Vatikan/China: Kritik an illegalen Bischofsweihen

Die vatikanische China-Kommission hat sich zu jüngsten Vorgängen rund um Bischofsweihen in China geäußert. In zwei Fällen in den letzten Tagen hatten sich vom Papst nicht anerkannte Bischöfe an der Weihe von neuen papsttreuen Bischöfen beteiligt. Sie haben mit diesem unerlaubten sakramentalen Akt „nicht nur ihre eigene kanonische Lage verschlimmert", sondern auch „das Gewissen der Priester und Gläubigen in Not gebracht", die bei den Weihen zugegen waren. Das steht in einer Verlautbarung aus dem Vatikan von diesem Donnerstag.

Die China-Kommission hatte sich in den vergangenen drei Tagen über das katholische Glaubensleben in China beraten. An sich ging es dabei um Evangelisierung und die Ausbildung von Priestern und Laien. Allerdings machten die beiden jüngsten Bischofsweihen in China offenbar eine Stellungnahme aus dem Vatikan nötig. Die nicht legitimen Bischöfe hätten mit dem Auflegen der Hände als Zeichen der Weihe eine Macht missbraucht, die ihnen die Kirche gar nicht gegeben hat, heißt es in dem Schreiben.

Umgekehrt hatten sich auch papsttreue Bischöfe in der Vergangenheit an illegalen Bischofsweihen beteiligt, erinnert die China-Kommission. Viele von ihnen hätten inzwischen ihre Position erklärt und um Verzeihung gebeten, was Papst Benedikt „wohlwollend angenommen" habe. Diejenigen, die diesen Weg nicht gegangen seien, seien dazu aufgerufen, dem Beispiel zu folgen. Außerdem verdeutlicht die China-Kommission neuerlich, dass es Aufgabe des Heiligen Stuhles sei, Bischöfe zu ernennen: die Oberhirten „empfangen von Christus, durch die Kirche, ihre Aufgabe und ihre Autorität, die sie in Einheit mit dem Römischen Pontifex und allen Bischöfen der ganzen Welt ausüben."

Die katholischen Laien seien dazu aufgerufen, sich in die Zivilgesellschaft und in die Arbeitswelt einzubringen, so das Papier weiter. Ihr Beitrag bestehe unter anderem darin, „das Leben zu lieben und es zu respektieren, von der Empfängnis bis zum natürlichen Ende; die Familie zu lieben und für die Werte einzustehen, die auch der traditionellen chinesischen Kultur eignen"; das sind deutliche Anspielungen auf die vom Regime auferlegte Einkindpolitik sowie auf die in China praktizierte Todesstrafe.

Die katholischen Laien auch in China haben einen klaren Auftrag zur Mission, heißt es in der Stellungnahme der China-Kommission weiter. Dazu brauche es allerdings als Fundament eine solide christliche Bildung. Angesichts zahlreicher Erwachsenentaufen müssten die Diözesen Bildungsprogramme für Taufwerber und bereits getaufte Katholiken entwickeln. Die Lehren des II. Vatikanischen Konzils seien zu vertiefen, besonders in Fragen der Ekklesiologie und der Soziallehre der Kirche, und zwar ganz besonders dort, wo eine rasche wirtschaftliche Entwicklung verzeichnet wird. Besonderes Augenmerk sollten die Bischöfe auf Phänomene wie innerer Migration und Landflucht legen, mahnt die China-Kommission an.

Die China-Kommission tagte zum fünften Mal seit ihrer Einrichtung durch Benedikt XVI. im Jahr 2007. Der Papst hatte damals einen langen Brief an die Katholiken in China gerichtet, in dem er unter anderem auf die heikle Fragen der Bischofsernennungen einging. (rv)

China: „Christen in Hong Kong sind Brücke zur Weltkirche“

Die größte katholische Diözese Chinas geht an die Öffentlichkeit: Das Erzbistum Hong Kong hat zum ersten Mal einen so genannten ,Schematismus‘ veröffentlicht, eine Art Referenzbuch der Ortskirche, in gedruckter Form und auch online. Die darin enthaltene Übersicht über Größe und Aktivität des Bistums zeige ein ständiges Wachsen der Gemeinde. Das sagt gegenüber Radio Vatikan Dominic Chan, Generalvikar des Bistums. Nach wie vor würde die Kirche aber vor allem von den politischen Entwicklungen geprägt.

