Pater Lombardi zum 70. Geburtstag

Er ist Vatikansprecher, Generaldirektor unseres Senders und in beiden Funktionen häufig bei Radio Vatikan zu hören: Pater Federico Lombardi. In diesen Tagen feiert der Jesuitenpater zwei wichtige Jubiläen. Am Mittwoch begeht er seinen 70. Geburtstag, und am 2. September wird er seit 40 Jahren Priester sein. Der „Leiter des vatikanischen Presseamtes", wie sein offizieller Titel lautet, ist Ansprechpartner der Medien für alle Fragen rund um Papst und Vatikan. Er organisiert Pressekonferenzen und betreut die Presse während der Reisen des Papstes. Papst Benedikt ernannte den norditalienischen Priester, der gut deutsch spricht und im übrigen ausgebildeter Mathematiker ist, 2006 zum Nachfolger des Spaniers Joaquin Navarro-Valls, der dieses Amt 22 Jahre lang ausübte.

Geboren wurde Lombardi am 29. August 1942 im Piemont, in der Provinzstadt Saluzzo südlich von Turin. 1960 trat er in den Jesuitenorden ein, 1962 empfing er die Priesterweihe und begann ein Philosophie-Studium an einer Ordensfakultät. 1965 bis 1969 wirkte Lombardi am Studentenkolleg der Jesuiten in Turin und studierte zugleich Mathematik. Es folgte ein vierjähriger Aufenthalt in Deutschland, wo er 1973 an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main das Lizenziat in Theologie erwarb und als Seelsorger italienische Gastarbeiter betreute. Danach ging Lombardi in den Journalismus: Er arbeitete für die Jesuitenzeitschrift „Civilta Cattolica" und stieg 1977 zum Vize-Chefredakteur des namhaften Blattes auf.

Von 1984 bis 1990 wurde Lombardi Provinzial seines Ordens in Italien. Von Rom in den Vatikan waren es dann nur noch wenige Meter: 1991 trat der Pater als Programmdirektor von Radio Vatikan in den Dienst des Heiligen Stuhls. 2005 ernannte ihn Benedikt XVI. zum Leiter des päpstlichen Senders. Seit 2001 steht er auch an der Spitze des vatikanischen Fernsehzentrums CTV.

Schon auf seiner ersten Reise mit dem Papst kam es zur Feuertaufe: Die Regensburger Rede von Benedikt XVI. vom 12. September 2006 löste in Teilen der muslimischen Welt wegen eines missverständlichen Zitates Empörung und gewalttätige Proteste aus. Lombardi hatte seine erste Bewährungsprobe als Leiter des Vatikanischen Presseamtes. Weitere sollten folgen: Die Affäre um den Holocaustleugner Richard Williamson, der Missbrauchsskandal, zuletzt die Vatileaks-Affäre und die Negativschlagzeilen der Vatikanbank IOR.

Dabei zeigt sich, dass der Papst eine gute Hand bei der Auswahl seines Sprechers bewiesen hatte. Auch in extremen Situationen zeichnet sich der Jesuit durch Gelassenheit, Verbindlichkeit und Geduld aus. Ärgerlich oder gar aufbrausend erlebt man ihn nie. Zu beobachten war dies zuletzt auf dem Höhepunkt der Vatileaks-Affäre im Sommer. Während der nahezu täglichen Briefings korrigierte er zunächst ruhig und gelassen die unverdrossenen Falschmeldungen italienischer Zeitungen, referierte knapp den neuesten Stand der Entwicklung und blieb auch noch freundlich, als nach einem einstündigen Frage-Marathon abstruse Detailfragen gestellt wurden.

Hinzu kommt eine eiserne Disziplin: Lombardi bewältigt ein immenses Arbeitspensum, zumal er auch Radio Vatikan und das vatikanische Fernsehzentrum CTV leitet. Morgens ist er im Pressesaal, danach im Radio, nachmittags im Fernsehen und abends wieder im Radio, bis dieses um 21 Uhr seine Pforten schließt. Sein großer Schreibtisch quillt über, seine Tür steht immer offen, am Mobiltelefon hebt er immer ab. Und in der römischen Ordenszentrale der Jesuiten gehört er stets zu den letzten, die am späten Abend ihre Mahlzeit einnehmen. (rv)

