Kardinal Parolin: In Straßburg wird es um Umweltschutz und Solidarität gehen

Kardinal Pietro ParolinEs wird die kürzeste Auslandsreise eines Papstes in der Geschichte: Am nächsten Dienstag fliegt Franziskus nach Straßburg, spricht dort vor dem EU-Parlament und dem Europarat. 26 Jahre ist es jetzt her, dass der heilige Papst Johannes Paul II. sich an die EU-Abgeordneten wandte; der Besuch von Franziskus im Europarat ist sogar eine Premiere, dorthin ist noch kein Papst gekommen. Worüber wird Franziskus in Straßburg sprechen? Das verrät uns Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, im Interview mit dem Vatikanischen Fernsehzentrum CTV.

„Bewahrung der Schöpfung, oder weltlich gesprochen: Schutz der Umwelt. Und dann das Thema der Solidarität gegenüber den Menschen, die neue Möglichkeiten außerhalb ihres eigenen Landes suchen, auch das ist ja ein Thema, auf das der Papst häufig zurückkommt. Es wird vor allem um Solidarität gehen, die ja nicht nur einer der Werte des geeinten Europas ist, sondern sogar – finde ich – das eigentliche Ziel der Existenz Europas, und sicher eine seiner grundlegenden Dimensionen. Und schließlich die ganzheitliche Vision des Menschen: Der Mensch in all seinen Dimensionen, einschließlich der spirituellen und transzendenten. Diese Dimension kann auch eine konstruktive Antwort geben auf die Herausforderungen, vor denen Europa im Moment steht.“

Nur dreißig Prozent der Europäer haben den Umfragen zufolge derzeit eine positive Sicht der EU; das liegt vor allem an der hartnäckigen Wirtschaftskrise. Die Idee des geeinten Europa hat an Glanz eingebüßt. Was tun, Kardinal Parolin?

„Die Menschen sehen in Europa oft eine weit entfernte Realität, eine bürokratische Realität, die sich nicht für die wirklichen Probleme des Alltags der Menschen interessiert. Die Krise führt zu einem Verlust an Hoffnung und Vertrauen, dass Europa tatsächlich eine Antwort auf die vielen Probleme auf dem Kontinent geben kann. Anders als vor einigen Jahrzehnten gibt es jetzt nicht mehr diesen Optimismus, dass man schon Antworten finden wird. Ich habe den Eindruck, dass das, was mal am Beginn der europäischen Idee stand, seine Gründungswerte nicht länger allgemein akzeptiert werden. Wenn man keinen gemeinsamen Ausgangspunkt mehr hat, kann man aber auch nicht mehr gemeinsam die Probleme anpacken. Darum scheint es mir wichtig, dass man in Schule und Ausbildung den jungen Leuten konkret zeigt, welchen Wert das europäische Projekt hat. Und dass es, wenn man es im Geist seiner Gründungsväter lebt, auch heute noch den Herausforderungen gewachsen und zu konkreten Antworten in der Lage ist.“

‚Europa ist müde’, hat Papst Franziskus Mitte Juni bei einem Besuch bei der römischen Basisgemeinschaft Sant`Egidio gesagt. ‚Wir müssen ihm helfen, sich wieder zu verjüngen.’ 75 Millionen junge Leute in Europa sind ‚Weder-Nochs’, das heißt, sie arbeiten nicht und studieren auch nicht. Parolin:

„Das große Problem Europas ist heute leider die Arbeitslosigkeit, vor allem bei jungen Leuten. Das führt zu immer mehr sozialer Ausschließung. Man müsste diesen Menschen mehr Solidarität und Hilfe geben, ihnen und den Migranten, den alleinerziehenden Müttern, den alten und behinderten Menschen – mehr Hilfen für sie wären ein sicherer Weg, um dem europäischen Projekt wieder mehr Kraft zu verleihen. Denn wie gesagt: Genau deswegen ist Europa geboren. Um Frieden zu sichern und eine besondere Aufmerksamkeit für die Schwächeren.“ (rv)