„Bei der Wiedervereinigung zwischen Hong Kong und China 1997 hat die Gesellschaft hier eine Menge innerer Widersprüche geerbt. Für uns ist es sehr wichtig, hier als Kirche ein Friedensstifter zu sein. Wir müssen unter uns solidarischer werden. Es geht uns darum, die Werte des Evangeliums mehr in unserer Gesellschaft umzusetzen."

Die katholische Kirche in Hong Kong ändere sich, so Chan. Waren es bisher katholische Hausangestellte von den Philippinen, die von wohlhabenden Chinesen angeworben wurden, so sind es jetzt vermehrt Frauen aus Malaysia und deswegen Muslime, die nach Hong Kong kämen, die Zuwanderung von Katholiken nach Hong Kong nehme also ab.
Die Bedeutung des Bistums sei dennoch einmalig, es sei eine Brücke zwischen Weltkirche und Festland-China, so Chan. Die Bedeutung dieser Brückenfunktion werde vor allem auch darin deutlich, dass Papst Benedikt XVI. den Erzbischof John Tong Hon am 18. Februar in den Kardinalsstand erhebe.

„Wir freuen uns sehr, sowohl für Erzbischof Tong, aber auch wegen der Bedeutung, die das für die Kirche in China hat – für ganz China. Erzbischof Tong selbst ist Chinese und hat 30 Jahre lang viel für ganz China getan. Der Kardinalshut ist ein Zeichen dafür, dass dem Papst China sehr wichtig ist. Hong Kong ist die größte chinesische Diözese in der ganzen Welt! Wir fühlen, dass wir durch diese Würdigung noch mehr den Auftrag haben, mit Festland-China zu kommunizieren, und den Geist des Evangeliums auch in dieser Gesellschaft zu verbreiten." (rv)

Vatikan: Illegitime Bischofsweihe in China

Der Vatikan hat mit Ablehnung auf die Teilnahme eines illegitimen Bischofs an einer Bischofsweihe in China reagiert. Nach den „drei jüngsten Bischofsweihen ohne Papstmandat" sei die Weihe eines neuen Bischofs in Einheit mit dem Heiligen Stuhl „sicher positiv", sagte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi am Mittwochabend gegenüber Journalisten. Die Anwesenheit des exkommunizierten Bischofs Paul Lei Shiyin bei der Weihe vom Mittwoch gehe aber „nicht in dieselbe Richtung" und löse „Missbilligung und Befremden auf Seite der Gläubigen" aus, fügte Lombardi an. Dies gelte umso mehr, da Lei an der vom Papst genehmigten Weihehandlung und der Eucharistiefeier mitgewirkt habe. Dieser „Ungehorsam gegen die Normen der Kirche" verschlechtere die kirchenrechtliche Position des Bischofs noch weiter. In einer „normalen Situation" hätte die Anwesenheit von Lei verhindert werden müssen, fügte Lombardi an. Auch habe sie kirchenrechtliche Konsequenzen für die anderen Bischöfe mit sich gebracht. Unter den gegebenen Umständen sei es jedoch wahrscheinlich, dass die Bischöfe die Teilnahme des Exkommunizierten „nicht ohne schwerwiegende Nachteile" hätten verhindern können, erklärte der Sprecher weiter. Eine endgültige Bewertung des Falls könne der Heilige Stuhl erst vornehmen, nachdem er gründlichere Informationen erhalten habe. (rv)

