Parolin soll zu Vatileaks 2 aussagen

Vatileaks II.Im Vatileaks-2-Prozess hat an diesem Montag erneut das Vatikantribunal getagt. Dabei wiesen die Richter zwei Anträge der Angeklagten Francesca Immacolata Chaouqui zurück. Die PR-Expertin hatte die Kompetenz des Gerichts bestritten und versucht, den Prozess an ein italienisches Gericht überweisen zu lassen. Chaouqui und weiteren Angeklagten, darunter zwei italienische Journalisten und ein spanischer Priester, wird der Diebstahl und die Veröffentlichung vertraulicher Vatikan-Unterlagen vorgeworfen.

Zugleich machte das Vatikantribunal den Weg zu einer Aussage der Kardinäle Pietro Parolin und Abril y Castellò frei. Die beiden italienischen Kardinäle gehören zu den Zeugen, deren Anhörung die Verteidigung Chaouquis beantragt hat. Parolin ist Kardinalstaatssekretär und einer der engsten Mitarbeiter des Papstes. Auch der Päpstliche Almosenverantwortliche, Erzbischof Konrad Krajewski, soll auf Wunsch ihrer Verteidiger aussagen. Der Skandaljournalist Gianluigi Nuzzi will zu seiner Verteidigung zwei bekannte italienische Journalisten in den vatikanischen Zeugenstand laden lassen.

„Kein Verbot von investigativem Journalismus“

Der Vatikan weist Befürchtungen u.a. aus der OSZE zurück, dass die Anklage gegen zwei Journalisten die Pressefreiheit gefährden könne. Das Tribunal wolle nur feststellen, ob die von den beiden Journalisten veröffentlichten Vatikan-Dokumente „auf korrekte Weise erworben“ worden seien, sagte der frühere Präsident des italienischen Verfassungsgerichts, Cesare Mirabelli, gegenüber Radio Vatikan. Wenn die Dokumente hingegen durch eine Straftat erworben wurden, dann könne das auch bestraft werden. „Das ist kein Verbot und keine Einschränkung der Recherche-Freiheit, weil auch investigativer Journalismus nicht einfach durch Straftaten an Dokumente herankommen darf“, so Mirabelli.

Papstsprecher Federico Lombardi bekräftigte, das vatikanische Strafjustizsystem garantiere „alle prozessualen Elemente“, die es in diesem Bereich gebe. Unschuldvermutung, Verteidigung und Begründung von Urteilen seien auch im Vatikan Standard. Allerdings sei es normal, dass im Vatikan tätige Anwälte auch in ein entsprechendes Register eingetragen werden müssten. „Es kann nicht überraschen, dass ein in Italien praktizierender Anwalt nicht automatisch auch im Vatikanstaat tätig werden kann, wie er das ja auch in Deutschland, Frankreich usw. nicht könnte“, so Pater Lombardi. (rv)

Vatikan: Klimaabkommen braucht ethische Orientierung

Kardinal Pietro ParolinKardinalstaatssekretär Pietro Parolin fordert ein Klimaabkommen, das eine klare ethische Orientierung für die Verteidigung der Menschenwürde bringt. Das sagte er bei der Klimakonferenz in Paris, COP-21, als Vertreter des Heiligen Stuhls. Er überbrachte eine Grußbotschaft von Papst Franziskus, der sich von einem „globalen“ Abkommen erhofft, „die Auswirkungen des Klimawandels zu lindern, die Armut zu bekämpfen und die Menschenwürde zum Blühen zu bringen“. Der Vatikan-Außenminister Paul Richard Gallagher betonte bereits im Vorfeld von COP-21, dass die Umweltenzyklika des Papstes, Laudato si, „unzählige Bezugspunkte“ für die Diskussionen am Klimagipfel biete.

Die Weltklimakonferenz, die von 30. November bis 11. Dezember in Paris stattfindet, sieht Papst Franzikus als letzte Chance der Menschheit, eine globale Umweltkatastrophe zu verhindern. Die Welt befinde sich an der Schwelle zum Selbstmord, sagte der 78-Jährige nach Abschluss seiner Afrika-Reise während des Rückflugs nach Rom. (rv)

Parolin: Legitim, den Aggressor zu stoppen

Kardinal Pietro ParolinSchüsse und Explosionen gibt es auch fünf Tage nach den schrecklichen Attentate in Paris weiter. In den frühen Morgenstunden an diesem Mittwoch wurden nach einem Polizeieinsatz mindestens fünf Verdächtige im Pariser Vorort St. Denis verhaftet. Sie würden nun vernommen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Während der Razzia hatte sich eine Frau in die Luft gesprengt. Einer Augenzeugin zufolge dauerte der Schusswechsel über eine Stunde; nach Angaben französischer Medien gab es mindestens einen weiteren Toten.