Kardinal Parolin: „Neue Völkermorde verhindern“

Kardinal Pietro ParolinZu Beginn der Nahost-Beratungen im Vatikan hielt Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin ein Referat. Dabei berichtete er über die Gespräche, die Päpstliche Nuntien aus der Region Anfang Oktober auf Geheiß des Papstes im Vatikan mit der Kurienspitze geführt hatten. Die derzeitige Lage von Christen und nicht-sunnitischen Minderheiten im Herrschaftsbereich des „Islamischen Staats“ sei „inakzeptabel“, urteilte Kardinal Parolin. Die Terrorgruppe trete elementarste Menschenrechte mit den Füßen.

„Massenhinrichtungen, Enthauptungen von Andersdenkenden, Verkauf von Frauen auf dem Markt, Kindersoldaten, Zerstörung von Kultorten – das alles hat Hunderttausende zur Flucht gezwungen. Wir verurteilen klar diese Verletzungen nicht nur des humanitären Völkerrechts, sondern der grundlegendsten Rechte überhaupt, und fordern ein Recht der Flüchtlinge auf Rückkehr und auf ein Leben in Würde und Sicherheit im eigenen Land und in der eigenen Nachbarschaft. Das ist ein Recht, das von der internationalen Gemeinschaft wie von den Staaten garantiert werden muss!“

Die Konflikte im Nahen Osten stellen sich nach der Analyse von Kardinal Parolin „immer deutlicher als eine der ernsthaftesten Bedrohungen internationaler Stabilität“ heraus. Friede lasse sich im Nahen Osten allerdings nicht „unilateral“ herstellen, sondern nur mit einer „umfassenden regionalen Lösung“. Für eine „Stabilisierung der ganzen Region“ wäre eigentlich ein Ende des israelisch-palästinensischen Konflikts „dringend nötig“; entsprechende „diplomatische Bemühungen“ müssten jetzt forciert werden. Und auch der Iran sollte an einer Lösung für die Probleme im Nahen Osten beteiligt werden, so der Kardinalstaatssekretär. Mit den US-Luftschlägen auf Stellungen des „Islamischen Staats“ zeigte er sich nicht ganz zufrieden – und zwar, weil US-Präsident Barack Obama sich nicht um ein Mandat der Vereinten Nationen bemüht hat.

„Es ist legitim, den ungerechten Aggressor zu stoppen – aber immer unter Einhaltung des Völkerrechts, wie auch der Heilige Vater betont hat! Es hat sich ja auch klar gezeigt, dass man die Lösung des Problems nicht nur von der militärischen Antwort erwarten kann. Tiefer würde ein Lösungsweg gehen, der von den Ursachen ausgeht, die von der fundamentalistischen Ideologie ausgenutzt werden. Was den sogenannten „Islamischen Staat“ betrifft, sollte man endlich alle Quellen austrocknen, mit denen er seine Terroraktivitäten speist, etwa den illegalen Erdölexport und die Lieferung von Waffen und Technologie.“

Zum Exodus von Christen aus dem Nahen Osten meinte Parolin vorsichtig, das sei „ein komplexes Problem“. Wer – wie die meisten Kirchenführer der Region – wirklich einen Verbleib der Christen in der Region wolle, der müsse allerdings auch dafür sorgen, dass sie dort „adäquate Lebens-, Sicherheits- und Arbeitsbedingungen sowie Zukunftsperspektiven vorfinden“.