China: Illegale Weihen, Regierung reagiert auf Vatikan

Mit Empörung hat die chinesische Regierung auf die jüngste Stellungnahme des Vatikans hinsichtlich illegaler Bischofsweihen reagiert. Die Exkommunikation der beiden Bischöfe Paul Lei Shiyin und Joseph Huang Bingzhang sei „unzumutbar" und „grob", heißt es in einer Erklärung, die die chinesische Regierungsagentur Xinhua veröffentlichte. Darüber berichtet an diesem Dienstag der missionarische Pressedienst Eglises D'Asie, der seinen Hauptsitz in Paris hat.
„Wenn der Vatikan sich ehrlich darin zeigt, seine Beziehungen zur chinesischen Regierung verbessern zu wollen, muss er die Exkommunikationen widerrufen, auf den Weg des Dialoges zurückkehren und damit eine Probe gesunden Menschenverstandes abgeben", heißt es demnach in der Regierungserklärung weiter.
Die Erklärung sei die erste offizielle Reaktion der chinesischen Regierung auf die jüngste Stellungnahme des Vatikans, schreibt Eglises D'Asie. Nach den vom Vatikan nicht genehmigten Bischofsweihen vom 29. Juni in Leshan und am 14. Juli in Shantou hatte er Heilige Stuhl seine Haltung zu Bischofsweihen in China bekräftigt: Ohne päpstlichen Auftrag geweihte Bischöfe erkenne der Vatikan nicht an, unterstrich der Heilige Stuhl in einer Erklärung. Die so geweihten Bischöfe seien – dem Kirchenrecht entsprechend – exkommuniziert. Dabei sei die Exkommunikation eine „Tatstrafe", das heißt die Geistlichen hätten sie sich durch die Weihe selbst zugezogen. (rv)

Nach illegaler Weihe in China: Papst bedauert Lage der Kirche

Der Vatikan hat seine Haltung zu Bischofsweihen in China bekräftigt. Die Weihe vom vergangenen Donnerstag in der südchinesischen Diözese Shantou sei „ohne päpstlichen Auftrag erfolgt und daher nicht rechtmäßig", heißt es in einer an diesem Samstag veröffentlichten Erklärung des Heiligen Stuhls. Der Papst bedaure zutiefst, wie die Kirche in China behandelt werde.

Papsttreue zur Teilnahme gezwungen
Einige papsttreue Bischöfe hätten sich gegenüber den zivilen Autoritäten geweigert, an einer illegalen Weihehandlung teilzunehmen – „ihren Willen zum Ausdruck gebracht und dabei auch Formen des Widerstands geleistet", so die Erklärung wörtlich. Der Vatikan sei darüber aus „verschiedenen Quellen" informiert gewesen. „Dessen ungeachtet sind die Oberhirten verpflichtet worden, an der Weihe teilzunehmen." Der Widerstand dieser Bischöfe werde von Gott belohnt werden und in der ganzen Kirche hoch geschätzt. Gleiches gelte für Priester und Gläubige, die diesen Bischöfen beigestanden und sie verteidigt hätten.

Exkommunikation
Den ohne päpstlichen Auftrag geweihten Joseph Huang Bingzhang erkenne der Vatikan nicht als Bischof an. Die Diözese Shantou habe einen rechtmäßigen Oberhirten. Bingzhang sei seit langem informiert gewesen, dass der Heilige Stuhl ihn deshalb nicht als Bischof akzeptieren könne. Mehrmals sei Bingzhang gebeten worden, die Weihe abzulehnen. Ihn träfen die in Canon 1382 des Kirchenrechts festgeschriebenen Sanktionen – die Exkommunikation als sogenannte „Tatstrafe", also eine automatisch zugezogene Strafe.