Kardinal Parolin: Legitim, Aggressor zu stoppen

Geschockt reagieren etliche Kardinäle auf die Nachrichten aus der französischen Hauptstadt. Die Attentate seien „absolut zu verurteilen“, sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.

„Der Heilige Stuhl betont, wie es ja auch schon Papst Franziskus mehrmals getan hat, dass es legitim ist, einen ungerechten Aggressor zu stoppen. Wie jedoch die internationale Staatengemeinschaft am besten vorgehen sollte, das muss gemeinsam geklärt werden. Ein Staat hat aber das Recht, seineBürger zu v erteidigen. Andererseits muss ein Staat auch dafür einstehen, dass ein Klima des Vertrauens und des Dialogs entsteht. Das sind Lösungsansätze, die man sicher nicht in kurzer Zeit erfüllen kann, doch sie sind wichtig für eine künftige Welt in Frieden.“

Niemand könne heute ausschließen, dass weitere Anschläge in Europa oder spezifisch im Vatikan verübt werden könnten, so Parolin weiter. Sicherheit werde im Vatikan großgeschrieben, aber dies bedeute nicht, Panik zu schüren. Das gelte auch für die Papstreise nächste Woche in die afrikanischen Länder Kenia, Uganda und vor allem Zentralafrikanische Republik, so Parolin. „Die drei Etappen sind fix. Die letzte – also Zentralafrikanische Republik – werden wir kurzfristig vor Ort noch abklären“, sagt der Kardinalstaatssekretär.

Kardinal Müller: Vorurteile überwinden

Für den Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, handelt es sich bei den Anschlägen in Paris um einen „Moment, der alle sehr bedrückt“. Auf Facebook sagte er wörtlich:

„Manchmal wird dann gesagt, das ist ein religiöser Hintergrund für Gewalt, aber in Wirklichkeit ist ja Religion die Verbindung zu Gott – zu Gott, der uns Menschen erschaffen hat, der uns liebt, der uns zu Brüdern und Schwestern macht. Er ist der Gott des Lebens und der Liebe und der Wahrheit, und er ist absolut dagegen, dass wir Menschen uns gegenseitig umbringen und uns sogar noch auf seinen Namen berufen.“

In einer solchen Lage sei es wichtig, dass alle zusammenstünden, „dass wir alle Feindschaften gegeneinander, alle Vorurteile überwinden“, so Kardinal Müller weiter. „Dass wir verstehen: Wir sind Brüder und Schwestern vor Gott. Auch die Unterschiede im Glauben müssen dazu führen, dass wir uns wechselseitig noch mehr verstehen lernen, wechselseitig helfen, dass wir aber als Christen auch besonders diesen Weg der Zuneigung, der Solidarität und der Liebe miteinander gehen. Dazu möchte ich alle einladen, dass wir uns darauf besinnen, dass Jesus Christus gekommen ist zu uns Menschen. Er ist der Sohn Gottes, er hat unser menschliches Leben geteilt; er hat auch so viel erlitten, ja am Ende hat man ihn sogar ans Kreuz geschlagen als einen Verbrecher, als einen Aufrührer gekreuzigt; aber er ist von den Toten auferstanden und hat uns Menschen Hoffnung gegeben, und daraus leben wir in unserem christlichen Glauben. Das ist der Weg, den wir gehen: der Weg der Liebe und der Verständigung, der Überwindung des Leidens und nicht des Zufügens von Leid anderen Menschen gegenüber.“

Kardinal Marx: Gegen Gewaltspirale

Mit Blick auf Paris warnt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, vor einer Gewaltspirale. Gewalt werde nicht durch Gewalt überwunden, sagte Marx in Freising, bevor er zum Ad Limina-Besuch nach Rom reiste. Dies bedeute nicht, dass man sich nicht verteidigen dürfe, doch die Gewalt der Verteidigung werde nie die Erlösung bringen. Rettung gebe es nur durch die Kraft der Liebe. Marx äußerte sich in einer Predigt zur Jugendkorbinianswallfahrt im Freisinger Mariendom am Wochenende. (rv)

