Papst ruft Gremium zur Untersuchung des IOR ins Leben

FarinaPapst Franziskus hat eine fünfköpfige Untersuchungskommission ins Leben gerufen, die sich das vatikanische Geldinstitut „Istituto per le Opere di Religione" (IOR, oft Vatikanbank genannt) ansehen soll. Das Gremium soll „in diesen Tagen" schon seine Arbeit aufnehmen, wie der Vatikan am Mittwoch bekanntgab. Hintergrund sei eine geplante Reform der Vatikaneinrichtung.

Der Papst habe die Einrichtung der Kommission am Montag, dem 24. Juni, handschriftlich verfügt, so die Mitteilung des Vatikan. Im Zuge einer geplanten Reform des Geldinstitutes wolle Franziskus „die Rechtsstellung und die Aktivitäten des Institutes" „besser kennenlernen", heißt es in der Note. Ziel sei „eine bessere Harmonisierung" des IOR mit dem Auftrag der Weltkirche und des Apostolischen Stuhls.

Die Kommission soll den Auftrag haben, „Informationen über die Abläufe des Institutes" zu sammeln und diese dem Heiligen Vater vorzulegen. Während der Durchführung der Untersuchung werde das Geldinstitut auf Wunsch des Papstes seine Arbeit fortsetzen – entsprechend der handschriftlichen Verfügung von 1990, mit der es errichtet wurde – sofern der Papst nichts anderes entscheide. Weitere Details zu den Aufgaben der Kommission stünden im Schreiben des Papstes von diesem Montag, so der Vatikan, der dieses nicht selbst veröffentlichte.

Zum Präsidenten der Kommission bestimmte der Papst Kardinal Raffaele Farina, zu Mitgliedern Kardinal Jean-Louis Tauran und die Harvard-Professorin Mary Ann Glendon. Als Sekretär des Gremiums berief der Papst Bryan Wells, der im Staatssekretariat des Vatikan arbeitet, und als Koordinator Bischof Juan Ignacio Arrieta Ochoa de Chinchetru, Sekretär des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte. (rv)

Neuer Prälat für Vatikanbank IOR

VatikanplatzDie Kardinalskommission der Vatikanbank IOR hat mit der Zustimmung von Papst Franziskus übergangsweise einen neuen Prälaten für das IOR bestimmt: Battista Mario Salvatore Ricca. Das geht aus einer Mitteilung des vatikanischen Pressesaals von diesem Samstag hervor.

Battista Mario Salvatore Ricca ist mit sofortiger Wirkung und „ad interim", also bis auf Weiteres, zum Prälat für das Istituto per le Opere di Religione (IOR) ernannt worden. In deutscher Übersetzung heißt das IOR „Institut für Religiöse Werke", bekannter ist es als „Vatikanbank". In seiner Funktion als Prälat wird Ricca als Sekretär die Treffen der Kardinalskommission des IOR begleiten und gemäß den Richtlinien des Instituts bei den Treffen des Aufsichtsrates assistieren, heißt es aus dem Vatikan. Dem Prälat kommt eine Schlüsselrolle zu, da er die Aktivitäten des IOR im Blick hat sowie auch Zugriff auf sämtliche Dokumentationen hat und der Kardinalskommission Bericht erstattet. Gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur Ansa erklärte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi, dass die Ernennung Riccas zwangsläufig „ad interim" erfolgt sei, da der Papst noch dabei sei, sich Gedanken über die Situation der römischen Kurie zu machen. Diese Ernennung reihe sich deshalb ein in die Reihe derer, die Franziskus schon zuvor übergangsweise in ihren Ämtern bestätigt hatte. Ricca genieße das vollste Vertrauen des Papstes. Er sei ein Verbindungsglied zwischen der Kardinalskommission und dem Aufsichtsrat des IOR, so Lombardi.

Ricca folgt auf Piero Pioppo, der aktuell Nuntius in Kamerun und Äquatorialguinea ist und von 2006 bis 2010 als Prälat für das IOR tätig war. Der 1956 in der italienischen Provinz Brescia geborene Ricca gehört zum diplomatischen Dienst des Staatssekretariats und ist Direktor der Häuser Domus Sancta Marthae, Domus Internationalis Paulus VI und Domus Romana Sacerdotalis sowie der Casa San Benedetto.