„Was kann die Kirche angesichts dieser Herausforderungen tun? Sie kann jedenfalls nicht schweigen angesichts der Verfolgungen ihrer Kinder und so vieler Unschuldiger. Es ist immer dringender, das herzzerreißende humanitäre Drama im Nahen Osten anzugehen; in Syrien zum Beispiel braucht mittlerweile die Hälfte der Bevölkerung humanitäre Hilfe, um erst gar nicht vom Drama der Flüchtlinge zu sprechen, die man nach Millionen zählt. Die Christen in der Region sollten nicht der Versuchung nachgeben, sich von politischen oder militärischen Kräften beschützen zu lassen, sondern sollten einen Beitrag zu ihren Gesellschaften leisten, damit diese sich zur Moderne, zur Demokratie, zum Rechtsstaat und zum Pluralismus hin entwickeln. Im konkreten Fall des sogenannten „Islamischen Staats“ haben muslimische Führer eine besondere Verantwortung – nicht nur, sich von diesem zu distanzieren, sondern auch allgemeiner das Töten von Menschen aus religiösen Gründen und jede Art von Diskriminierung klar zu verurteilen.“

Die internationale Staatengemeinschaft sollte nach Ansicht von Kardinal Parolin „aus Fehlern der Vergangenheit lernen“ und jetzt in der Krise nicht (nur) auf Krieg setzen. Die UNO habe die Pflicht, „neue Völkermorde zu verhindern“. (rv)

Vatikan fordert „mehr Einsatz“ der UNO für Nahost und Ukraine

UNO-FahneDie Krisenherde im Nahen Osten und in der Ukraine zeigen, dass die UNO „frischen Wind“ braucht. Das betonte der vatikanische Kardinalstaatssekretär, Pietro Parolin, vor der UNO. Er sprach am Montag in New York bei der 69. Generalversammlung der Vereinten Nationen. In seinem Redebeitrag unterstrich der für die vatikanische Diplomatie zuständige Kardinal, dass der Schutz der Menschen Vorrang vor jedweden Interessen habe. Angesichts der blutigen Verfolgung der Christen im Irak und Syrien müssten „jegliche Mittel zu ihrem Schutz“ angewandt werden.

„Es ist sowohl berechtigt als auch nötig, jegliche Aggressionen zu stoppen! Dies soll aber durch eine multilaterale Koalition sowie durch einen nicht unverhältnismäßigen Einsatz von Waffen geschehen. Der Heilige Stuhl hofft, dass die internationale Staatengemeinschaft ihre Verantwortung wahrnimmt und alles Mögliche unternimmt, um Angriffe auf Minderheiten zu stoppen. Dies scheint uns wichtig, damit keine weiteren und schlimmeren Ungerechtigkeiten mehr stattfinden.“

Kardinal Parolin fügte an, dass der bisherige Umgang der internationalen Staatengemeinschaft mit den Krisenherden Syrien und Irak „nicht gut gewesen“ sei. Die Rüge des Kardinals galt wohl in erster Linie dem blockierten UNO-Sicherheitsrat: Statt einer einheitlichen Stimme, um den Opfern zu helfen, sei es nur zu Blockaden gekommen.

„Vor zehn Jahren hat ein UNO-Weltgipfel beteuert, dass die gesamte internationale Staatengemeinschaft unbedingt in einem Geist der Solidarität gegen jegliche kriminelle Handlungen wie Genozid, ethnische Säuberungen und religiös motivierte Verfolgungen vorgehen sollte!“

Würden sich alle Mitgliedstaaten der UNO – beziehungsweise des Sicherheitsrates – auf diesen Grundsatz besinnen, so gäbe es in der Tat „frischen Wind in den Vereinten Nationen“, meinte Parolin. Der Vatikan unterstützt eine Reform der UNO; Papst Franziskus wird womöglich im nächsten Jahr vor der Vollversammlung in New York sprechen. (rv)