Kardinal Parolin: Es braucht Umkehr im Vatikan

Kardinal Pietro ParolinDie jüngsten Enthüllungen über Misswirtschaft im Vatikan sind ein Angriff auf die Kirche, aber sie können positive Folgen haben. Das sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin im Gespräch mit Radio Vatikan. Er ortet eine „drückende Atmosphäre“ und eine gewisse Hysterie in der Berichterstattung über die vatikanischen Vorkommnisse. „Es sind Attacken auf die Kirche. Sie können sich aber zum Guten wenden, wenn wir sie mit jenem Geist der Umkehr und der Rückkehr zum Evangelium aufnehmen, die der Herr uns abverlangt.“ Umkehr bräuchten „wir alle und immer.“

Papst Franziskus hatte beim Angelusgebet öffentlich vor Tausenden Besuchern ausgesprochen, er werde an seinen Reformen festhalten. Auf die Frage, ob es dagegen im Vatikan Widerstände gebe, sagte Parolin, Änderungen seien immer schwierig, weil es eine gewisse Trägheit im Alltag zu überwinden gelte. Solche Widerstände als normal zu definieren, sei zu wenig, sie krankhaft zu nennen, sei zu viel: sie seien einfach präsent. Der Kardinalstaatssekretär sprach sich dafür aus, Widerstände dieser Art „konstruktiv anzugehen, sodass sie sich verändern können“. Im Grund hätten alle im Vatikan den Wunsch einer Änderung zum Besseren: „jene Besserung, um die der Papst selbst die Kurie gebeten hat“.

Kardinalstaatssekretär Parolin ist der „zweite Mann“ im Vatikan nach dem Papst. Franziskus hatte den erfahrenen Vatikan-Diplomaten im Oktober 2013 in dieses Amt berufen. Er löste Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone ab, der nach seiner Emeritierung unter anderem wegen der Größe seiner Privatwohnung im Vatikan in die Kritik geriet.

Vergangene Woche waren zwei Skandalbücher erschienen, die auf gestohlenen Dokumenten aus dem Vatikan basierten und Intransparenz und Misswirtschaft im Papststaat aufzeigten. Sie enthielten teils auch Abschriften vertraulicher Gespräche zwischen dem Papst und seinen engsten Mitarbeitern, die geheim mitgeschnitten und dem betreffenden Journalisten zugespielt wurden. Die aufgedeckten Missstände beziehen sich allerdings auf die Jahre vor 2014. Indirekt geht aus den beiden Büchern hervor, dass Papst Franziskus an der Kurienreform mit großer Entschlossenheit arbeitet.

Wer die Dokumente aus den Archiven gestohlen hatte, ist vorerst offen. Im Vatikan laufen dazu Ermittlungen. Zwei Mitarbeiter wurden nach Vatikan-Angaben festgenommen und verhört: der spanische Priester Lucio Angel Vallejo Balda und die italienische PR-Fachfrau Francesca Chaouqui. Vallejo Balda, der Sekretär der Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhles, ist nach wie vor in Haft. (rv)

Parolin: „Wenn, dann bald“

Bischofssynode 2015Am Anfang war das Konsistorium, am Ende wird wohl eine „Apostolische Exhortation“ stehen – oder? Keiner weiß, wie es nach der zweiten und letzten Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie jetzt weitergeht im synodalen Prozess. Der Papst ist am Zug – und hat sich noch nicht in die Karten schauen lassen. Was jetzt?, fragten wir am Mittwochabend Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.

„Die Synode hat in dem Moment, als sie ihre Schlusserklärung dem Papst übergab, ihm auch vorgeschlagen, sie doch in ein päpstliches Dokument zu überführen. So war das doch mit allen Synoden: Die Synodenväter bieten dem Papst eine Reihe von Reflexionen, von Schlussfolgerungen an, und dann macht sie sich der Papst durch ein Dokument zu eigen. Ich glaube, dass das auch diesmal so sein wird. Der Papst ist es, der entscheiden muss, was zu tun ist. Er hat schon eine Entscheidung getroffen, nämlich die, den Schlussbericht der Synode, der an ihn gerichtet war, zu veröffentlichen. Er wollte, dass der Bericht bekannt und verbreitet würde.“

Das hört sich ganz nach „the same procedure as every year“ an: nach einer „Postsynodalen Exhortation“ des Papstes also, die nächstes Jahr herauskommen dürfte. Das letzte, lehramtliche Wort zum Thema Ehe- und Familienpastoral, aufbauend auf dem Ratschluss der Synode, aber keineswegs an sie gebunden. Wie lange wird das denn dauern, bis dieser Text veröffentlicht wird? Parolin: „Ich weiß es nicht. Zunächst mal muss man abwarten, was genau der Papst tun will. Ich glaube allerdings nicht, dass es sehr lange bis zum Dokument dauern wird; solche Sachen muss man relativ schnell machen, sonst verlieren sie etwas an Kraft, an Eindruck. Also: Wenn der Papst sich dafür entscheidet, dann wird er das in relativ kurzer Zeit abfassen!“ (rv)

