Vatikan: Theologenkommission bekommt weibliche Verstärkung

Erzbischof MüllerDie Internationale Theologenkommission bekommt weibliche Verstärkung: Papst Franziskus bestätigte an diesem Dienstag Mitglieder seines wichtigsten theologischen Beraterkreises für weitere fünf Jahre bis 2019 und ernannte zugleich 26 neue Mitglieder, darunter fünf Frauen. Unter ihnen ist die aus Bayern stammende Theologin Marianne Schlosser aus Donauwörth, die seit 2004 das Institut für Theologie der Spiritualität an der Universität Wien leitet. Es ist die erste derartige Forschungseinrichtung im deutschsprachigen Raum.

Neben der 53-Jährigen berief der Papst die US-amerikanische Philosophin und Ordensschwester Prudence Allen (USA) in das Gremium. Die 1940 geborene Amerikanerin hat sich durch ihre Weiterentwicklung der Frauenstudien und internationale Lehrtätigkeit einen Namen gemacht. Weitere neue weibliche Mitglieder der Internationale Theologenkommission sind die kanadische Professorin Moira Mary McQueen, die australische Professorin Tracey Rowland und die russische Ordensschwester Alenka Arko von der Loyola-Gemeinschaft.

Zweites neues deutsches Mitglied ist der 64-jährige Dogmatiker Karl-Heinz Menke, der seit 1990 in Bonn Dogmatik und Theologische Propädeutik lehrt. Seit 2005 ist er an der Revision des römischen Messbuchs in der deutschen Fassung beteiligt. Die anderen neuen Mitglieder stammen aus allen fünf Kontinenten der Welt.

Die Internationale Theologenkommission, die der Glaubenskongregation angeschlossen ist, wurde auf Anregung der ersten Bischofssynode von 1967 im Jahr 1969 durch Papst Paul VI. eingerichtet. Präsident ist der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Die 30 Mitglieder unter Leitung eines Generalsekretärs – derzeit der Philosoph Serge Thomas Bonino vom Institut Catholique in Paris – werden vom Papst persönlich auf fünf Jahre ernannt. (rv)

Vatikan: Treffen mit Bischof Bernhard Fellay in Planung

FSSPX_logoDer Obere der Priesterbruderschaft St. Pius X. kommt demnächst zu Gesprächen in den Vatikan. Das gab Vatikansprecher Federico Lombardi am Donnerstag auf Anfrage gegenüber Radio Vatikan bekannt. Der Präfekt der Glaubenskongregation werde Bischof Bernhard Fellay „in naher Zukunft“ treffen, ein genauer Termin müsse aber noch gefunden werden, sagte Lombardi. Die Begegnung sei Teil des laufendes Gesprächs zwischen der zuständigen Päpstlichen Kommission „Ecclesia Dei“ und der „nicht in voller Einheit“ mit Rom stehenden Bruderschaft. Geklärt werden muss etwa noch die kirchenrechtliche Position der Priesterbruderschaft, die in der Vergangenheit schismatische Tendenzen zeigte, und ihre kanonische Struktur. „Ecclesia Dei“ ist für das Gespräch mit traditionsverbundenen Gruppen in- und außerhalb der katholischen Kirche zuständig.

Der Präfekt der Glaubenskongregation war an diesem Freitagmittag derweil beim Papst, informierte der Vatikan an diesem Freitag. Worum es ging, wurde nicht bekannt. (rv)

Kardinal Müller an US-Ordensfrauen: Offene Provokation gegen den Heiligen Stuhl

LCWRKardinal Gerhard Ludwig Müller, der Präfekt der vatikanischen Kongregation für die Glaubenslehre, hat US-amerikanische Ordensfrauen zu mehr Glaubenstreue aufgerufen. In klaren Worten verurteilte Müller das theologische Konzept der „Bewussten Evolution“, das die Ordensfrauen verteidigten, und erklärte bereits getroffenen Maßnahmen gegen ihre Vereinigung für gerechtfertigt. Wie heute bekannt wurde, empfing Müller am vergangenen 30. April im Vatikan die Präsidentinnen der „Leadership Conference of Women Religious“, kurz LCWR. Dieser vom Heiligen Stuhl anerkannte Zusammenschluss katholischer Ordensoberinnen in den USA steht seit 2012 unter Beobachtung durch die Glaubenskongregation. Müller sagte, er wünsche „bedeutendere Zeichen der Kollaboration“ von Seiten der Ordensfrauen.

