Live beim Konsistorium dabei sein

Wir übertragen live und mit deutschem Kommentar das Konsistorium an diesem Samstag im Petersdom. Die Übetragung beginnt um 10.50 Uhr. Bei der Feier mit Papst Benedikt XVI. werden sechs neue Kardinäle kreiert. Um die Zeremonie mitzuverfolgen, müssen Sie auf den Link "VaticanPlayer" auf unserer Homepage (Radio Vatikan) klicken. (rv)

Caritas Internationalis zur Not syrischer Flüchtlinge

Assads Macht bröckelt, und Vorschläge für ein mögliches „Danach" werden immer hörbarer. So hatte der syrisch-orthodoxe Metropolit von Aleppo, Mar Gregorios Ibrahim, zuletzt einen umfassenden Friedensplan für Syrien vorgelegt. Von einem Neubeginn ist das bürgerkriegsgeschüttelte Syrien allerdings noch weit entfernt. Im Interview mit Radio Vatikan berichtet Laura Sheahan von Caritas Internationalis vom Schicksal zehntausender syrischer Flüchtlinge, die in die Nachbarländer Jordanien, Libanon und Türkei geflohen sind. Sheahan hat in den vergangenen Tagen dort Flüchtlingslager besucht.

„Die syrische Flüchtlingskrise hat sich im vergangenen Monat verschärft, die Zahl der Flüchtlinge hat zugenommen. Niemand hätte gedacht, dass es so schlimm werden würde. Wir arbeiten hart und mit Mühe daran, allen Menschen zu helfen, brauchen aber noch mehr finanzielle und andere Hilfen."

Nach offiziellen Angaben des Flüchtlingswerkes der Vereinten Nationen UNHCR flohen im vergangenen Monat 120.000 Menschen aus Syrien, die wirkliche Zahl sei aber noch höher, so die Caritas Internationalis-Mitarbeiterin. Auch viele islamische Wohlfahrtsorganisationen seien vor Ort aktiv, um den Menschen zu helfen, berichtet Sheahan. Viele Flüchtlinge seien völlig verstört:

„Das sind Menschen, die schreckliche Dinge in ihrem Land gesehen haben, mit denen sie nie gerechnet hätten. Ich habe mit einer Frau gesprochen, die Milch für ihre fünf Kinder brauchte. Aus Angst vor den Heckenschützen ging ihr Nachbar für sie. Er wurde angeschossen, sie rannte raus, um ihm zu helfen – und wurde am Bein getroffen. Die Frau überlebte, aber der Nachbar erlag seinen Verletzungen."

In einem Bericht der unabhängigen Syrienkommission des UNO-Menschenrechtsrates werden den syrischen Regierungstruppen und der bewaffneten Opposition Kriegsverbrechen bescheinigt: Darin ist von Folter, sexueller Gewalt und willkürlichen Verhaftungen die Rede. Insgesamt habe sich die Menschenrechtslage in den vergangenen Monaten dramatisch verschlechtert. Der Vatikan hat mehrfach zur Waffenruhe, zum Zulassen humanitärer Hilfen und zu Dialog aufgerufen. (rv)

Mit Radio Vatikan live Weihnachten im Vatikan miterleben

Radio Vatikan überträgt live und mit deutschem Kommentar die Weihnachtsgottesdienste mit Papst Benedikt XVI. Am Samstag, den 24. Dezember, feiert der Papst die Mitternachtsmette um 22 Uhr. Die Übertragung dauert rund zwei Stunden.
Am Weihnachtstag selber werden wir den Papst-Segen „Urbi et Orbi" live übertragen. Ab 11.50 Uhr können Sie die Worte des Papstes und den Segen mitverfolgen. Weitere Details finden Sie auf unserer Homepage unter der Rubrik „Unser Service – Live-Übertagungen". In der rechten Spalte unserer Internetseite finden Sie den Link zum Vatican-Player: Damit können Sie direkt via Internet alle Übertragungen auf Deutsch anschauen und mithören. (rv)

Zur Homepage von  > > Radio Vatikan

Kardinal Marx: „Kirche und Staat sind füreinander offen“

Die Bilder und die Worte Papst Benedikts bei seiner Deutschlandreise werden „positiv ankommen". Davon ist der Münchener Erzbischofs Reinhard Marx überzeugt. Die Papstvisite hat aus der Sicht des Kardinals eine gesamtgesellschaftliche Tragweite. Man dürfe sich, so Marx wörtlich im Gespräch mit Radio Vatikan, nicht nur auf „gute Predigten und ein ökumenisches Zeichen freuen", sondern auch auf:

„ein Zeichen, dass wir in unserem Land bei all den Tendenzen der Säkularisierung immer noch ein Land sind, wo Staat und Kirche füreinander offen sind, und positiv offen sind. Es ist wichtig für die gesamte Entwicklung Deutschlands, dass man die Stimme des christlichen Glaubens in dieser authentischen und klaren Weise, wie sie der Papst vermitteln kann, hören wird. Es werden über die katholische Kirche hinaus viele Menschen einfach mitbekommen, was der Papst sagt. Das ist eine riesige Chance zur Evangelisierung, zur Weitergabe dessen, was uns wichtig ist, das muss man in einer Gesellschaft, die so stark auf Medien konzentriert ist, sagen. Die Bilder und Worte werden, glaube ich, positiv ankommen."

Bei einigen deutschen Politikern sorgt indes ein besonderer Punkt im Programm des Papstes für erzürnte Reaktionen: Benedikts Rede vor dem Deutschen Bundestag. Kardinal Marx denkt, dass der Papst „über die positiven Grundlagen unseres Gemeinwesens und über den Weg Deutschlands in den letzten Jahren" sprechen wird.

„Aber er wird, denke ich, auch etwas sagen zur großen christlichen Tradition Europas und unseres Landes. Dass diese Tradition nicht einfach Vergangenheit ist, sondern ewas beizutragen hat. Und dass ein modernes säkulares Gemeinwesen sich der Quellen vergewissern muss, aus denen es lebt und die nicht selber vom Staat produziert werden." (rv)

Vatikan/Medienwelt: 1,3 Presseberichte pro Sekunde

Die Seligsprechung von Johannes Paul II. war ein Medienereignis ohne gleichen: Gemäß einer Presseanalyse wurden am Wochenende 1,3 Artikel pro Sekunde veröffentlicht. Einzig die Verkündung des Todes von Osama Bin Laden hat die Tendenz verlangsamt, so eine Analyse von Radio Vatikan. Weitere Zahlen: Die Medienberichte schwanken zwischen ein und 1,5 Millionen Pilger für die Seligsprechung. Man rechnet mit etwa zwei Milliarden TV-Zuschauer für das Großereignis in Rom.

Die deutschsprachigen Medien

Papst Benedikt XVI. habe seinen Vorgänger Johannes Paul II. „in einer bewegenden Predigt selig gesprochen", schreibt das Hamburger Abendblatt. „Das Jahrhundert Lenins, Stalins, Hitlers oder Maos hatte Johannes Paul II. als eine Gestalt von einem anderen Stern bereichert, als ein Mann vom Himmel", schreibt Paul Badde in der Welt. „Auge in Auge mit dem Vorgänger" fasst die Süddeutsche Zeitung an diesem Montag die Seligsprechung zusammen. „Polen feiern „ihren" Papst", titelt Focus-Online am Sonntag ihren Beitrag zu Feier in Rom. Die katholische Kirche tue gut daran, „das Ansehen des verstorbenen Kirchenführers zu wahren", schreibt die FAZ. Die Online-Ausgabe der „Neuen Zürcher Zeitung" geht hingegen auch auf die kritischen Stimmen ein, die das schnelle Verfahren sowie das Pontifikat Johannes Paul II. kritisiert haben. (rv)

Vatikan: Radio hat Zukunft!