Aktuelle Probleme überwinden
Die illegale Weihe vergangenen Donnerstag war die dritte in acht Monaten. Die letzte fand am 29. Juni in der zentralchinesischen Provinz Sichuan statt. Der Sekretär der vatikanischen Missionskongregation, Erzbischof Savio Hon Tai Fai aus China, hatte nach Medienberichten über Verhaftungen und den Zwang der Behörden in diesen Tagen beklagt, die Beziehungen zwischen Vatikan und China seien auf den Stand der 50er Jahre zurückgefallen. Die chinesische Regierung sei offenbar davon überzeugt, dass sie die Kirche regieren müsste, so Hon Tai Fai in einem Online-Interview.
Der Heilige Stuhl erinnert in seiner Erklärung von diesem Samstag an die Einheit der Weltkirche und das Recht der chinesischen Katholiken, frei zu handeln, „und dabei dem eigenen Gewissen zu folgen". Der Papst hoffe, „dass die derzeitigen Schwierigkeiten baldmöglichst überwunden werden können". – Rund 13 Millionen der 1,3 Milliarden Chinesen sind Katholiken. In der chinesischen Verfassung ist Religionsfreiheit festgeschrieben. (rv)

Papst „tief verbittert“ über unerlaubte Bischofsweihe in China

Papst Benedikt XVI. reagiert bitter enttäuscht auf die jüngste Bischofsweihe in China ohne Zustimmung des Vatikans. Das geht aus einer Erklärung des Heiligen Stuhls an diesem Montag hervor. Die Weihe säe Spaltung und sorge für neue Spannungen unter den Katholiken Chinas, heißt es in dem Schreiben aus dem Vatikan.
Die Bischofsweihe für Paulus Lei Shiyin am 29. Juni im Bistum Leshan in der zentralchinesischen Provinz Sichuan sei „ohne päpstlichen Auftrag und damit unrechtmäßig" erfolgt. Der Heilige Stuhl erkenne Shiyin nicht als Bischof der Diözese an, er habe keine Berechtigung, der katholischen Ortskirche vorzustehen.
Shiyin sei seit langem informiert gewesen, dass der Heilige Stuhl ihn „aufgrund erwiesener und sehr schwerwiegender Gründe" nicht als Bischofskandidat akzeptieren könne. Für ihn und die weihenden Bischöfe gelte Canon 1382 des Kirchenrechts, unterstreicht die Erklärung des Heiligen Stuhls. Demnach ziehen sich die an der Weihe Beteiligten die Exkommunikation als sogenannte „Tatstrafe" zu.
Wörtlich heißt es weiter: „Eine Bischofsweihe ohne päpstlichen Auftrag widersetzt sich direkt der Rolle des Obersten Pontifex und verletzt die Einheit der Kirche. Die Weihe von Leshan war ein einseitiger Akt, der Spaltung sät und leider der Gemeinschaft der Katholiken in China Wunden zufügt und Spannungen auslöst. Das Überleben und die Entwicklung der Kirche können nur in Einheit mit dem gelingen, dem als Ersten die Kirche selbst anvertraut wurde, und nicht, wie in Leshan geschehen, ohne seine Zustimmung. Wenn die Kirche in China katholisch sein soll, muss sie die Lehre und das Recht der Kirche respektieren."
Der Vatikan betont: „Die Bischofsweihe von Leshan hat den Papst tief verbittert." Den „geliebten Gläubigen in China" wolle er ein Wort der Ermutigung und des Trostes zukommen lassen. Er ermuntere sie zum Gebet und zur Einheit.
Für den vergangenen Mittwoch war in China auch eine Bischofsweihe mit Zustimmung des Vatikans geplant. Allerdings wurde der designierte Bischofs-Koadjutor des Bistums Hebei wenige Tage vor dem Termin festgenommen. Die Weihe wurde abgesagt. Der Heilige Stuhl hatte die Weihe für den 43-jährigen Joseph Sun Jigen genehmigt; der Priester war auch von den chinesischen Behörden anerkannt. (rv)

Vatikan: „Ein Erfordernis der Einheit“

Was tun, wenn irgendwo in der Welt – in China zum Beispiel – katholische Bischöfe ohne Einverständnis oder sogar gegen den Willen des Papstes geweiht werden? Mit dieser Frage hat sich der Päpstliche Rat für die Gesetzestexte jetzt genauer beschäftigt. Die Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano" druckt an diesem Samstag eine ausführliche Erklärung dieses Rates ab – unter der Überschrift: „Ein Erfordernis der Einheit".