Zunächst würdigte der Kardinal die Fortschritte bei der Reform des Ordensoberinnen-Verbandes. Er sei sich aber bewusst, dass es bei den Schwestern von Anfang an Widerstände gegeben habe. Einige Sprecherinnen hätten von „unbegründeten Anschuldigungen“ gesprochen und die eingeleiteten Maßnahmen für „übertrieben“ gehalten. Die Glaubenskongregation sei aber zum gegenteiligen Schluss gekommen, hielt Kardinal Müller fest.

2012, noch unter Papst Benedikt, hatte der Heilige Stuhl eine Untersuchung des Verbandes eingeleitet. Die Vorwürfe gegen die dort vertretenen Ordensfrauen sind schwerwiegend. Sie sollen in Fragen wie Homosexualität, Frauenweihe, Abtreibung und Verhütung Positionen vertreten haben, die vom katholischen Lehramt deutlich abweichen. Die Reform des kirchlich anerkannten Verbandes leitet im Auftrag des Heiligen Stuhles der Erzbischof von Seattle, James Peter Sartain.

Müller sprach von Widerständen bei den Ordensfrauen, die an Sabotage grenzen. Als Beispiel nannte er das Gebot, dass der Verband Sprecherinnen bei Versammlungen nur noch mit dem Einverständnis des Delegaten Sartain aufstellen dürfe. Erst kürzlich hätten die Ordensfrauen aber an Sartain vorbei eine Theologin öffentlich gewürdigt, deren Schriften nach Ansicht der US-Bischöfe schwere Glaubensirrtümer enthielten. Diese Maßnahme werde „wohl eher als offene Provokation gegen den Heiligen Stuhl“ wahrgenommen, sagte Müller den Oberinnen. Die Glaubenskongregation erwarte ab sofort von den Ordensfrauen, dass sie Erzbischof Sartain „eine aktive Rolle“ bei der Entscheidungsfindung über Sprecherinnen und Geehrte einräumten.

Daneben äußerte Kardinal Müller scharfe Kritik an dem theologischen Konzept der „Bewussten Evolution“, das die Theologin Barbara Marx Hubbard entwickelte. Mit Sorge sehe die Glaubenskongregation, dass der Ordensfrauenverband dieser Theologie immer mehr Aufmerksamkeit widme. Deren grundlegenden Thesen stünden „im Widerspruch zur Christlichen Offenbarung“, sagte Müller. Er frage sich, ob die Ordensfrauen überhaupt noch den Unterschied solcher Lehren von der christlichen Glaubenswahrheit „hören“. Und er sorge sich, ob mit der unkritischen Übernahme einer solchen Theorie nicht bereits eine „de facto Bewegung jenseits der Kirche und des soliden christlichen Glaubens“ entstanden sei. Immer wieder entschuldigte Müller sich für seine Direktheit – aber das, was er zu sagen habe, sei zu wichtig, um es in eine „verblümte Sprache“ zu verpacken.

Die „futuristischen Ideen“ der „Bewussten Evolution“ seien keineswegs neu, so der Dogmatiker Müller, sondern sie erinnerten an die Gnostik. Müller bezweifelte auch ihrer Attraktivität für junge Menschen. „Bewusste Evolution zeigt nicht den unermesslichen Schatz, für den Generationen junger Frauen alles aufgeben und Christus nachfolgen.“ Das Evangelium und der selbstlose Dienst an den Armen im Namen Jesu Christi zeige diesen Schatz sehr wohl. In dieser Optik seien auch die Ausführungen von Papst Franziskus vor Ordensoberinnen vom Mai 2013 zu lesen.