Der europäische Rundfunk tagt, und zwar zum 80. Geburtstag von Radio Vatikan in diesem Jahr in Rom. Seit gestern findet im Päpstlichen Medienrat die jährliche Versammlung der EBU statt, der European Broadcasting Union.
Die öffentlich-rechtlichen Radiosender tagen einmal im Jahr, um gemeinsame Probleme und Herausforderungen zu besprechen, in den letzten Jahren vermehrt auch zu den neuen Medien. Darauf nahm in seiner Ansprache am Donnerstagabend auch der Präsident des Medienrates, Erzbischof Claudio Celli, Bezug:
„Mir ist sofort aufgefallen, wie sehr Ihre Themen mit unseren Themen im päpstlichen Medienrat übereinstimmen. In den letzten Jahren haben wir gemeinsam mit Journalisten und Medienfachleuten die Möglichkeiten und Herausforderungen untersucht, die die radikalen Änderungen in der Welt der Kommunikation uns stellen. Radio war lange Zeit ein Schlüsselmedium im Leben der Kirche. Radio hat auch im Kontext der außergewöhnlichen Entwicklungen der neuen Medien heute eine aufregende Zukunft."
Das Potential des Rundfunks werde erst jetzt wirklich sichtbar, so Celli, da ohne die Begrenzungen von Zeit und Raum alle Menschen erreicht werden können, ohne dass diese ihre Aufmerksamkeit ausschließlich auf das Medium richten müssten. Wie beim Autofahren könne man immer hören, der unschlagbare Vorteil dieses Mediums.
Weiter ging der Erzbischof auf die Bedeutung ein, die die Massenmedien heute hätten – sowohl in den Augen der Kirche als auch in den Augen ihrer Macher. Medien helfen der Gesellschaft durch das Vermehren und den Respekt vor Freiheit, im Dialog und im Übernehmen von Verantwortung, so Celli. Öffentlicher Rundfunk müsse hier den höchsten Ansprüchen genügen: Wenn die Medien das Denken fehlleiten, dann wird die Öffentlichkeit vergiftet.
„Visuelle und elektronische – also die dominierenden – Medien brauchen eine bestimmte Art des Inhalts. Sie leben von Kürze, Geschwindigkeit, Wandel, Dringlichkeit, Verschiedenheit und Gefühl. Denken braucht aber das Gegenteil. Denken braucht Zeit. Denken braucht Stille und die Methode der Logik. Radio kann – wenn es gut gemacht ist – Nachdenken und Reflexion stimulieren, Debatten stärken, informieren und bilden."
Wenn die Kirche kommuniziere, werde sie Wort und Botschaft. Ohne Dialog gehe das nicht, zitiert Celli Papst Benedikt. Die Kirche könne und wolle sich dieser Welt nicht entziehen. Andere Kulturen sollten die Kirche bereichern, genauso wie die Kirche der Welt all das anbietet, was ihr geschenkt sei. Radio sei immer noch und bleibe ein hervorragendes Medium dazu. (rv)

Radio Vatikan: Rechtsstreit um Elektrosmog geht weiter

Das italienische Kassationsgericht hat ein Antrag von Radio Vatikan zurückgewiesen. Es geht um den Freispruch für seine Leiter wegen dem Elektrosmog. Damit geht der Rechtsstreit zwischen Radio Vatikan und der italienischen Justiz um einen angeblich überhöhten elektromagnetischen Ausstoß seiner Sendeanlagen bei Rom in eine neue Runde weiter. Ein Appellationsgericht hatte im Oktober 2009 einen Freispruch „wegen Verjährung" verfügt, gegen den der Vatikan Einspruch erhoben hatte. In einer Medienmitteilung vom Freitag bedauert die Direktion von Radio Vatikan diese Entscheidung. Zugleich stellt das Radio klar, dass sich seine Sendeanlagen bei Santa Maria di Galeria strikt an die Auflagen Italiens sowie an internationale Empfehlungen für Höchstgrenzen von Elektrosmog hielten.
 Im Widerspruch zu früherer Entscheidung
Das Urteil stehe im Widerspruch zu einer früheren Entscheidung des gleichen Kassationsgerichts, wonach der Beschuldigte nicht gerichtlich belangt – und damit auch nicht freigesprochen – werden könne, heißt es in der Erklärung. Die Entscheidung reihe sich in einen langen und mühsamen Rechtsstreit ein, in dem der Papstsender „Ziel unberechtigter Beschuldigungen für angebliche Störungen eines Teils der Bevölkerung rund um die Sendeanlagen" wurde, schreibt der Sender in seiner Note. Bürger der umliegenden Gemeinden hatten dem Vatikansender vorgeworfen, für eine Häufung von Leukämiefällen verantwortlich zu sein. (rv)