Kardinal vor Weltsicherheitsrat: „Terror an der Wurzel bekämpfen“

Kardinal Pietro ParolinDer UN-Sicherheitsrat hat die Weltgemeinschaft im Kampf gegen Terrormilizen wie den Islamischen Staat (IS) zu schärferen Grenzkontrollen und Überprüfungen von Reiseplänen verpflichtet. Bei der Debatte am Mittwoch in New York war auch der Heilige Stuhl als Beobachter vertreten. Die Nationen hätten eine „primäre Verantwortung“, Menschen zu schützen, die von Gewalt und direkten Attacken auf ihre Würde bedroht seien, schärfte der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei seiner Ansprache den Delegierten im Sicherheitsrat ein. Er forderte dazu auf, Terrorismus an der Wurzel zu bekämpfen. „Junge Menschen, die ins Ausland reisen und sich Terror-Organisationen anschließen, kommen oft aus armen Einwandererfamilien und sind desillusioniert, weil sie den Mangel an Integration und Werten empfinden“, so Parolin. Regierungen müssten in diesem Punkt mehr mit der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten, um die Gemeinschaften zu identifizieren, die am meisten von Radikalisierung gefährdet seien, und eine zufriedenstellende soziale Integration zu erlangen.

Parolin zog eine Parallele zwischen dem heutigen Islamisten-Terror und der Zeit totalitärer Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Die UNO sei gegründet nach jener Epoche, „in der eine ähnliche nihilistische Sicht auf die menschliche Würde unsere Welt zur zerstören und zu spalten suchte“. Neuerlich betonte der „Zweite Mann“ des Heiligen Stuhles die „schwere Verantwortung“ heutiger Religionsvertreter, Terror im Namen Gottes zu verurteilen. Dabei zitierte Parolin Papst Franziskus, der drei Tage zuvor in Albanien religiös begründete Gewalt mit den Worten gegeißelt hatte, im Namen Gottes zu töten, sei „ein schweres Sakrileg“ und „unmenschlich“.

Nach Angaben von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon haben die beiden größten Terrormilizen in Syrien und im Irak – der Islamische Staat und die Al-Nusra-Front – mehr als 15.000 ausländische Kämpfer rekrutiert. „Diese Gruppen nehmen die Religion in Geiselhaft. Sie repräsentieren nicht den Islam.“ Der Sicherheitsrat tagte am Rande der UN-Generaldebatte, zu der Vertreter aus allen 193 UN-Staaten nach New York gekommen sind sowie aus sogenannten Beobachterstaaten wie dem Vatikan, Palästina und der EU. (rv)

Kardinal Parolin: „Albanien ist ein Modell“

Kardinal Pietro ParolinDer Papst wird bei seinem Besuch in Albanien am kommenden Sonntag betonen, dass das Land am Rand Europas in mancherlei Hinsicht „ein Modell“ ist. Das sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin jetzt in einem Gespräch mit Radio Vatikan. Die „Gründungsväter Albaniens“ hätten „auf die Möglichkeit gesetzt, dass sich eine multireligiöse Gesellschaft aufbauen lässt“, so der Regierungschef des Vatikans: „Und die Geschichte hat ihnen recht gegeben.“

„Ich glaube, dass der Papst mit seiner Reise genau dies unterstreichen will! Natürlich hat Albanien in der jüngeren Vergangenheit viel gelitten, weil die Religionsfreiheit unterdrückt wurde und eine atheistische Ideologie die Religionen verfolgte. Aber heute präsentiert sich das Land der Welt als erneuert – auch in seinen Institutionen. Ein neuer Geist belebt es, und vor allem zeigt es sich imstande, in seinem Inneren religiöse Gruppen zusammenleben zu lassen, die trotz aller Verschiedenheiten doch gemeinsam zum Gemeinwohl des Landes beitragen. Das ist wirklich ein großes Beispiel, das der Papst herausstellen möchte, und ich hoffe, dass das in diesem schwierigen Moment, den wir gerade erleben, doch wahrgenommen wird.“