Sowohl die Ernennung von Ricca als Präfekt als auch die im Februar noch unter Benedikt XVI. erfolgte Ernennung von Ernst von Freyberg als Präsident des IOR betreffen gemäß den Statuten bedeutsame Positionen innerhalb der Vatikanbank. Beide Stellen waren bereits seit einiger Zeit vakant. Im Interview mit Radio Vatikan hatte von Freyberg berichtet, dass das IOR eine externe Beraterfirma zum Thema „Anti-Geldwäsche" engagiert habe. Bei Kunden, aber auch bei Angestellten, die irgendwie in Geldwäsche verwickelt sein sollten, verfolge man eine Null-Toleranz-Politik. Zudem setzte man verstärkt auf Transparenz und Kommunikation, denn es sei das Recht jedes Mitglieds der Katholischen Kirche auf der ganzen Welt, über das IOR gut informiert zu sein.

Erst an diesem Freitag hatte sich der Generaldirektor des IOR, Paolo Cipriani, in der Tageszeitung „Il Giornale" geäußert: Er betonte, die Kirche brauche „finanzielle Unabhängigkeit" und damit auch „eine entsprechende Institution", sonst wäre sie „nicht wirklich frei". Er gehe davon aus, dass der Papst die Vatikanbank schätze und den Personen vertraue, die „die Standards an die Anforderungen der verschiedenen internationalen Einrichtungen anpassen" sollten. Auf eine mögliche Reform des IOR angesprochen erklärte Cipriani, das Institut führe „schon seit einiger Zeit große Veränderungen im Vergleich zu früher" durch. Dabei werde seine Arbeit „an neue Normen angepasst, die es früher noch gar nicht gab". Das IOR „ist und muss immer auf einer Linie mit den internationalen Direktiven sein". (rv)

„Wir sind keine Bank“: IOR – Präsident von Freyberg im Interview

Ernst_von_FreybergSein Traum ist, dass die Vatikanbank keine Aufmerksamkeit mehr auf sich zieht. So beschreibt der neue Präsident des Aufsichtsrates, Ernst von Freyberg, im Interview mit Radio Vatikan seine Vision. Seit dem 15. Februar leitet er das IOR, das Istituto per le Opere di Religione, das ‚Institut für Religiöse Werke’.

„Es ist ein großes Privileg, hier zu arbeiten. Und es ist eine große Herausforderung, dem Papst dabei zu helfen, die Reputation dieses Institut wieder herzustellen." In aller Kürze beschreibt Ernst von Freyberg seine Sicht auf die Aufgabe. Zuvor war er von Frankfurt aus im Aufsichtsrat verschiedener Firmen, unter anderem ist der Malteserritter Aufsichtsratsvorsitzender von Blohm+Voss. Nach einem langen und ausführlichen Auswahlverfahren ausgesucht, ist er nun Präsident des Aufsichtsrates des IOR, vereinfachend manchmal schlicht „Vatikanbank" genannt.

Herr von Freyberg, Wie haben Sie sich Ihre Arbeit vorgestellt, bevor Sie herkamen?

„Anders als sie tatsächlich ist. Als ich herkam dachte ich, dass ich vor allem tun müsste, was man allgemein als ‚Aufräumen’ bezeichnet, und dass ich mit unvorschriftsmäßigen Konten umgehen müsste. Aber davon kann ich – bis jetzt – nichts entdecken. Das heißt zwar nicht, dass es das nicht gibt, aber es meint, dass es wichtigere Dinge gibt. Die wichtigste Aufgabe betrifft unsere Reputation. Unsere Arbeit – meine Arbeit – ist viel mehr Kommunikation, als ich das gedacht hatte. Vor allem ist es mehr Kommunikation innerhalb der Kirche; davon haben wir in der Vergangenheit nicht genug gehabt. Wir schulden der Kirche Transparenz und eine gute Erklärung dessen, was wir tun und wie wir zu Diensten zu sein versuchen."

Wie kommt es, dass jemand wie Sie, mit Ihrer Erfahrung, nach all den Geschichten und der Vergangenheit ausgerechnet für die Bank des Vatikan arbeiten möchte?

„Das kann man nicht wollen. Es ist nicht so, dass man zu Hause sitzt und davon träumt. Selbst während der Einstellungsgespräche sagt man sich nicht ‚Ich will das unbedingt machen’. Wenn man dazu berufen wird, dann nimmt man das gerne an, das gilt für mich wie für die anderen Kandidaten, die für diese Position in Frage kamen. Ich habe dann hier festgestellt, dass es eine gute Erfahrung ist und viel weniger mit Komplikationen und internen Problemen belastet, als man von außen annehmen würde."

Kommunikation gehört zu den Hauptaufgaben

Wie sieht so ein normaler Arbeitstag aus? Wenn wir hier aus Ihrem Fenster sehen, schauen wir auf den Petersplatz, ich nehme also einmal an, dass die Arbeit sehr verschieden ist von Ihrer Arbeit in Frankfurt.