Papst fordert mehr Sorgfalt bei Vatikan-Personalpolitik

Kardinal Pietro ParolinPapst Franziskus hat in einem Brief an Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin die Kurie zu mehr Sorgfalt in der Personalpolitik aufgefordert. „Auch wenn die Kurienreform eine Übergangszeit ist, bedeutet das nicht, dass bestimmte Gesetze nicht gelten“, so der Papst wörtlich in dem Schreiben. Es gelte, insbesondere die Regulierungen für das Laienpersonal zu befolgen, um eine geordnete Arbeit der römischen Kurie und Institutionen und die auch wirtschaftlich gerechte Behandlung der Mitarbeiter sicherzustellen. Die Anstellung und Verlegung von Personal habe ausschließlich gemäß der zu vergebenden Stellen zu geschehen, mit der Erlaubnis des Staatssekretariats und unter Beachtung der vorgesehenen Abläufe und entsprechenden Gehaltsmaßstäbe.

Franziskus erinnerte daran, dass sowohl die Apostolische Konstitution „Pastor Bonus“ als auch die Allgemeine Regelung der römischen Kurie nach wie vor gälten. Sofern diese mit den eigenen Verordnungen vereinbar seien, gälten diese Regeln auch für das Governatorat des Vatikanstaats und die Institutionen des Heiligen Stuhls, auch wenn diese in Pastor Bonus nicht direkt erwähnt seien, mit Ausnahme des Instituts für die religiösen Werke.

Die Leiter der Dikasterien, der Büros und Einrichtungen der römischen Kurie, der Kommissionen und Ausschüsse der damit verbundenen Institutionen sowie des Governatorats, sollten darüber in Kenntnis gesetzt werden, so Franziskus. Der Papst forderte den Kardinalstaatssekretär dazu auf, darauf zu achten, dass die genannten Regeln eingehalten würden. (rv)

Singapur: Kardinal Parolin erinnert an Rolle der Kirche

Kardinal Pietro ParolinZwar sind nur drei Prozent der Bevölkerung Singapurs Katholiken, doch ihre Rolle in der Gesellschaft und Geschichte des Staates sind sehr wichtig. Das sagte der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei der letzten Etappe seiner Asienreise, die ihn nach Singapur führte. In der 50jährigen Geschichte Singapurs hätten die Katholiken viel zur Entwicklung des Staates beigetragen, sagte Parolin in seiner Abschiedsrede. Parolin betonte vor allem die vielen katholischen Laien, die hochqualifiziert seien und im technologischen oder medizinischen Bereich tätig seien. Diese seien nicht nur in weltlichen Bereichen dank der guten katholischen Bildung qualifiziert sondern auch spirituell gut ausgebildet, unterstrich Parolin. Der vatikanische Kardinalstaatsekretär war in den vergangenen Tagen neben Singapur auch in Osttimor und Indonesien. (rv)

Kardinalstaatssekretär: Abstimmung in Irland ist Niederlage

Kardinal Pietro ParolinDas Abstimmungsergebnis von Irland ist eine Niederlage für die Menschheit. Mit diesen Worten kommentierte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin gegenüber Radio Vatikan den Ausgang der Volksabstimmung zur gleichgeschlechtlichen Ehe in Irland. „Das Ergebnis hat mich sehr traurig gestimmt“, so der Kardinal am Rande der Tagung der päpstlichen Stiftung Centesimus Annus, die sich mit katholischer Soziallehre beschäftigt. „Natürlich muss die Kirche, wie es der Erzbischof von Dublin gesagt hat, sich dieser Realität stellen, aber nach meiner Ansicht muss sie es in dem Sinn tun, dass sie erneute Anstrengungen unternimmt, auch die Kultur von heute zu evangelisieren. Und ich denke, dass das nicht nur eine Niederlage der christlichen Prinzipien war, sondern auch ein wenig eine Niederlage der Menschheit.“

Angesprochen auf die noch offene Frage nach der Akkreditierung des Botschafters Frankreichs bestätigte Parolin, dass der Dialog noch offen sei. Medienberichten zufolge lehnt der Vatikan einen von der Pariser Regierung vorgeschlagenen Diplomaten ab, der homosexuell ist. Seine Nominierung wird diesen Berichten zufolge vom Vatikan im Zusammenhang mit der von Präsident Francois Hollande in Frankreich durchgesetzten gleichgeschlechtlichen Ehe gesehen. Gegen dieses Projekt hatten in Frankreich weite Teile der Gesellschaft, darunter auch katholische Gruppen, vergeblich protestiert.