Das religiöse Mosaik Albaniens ist bunt: Orthodoxe, Katholiken, Muslime verschiedener Couleur. Die Katholiken machen nur 15 Prozent der Bevölkerung aus. Während des kommunistischen Regimes, das sich als atheistisch definierte, wurden die Glaubensgemeinschaften im Land unterdrückt – so eine Erfahrung schweißt zusammen. Aber Edmond Godo, Vertreter der albanischen Gemeinschaft in Italien, meint:

„Trotz der 46 Jahre Diktatur ist das religiöse Leben wieder ganz wie früher. Ich muss sagen, das hat etwas von einem Wunder. Wir haben unserer Regierung empfohlen, auf alle Landkarten und Touristen-Broschüren den Satz zu drucken: ‚In Albanien herrscht Religionsfreiheit’. Das ist eine klare Botschaft, die in unserem kleinen Land hoffentlich den Menschen hilft.“ (rv)

Kardinalstaatssekretär: „Papst wird sich an ganz Asien wenden“

Kardinal Pietro Parolin „Am Tag meiner Abreise lade ich euch ein, euch mit mir im Gebet für ganz Korea und ganz Asien zu verbinden.“ Das schreibt Papst Franziskus in einem Tweet an diesem Mittwoch. Am Nachmittag bricht er von Rom zu seiner dritten internationalen Reise nach Südkorea auf; dabei wird er als erster Papst der Geschichte auch über das Territorium der Volksrepublik China fliegen. Eine entsprechende Genehmigung hatten die Behörden in Beijing 1989 Papst Johannes Paul II. noch verweigert, als dieser Korea besuchte.

Was sind die Besonderheiten von Franziskus’ Reise? Das fragte das vatikanische Fernsehzentrum CTV den Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.

„Aus meiner Sicht hängt die Bedeutung dieser Reise mit drei Punkten zusammen. Erstens die Tatsache, dass der Papst zum ersten Mal in den Fernen Osten reist, also in eine Weltgegend, die in der Weltpolitik und –wirtschaft eine immer größere Relevanz hat. Der Papst wird sich von dort aus an den ganzen Kontinent wenden, nicht nur an Korea. Alle Länder des Kontinents sind seine Ansprechpartner, und zwar wegen der Feier des asiatischen katholischen Jugendtreffens, an dem Jugendliche aus den Nachbarländern teilnehmen. Das ist der zweite Punkt. Der dritte Punkt ist die Zukunft: Denn diese jungen Leute sind die Zukunft, und darum geht es bei der Papstreise um die Zukunft Asiens.“

Papst Franziskus werde die Jugendlichen in Südkorea dazu ermuntern, „Hauptdarsteller im Leben der Kirche zu werden“, formuliert Kardinal Parolin. Es gehe um „eine aktive Präsenz, um Mitarbeit und Mitverantwortung“. Die Rolle der Laien ist in der südkoreanischen Kirche essentiell, weil Korea wohl das einzige Land der Welt ist, in dem das Christentum ohne Hilfe von ausländischen Missionaren oder Priestern Fuß fasste.

„Die jungen Leute – das wird der wesentliche Punkt des Papstes sein – müssen Evangelisierer ihrer Altersgenossen werden. Wir sind also immer bei diesem wesentlichen Projekt der Evangelisierung. Natürlich wird der Papst auch darauf drängen, sich nicht von trügerischen Werten unserer Gesellschaften blenden zu lassen. Er wird bekräftigen, dass Jesus die wirkliche Antwort auf ihre Fragen und ihre Unruhe ist.“

Franziskus wird in Korea auch 124 Märtyrer seligsprechen: die erste Generation der Evangelisierer des Landes im 18. Jahrhundert.