„Ein normaler Tag beginnt recht außergewöhnlich, denn ich habe das Privileg, in Santa Marta zu wohnen und deswegen ab und zu die Gelegenheit, bei den Messfeiern mit Papst Franziskus dabei zu sein. Das ist schon ein Privileg, morgens um sieben Uhr dabei zu sein und seinen kurzen und immer treffenden Predigten zuzuhören.
Dann ist mein Tag nach Projekten geordnet. Ich bin ein Fan davon, Aufgaben systematisch in Projekte aufzuteilen und anzugehen. Die großen Aufgaben werden in Projekte und Unterprojekte aufgeteilt und ich nehme an den Sitzungen teil, in denen diese Projekte vorangetrieben werden.
Einiges an Zeit verbringe ich jeden Tag mit dem Direktor und dem Vizedirektor des IOR, mit denen ich durch das Tagesgeschäft gehe, dann bereite ich Sitzungen vor und kommuniziere. In der Kirche, mit Journalisten, mit Botschaftern, denen ich allen zu erklären versuche, was wir machen.
Sie werden mich genau da finden, zwischen Projekt-Management, Tagesgeschäft und Kommunikation."

Als Sie die Aufgabe übernommen haben, war von nur einigen Tagen in der Woche die Rede. Ist das machbar, ein Teilzeitdirektor zu sein?

„Wenn Sie auf die Statuten schauen, werden Sie feststellen, dass sich der Aufsichtsrat alle drei Monate treffen soll und dass ich einmal im Monat die wirtschaftlichen Ergebnisse gemeinsam mit dem Direktor durchgehen soll. So wollten es die Gründer der Bank von meiner Position. Bei den Einstellungsgesprächen hieß es, ‚ein oder zwei Tage pro Woche’, im Augenblick bin ich drei Tage der Woche in Rom und arbeite noch einmal zwei oder drei Tage für das Institut von anderen Orten in der Welt aus.
Ich glaube aber, dass ich mittelfristig eher wieder zu den Regelungen der Statuten zurück sollte."

Aber für den Augenblick ist Ihre Arbeitszeit angemessen?

„Wenn sie sich die Herausforderungen ansehen, dann brauchen wir dafür jede Stunde."

Ihre Aufgabe erfüllen Sie aber nicht allein, sie arbeiten mit anderen zusammen, Beratungsagenturen zum Beispiel.

„Es gibt hauptsächlich eine Agentur, die aber keine Beratungsagentur ist, sondern unser Supervisor AIF [Autorità di Informazione Finanziaria]. Das ist das Kontrollgremium, das alle Institutionen des Vatikan in Bezug auf Geldwäsche überwacht. Mit denen arbeiten wir ganz eng zusammen.
Aber richtig, es gibt auch externe Berater, ich habe eine ganze Reihe engagiert. So habe ich die wahrscheinlich führende Beraterfirma in Sachen Anti-Geldwäsche engagiert, damit sie jedes einzelne unserer Konten und auch unsere Strukturen untersucht.
Der Heilige Stuhl hat sich den international geltenden Standards angeschlossen. Ich wende dieses Recht an und die höchsten Standards, die verlangt werden. Ich persönlich habe jede Woche alle verdächtigen Fälle auf meinen Schreibtisch. Wir verfolgen eine Null-Toleranz Politik bei Kunden aber auch bei Angestellten, die irgendwie in Geldwäsche verwickelt sein sollten."

Was ist das, das IOR?

Lassen Sie uns ein wenig über die Bank sprechen: Da gibt es viele Mythen und romanhafte Vorstellungen. Einmal abgesehen von diesen Mythen: Was genau ist das IOR?

„Das IOR ist immer noch, wie es 1942 gegründet wurde. Es tut nur zwei Dinge: Erstens nimmt es Einlagen von Kunden und sichert sie ab. Wir sind so etwas wie ein Familienbüro, das die Vermögen der Familienmitglieder verwaltet. Das sind der Heilige Stuhl, mit ihm zusammen hängende Einrichtungen, Ordensgemeinschaften mit ihren weltweiten Aktivitäten, Priester und Angestellte des Vatikan.
Zweitens leisten wir Auszahlungsdienste vor allem für den Vatikan und für Orden, die weltweit tätig sind: Wir bringen die Vermögen dorthin, wo immer diese Aktivitäten stattfinden."

Also sind Sie streng genommen gar keine Bank?