Hintergrund
Nach eigenen Angaben vertreten die im LCWR zusammen geschlossenen Ordensoberinnen 80 Prozent der Ordensfrauen in den USA, die Leadership Conference of Women Religious selbst habe 1.400 Mitglieder.

„Conscious Evolution“ nennt sich eine Lehre in den USA, die davon ausgeht, dass der Mensch an einem Punkt in der Geschichte seiner Entwicklung angekommen sei, an dem er selber seine Schicksale in die Hände nehmen und bewusst die Zukunft entscheiden und „mit-schöpfen“ könne, wie es auf der Webseite von Barbara Marx Hubbard heißt. Der Mensch habe nun die Fähigkeiten erreicht, die in der Vergangenheit den Göttern zugeschrieben wurden. Man habe jetzt die Werkzeuge, sich selbst zu verwandeln und sich über das rein Menschliche hinaus zu gestalten, „auf eine neue Spezies zu, eine universale Menscheit.“ (rv)

Kardinal Müller: „Dem Papst dienen, sich nicht des Papstes bedienen“

Kardinal Gerhard Ludwig MüllerDer Papst darf nicht für eigene Ziele vereinnahmt werden, es ist unter anderem die Aufgabe der Glaubenskongregation, genau für einen solchen Schutz zu sorgen. Das sagt im Interview mit Radio Vatikan der Präfekt der Kongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Ganz aktuell wird das in der gegenwärtig von Papst Franziskus angestoßenen Debatte zu Ehe und Familie, die in zwei Bischofssynoden münden wird. Die Kongregation stehe für die Wahrheit des Glaubens und dafür, dass es keine Engführung auf ein Thema oder eine einzige Antwort gebe, so Müller. In den Medien werde ganz bewusst ein Gegensatz zwischen ihm und dem Papst konstruiert, beklagte er, dabei sei es auch die Aufgabe seiner Kongregation, dafür zu sorgen, dass der Papst nicht vereinnahmt werde, „dass wir dem Papst und der Kirche dienen und nicht uns des Papstes bedienen.“

Eine deutliche Meinung vertritt der kürzlich zum Kardinal erhobene Müller auch inhaltlich zur Debatte um Ehe und Familie. Kardinal Müller unterscheidet die verschiedenen Stimmen in dieser Debatte. So sei die Glaubenskongregation – in der er als primus inter pares, als Erster unter Gleichen agiere – am Lehramt des Papstes beteiligt, während andere nur jeweils ihre eigene Meinung verträten, und sei es als Kardinal. Genauso sei auch der Fragebogen für die Debatte nützlich, aber „kein Dogma“. Man sei auch in diesem Punkt dem Wort Jesu verpflichtet.

Seit Juli 2012 leitet der geborene Mainzer Müller die Kongregation für die Glaubenslehre, die Öffentlichkeit kennt ihn als Mann der klaren Worte. Die Aufgabe der Kongregation sei es, den Glauben zu schützen, hier „dürfe man nicht schweigen und sich in die Bequemlichkeit zurück lehnen,“ begründet er seine Debattenbeiträge. Mit der öffentlichen Meinung zu kokettieren, dieser Versuchung gelte es zu widerstehen.