Für mehr Solidarität mit Griechenland

Kardinal Parolin äußerte sich in Rom auch zur prekären Finanzlage Griechenlands. „Das ist eine Lage, die wirklich zu einer gewissen Destabilisierung (in Europa) führen könnte. Darum wünschen wir uns, dass man da so bald wie möglich zu einem Abkommen, zu einer Lösung findet.“ Einer seiner Mitarbeiter, Kurienerzbischof Silvano Maria Tomasi, wurde in Sachen Griechenland noch deutlicher: Der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei der UNO in Genf forderte mehr europäische Solidarität mit Athen. „Ein grundlegender Zug des Menschlichen ist es, sich mit anderen solidarisch zu fühlen, denn sie haben teil an dem, was uns ausmacht. Wenn wir von dieser Prämisse ausgehen, wird Solidarität zu einer auch politischen Strategie, die zum Wohle aller ganz operative, praktische Konsequenzen hat. Also: Wenn es ein Land gibt, das Probleme hat, dann schützen wir uns nicht, indem wir es isolieren. Wir schützen uns, indem wir Anteil an den Problemen des Landes, das in der Krise ist, nehmen und ihm helfen, die Probleme zu lösen!“ (rv)

Vatikan: „Es bedarf der Versöhnung“

Kardinal Pietro Parolin„Wir leben in einer gezeichneten und zerrissenen Welt und um eine friedliche Welt zu schaffen, bedarf es der Versöhnung." Das sagte der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei einem Treffen mit den Verantwortlichen der italienischen Katholischen Aktion am Samstag im Vatikan. Die Herausforderung für die Christen bestehe darin, so Parolin weiter, die Unterschiede zu vereinen. Die Welt sei auf der einen Seite mit der Säkularisierung, auf der anderen Seite mit der Manipulation der Religionen konfrontiert. Es bedürfe der Veränderung, auch innerhalb der Strukturen der Kirche. Parolin versprach den Verantwortlichen, dem Papst zu sagen, dass er auf die Verantwortlichen und alle Mitglieder von Azione Cattolica zählen könne. Das Treffen der Verantwortlichen endete am Palmsonntag mit der Teilnahme am Gottesdienst auf dem Petersplatz. (rv)

Kardinal Parolin: EU ist ein Friedensprojekt

Kardinal Pietro ParolinAls wär`s viel länger her: Erst am Dienstag letzter Woche ist Papst Franziskus in Straßburg vor dem EU-Parlament aufgetreten und hat der „Großmutter Europa“ neues Leben einzuhauchen versucht. Jetzt spricht der engste Mitarbeiter des Papstes, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, von seiner Hoffnung, dass Europaskeptiker sich vom europäischen Projekt überzeugen lassen.

„Ich hoffe, sie hören auf die Botschaft des Papstes. Das ist eine Botschaft, die sehr auf dem Wert des europäischen Projekts bestanden hat, auch im Licht der Resultate, die dieses Projekt ergeben hat. Natürlich sind wir im Moment in einer Periode der Schwierigkeiten, der Krise, der Ermüdung – aber man darf doch nicht übersehen, dass dieses europäische Projekt den Frieden und Wohlstand für viele Generationen bedeutet hat. Das sollte man den jungen Leuten noch stärker vermitteln. Wenn man das europäische Projekt auf Materielles und Bürokratisches reduziert, dann geraten die grundlegenden Werte aus den Augen, die Werte der Gründungsväter Europas. Trotz aller Schwächen der EU: Hier haben wir doch ein wichtiges Werkzeug, um für Europa den Frieden zu sichern, den Wohlstand und einen Platz in der Welt.“

Parolin sprach mit uns am Rand einer römischen Feier, bei der an hundert Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Großbritannien und dem Vatikan erinnert wurde. Auch mit Blick auf Europaskeptiker in Großbritannien sagt die Nummer Zwei des Vatikans:

„Die Welt ist heute komplizierter und konfliktträchtiger, als wir uns das nach dem Fall der Berliner Mauer vorgestellt haben. Das internationale Szenario hat sich stark verändert. Und darum ist es heute wirklich essentiell, miteinander zu reden und zu verhandeln, um dann die Probleme der Welt gemeinsam anzugehen.“ (rv)