„Ein Bischof, der jemanden ohne päpstlichen Auftrag zum Bischof weiht, und ebenso, wer von ihm die Weihe empfängt, zieht sich die dem Apostolischen Stuhl vorbehaltene Exkommunikation als Tatstrafe zu." So deutlich formuliert das der Kanon 1382 im Kirchenrecht. Der Päpstliche Rat für Gesetzestexte betont, dass eine illegale Bischofsweihe die Einheit der Kirche aufs schwerste verletzt – darum die Höchststrafe der Exkommunikation, und zwar nicht nur für den Geweihten, sondern auch für diejenigen, die ihn weihen. Eine Exkommunikation, die automatisch eintritt und nicht erst von Rom ausgesprochen werden muss.

Allerdings kommt es zu illegalen Bischofsweihen häufig unter dem Druck eines Regimes: In China etwa wurden in der Vergangenheit wiederholt romtreue Bischöfe zur Teilnahme an einem solchen Weiheakt ohne Mandat aus Rom gezwungen. Es gibt also durchaus mildernde Umstände, wie das Vatikan-Papier anerkennt – Umstände, die einer genauen Einzelprüfung bedürfen. Aber wie auch immer so eine Prüfung ausgehen mag, stellt eine illegale Bischofsweihe doch in jedem Fall objektiv eine schwerwiegende Verletzung der kirchlichen Einheit dar, weil sie die Gläubigen untereinander entzweit. Und wer wegen einer illegalen Bischofsweihe gültig exkommuniziert ist, der darf in keinem Fall an der Eucharistiefeier teilnehmen noch gar selbst die Sakramente spenden.

Wenn die Lage es verlangt, behält sich der Heilige Stuhl Strafen und Maßnahmen vor, um den Skandal zu beenden und die kirchliche Einheit wiederherzustellen. Auch hat ein Exkommunizierter geradezu ein Recht darauf, dass er wieder in den Schoss der Kirche aufgenommen wird, wenn er aufrichtige Reue zeigt: Dieser Passus in der Vatikan-Erklärung lässt nicht mehr an China, sondern an die Bischöfe der schismatisch orientierten Piusbruderschaft denken. Eine solche Rücknahme der Exkommunizierung kann allerdings im Fall einer illegalen Bischofsweihe nur der Heilige Stuhl vornehmen. (rv)

China: Festnahmen

Die Polizei Chinas hat an Ostern etwa 20-30 Christen festgenommen. Die Gemeinde wollte sich in Shouwang im Nordosten Beijings zur Feier der Osternacht versammeln. Wie die Agentur Reuters meldet, ist das Osterfest aber für die meisten der etwa 10 Millionen Christen Chinas ohne Zwischenfälle vor sich gegangen. Die festgenommene Gemeinde wird von der chinesischen Regierung nicht anerkannt, sie wollte Ostern im Freien und damit öffentlich feiern. Obwohl Vertreter versichert hatten, dass sie keinerlei politisches Programm verfolgten, hätten die Sicherheitskräfte die in ihren Augen unerlaubte Versammlung aufgelöst und die Gemeinde festgenommen. (rv)