Aufarbeitung der Missbrauchsfälle
Die theologischen Debatten um Ehe und Familie sind aber nicht das einzige, mit dem sich die Kongregation derzeit beschäftigt, als Dauerthema bleibt seiner Institution die kirchenrechtliche Aufarbeitung der Missbrauchsfälle durch Kleriker. Es sei eine Frage der Gerechtigkeit der Opfer gegenüber, „wer sich in schwerer Weise an Leib und Leben eines Jugendlichen schuldig gemacht hat, der kann nicht mehr im priesterlichen Dienst weiter wirken.“ Es sei auch ein Zeichen für die Opfer, dass die Kirche sich vom schlimmen Treiben ihrer Diener „klar und unmissverständlich und ohne jede Zweideutigkeit“ distanziert. „Das schulden wir der Gerechtigkeit dem Opfer gegenüber“, so Müller. Ausdrücklich betont er, dass nicht gegen das Recht Barmherzigkeit mit den Tätern geübt werde, sondern dass es um das Recht für die Opfer gehe.

Lesen Sie hier das gesamte Interview:

Herr Kardinal, der Papst will eine Debatte. Er will sie in zwei Synoden hineinführen zu Ehe und Familie. Wie sehen Sie die Rolle der Glaubenskongregation in dieser anstehenden Debatte?

Die Glaubenskongregation vertritt in diesem Punkt, aber natürlich in allen Fragen der katholischen Lehre eben die Glaubenswahrheit. Es ist glaube ich wichtig für die öffentliche Wahrnehmung, die Engführung zu überwinden jetzt nur auf ein Thema, als ob das jetzt die Lösung von Allem wäre. Es geht wesentlich darum, die kirchliche Lehre von ehe und Familie wieder ganz Zentral ins katholische Glaubensbewusstsein hineinzuführen, denn nur wenn wir vom Gelingen der Ehe und Familie sprechen und uns dafür auch einsetzten, können wir etwas Positives bewirken.

In der öffentlichen Meinung werden sie ja häufig wahrgenommen oder dargestellt als der Bremser oder der Neinsager wenn es um die Initiatives des Papstes geht. Trifft Sie das persönlich?

Natürlich ist das jetzt eine Propaganda, die ganz gezielt gemacht wird mir einen Gegensatz zu konstruieren, was der Präfekt der Glaubenskongregation oder der Kongregation insgesamt, er ist nur der Primas inter pares, zu tun hat. Das ist ganz klar eben auch durch die Statuten festgelegt. Allerdings gehört auch dazu, dass wir dafür Sorge tragen, dass der Papst nicht vereinnahmt wird für bestimmte Ziele. Es ist ja gerade interessant, dass jetzt zurzeit sich so viele Gruppierungen auf den Papst berufen, die ja vorher das Papsttum ja fast abgelehnt haben. Insofern geht es darum bei uns jedenfalls, dass wir dem Papst und der Kirche dienen und uns nicht des Papstes bedienen.

Die von mir eben angesprochene Debatte, die der Papst ja angestoßen hat, daran beteiligen Sie sich ja auch. Es gibt Kreise vor allem in italienischen Medien, „Il Foglio“, eine Zeitung fährt ja geradezu sagen wir es einmal, eine Kampagne gegen Kardinal Kasper so seit einigen Tagen. Was ist ihre Beteiligung an der Debatte? Was fordern Sie in der anstehenden Debatte, die ja weit über die Kongregationen im Vatikan hinausgeht?

Ich bin daran nicht beteiligt als Privattheologe, sondern eben in dieser Funktion, die Glaubenskongregation ist ja die einzige der römischen Kongregationen, die eben am Lehramt des Papstes unmittelbar Anteil hat, während andere, die sich hier melden, auch wenn sie im Kardinalsrang sind, einfach nur für sich selber persönlich sprechen und nicht eine offizielle Aussage treffen können.

Gehen wir noch einmal Schritt weiter. Es sind ja nicht nur Kardinäle, die sich beteiligen sondern es gibt ja noch einen Fragebogen, der hat ja sehr viele Erwartungenshaltung generiert. Jetzt einmal positiv gefragt: Was kann das denn in der internationalen Einbindung und Anregungen der Debatte, was kann das denn Positives beitragen?