„Wir sind keine Bank. Wir verleihen kein Geld, wir machen keine direkten Anlagengeschäfte, wir machen keine Spekulationsgeschäfte. Unser Kerngeschäft ist das Anlegen von Einlagen in Rentenpapiere, einige Unternehmensanleihen etc., so dass wir den Kunden ihr Geld geben können, wann immer sie es haben möchten. Wir stellen sicher, dass das Geld überall hinkommt, sogar an die merkwürdigsten Orte der Welt."

Was Sie mit Banken gemeinsam haben ist die Tatsache, dass Sie Gewinn machen. Ist das Absicht oder einfach nur ein Extra?

„Unser Auftrag ist ein Dienstauftrag. Wenn wir diesen Auftrag gut erfüllen, können wir erwarten, einen Überschuss zu erwirtschaften. Durchschnittlich tragen wir 55 Millionen Euro pro Jahr zum Haushalt des Vatikan bei, damit sind wir eine wichtige wirtschaftliche Säule. Jetzt werden Sie fragen, wie man 55 Millionen Euro verdient: Wenn Sie auf unsere Bilanz schauen, sehen Sie drei Elemente. Eines sind die Zinsen, die wir zahlen. Dann sind es Zinsen, die wir bekommen, das ist der wichtigste Teil unseres Einkommens, etwa 50 bis 70 Millionen Euro pro Jahr, davon muss man unsere Kosten dann abziehen. Dazu kommen dann noch einige Gewinne aus Kursschwankungen und so errechnet sich unser Gewinn. Dieser Gewinn geht dann an den Vatikan."

Warum braucht der Vatikan das IOR?

Was ist denn das Alleinstellungsmerkmal, das Besondere, das nur Ihr Institut hat und andere nicht?

„Was uns einzigartig macht ist, dass wir wirklich die Welt der Kirche und ihres Auftrages verstehen. 112 Menschen arbeiten im IOR und wir haben 19.000 Kunden. Die meisten von ihnen sind Ordensleute, die ihre Sachbearbeiter seit 20 bis 30 Jahren kennen. Wir wissen, was sie brauchen und sie haben eine vertrauenswürdige Person hier.
Wir stehen im Wettbewerb wie alle anderen Banken auf der Welt auch, unsere Kunden werden von anderen Banken umworben, aber sie entscheiden sich, bei uns zu bleiben.
Wir haben viele Vorteile: Das IOR ist stark mit Kapital ausgestattet, 800 Millionen Euro gegenüber 5 Milliarden im Haushalt. Das ist doppelt so viel, wie Sie es außerhalb des Vatikan finden würden. Während der Wirtschaftskrise hatten wir keine Probleme, keine Regierung hat uns retten müssen, wir sind sehr, sehr sicher."

Und warum sollte der Vatikan überhaupt eine Bank haben? Besonders jetzt, nach der Wahl von Papst Franziskus, wird diese Frage immer wieder gestellt. Was ist Ihre Antwort?

„Ich betrachte das von zwei Perspektiven: Eine ist der Kunde. Er will sein Geld bei uns anlegen. Die zweite Perspektive ist die Frage, ob wir unseren Dienst für den heiligen Vater leisten. Hier haben wir keinen guten Dienst geleistet, mit einer Reputation, welche die Botschaft verdunkelt. Das anzugehen sehe ich als meine erste und wichtigste Aufgabe."

Um aus der Ecke heraus zu kommen?

„Um aus dem Rampenlicht herauszukommen und in die Ecke hinein, also um demütig unseren Dienst zu tun und nicht dauernd in der Aufmerksamkeit zu stehen."

Sie haben die Menge Ihrer Kunden erwähnt, 19.000. Ist das im Vergleich viel, wenig …

„Das ist winzig. Es gibt wenige kleinere Banken als unser Institut."

Wenn Sie also nach Zürich oder an einen anderen Bankenplatz kommen, wären sie ein Vertreter einer kleinen Bank …

„Winzig, nicht nur klein: Winzig."

Es gibt keine Nummernkonten

Es gibt Spekulationen über Nummernkonten ohne Namen, darauf sollen sich große Summen befinden. Gibt es die?

„Das ist reine Erfindung. Es gibt keine Nummernkonten. Seit 1996 ist es technisch unmöglich, in unserem System ein Nummernkonto zu eröffnen und es wäre auch gegen Vatikanrecht. Ich habe mir selber das System angesehen und Zufallsproben gemacht: Ich habe keine Anzeichen für Nummernkonten gefunden."

Nicht mal aus der Vergangenheit geerbt?

„Das würde in unserem System nicht funktionieren."