Klare Ansage der China-Kommission: Unerlaubte Bischofsweihen „illegitim“

Von Schwierigkeiten und Herausforderungen der Kirche in China handelt das Abschlusskommuniqué der China-Kommission, die von Montag bis Mittwoch in dieser Woche zum vierten Mal im Vatikan tagte. Das als „Botschaft an Chinas Katholiken" formulierte Schreiben wurde an diesem Donnerstag vom Vatikan veröffentlicht. Zur jährlich tagenden China-Kommission gehören Kurienkardinäle, Ordensleute und Vertreter des chinesischen Episkopats; Thema der Treffen sind grundlegende Fragen des kirchlichen Lebens in dem asiatischen Land sowie aktuelle Probleme.
Unter dem Stichwort „Schwierigkeiten" kommentiert die Kommission das „traurige Ereignis" der vom Vatikan nicht genehmigten Bischofsweihe in Chengde vom November 2010. Auf Grundlage der bisher vorliegenden Informationen und Zeugenberichte habe der Heilige Stuhl zwar keine Gründe, diese Weihe als „ungültig" zu bewerten. Dennoch handele es sich um ein „schwer rechtswidriges" Ereignis, „weil sie ohne päpstliche Vollmacht" stattgefunden habe. „Illegitim" sei damit auch die Ausübung des entsprechenden Bischofsamtes, heißt es in dem Schreiben weiter. Die Weihe sei umso schmerzhafter, als dass sie nach einer Reihe von Weihen stattgefunden habe, die in Einverständnis zwischen Heiligem Stuhl und chinesischen Behörden erfolgt seien. Ebenso bedauerlich sei es, dass Bischöfe zur Teilnahme an dieser unerlaubten Weihe gezwungen worden seien. Mit Verweis auf Papst Benedikts Brief an die chinesischen Katholiken von 2007 wird in dem Zusammenhang an das Vorrecht des Papstes erinnert: Eine vom Vatikan nicht genehmigte Weihe bedeute sowohl für den Geweihten als auch den Weihenden einen Verstoß gegen das Kirchenrecht (can 1382) und werde mit „schweren Sanktionen" geahndet. Auch wenn es wegen „Druck und äußeren Zwängen" in solchen Fällen „nicht automatisch" zur Exkommunikation kommen müsse, hätten alle beteiligten Bischöfe die Pflicht, dem Heiligen Stuhl Bericht zu erstatten und der Treue zum Heiligen Vater unmissverständlich Ausdruck zu verleihen – auch gegenüber den eigenen Glaubensbrüdern und Glaubensschwestern, führt die Kommission weiter aus. Weiter bekundet sie den chinesischen Gläubigen angesichts dieser „schwierigen Momente" geistliche Nähe und bittet sie um Solidarität und Unterstützung für die chinesischen Bischöfe.Die jüngste Vollversammlung der staatsnahen und vom Papst nicht anerkannten „Patriotischen Vereinigung chinesischer Katholiken" in Beijing vom Jahresende 2010 wertet die Kommission als „unversöhnlich" mit der katholischen Lehre. Sie zeuge von der Forderung „einiger vom Staat gewollter und kirchenfremder Organe", Prinzipien der Unabhängigkeit, Autonomie und Selbstverwaltung der Kirche umzusetzen und sich damit über den Willen der Bischöfe hinwegzusetzen. Die Kirchenleitung sei dagegen apostolisch, also päpstlich, erinnert die Kommission.
Später im Text wird der Ton dann versöhnlicher: Wieder zitiert die Kommission hier Papst Benedikt Hirtenbrief von 2007, in dem dieser seine Hoffnung ausdrückt, dass bei der Wahl der Kandidaten für die Bischofsweihen sowie bei den Weihen selbst eine „Übereinkunft" mit der chinesischen Regierung gefunden werden könne. Wörtlich und wohl mit Blick auf die chinesische Politik der Durchsetzung einer „harmonischen Gesellschaft" schreibt die Kommission zum Thema: „Wir hoffen, dass der ehrliche und respektvolle Dialog mit den zivilen Autoritäten hilft, die aktuellen Schwierigkeiten zu überwinden, denn auch das Verhältnis zur katholischen Kirche trägt zur Harmonie in der Gesellschaft bei". Auf einen „offenen und konstruktiven Dialog" mit den chinesischen Regierungs- und Kirchenvertretern hoffe man auch bei noch ungeklärten Fragen der Bistumsgrenzen, heißt es weiter.
Besorgt zeigt sich die China-Kommission weiter über ein „allgemeines Klima der Orientierungslosigkeit und der Sorge um die Zukunft" der Kirche in China. Hier nennt sie den Priestermangel in vielen Regionen Chinas, die vielen vakanten Stellen in der diözesanen Leitung sowie interne Spaltungen der chinesischen Glaubensgemeinschaft. Als dringlich wird dementsprechend die Einheit der chinesischen Katholiken wie auch eine „durchgehend" gewährte Ausbildung des kirchlichen Nachwuchses benannt. Die Bedeutung dieser Ausbildung habe auch der Papst unterstrichen, der am Ende der Sitzung der China-Kommission zum Gremium dazugestossen sei. Zugleich würdigt das Gremium das „lebendige" Glaubensleben in China und die Fähigkeit der Kirche, mit den sozialen Realitäten in den verschiedenen Regionen des Landes in „fruchtbaren Dialog" zu treten. Papst Benedikt XVI. habe den Wunsch der chinesischen Katholiken nach Einheit mit Rom anerkannt: Diesen Wunsch würden die chinesischen Gläubigen nicht müde zu zeigen – trotz zahlreicher Schwierigkeiten, heißt es abschließend. (rv)