„Ich glaube, es wird die Tatsache betont werden, dass sich in dieser Gruppe nur ein Priester befindet. Alle anderen waren Laien, Menschen der verschiedensten Berufe und sozialen Schichten. Das unterstreicht diese Eigenschaft der koreanischen Kirche, dass sie aus dem Zeugnis und Einsatz der Laien entstand, denen es gelang, den Glauben zu bewahren und weiterzugeben. Das ist die wesentliche Botschaft: In der Kirche sind wir alle dazu aufgerufen, das Evangelium zu verkünden. Wir alle sind zur Heiligkeit berufen.“

Der Kardinalstaatssekretär bestätigt, dass Papst Franziskus auch Überlebende des dramatischen Fährunglücks vom April treffen wird: Dabei starben fast 300 Menschen vor der koreanischen Küste, bis heute ist der Schock in der Gesellschaft und Politik des Landes spürbar.

„Das hat so viele Wunden aufgerissen und Polemiken in der Gesellschaft ausgelöst! Der Papst will zeigen, dass man diese Schmerzen lindern kann, wenn man den Menschen nahe ist. Diese Nähe ist die Nähe Jesu zu allen Leidenden, sie muss auch die Nähe der Kirche zu allen Leidenden sein.“

Schlusspunkt der Koreareise von Papst Franziskus wird am Montag in Seoul eine Messe für Frieden und Versöhnung auf der koreanischen Halbinsel sein. Das zielt auf das, was Südkoreas Bischöfe ‚den letzten Kalten Krieg’ nennen, nämlich auf die Teilung der Insel. Könnte der Papstbesuch neue Gesprächskanäle zwischen Südkorea und dem nordkoreanischen Regime öffnen, vielleicht auch den Christen in Nordkorea – von denen man fast nichts weiß – in ihrer Isolation Hoffnung geben?

„Das war immer die große Hoffnung des Heiligen Stuhls, der sich immer auch konkret in dieser Richtung engagiert hat. Es ist offensichtlich, welche Spannungen auf der Halbinsel herrschen und wie nötig sie Frieden und Versöhnung hätte. Ich glaube, dass die Papstreise auch in dieser Hinsicht helfen wird, damit die Solidarität mit der notleidenden Bevölkerung (im Norden) weitergeht, und damit neue Räume für Kommunikation und Dialog entstehen. Denn nur dadurch – davon ist der Papst überzeugt – lassen sich die bestehenden Probleme lösen. Wenn es bei allen Beteiligten guten Willen gibt, dann wird sich immer ein Gesprächskanal finden lassen!“ (rv)

Ernennungen: Regensburger unter sich

Prof. Dr. Rudolf VoderholzerPapst Franziskus hat den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer zum Mitglied der vatikanischen Glaubenskongregation ernannt. Das wurde an diesem Mittwoch bekannt. Die Kongregation wird von Voderholzers Vorgänger auf dem Regensburger Bischofsstuhl, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, geleitet. Im Gespräch mit Radio Vatikan meinte Voderholzer, Müller habe ihm schon angedeutet, dass die Glaubenskongregation einen weiteren deutschen Theologen gut gebrauchen könne, und auch Papst Franziskus sehe das so. Er wolle jetzt mal sehen, wieviel zusätzliche Arbeit das für ihn mit sich bringen werde. Auch Müllers Vor-Vorgänger war Wahl-Regensburger: Joseph Ratzinger, jetzt der emeritierte Papst Benedikt XVI. Voderholzer gibt Ratzingers gesammelte Schriften heraus. Weitere Mitglieder der Glaubenskongregation wurden an diesem Mittwoch der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und der Erzbischof von Posen in Polen, Stanislaw Gadecki. (rv)