Die Politik der Transparenz

Wir sitzen hier zum Interview, in der vergangenen Woche hat Ihre Aufsichtsbehörde AIF einen Bericht vorgelegt: Ist Transparenz das neue Motto des IOR?

„Transparenz ist ein Schlüssel, aber das ist nicht alles, es zählt auch das, was man dann sieht, wenn man transparent ist: Dass wir so sauber sind wie man es sein muss, um in der internationalen Finanzwelt akzeptiert zu sein.
Transparenz ist übrigens nichts, was die Welt immer schon hatte und zu dem man den Vatikan zwingen müsste. Vor fünfzehn Jahren waren wir wahrscheinlich genauso normal wie andere private Institute, was das Bankengeheimnis angeht. Nach dem 11. September und der Frage der Terrorfinanzierung, den Sozialen Medien mit ihrer Neudefinition von Vertraulichkeit und Geheimnis und der Bankenkrise hat sich einiges entwickelt. Die Welt hat sich geändert und wir sind vielleicht etwas spät dran, uns daran anzupassen. Wir beeilen uns, das nachzuholen und dort zu sein, wo wir vor fünfzehn Jahren waren: Ein relativ normales Institut im vergleich mit anderen Finanzinstituten."

Aber wie Sie gesagt haben: Im Augenblick trübt das IOR eher das Bild des Vatikan, offensichtlich läuft etwa nicht richtig oder es ist noch nicht richtig umgesetzt.

„Ja, damit kommen wir zurück zur Frage der Reputation. Das ist der wichtigste Teil meiner Arbeit, diesen Schatten zu vertreiben."

Ist das möglich?

„Ja. Ich bin überzeugt, dass wir eine gut geführte, saubere Finanzinstitution sind. Natürlich können wir, so wie alle anderen, auch noch besser werden.
Vor allem müssen wir kommunizieren. In der Vergangenheit haben wir mit niemandem geredet, angefangen bei unseren Auftraggebern. Wir haben nicht auf systematische Weise mit den Kardinälen gesprochen, wir haben nicht mit der Kurie gesprochen, wir haben nicht mit der Kirche gesprochen. Es ist das Recht jedes Mitglieds der Katholischen Kirche auf der ganzen Welt, über diese Institution gut informiert zu sein.
Was machen wir nun? Wir beginnen, mit den Medien zu sprechen und innerhalb der Kirche zu kommunizieren und unsere wichtigsten Auftraggeber systematisch zu informieren, außerdem werden wir einen Jahresbericht vorlegen wie jedes andere Finanzinstitut auch und wir werden das am ersten Oktober ins Internet stellen, auf unserer eigenen Webseite."

Sie haben Ihre Aufgaben in der Mitte einer Amtsperiode übernommen, die Ihrige endet also im Jahr 2015. Was würden Sie dann als Erfolg bezeichnen?

„Mein Traum ist sehr klar. Mein Traum ist, dass unsere Reputation so ist, dass die Menschen nicht mehr an uns denken, wenn sie an den Vatikan denken, sondern darauf hören, was der Papst sagt."

Herr von Freyberg, herzlichen Dank für das Gespräch. (rv)

Vatikan-Finanz-Aufsichtsbehörde legt Jahresbericht vor

VatikanDie Anzeige verdächtiger Finanztransaktionen im Vatikanstaat ist im Jahr 2012 gegenüber dem Vorjahr deutlich angestiegen. Das sei vor allem ein Indiz für das zunehmende Funktionieren der Regeln zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung im Vatikanstaat. Das sagte René Brülhart, Direktor der Vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde (AIF), an diesem Mittwoch bei der Vorstellung des AIF-Jahresberichtes 2012 vor Journalisten:

„Im Jahr 2012 wurden uns sechs Verdachtsfälle gemeldet, wir wollen hier nicht ins Quantitative hineingehen, aber es ist schon ein Anzeichen dafür, dass das System, das man hier seit Ende 2010 begonnen hat, zu funktionieren beginnt, und das ist eigentlich ein sehr ermutigendes Zeichen."

Verdachtsmomente seien beispielsweise eine Nichtübereinstimmung von Kundenprofil und Finanzgebaren, plötzliche überhöhte Transaktionen oder ähnliches. Brülhart machte aber auch deutlich, dass es sich bei den Transaktionen des Heiligen Stuhles eben um den Finanzverkehr einer besonderen Art von Institution handele:

„Es geht hier nicht um Banken oder Fondsunternehmen oder Versicherungsgesellschaften, die auf einem freien Markt tätig sind, sondern es geht wirklich darum, wie der Heilige Stuhl seine Institutionen auch entsprechend mit einer finanziellen Struktur, mit einem finanziellen Umfeld unterstützen kann."