Unsere Woche: Katholischer Journalismus

 80 Jahre Radio Vatikan, das ist uns auch ein Anlass, über Kirche und Kommunikation und über katholischen Journalismus nachzudenken. Wenn wir aber über Kirche und Öffentlichkeit sprechen, dann können wir das im Augenblick nur, wenn wir auch die Ereignisse des letzten Jahres im Blick behalten. Elvira Steppacher leitet das IFP, die katholische Journalistenschule in München. Was hat sie nach der Debatte um die Missbräuche für die Ausbildung von Journalisten gelernt?
„Ich habe gelernt, dass die Tugenden, die immer schon im Journalismus galten, nach wie vor Gültigkeit haben, und das sind allen voran die Wahrheitsliebe, Unbestechlichkeit, Wachsamkeit und vor allem auch Hartnäckigkeit."
Wir haben feststellen müssen, dass auch beim Journalismus nicht alles Gold ist, was da glänzt. Gerade das Jahr der Missbrauchsfälle hat eine Menge Schwächen aufgedeckt.
„Jede schlechte und falsch durchgeführte Recherche ist ein Schaden am Journalismus insgesamt. Gleichwohl bin ich der festen Auffassung, dass ohne den Druck der Journalisten die Aufarbeitung in der katholischen Kirche nicht in der Gänze und auch nicht in der Tiefe oder Schnelligkeit erfolgt wäre. Das liegt am Druck, der in der Öffentlichkeit aufgebaut war. Es ist schade – und das wirft ein schlechtes Licht auf den Journalismus und schadet auch der Sache insgesamt – wenn unsauber recherchiert wird, was leider auch vorkam. Ich sehe das mit großem Bedauern, zumal das auch in Qualitätsmedien vorkam."
Was muss denn in den Augen einer Journalistenausbilderin erfüllt sein, damit sich jemand „katholischer Journalist" nennen kann?
„Grundsätzlich kann man zunächst nur ganz allgemein sagen, ein katholischer Journalist ist jemand, der sich zur katholischen Konfession bekennt. Das klingt nach einer Tautologie, aber ich glaube tatsächlich, dass das der kleinste gemeinsame Nenner ist. Wenn jemand nach dem katholischen Glauben lebt, dann werden für ihn bestimmte Dinge eine andere Dimension haben. ‚Du sollst kein falsches Zeugnis wider deinen Nächsten ablegen’ ist eine Dimension, die jemand, der gläubig ist, anders für sich verortet, als jemand, der Agnostiker ist."
Sollten katholische, kirchliche Journalisten eine besondere Loyalität zeigen? Man hört immer wieder vor allem von privaten Initiativen, dass es nun an der Zeit sei, vor allem die Verbundenheit zu zeigen, und vielleicht das genauere Hinschauen wegzulassen.
„Zur Frage der Loyalität ist man sicherlich in einem schwierigen Bereich, denn wenn Unbestechlichkeit und Wahrheitsliebe den Journalismus im Kern ausmachen, dann darf nicht eine potentiell positive Grundhaltung zu einer Institution dazu führen, dass man im Zweifel die Wahrheit etwas biegt. Ich glaube, dass Loyalität erst einmal bedeutet, dass ich ganz besonders darauf achte, dass ein sachgerechter Zusammenhang hergestellt wird. An Zusammenhängen herrscht im Augenblick der größte Mangel innerhalb der Berichterstattung. Da wird zu schnell auf Aktuelles und Kurzlebiges geachtet, ohne dass Zusammenhänge, die immer mit Strukturen zu tun haben und damit auch schwierig sind, erklärt werden."
Dabei stellt sich katholischen Medien eine Grundentscheidung: ist man Öffentlichkeitsarbeit oder ist man journalistisches Medium? Daran entscheidet sich, was für ein kirchliches Medium man sein will und daran entscheidet sich auch, wie man berichtet und wie man kommuniziert.
„Das ist sehr davon abhängig, was innerhalb dieses kirchlichen Mediums an Horizonten möglich ist. Es gibt natürlich die Möglichkeit, dass ein kirchliches Medium im Prinzip wie jedes andere institutionelle Medium ein Corporate-Medium ist, das im Prinzip eine PR-Botschaft verbreiten will. Das ist ja auch durchaus berechtigt, dass es auch innerhalb der Kirche Medien gibt, die für die Institution Werbung machen. Wenn das Medium aber so aufgestellt ist, dass es sich zwar in kirchlicher Trägerschaft befindet, aber im Prinzip den Regeln des Journalismus genügen soll, dann erwarte ich mir, dass auch dort die gleichen Grundsätze gelten wie in einem Medium, das in einer freien oder ganz anders gearteten Trägerschaft sich befinden."
Hintergrund
Das Institut zur Förderung Publizistischen Nachwuchses (ifp) in München ist die Journalistenschule in Trägerschaft der Katholischen Kirche und bildet Journalistinnen und Journalisten für alle Medien aus. Bei Interesse an einer Ausbildung durch das ifp: bis zum 1. März läuft noch die Bewerbungsfrist für die Volontariate und bis zum 31. Mai die für die Studienbegleitende Journalistenausbildung. (rv)