Ja positiv kann das, glaube ich, sehr viel beitragen, dass die Katholiken sich wieder mit dem eigenen Glauben beschäftigen und nicht einfach punktuell dieses oder andere ausnehmen aus der Liturgie, aus der Lehre der Kirche. Wir müssen den Zusammenhang sehen von Verkündigung und Seelsorge der Lehre der Kirche aber auch Diakonia. Kann ich mich auswählen, bin ich sehr sozial engagiert oder mache ich bei der Kirche bei den karitativen Werken mit, aber die Anbetung Gottes oder die Feier der Sakramente, das interessiert mich nicht so persönlich. Aber der Fragebogen als solcher ist ja kein Dogma, der ist eben so viel wert und bedeutet so viel, wie eben auch die Qualität der Fragen und die Zusammenhänge gegeben ist oder auch nicht geben ist.

Sie sind ein Mann der klaren Worte, das haben wir eben gehört. Ich denke das geht auch in ihrer Geschichte weit zurück. Ist das jetzt auch die Rolle der Glaubenskongregation so zu sprechen oder das eher Gerhard Ludwig Müller der spricht?

Die Glaubenskongregation hat einen klaren Auftrag den katholischen Glauben zu fördern, aber auch zu schützen. Aber das ist kein anderer Auftrag, als der Papst selbst empfangen hat von Jesus Christus und hier dürfen wir glaube ich nicht schweigen uns in der Bequemlichkeit zurücklehnen und einfach mit der öffentlichen Meinung zu kokettieren. Das ist ja schöne, wenn man den Wind dann im Rücken hat und dann vielleicht groß aufgeblasen wird. Aber ich glaube dieser Versuchung muss jeder Bischof und jeder Priester widerstehen, ob man sie hören will oder nicht.

Eine Frage, ein bisschen anderes Thema betrifft, möchte ich noch stellen und zwar ist die Glaubenskongregation ja auch zuständig unter anderem für die Aufarbeitung, die juristische Aufarbeitung der Missbrauchsfälle. Im Selbstverständnis und im Arbeitsaufwand was für eine Rolle spielt das hier im Haus bei ihnen?

Ich glaube wir sind nicht zuständig für die Gesamtaufarbeitung beziehungsweise die pastorale Betreuung der Opfer angeht, sondern hier geht es um ein kanonistisches Verfahren, auch nicht dann bürgerliches Rechtsverfahren, wie das auf jeden Staatsbürger zutrifft, ob er Priester ist oder nicht, sondern es geht hier um die Frage im Falle, dass ein Kleriker, Priester oder Diakon oder Bischof sich eines solch schweren Verbrechens schuldig gemacht hat. Wie weit er noch im pastoralen Dienst verwendbar ist. Deshalb müssen wir auch entsprechend schweren Fällen auch eine schwere Strafe aussprechen, der Gerechtigkeit Willen. Wer sich in schwerster Weise am Leib und Leben eines Jugendlichen schuldig gemacht hat, der kann nicht mehr im priesterlichen Dienst weiter wirken. Und es ist auch unser Zeichen für die Opfer, dass die Kirche sich von dem schlimmen treiben eines ihrer Diener klar und unmissverständlich und ohne jede Zweideutigkeit distanziert. Das schulden wir einfach auch der Gerechtigkeit den Opfern gegenüber. Es ist also nicht dafür da jetzt die Straftäter irgendwie zu schützen und denen jetzt Barmherzigkeit zu zusprechen wider alles Recht, sondern hier geht es zuerst um die Gerechtigkeit für die Opfer.  (rv)