Um den Finanzverkehr dieser Strukturen auf korrekte Weise zu regeln, seien in den vergangenen Jahren einige wichtige Schritte unternommen worden, unter ihnen beispielsweise das durch Benedikt XVI. Ende 2010 erlassene Motu Proprio zur Vorbeugung und Abwehr illegaler Aktivitäten im Bereich des Finanz- und Währungswesens und die damit einhergehende Einrichtung der Finanzaufsichtsbehörde AIF:

„Es ist hier nicht per se ein wirtschaftlich gebundenes Umfeld, das wir haben, sondern es geht insbesondere darum, dass die Kirche gewisse Dienstleistungen braucht, die auch ermöglicht werden müssen. Dort muss man dann auch ein entsprechendes Verständnis schaffen und vor allem auch verstehen wo mögliche Risiken bestehen. Die stehen selbstverständlich auch in Zusammenhang mit gewissen Ländern, wo Sie vielleicht eher einen erhöhten Bargeldverkehr haben und wo es auch ein bisschen schwieriger ist, das zu kontrollieren."

Und genau da setze die Arbeit seiner Behörde an, so Brülhart. Um eine adäquate Kontrolle zu gewährleisten, müsse die Unabhängigkeit des Kontrollorgans garantiert sein und das sei im Vatikan der Fall.

Langfristig bemüht sich der Vatikan um eine Aufnahme auf die so genannte „Weiße Liste" der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Dieses Verzeichnis umfasst Staaten, deren Finanzgeschäfte internationalen Transparenz-Standards genügen. Im vergangenen Juli hatte der Vatikan eine einschlägige Prüfung durch das Expertenkomitee des Europarats Moneyval bestanden, die für eine derartige Aufnahme förderlich ist; nur in wenigen Kernpunkten waren Mängel konstatiert worden.

„Wir sind zur Zeit daran, diese Mängel, die vor allem den Aufsichtsbereich betreffen, aufzunehmen und im Rahmen gesetzlicher Anpassungen in den nächsten Monaten aufzuarbeiten und freuen uns, im Dezember dieses Jahres Moneyval dann wieder entsprechend Bericht zu erstatten."

Der an diesem Mittwoch vorgestellte Jahresbericht der Finanzaufsichtsbehörde geht insbesondere auf ihre Aktivitäten im vergangenen Jahr ein. Darin wird die stetig zunehmende Zusammenarbeit mit Behörden auf internationaler Ebene, aber auch innerhalb des Vatikanstaates selbst hervorgehoben. Mehrere Absichtserklärungen für eine zukünftige engere Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern seien im Laufe des Jahres unterzeichnet worden, ein Trend, der sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen soll. (rv)

Vatikan: Vatikanbank veröffentlicht demnächst seinen Jahresbericht

Ernst_von_FreybergDie Vatikanbank „Istituto per le Opere di Religione" (IOR) will demnächst ihren Jahresbericht veröffentlichen. Das gab der Präsident des IOR, Ernst von Freyberg, bei einem Treffen mit Bankangestellten bekannt. Dabei handle sich jedoch nicht um die Bilanzen der Vatikanbank, präzisierte der vatikanische Medienberater Greg Burke am Mittwoch laut der Nachrichtenagentur „Kipa". Die Internetseite, auf der der Jahresbericht veröffentlicht werden soll, soll bis Ende des Jahres erstellt sein. Freyberg gab derweil weiter bekannt, dass ein neues, international zertifiziertes Institut mit der Beratung der Bank beauftragt worden sei, um sicherzustellen, dass sämtliche internationale Standards gegen Geldwäsche eingehalten würden. Bislang hat das vatikanische Geldinstitut seine Geschäftstätigkeit nicht offengelegt. Im vergangenen Jahr gab es allerdings erstmals einige Eckdaten bekannt. (rv)