Ausstellungseröffnung zum Radiogeburtstag

„Hört her, alle Völker und alle Kreatur": Mit diesem Weckruf begann an diesem 12. Februar vor genau 80 Jahren das Abenteuer Radio Vatikan. Pius XI. weihte den Pioniersender in seinen Vatikanischen Gärten ein, der über die Jahrzehnte zu einem Riesenapparat mit mehr als vierzig Sprachen herangewachsen ist. „Die Stimme des Papstes und der Weltkirche", aber eben nicht das offizielle Organ des Vatikans – so sieht sich Radio Vatikan heute selbst. Dabei untersteht unser Sender, der damals wie heute von Jesuiten geleitet wird, direkt dem vatikanischen Staatssekretariat – und dort dem „Monsignor Assessore", Peter Bryan Wells.
„Das große Publikum geht oft davon aus, dass die Inhalte von Radio Vatikan offizielle Vatikanmeinung wären; darum fordert das Statut von Radio Vatikan eine völlige Übereinstimmung mit dem Lehramt und mit der Arbeit des Heiligen Stuhls. Mir ist auf diesem Hintergrund klar, wie anspruchsvoll und schwierig die Aufgabe ist, die der Sender bis heute geleistet hat."
Das sagte der Mitarbeiter des Staatssekretariats am Donnerstag Abend – bei einer Feierstunde für RV in den Vatikanischen Museen. Wells erinnerte auch an die wachsende Bedeutung der neuen Medien: Man habe etwa bei der Jasmin-Revolution in Tunesien deutlich gesehen, wie Internet, Facebook, Twitter heute Menschen mobilisieren können.
„Die neuen Medien sollten als Gesprächspartner gesehen werden, nicht als Konkurrenten. Für das Radio sollten sie eine Chance sein, keine Drohung. Auch der Papst ruft ja zu einem Geist der „Konvergenz" unter den Medien auf. Für Radio Vatikan wird diese Konvergenz bald eine erste heilsame Wirkung haben: in wirtschaftlicher Hinsicht nämlich. Der Einsatz der neuen Technologien erlaubt es nämlich, die Rendite zu maximieren."
Das war ein delikater Hinweis auf die Millionenkosten, mit denen Radio Vatikan jedes Jahr den Haushalt des Heiligen Stuhls belastet. Klassische Medien und neue Medien, vor allem Radio und Internet, sollten „zusammenfließen" – das sei eine „unvermeidliche Veränderung", die dem Radio mit der Zeit eine „neue spezifische Rolle" geben wird, so Monsignore Wells prophetisch. Als flexibles und „nicht invasives", nicht oberflächliches Medium jedenfalls müsse das Radio nicht um seine Zukunft bangen. „Die Konvergenz zwischen Radio und neuen Medien wird das Wesen des Radios nicht verbiegen, sondern vielmehr potenzieren."
„Radio Vatikan hat die Rolle eines Beispiels, eines Leuchtturms, eines Anführers für alle anderen katholischen Radiosender. Seine spezifische Rolle ist die Mitarbeit an der Evangelisierung. Weil die Kirche von ihrer Natur her universal ist, hat auch Radio Vatikan eine weltweite Mission. Mit seinen über vierzig Sprachen ist es ein hervorragendes Werkzeug für den Dialog der Kulturen und Religionen. Aber Evangelisieren bedeutet auch, die Schwierigkeiten zu sehen, die die Kirche heute hat. Radio Vatikan muss die Stimme der Kirche sein, um denen widersprechen zu können, die behaupten, dass die Kirche nicht zu einer inneren Reform imstande wäre…"
Nicht immer hören die Mitarbeiter von Radio Vatikan soviel Lob auf einmal aus dem Staatssekretariat.
Generaldirektor von Radio Vatikan ist der Jesuitenpater Federico Lombardi, der auch den Vatikanischen Pressesaal leitet. Er erzählte von seinen Anfängen beim Papst-Radio:
„Ich kam am 15.1.1990 zum Radio – das war der Tag, an dem im ersten Golfkrieg die ersten Bomben auf Bagdad fielen. Damals fragte ich mich: Was soll ich sagen? Wie mache ich das jetzt? Dann habe ich verstanden, dass der erste und fundamentale Kommentator der Geschichte unserer Tage für Radio Vatikan gar nicht ich war, sondern der Papst!"
Wie der Mann aus dem Staatssekretariat kam auch Lombardi auf die Herausforderungen durch neue Medien zu sprechen:
„Sind wir überhaupt noch ein Radio? Oder sind wir nicht vielmehr eine große Gemeinschaft von Kommunikatoren und Technikern, die auf alle möglichen Arten in unserer digitalen Ära kommunizieren, um dem Papst zu dienen? Das trifft`s wohl eher. Wir sind eine leidenschaftlich internationale, multikulturelle Arbeitsgemeinschaft: Mehr als dreihundert Menschen aus sechzig verschiedenen Ländern. Vielleicht sind wir heute der internationale Sender mit den meisten Sprachprogrammen – darauf sind wir stolz! Wir sehen in dieser Sprachenvielfalt einen Reichtum für den Heiligen Stuhl."
Pater Lombardi verriet noch, dass Radio Vatikan derzeit über die Einrichtung einer Homepage in koreanischer Sprache nachdenkt. Und er rief aus: „Die Verteidigung der Vielfalt von Sprachen und Kulturen gehört zu unserer DNA!" Das war wohl auch diversen Sparkommissaren ins Stammbuch geschrieben, die immer wieder mal ums Radio-Hauptgebäude gegenüber der Engelsburg streichen. Für die „Stimme des Papstes" stellen sie womöglich eine größere Bedrohung dar als die Vorwürfe, dass die Sendeanlagen außerhalb von Rom für zuviel Elektrosmog sorgen. Beruhigend in diesem Zusammenhang, dass der Gouverneur der Vatikanstadt, Kardinal Giovanni Lajolo, dem Papst-Radio bescheinigte, es sei gewissermaßen zusammen mit dem Vatikan selbst geboren worden.
„Radio Vatikan ist zusammen mit dem neuen Staat Vatikan geboren worden, ja als eine der Strukturen, die ihn in seiner Souveränität und internationaler Handlungsfreiheit ausmachen. Schon vier Tage nach Unterzeichnung der Lateranverträge, durch die der Vatikanstaat 1929 entstand, war Guglielmo Marconi in den Vatikanischen Gärten, um zu überlegen, wo er dort auf Bitte von Pius XI. hin eine Radiostation einrichten könnte…"
Wir sind Papst? Nicht nur – wir sind der Vatikan!
Hintergrund
Via Kurzwelle, Satellit und Internet verbreitet Radio Vatikan regelmäßige Sendungen in 45 Sprachen. Zu jährlich knapp 150 Live-Übertragungen von Papstzeremonien kommen ein nachrichtlich-kulturelles Programm sowie Liturgiesendungen und Musik. Die Betriebskosten für das weitgehend werbe- und vollkommen gebührenfreie Radio mit seinen 355 Angestellten belaufen sich auf rund 25 Millionen Euro im Jahr. Das ist einer der größten Einzelposten im Vatikan-Haushalt. (rv)

Die Redaktion trauert um Ulrich Harprath

Die deutschsprachige Redaktion von Radio Vatikan trauert um Ulrich Harprath, stellvertretender Direktor unseres Partnersenders Münchener Kirchenradio. Er war uns immer ein verlässlicher Partner und ein professioneller Journalist im Dienst der Kirche.
22 Jahre lang war er maßgeblich für die kirchliche Medienarbeit im Erzbistum München und Freising. 1988 begann unter seiner Leitung der Aufbau der Abteilung Mediendienste im Sankt Michaelsbund, die den privaten Radio- und Fernsehstationen im Freistaat kirchliche Beiträge zuliefert und eigene Sendungen gestaltet. Auch die Online-Redaktion des Sankt Michaelsbundes und das Münchner Kirchenradio im Internet entstanden auf seine Initiative. Ulrich Harprath wurde 48 Jahre alt. Er hinterlässt eine Frau und drei Kinder, ihnen gilt unsere besondere Anteilsnahme und unser Gebet.
Im Namen der Redaktion,
Pater Bernd Hagenkord SJ (rv)