaus tun. Man merkt, dass das nicht selbstverständlich ist, eine solche Vision, eine solche Idee. Dass wir keine Bedrohung sein wollen für andere in der Welt, sondern dass wir ein Beitrag sein wollen für eine bessere Welt, für alle Menschen. Ich halte das weiterhin für ein großes Ziel und ein Ziel, wo man sich auch als Christ gut engagieren kann.“

Sie sind einer der engsten Berater von Papst Franziskus, dem ersten nicht-europäischen Papst seit ungefähr 1.300 Jahren. Im Pontifikat Papst Benedikts spielte das Thema Europa für den Heiligen Stuhl noch eine zentrale Rolle – und unter Franziskus?

„Im ersten Jahr muss der Papst sich mit vielen Dingen beschäftigen, und natürlich kann man nicht einfach erwarten, dass ein lateinamerikanischer Papst, der jetzt allerdings auch Bischof von Rom ist, also Europäer geworden ist, sich auch um die europäischen Angelegenheiten kümmert. Dass er einen anderen Zugang hat, ist denke ich selbstverständlich. Aber dafür sind wir ja alle gerufen. Der Papst ist nicht allein gerufen, das was in der Kirche auf der Tagesordnung steht voranzubringen. Das ist eine Gemeinschaft. Deshalb hat er diesen Rat der acht Kardinäle nach Rom berufen um zu sagen, wir wollen mit dem Blick der gesamten Kirche auf das Thema Kurienreform, auf das weitergehen der Kirche schauen. Deshalb beruft er die Synoden ein und sagt, ja gut, wir haben etwa zum Thema Ehe und Familie, auch in den westlichen Ländern, in West- und Osteuropa, in Amerika wir haben verschiedene Probleme, aber es gibt auch noch andere Völker und Kontinente, die zu dem Thema etwas zu sagen haben. Ich glaube schon, dass wir positiv sagen sollten, nicht: was macht der Papst jetzt mit uns, wo bleiben wir Europäer, sondern er weitet unseren Blick auf das Gesamte der Welt. Und das ist eine gute Perspektive. Er übersieht Europa nicht, aber er sagt auch, nun schaut mal auf die ganze Welt, ihr seid ein Teil der ganzen Welt – ich finde das richtig.“ (rv)

D: Kardinal Marx neuer Vorsitzender der Bischofskonferenz

Kardinal MarxKardinal Reinhard Marx ist der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Die in Münster versammelten Bischöfe wählten ihn an diesem Mittwoch ins Amt. Damit wird der 60 Jahre alte Marx Nachfolger von Erzbischof Robert Zollitsch, dem emeritierten Erzbischof von Freiburg. Aus Altersgründen konnte Zollitsch nicht wieder zur Wahl antreten.

Kardinal Marx ist Erzbischof von München und Freising, daneben übt er mehrere Funktionen beim Heiligen Stuhl aus. So ist er Mitglied des Kardinalsrates des Papstes zur Kurienreform und seit einigen Tagen auch Koordinator des Rates des neuen vatikanischen Wirtschaftssekretariates. Ferner übt er den Vorsitz des Rates der europäischen Bischofskonferenzen COMECE in Brüssel aus. In einer ersten Stellungnahme nach seiner Wahl äußerte Marx, er werde künftig nicht alles selbst machen, sondern auch delegieren. Der Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz sei für ihn eine „neue große Herausforderung“, sagte er der versammelten Presse.

„Ich weiß, manche von Ihnen haben geschrieben: Wann soll der das alles noch machen, was er sich auf die Schultern legt? Aber es gibt gute Formen der Organisation, und man kann auch einige Aufgaben abgeben, man muss nicht alles behalten, man muss kein Sammler und Jäger sein von Posten und Aufgaben, man kann auch andere mit einbeziehen, und das werde ich in den nächsten Tagen gründlich überlegen.“

„Kein Sammler und Jäger von Posten“

Reinhard Marx stammt aus Westfalen. Nach seiner Zeit als Weihbischof in Paderborn und Bischof von Trier wurde er 2007 Erzbischof von München, im November 2010 erhob der Papst ihn in den Kardinalsstand. Dass die katholische Kirche Deutschlands in der Weltkirche und auch im Vatikan ihren Beitrag leistet, findet Kardinal Marx „richtig“.

„Wir haben einen Aufbruch durch Papst Franziskus, der muss sich auch bestätigen, denn vieles wird auf uns zukommen, was wieder zu neuen Problemen und Krisen führt. Das kann gar nicht anders sein in der Verkündigung des Evangeliums, in dem Weg der Kirche durch die Geschichte gibt es immer Turbulenzen, Neuaufbrüche, Korrekturen, Umkehr. Aber das, was Papst Franziskus in seinem Schreiben „Evangelii Gaudium“ gesagt hat, hat viele angesprochen, und das ist auch ein guter Orientierungsrahmen für das, was die katholische Kirche in Deutschland betrifft. Insofern ist es vielleicht ganz hilfreich, dass ich in engerer Verbindung stehe mit dem, was in Rom passiert. Ich will das eine nicht mit dem anderen vermischen, jedes Amt hat seine eigene Herausforderung und Aufgabe, aber es kann sich gut ergänzen.“

Den Prüfbericht der Bischofskonferenz über die Vorgänge in Limburg kennt Marx eigenen Angaben zufolge nicht. Er werde sich in die Sache einarbeiten. Was die Kirche in Deutschland derzeit brauche, sei Einheit, gerade angesichts einer vielfältigen Umgebung. Kardinal Marx:

„Wir sind vielfältig“

„Wir sind vielfältig. Wir werden nicht in überschaubare Lebensverhältnisse zurückkommen, aber in dieser Pluralität brauchen wir eine starke Stimme des Evangeliums. Alle Untersuchungen zeigen, dass ohne die konkrete sichtbare Gemeinschaft der Kirche der Glaube und die Stimme der Kirche in diesem Land schwächer werden. Deshalb müssen wir uns bemühen, glaubwürdig und authentisch auch diese konkrete, sichtbare katholische Kirche zu einer Stimme zu machen, die in diesem Land gehört wird.“

Die Wahl des Vorsitzenden war im fünften Wahlgang erfolgreich. Dazu war eine absolute Mehrheit erforderlich. Die ersten beiden Wahlgänge hätten hingegen zumindest eine Zweidrittelmehrheit erfordert. Es habe „viele“ geeignete Kandidaten gegeben, verriet der scheidende Vorsitzende Erzbischof Robert Zollitsch.
Nach der Wahl des Vorsitzenden wurde der Sekretär der Konferenz, Jesuitenpater Hans Langendörfer, von den Bischöfen in seinem Amt bestätigt. Auch Pressesprecher Matthias Kopp bleibt im Amt. (rv)

Laienrat: Spitze bestätigt, Mitglieder ausgetauscht

Kardinal RylkoPapst Franziskus hat eine Reihe von Ernennungen für den Päpstlichen Laienrat vorgenommen. Er bestätigte zunächst den Präsidenten und Sekretär des Rates, der polnische Kardinal Stanislaw Rylko und der deutsche Bischof Josef Clemens bleiben im Amt. Unter den neu ernannten Mitgliedern sind der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn und der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx. Den Wiener Kardinal Schönborn hatte Franziskus jüngst bereits in die Kardinalskommission zur Aufsicht über das vatikanische Geldinstitut IOR berufen. Kardinal Marx gehört auf Wunsch von Franziskus dem achtköpfigen Kardinalsrat an, der den Papst zur Kurienreform berät. Wie dessen Leiter, Kardinal Rodriguez Maradiaga, jüngst bekannt gab, plant Franziskus offenbar, den Laienrat zur Kongregation aufzuwerten.

Zusätzlich berief der Papst eine Reihe von Laien als neue Mitglieder in den Laienrat, so den Deutschen Hans Stapel, der in Brasilien die „Fazenda da Esperança“ gegründet hat, außerdem die litauische Religionswissenschaftlerin Irena Egle Laumenskaite, die libanesische Menschenrechtsaktivistin Jocelyne Khoueiry und den spanischen Medienfachmann Yago de la Cierva, Professor für Krisenkommunikation. Weitere neue Mitglieder des Laienrates sind die Kardinäle Angelo Scola, John Njue, Luis Antonio G. Tagle und Willem Jacobus Eijk, die Erzbischöfe von Mailand, Nairobi, Manila beziehungsweise Utrecht, außerdem der Präfekt der Ordenskongregation, Kardinal João Braz de Aviz, der Erzbischof von Philadelphia, Charles Joseph Chaput und der Erzbischof von Rio de Janeiro, Orani João Tempesta. Verstärkung bekommt der Laienrat weiter durch gut ein Dutzend neue Konsultoren aus aller Welt, darunter der Münsteraner Weihbischof Christoph Hegge.

Kardinal Stanislaw Rylko als Präsident und Bischof Josef Clemens als Sekretär sind beide seit 2003 im Amt. Als Untersekretär des Laienrates wirkt ebenfalls ein Priester, nämlich der Spanier Miguel Delgado Galindo.  (rv)

Beratungen zur Kurienreform wieder aufgenommen

Die acht Kardinäle des Rates, die im Auftrag des Papstes die Kurienreform vorbereiten, tagen wieder: In ihrer am Dienstag begonnenen zweiten Sitzungsrunde nehmen sie die einzelnen päpstlichen Behörden in den Blick. Als erstes beschäftigten sie sich mit der Liturgie- und Sakramentenkongregation, teilte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi am Dienstag der Presse mit. Papst Franziskus sei bei den bis einschließlich Donnerstag angesetzten Arbeitsgesprächen anwesend, mit Ausnahme des Mittwochvormittag, an dem die Generalaudienz stattfindet. Die Kardinäle, unter ihnen Reinhard Marx aus München, wünschten auch den neuen vatikanischen Staatssekretär zu begrüßen, informierte Lombardi; eine Miteinbeziehung von Erzbischof Pietro Parolin in die Beratungen sei aber nicht vorgesehen.

Nach der dritten Sitzungsperiode des Kardinalsrates am 17. und 18. Februar 2014 liegen möglicherweise genügend Reformvorschläge aus dem Kreis der Acht vor, die Papst Franziskus dem gesamten Kardinalskollegium vorstellen könne. Die Kardinäle aus der ganzen Welt treffen am 22. Februar in Rom zu einem Konsistorium zusammen. Damit sei aber kein Abschluss der Arbeit zur Kurienreform zu erwarten, so Lombardi. Dem Papst und dem Kardinalsrat gehe es nicht um bloße Verbesserungsvorschläge für das Bestehende, sondern um eine tiefgreifende Erneuerung der Kurie.
(rv)