10. GK: Letzte Generalkongregation: Bertone berichtet über Vatikanbank

AulaIm Vatikan ist an diesem Montag die 10. und letzte Generalkongregation zusammengetreten, um das Konklave vorzubereiten. Nach Angaben von Vatikansprecher Federico Lombardi nahmen 152 Kardinäle daran teil, unter ihnen die 115, die ab Dienstag Nachmittag zur Papstwahl in der Sixtinischen Kapelle zusammentreten werden. Im Lauf der Beratungen wurden drei Kardinalhelfer des Camerlengos (Kardinalkämmerer) ausgelost, die für drei Tage im Amt sein werden: Es sind der Ägypter Naguib, der Kanadier Ouellet und der Italiener Monterisi.
Lombardi sprach vor Journalisten von 28 Wortmeldungen unterschiedlicher Länge; der frühere Kardinalstaatssekretär und jetzige Camerlengo Tarcisio Bertone habe über die Vatikanbank IOR gesprochen und ihre Versuche, sich internationalen Standards anzupassen. Insgesamt seien in allen Generalkongregationen der letzten Tage 161 Wortbeiträge gehalten worden; wieviele Kardinäle dabei mehrfach sprachen, wußte der Jesuit nicht genau anzugeben. Die Generalkongregation habe beschlossen, am Montag Abend nicht mehr zusammenzutreten, obwohl noch ein paar Kardinäle auf der Rednerliste gestanden hätten. (rv)

Ernst von Freyberg wird Chef der IOR

Ernst von Freyberg ist der neue Präsident des Aufsichtsrates der Vatikanbank IOR. Das gab der Vatikan an diesem Freitag bekannt. Man habe sich mit der Suche eines neuen Chefs Zeit gelassen und auch externe Hilfe bei der Auswahl in Anspruch genommen, so der Pressesaal in einer Note.

Man habe in die Suche auf Veranlassung des Interimschefs Ronaldo Schmitz eine internationale Personalagentur einbezogen, führte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi bei einer Pressekonferenz an diesem Freitag aus. Spencer Stuart mit Sitz Frankfurt am Main habe bei der Suche, den Interviews und der Erstellung eines Profils für den neuen Präsidenten geholfen. Etwa vierzig Kandidaten seien von der Agentur vorgeschlagen worden, sechs seien dann vom Aufsichtsrat in einem Vorstellungsgespräch gehört worden. Aus diesen Kandidaten wurden dann drei ausgewählt, die anschließend von der Kardinalskommission interviewt wurden. Gemeinsam hätten sich der Aufsichtsrat und die Kardinalskommission auf einen Kandidaten geeinigt, dessen Name dem Papst vorgelegt wurde. Die Ernennung sei dann durch den Präsidenten der Kommission erfolgt.

Ernst Freiherr von Freyberg ist 54 Jahre alt. Der Jurist, der eine Investmentbank geleitet hat, ist Ritter des Souveränen Malteser-Ritterordens. Er lebt in Frankfurt, Vatikansprecher Lombardi geht aber davon aus, dass sich der neue IOR-Präsident künftig mehrere Tage in der Woche in Rom aufhalten werde. Im Zuge der Pressekonferenz unterstrich Pater Lombardi, dass der neue Aufsichtsratspräsident in Zukunft exklusiv für die Vatikanbank arbeiten werde. Er bleibe aber Vorstandsvorsitzender der Gruppe Blohm+Voss und werde seine Freiwilligentätigkeit für den Malteserorden weiter fortführen. Auf Nachfrage von Journalisten führte Pater Lombardi weiter aus, dass die Hauptaktivitäten von Blohm+Voss den Umbau und die Reparatur von Kreuzfahrtschiffen beträfen, aber auch Tätigkeiten für die Industrie, die Hochseearbeiten vornimmt und den Bau von Yachten umfassten – zur Zeit sei Blohm+Voss auch Teil eines Konsortiums, das vier Fregatten für die Deutsche Marine fertige.

Die übrigen vier Mitglieder des IOR-Aufsichtsrates behielten ihr Mandat. (rv)

Vatikan: Schweizer Anti-Geldwäschefachmann hilft der IOR

Der Vatikan will mit der Hilfe eines Schweizer Anti-Geldwäschefachmanns die Schwachstellen in seinem Finanzsystem sanieren. Seit Anfang September arbeitet der 40-jährige Bankier Rene Brülhart aus Fribourg in der Schweiz daran, die bereits angestoßenen Maßnahmen gegen eventuelle Finanzdelikte im Papststaat weiter zu verbessern. Das sagte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi nun vor Journalisten. Brülhart bringt langjährige Erfahrung bei der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung mit. Er leitete acht Jahre lang die „Financial Intelligence Unit" (FIU) von Liechtenstein, die bei Verdacht auf Geldwäsche aktiv wird. (rv)

Vatikan besteht Moneyval-Prüfung

Der Vatikan hat die Prüfung von Moneyval bestanden. Das Gutachten des Expertenkomitees des Europarats über die Transparenz der Geldgeschäfte im Vatikan ist in erster Linie eine „moralische Verpflichtung". Das sagte an diesem Mittwoch Kurienbischof Ettore Balestrero bei einer Pressekonferenz im Vatikan. In neun von 16 Kernpunkten erfüllt der Papststaat internationale Anforderungen. Der vatikanische Vizeaußenminister hat vor Journalisten das rund 240 Seiten lange Gutachten erläutert. Der Heilige Stuhl habe die primäre Aufgabe, im Dienst der Universalkirche zu stehen und eine Orientierung für katholische Einrichtungen zu sein, so Balestrero. Deshalb sei die moralische Komponente bei wirtschaftlichen Angelegenheiten besonders wichtig.