Gebetsinitiative für Frieden: „Gebet ermöglicht mutige Entscheidungen“

EB Pietro ParolinMit der Einladung zum Friedensgebet im Vatikan und dem Gang zur Trennmauer in Bethlehem hat Papst Franziskus abweichend vom Programm deutliche Signale für den Frieden gesetzt. Dabei hat er aber nicht den Charakter der Pilgerreise in einen politischen Besuch geändert. Das betont Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Ende des zweiten Tages der Papstreise. Im Gespräch mit Radio Vatikan zieht er die Verbindung zwischen dem spirituellen Gehalt und dem Frieden zwischen Israelis und Palästinensern, wie der Papst sie auch ziehe. „Wir unterstreichen hier noch einmal die Macht des Gebetes, das will auch der Papst unterstreichen. Bei so vielen Sackgassen, politischen und diplomatischen, dem ganzen Knäul von Schwierigkeiten und Problemen, vor denen wir stehen und die wir auch in den zwei Tagen, in denen wir nun hier sind, schon erlebt haben, will der Papst einmal mehr diese Kraft des Gebetes aufzeigen, das die Herzen zusammen bringen kann und allen die Fähigkeit gibt, mutige Entscheidungen zu treffen. Ich möchte das noch einmal unterstreichen: Mutige Entscheidungen. Alle brauchen die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, die uns wirklich zum Frieden führen.“ Auf diesen Wandel, bei Abbas und Peres wie bei allen, die im Nahen Osten leben, hofft Kardinal Parolin. Nur so käme man zum Frieden. Die geistliche Dimension bedeute aber auch, dass der so langsam entstehende Frieden nicht rein menschliches Tun sei. „Der Frieden ist ein Geschenk Gottes. Aber wenn man das sagt, dann füge ich immer hinzu, dass das Geschenk die Umformung unserer Herzen ist. So interpretiere ich das. Es kommt nicht fertig vom Himmel herab, sondern verwandelt uns, so dass wir Handelnde für den Frieden werden können, Tag für Tag. Das ist das Geschenk Gottes. Wir wissen, dass wir dieses Geschenk annehmen, wenn wir uns vom Heiligen Geist verwandeln lassen.“ (rv)

Parolin: Das erwarte ich von der Papstreise

Kardinal ParolinAm Samstag fliegt Papst Franziskus ins Heilige Land: Dort besucht er Jordanien, Palästina und Israel. Zwar handelt es sich nicht um eine politische Tour, sondern um eine Pilgerreise, wie er am Mittwoch noch einmal betonte – doch unvermeidlich wird der Papst sich ins Gewebe nahöstlicher Probleme und Komplikationen verstricken. Israelis ärgern sich, dass er zunächst nach Palästina reist und die Westbank als entfernt staatliches Gebilde anerkennt; Palästinenser sind verstimmt, dass Franziskus als erster Papst auch das Grab des Ur-Zionisten Theodor Herzl besuchen will. Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hofft, dass die Visite aus Rom vor allem in ökumenischer Hinsicht Früchte trägt, schließlich ist ihr Haupt-Anlass ja das Treffen mit dem Ökumenischen Patriarchen der Orthodoxie, Bartholomaios. „Und wir hoffen auf eine Frucht des Friedens. Wir wissen ja, dass der Papst in eine besonders leidgeprüfte Region reist. Ich hoffe, dass die Reise den Verantwortlichen und allen Menschen guten Willens wirklich helfen wird, mutige Entscheidungen auf dem Weg des Friedens zu treffen.“ Dass die auf US-Initiative betriebenen Friedensgespräche zwischen Israelis und Palästinensern vor kurzem wieder einmal abgestürzt sind, hat den Vatikan verärgert. Er hofft auf ein baldiges Wiedererstehen des Gespräche-Phönix aus der Asche. Worum geht es?, fragte das Vatikanfernsehen CTV Kardinal Parolin. „Auf der einen Seite ist da das Recht Israels, zu existieren und in Frieden und Sicherheit innerhalb von international anerkannten Grenzen zu leben. Das Recht des palästinensischen Volkes auf eine souveräne, unabhängige Heimat, die Reisefreiheit, das Recht auf ein Leben in Würde. Und dann die Anerkennung des heiligen und universellen Charakters der Stadt Jerusalem, ihres kulturellen und religiösen Erbes, die Anerkennung als Pilgerziel von Gläubigen der drei monotheistischen Religionen. Das sind die Punkte, auf denen der Papst besonders bestehen wird. Das ist – in Anführungszeichen – die ‚Politik‘ des Heiligen Stuhls, was den israelisch-palästinensischen Konflikt betrifft.“ Aber wie gesagt: Die Reise dient vor allem der Ökumene. Erstmals in der Geschichte halten die Führer der katholischen und der orthodoxen Kirchen einen gemeinsamen Gottesdienst in der Grabes- und Auferstehungskirche von Jerusalem – eine Erinnerung an das historische Treffen von Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras I. in Jerusalem vor genau fünfzig Jahren. „Die Ökumene ist eine der Errungenschaften des Zweiten Vatikanischen Konzils, und das Treffen zwischen Paul und Athenagoras hat ihr entscheidenden Schwung verliehen. Manchmal zählen Gesten eben mehr als Worte. Ich wünsche mir, dass das Treffen zwischen Papst Franziskus und Patriarch Bartholomaios diese Flamme wieder hochzüngeln lässt. Diesen Enthusiasmus für den ökumenischen Weg, der alle Projekte – an denen es ja nicht fehlt! – stärker beleben sollte. Die Leidenschaft für die Einheit, die das letzte Gebet Jesu vor seinem Leiden und Sterben war.“ (rv)