Müller und Gänswein mahnen gerechten Umgang mit Limburger Bischof an

Kardinal MüllerDer Umgang in der Öffentlichkeit mit der Causa Limburg war in den vergangenen Monaten nicht immer glücklich. Im Vatikan haben zwei einflussreiche deutsche Kirchenmänner dazu gemahnt, der Person des Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst– ungeachtet eventuellen Fehlverhaltens – Gerechtigkeit widerfahren zu lassen: Erzbischof Georg Gänswein und Kardinal Gerhard Ludwig Müller stellten sich dem Mikrofon der ARD; die Interviews entstanden wenige Tage vor der Übergabe des Limburger Prüfberichts im Vatikan. Der Präfekt der Glaubenskongregation Kardinal Müller sagte:

„Erstens ist ihm [Bischof Tebartz-van Elst] nichts an Verfehlungen nachzuweisen, was das Bischofsamt unmöglich machen würde, und auch wenn es dann vorkäme – erst muss noch über die Faktenfrage gesprochen werden – kann man mit einem solchen Menschen auch nicht so umgehen, dass er von Reportern gejagt wird, wo immer er sich aufhält.“

Erzbischof Georg Gänswein, der Sekretär des emeritieren Papstes Benedikt XVI. und Präfekt des päpstlichen Haushaltes, sekundiert Kardinal Müller. Wenn viele der Medienberichte über Limburg …

„… In Bezug auf die Person, auf das was [Bischof Tebartz] getan hat, Realität wären, müsste man sagen, er ist ein Unmensch. In jeder Hinsicht. Aber da ist die virtuelle Realität von der konkreten Realität doch sehr unterschiedlich. Ich möchte auch gar keine Presseschelte anstellen, aber es ist so, dass ihm gegenüber in vielen Punkten einfach Unrecht geschehen ist. Das ist nicht zu akzeptieren, da muss man auch den Mut haben sich dem entgegenzustellen und zu sagen: Das hat dieser Mann nicht verdient.“

Eine Entscheidung für die Zukunft der Bistumsleitung in Limburg wird in den kommenden Tagen erwartet. Viele – nicht alle – Katholiken der Diözese beklagen über die Frage des Umgangs mit Geldern hinaus ein unangenehmes Klima des Misstrauens, das sich in den vergangenen Jahren aufgebaut habe. Im Bistum führt provisorisch der Generalvikar Wolfgang Rösch die Geschäfte. Papst Franziskus hatte Röschs noch von Bischof Tebartz-van Elst vorgenommene Ernennung um mehrere Monate vorgezogen und gleichzeitig dem Bischof eine Auszeit von der Diözese gewährt.
(rv)

Gerhard Ludwig Müller: Ein Kardinal mit Erfahrungen vom „Ende der Welt“

Kardinal MüllerDie Erfahrungen Lateinamerikas werden die Kirche der Zukunft prägen. Davon ist Bischof Norbert Strotmann überzeugt. Der Herz-Jesu Missionar ist in Peru Bischof von Chosica und war zur Kardinalserhebung und zur Buchvorstellung Gerhard Ludwig Müllers in Rom. Er kennt den Kardinal seit Jahren von dessen Wirken in Peru. Müller war seit Ende der 80er Jahre in den Armenvierteln von Lima seelsorgerisch tätig, außerdem wirkte er durch Vorlesungen bei der Priesterausbildung mit. Dort lernte er 1988 auch den „Vater der Befreiungstheologie“ Gustavo Gutierrez kennen und schätzen.

Müller bringe viel Erfahrung aus Peru mit in sein Amt, die Theologie der Befreiung habe den Kardinal geprägt, ist Strotmann überzeugt, und zwar…

„insgesamt dadurch, dass Theologie stark an den Problemen des Menschen geerdet wird. In der christlichen Gotteserfahrung haben wir ja eine ganz spezielle Sichtweise, weil wir den Gott kennen, der sich um Menschen kümmert, der in Sorge um Menschen lebt. Gerhard Müller hat wiederholt gesagt, dass er Gustavo Gutierrez viel zu verdanken habe, gerade was Theologie angehe. Ich glaube, da geht es darum, Menschwerdung Gottes eben nicht als reine Vergangenheit zu sehen, sondern als tägliche Herausforderung. Was ist Gottes Sorge für den Menschen heute? Das sehe ich als die Fragestellung an, die Gerhard Ludwig Müller bei Gustavo Gutierrez gelernt hat.“