China: „Ein ganz klarer Affront“

Begleitet von scharfen Protesten aus Peking ist dem chinesischen Schriftsteller Liu Xiaobo an diesem Freitag der Friedensnobelpreis verliehen worden. Er konnte die Ehrung nicht persönlich entgegennehmen, da er in China inhaftiert ist. Auch die Katholiken in China haben in diesen Wochen in ihrer Heimat wenig Grund zur Freude. Sie selbst ans Telefon zu holen, kann Radio Vatikan um dieser Gläubigen selbst willen nicht riskieren. Deshalb sprachen wir mit dem deutschen Missions- und Chinafachmann Georg Evers. Er sieht die derzeit laufende große Konferenz der regimetreuen „Patriotischen Vereinigung der Kirche in China" als ganz klaren Affront gegen den Heiligen Stuhl. An diesem Treffen hätten nicht nur Vertreter der „Patriotischen Vereinigung" teilgenommen, sondern gezwungenermaßen auch Vertreter der katholischen Bischofskonferenz.
„Bei der ganzen Veranstaltungen ging es um die Besetzung von zwei Schlüsselpositionen, die beide vor mehr zwei Jahren freiwurden, durch den Tod des Präsidenten der Patriotischen Vereinigung und durch den Tod des Vorsitzenden der Bischofskonferenz. Die Konferenz war eine Art angekündigter Zusammenstoß. Sie wurde mehrfach verschoben, und hinter der Szene ist viel verhandelt worden. Von Rom kamen Signale an die – sehr große Zahl der – mittlerweile vom Papst anerkannten Bischöfe, an der Konferenz jetzt nicht teilzunehmen."
Auch der frühere Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen, habe eindeutig von der Teilnahme am Pekinger Treffen abgeraten. Die chinesischen Religionsbehörden hätten gekontert, indem sie einige Bischöfe regelrecht „gekidnappt" und zur Teilnahme an der Konferenz gezwungen hätten.
„Also ist die Lage so, dass die Konferenz schon unter einem großen Druck der Religionsbehörden und auch der Kommunistischen Partei gestanden hat."
In den letzten Wochen habe sich das Pekinger Regime offensichtlich von einer seit ca. zwei Jahren eingespielten Praxis der Bischofsweihen abgewandt, mit der eigentlich auch Rom ganz gut habe leben können. Peking habe sich offenbar verhärtet, und die Weihe eines vom Papst nicht anerkannten Geistlichen zum Bischof im ostchinesischen Chengde sei ein trauriger Wendepunkt.
„Zum Glück, kann man vielleicht sagen, ist die Erwartung, die damit verbunden war, dass man ihn zum neuen Präsidenten der Patriotischen Vereinigung machen würde, nicht eingetreten; aber er hat immerhin den Posten des Generalsekretärs der Bischofskonferenz bekommen. Zum Vorsitzenden wurde jetzt der letzte Bischof gewählt, der vor vier Jahren illegitimer Weise geweiht wurde und vom Papst nicht anerkannt ist. Also, das ist ein ganz klarer Affront gegenüber dem Bestreben des Papstes, Versöhnung herzustellen." (rv)