Kardinal Parolin wirbt für Erneuerung der Kurie

EB Pietro ParolinMan darf angesichts der Korruption nie mit der Wachsamkeit nachlassen. Das sagte der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Samstag bei einem Auftritt auf der Turiner Buchmesse. Parolin warb auch für die Reformen, die Papst Franziskus ins Werk zu setzen beginnt.

„Das Ziel der Reformen, die der Papst in der Römischen Kurie durchführt, ist es, sie zu einem effizienteren Werkzeug seines Dienstes zu machen. Das käme der ganzen Kirche zugute. Diese Reformen dienen also direkt der Kirche, und gleichzeitig können sie natürlich auch ein Vorbild sein, vor allem was den Dienst-Charakter angeht: Die Autorität und die Macht als ein Dienst an den anderen leben.“

Der Vatikan war in diesen Tagen auf der Turiner Buchmesse der Ehrengast. Dabei stellten viele Teilnehmer der Messe einen Boom der Franziskus-Literatur fest – wie der neue Papst ja überhaupt als allseits beliebt gilt. Parolin dazu:

Hoffnung auf neue Nahost-Verhandlungen

„Wir müssen aufmerksam sein für diese Nachfrage bei den Menschen. Auch die Diplomatie des Papstes muss sich – auch wenn sie sich weiter ihrer traditionellen Mittel bedient – öffnen für die neuen Bedürfnisse, die der Papst bei vielen Menschen geweckt hat. Vor allem in dem Sinn, dem Menschen von heute neue Hoffnung zu geben. Und zu sagen: Auch wenn es so viele Konflikte und Gegensätze gibt, so gibt es doch immer Hoffnung auf eine gemeinsame Vereinbarung.“

Der Kardinalstaatssekretär des Vatikans äußerte sich auch zu der bevorstehenden Reise von Papst Franziskus ins Heilige Land. Franziskus besucht in zwei Wochen Jordanien, die Palästinensergebiete und Israel.

„Hoffen wir, dass die Papstreise, auch wenn sie keine direkte politische Konnotation hat, doch auch wohltuende Einflüsse im politischen Bereich haben kann! Wir hoffen vor allem auf eine entschlossene Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen Palästinensern und Israelis und auf neue Aufmerksamkeit für Syrien; der Eindruck ist nämlich, dass dieser Konflikt ein bisschen in Vergessenheit zu geraten droht, wie viele andere Konflikte. Also: neue Verhandlungen. Auch weil man doch weiß, dass eine militärische Lösung nicht möglich ist und zu nichts führen würde.“ (rv)