Diese Erfahrungen bringt aber nicht nur Kardinal Müller mit, sie prägen auch Papst Franziskus‘ Denken und Schreiben, etwa in Evangelii Gaudium. Schon als Kardinal habe Jorge Mario Bergoglio die Nähe zu den Menschen gepflegt, das zeige sich nun auch in seiner Amtsführung als Papst. Franziskus hatte bei seinem Amtsantritt die Formulierung einer „armen Kirche für die Armen“ geprägt, die jetzt auch im Titel von Kardinal Müllers neuem Buch „Armut: Herausforderung für den Glauben“ aufscheint. Eine „arme Kirche“ – das sei eine spannende Herausforderung für die gesamte Kirche, vor Ort wie auch im Vatikan, findet der Bischof:

„Arme Kirche, das ist nicht mehr die selbstgefällige Selbstverwaltung von Besitzstandards, sondern der Versuch, Christus nachzufolgen mit dem Risiko, das nicht aus der Position des Besitzenden, sondern aus der Position dessen zu tun, der sich wie Christus ganz einfach auf den Menschen einlässt. Gerade auch auf den, der es am meisten nötig hat. Und das, glaube ich, ist eine schöne Herausforderung für die Kirche der Zukunft, es dürfte aber auch für die römische Zentralbehörde vieles an Neuigkeiten bringen, so dass wir auch da noch nicht wissen, wie es weitergehen wird. Ich bin aber guten Mutes, weil ja Franziskus angedeutet hat, dass er auf jeden Fall insistiert, dass die Mitarbeit und Mitverantwortung der Bischöfe auf Weltebene ganz neu in den römischen Alltag reinkommen soll.“ (rv)

Kardinal Müller: „Kardinalswürde ist Zeichen des Vertrauens“

Kardinal MüllerKardinal zu werden ist nicht etwas Schmeichelndes, sondern ein Zeichen des Vertrauens. Das sagte der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, an diesem Montagvormittag bei einem Dankesgottesdienst im Petersdom anlässlich seiner Erhebung zum Kardinal durch Franziskus am Samstag. An dem Gottesdienst nahmen die Mitarbeiter der Glaubenskongregation sowie eine Delegation aus dem Bistum Regensburg teil, wo Müller vor seinem Amt im Vatikan Bischof war. Bei der Eucharistiefeier an der Kathedra Petri konzelebrierten auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sowie u.a. die deutschen Bischöfe Walter Mixa und Franz-Peter Tebartz-van Elst. (rv)
 

Kardinal Müller, der Brückenbauer

Kardinal MüllerDie Deutsche Bischofskonferenz freut sich über die Kardinalserhebung von Erzbischof Gerhard Ludwig Müller. Der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Norbert Trelle, nannte Müller am Samstag einen Brückenbauer. Diese Qualität sei in seinem Amt als Präfekt der  vatikanischen Glaubenskongregation besonders wichtig, so Trelle auf einem Empfang nach dem Konsistorium. Und wörtlich: „Wir zählen dabei sehr auf Dich, auch und gerade die Kirche in Deutschland.“ Ausdrücklich würdigte Trelle auch Kardinal Müllers „Beitrag zum theologischen Gespräch mit den Kirchen der Reformation und mit der Orthodoxie in Deutschland“ während seiner früheren Zeit als Bischof von Regensburg. An dem Empfang nahmen auch die deutschen Kardinäle Joachim Meisner und Paul Josef Cordes, der Schriftsteller Martin Mosebach, der frühere Augsburger Bischof Walter Mixa und der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst teil. Der Letztgenannte nimmt derzeit auf Anweisung des Papstes eine Auszeit, bis Vorwürfe gegen ihn geklärt sind. (rv)