„Die vergangenen 19 Monate waren sehr intensiv, aber auch sehr lehrreich. Bevor wir diesen Weg eingeschlagen haben, gab es ja bereits Regelungen. Der Vatikan war schon immer gegen Geldwäsche und gegen die Finanzierung des Terrorismus. Es gab im Übrigen auch viele Richtlinien gegen kriminelle Vorgehensweisen. Ende 2010 wurden dann neue Gesetze verabschiedet, die in diesem Zusammenhang wichtig sind."

Das Moneyval-Gutachten habe aber auch noch weitere Verbesserungsvorschläge gemacht, die der Vatikan derzeit überprüfen werde, so Balestrero.

„Das Gutachten besagt unter anderem, dass ein Interessenskonflikt entstehen könnte, wenn derselbe Mitarbeiter des Finanzinstituts gleichzeitig auch im Aufsichtsrat sitzt, also sowohl in einer zu kontrollierenden Einrichtung als auch in ihrem Kontrollorgan tätig ist. Namentlich geht es um die „Autorität für Finanzinformationen". Wir sind dankbar für diese Kritik und werden das weiter verfolgen."

Der Heilige Stuhl habe nach der Untersuchung von Moneyval am 25. Januar 2012 mehrere Schritte eingeleitet, so Balestrero weiter. Es gebe aber noch sieben Bereiche, die der Heilige Stuhl verbessern wolle.

„Wir haben bereits eine interne Liste verfasst, in der Namen von Terroristen stehen, so wie es der UNO-Sicherheitsrat vorsieht. Durch die Ratifizierung von Protokollen wurde die vatikanische „Autorität für Finanzinformationen" in das internationale Netzwerk aufgenommen. Derzeit prüfen wir den Abschluss weiterer Übereinkünfte zur Bekämpfung von Kriminalität."

Der Vatikan bemüht sich derzeit um eine Aufnahme in die sogenannte „Weiße Liste" der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Dieses Verzeichnis umfasst Staaten, deren Finanzgeschäfte internationalen Transparenz-Standards genügen. Das positive Gutachten von Moneyval fördert diesen Schritt. (rv)

Neuer IOR-Präsident nicht vor Herbst

Die Ernennung eines neuen vatikanischen Bankdirektors wird nicht vor dem Herbst stattfinden. Das teilte der Pressesprecher des Vatikans, Pater Federico Lombardi, an diesem Dienstag vor Journalisten mit. Dies sei, so Pater Lombardi weiter, kein Zeichen eines „toten Punktes" bei der Suche nach einem neuen Präsidenten des vatikanischen Geldinstitutes IOR. Vielmehr sei diese Zeitspanne der Notwendigkeit geschuldet, eingehend über mögliche Nachfolger des abgesetzten Präsidenten Ettore Gotti Tedeschi zu beraten. Sie müssten dann erst vorgeschlagen und gefragt werden, ob sie überhaupt für das Amt zur Verfügung stehen würden. Der Sommer sei außerdem nicht die richtige Jahreszeit, um zeitintensive und häufige Treffen anzuberaumen. Es handele sich also um die „notwendigen Zeiträume für eine gründliche Suche und eine Auswahl, die ruhig und gut überlegt" vorgenommen werden müsse. Der Präsident der Vatikanbank IOR, Ettore Gotti Tedeschi, ist am 24. Mai durch ein Misstrauensvotum des Aufsichtsrats und die anschließende Ratifizierung des Beschlusses durch das Kardinalsaussichtsgremium seines Amtes enthoben worden. Der Banker, der seit 2009 an der Spitze des IOR stand, habe „trotz wiederholter Mahnungen bestimmte Aufgaben von vordringlicher Wichtigkeit nicht ausgeführt", so eine Note des Aufsichtsrates. Vor einer Woche hatte der Aufsichtsrat dann über die Nachfolge Gotti Tedeschis und über Eckpunkte für eine „professionelle" Führung des Geldinstituts beraten. Die Führung des Instituts liegt derzeit vorübergehend bei seinem Vizepräsidenten, dem Deutschen Hermann Schmitz. (rv)