Lombardi: „Rigoroser Schritt der Aufklärung“

Ein Schritt rigoroser Aufklärung: So sieht Vatikansprecher Pater Federico Lombardi die Veröffentlichung des Untersuchungsberichtes und der Anklageschrift zum Prozess gegen den ehemaligen Papst-Butler Paolo Gabriele und den Informatiker Claudio Sciarpelletti. Beide Dokumente zum Dokumentenklau im Vatikan waren am Montag der Presse präsentiert worden. Eine solch „umfängliche und komplette Veröffentlichung (…) ohne Abkürzungen und Verdeckungen" sei angesichts der sonstigen vatikanischen Gewohnheiten ein „mutiger" und überhaupt ein „ziemlich ungewöhnlicher" Schritt, unterstrich Lombardi in einem Kommentar, dessen Text Radio Vatikan vorliegt.
Papst vertraut in menschliche Gerichtsbarkeit
Der Papst habe sich für eine Aufarbeitung des Falls durch die Gerichtsbarkeit stark gemacht, so Lombardi:
„Die Entscheidung des Papstes, die Arbeit der Gerichtsbarkeit zu ermutigen, hat ihre eigene Bedeutung und zeigt gewissenhaften Respekt vor der Kompetenz und der Autonomie dieser Institution. Sie zeigt Vertrauen in den Beitrag, den sie auf dem schwierigen und anstrengenden Weg der Wahrheitssuche und der Herstellung der Gerechtigkeit mit menschlichen Mitteln leisten kann."
Benedikt XVI. wird vermutlich nicht in das Verfahren gegen Gabriele eingreifen, wohl auch nicht in Form einer Begnadigung. Dies hatte Lombardi am Montag vor der Presse angedeutet. Die Aufarbeitung des Falls allein durch die Gerichtsbarkeit sieht Pater Lombardi – ähnlich wie die jüngste Bewertung der Geldgeschäfte des Heiligen Stuhls durch Moneyval – als Garantie für Transparenz und Kohärenz. Ein solcher Ansatz könne für Lösungen und die Kommunikation auch in anderen Bereichen der Kirche Vorbild sein, so der Jesuit: Der Beitrag der Gerichte werfe schließlich auch die Frage des Vertrauens in Institutionen auf, „die uns dienen", und ebenso die Frage nach dem Sinn einer vertraulichen Kommunikation, so der Jesuit.
Anklageerhebung bezieht sich auf klaren Kreis
Die Veröffentlichung des Untersuchungsberichtes und der Anklageschrift markierten nicht das Ende der Untersuchungen und Überlegungen zu den Hintergründen von Vatileaks, so Lombardi weiter. Allerdings sei der Inhalt der beiden vorliegenden Dokumente – eine Veröffentlichung des Berichts der Kardinalskommission zum Fall steht freilich noch aus – auf einen klaren Kreis begrenzt, so der Vatikansprecher:
„Die Sentenz bezieht sich in der Tat auf eine spezifische strafbare Handlung und auf zwei Personen – eine direkt verantwortliche und eine nur sehr indirekt betroffene – und nicht auf einen ausführlicheren Komplex von Ereignissen und Beziehungen, mit deren Untersuchung die Gerichtsbarkeit und eine Kardinalskommission beauftragt wurden, und zwar mit spezifischen Kompetenzen und verschiedenen Perspektiven." (rv)

Vatikan: Paolo Gabriele ist „kein Sündenbock“

Das hat Vatikansprecher Federico Lombardi an diesem Montag vor Journalisten erklärt. Der frühere Kammerdiener von Papst Benedikt sei zu Recht in Untersuchungshaft: „Wir haben ein konkretes Element gefunden und wollen jetzt die eventuellen Verantwortlichkeiten über seine Person hinaus wissen." Die Ermittlungen in Sachen Dokumentendiebstahl im Vatikan gingen „mit völliger Ernsthaftigkeit" voran. Die formellen Verhöre des Verhafteten seien derzeit unterbrochen, so der Leiter des Vatikanischen Pressesaals. Lombardi bestätigte, dass Gabrieles Anwälte beantragt hätten, ihn auf freien Fuß zu setzen. Eine Entscheidung darüber liege beim Untersuchungsrichter. Paolo Gabriele ist nach Darstellung des Vatikan nach wie vor der einzige Verdächtige, gegen den in der „Vatileaks"-Affäre ermittelt wird. Medienberichte, dass auch gegen zwei Kardinäle, vier oder fünf Laien sowie einen Journalisten Untersuchungen eingeleitet wurden, entbehrten „jeder Plausibilität", sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Montag vor Journalisten. (rv)

Vatikan: Kammerdiener weiter im Verhör

Der Kammerdiener des Papstes, der Dokumente von Benedikts Schreibtisch entwendet haben soll, wird weiter verhört. Das sagte Papstsprecher Federico Lombardi am Mittwoch vor Journalisten. Der Jesuit dementierte Berichte, es gebe starke Meinungsunterschiede in der Kardinalskommission, die das vatikanische Geldinstitut IOR überwacht. Entsprechende Berichte seien „nicht wahr". Vor knapp zwei Wochen hatte der aus externen Bankfachleuten bestehende Aufsichtsrat des IOR Gotti Tedeschi wegen unzureichender Erfüllung seiner Amtsgeschäfte das Misstrauen ausgesprochen. Der Vorsitzende des Kardinalsrats, Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, hatte Gotti Tedeschi daraufhin seine Entlassung mitgeteilt. Lombardi stellte klar, zwischen Tedeschis Entlassung und der Durchsuchung von dessen Wohn- und Büroräumen durch die italienische Staatsanwaltschaft vor wenigen Tagen gebe es keinen Zusammenhang. Dies seien zwei „komplett verschiedene" Vorgänge, die nichts miteinander zu tun hätten. Die Staatsanwaltschaft von Neapel hatte am Dienstag eine Wohnung Gotti Tedeschis in Piacenza sowie dessen Büroräume in Mailand durchsuchen lassen. Die Durchsuchungen standen im Zusammenhang mit Ermittlungen in einem internationalen Korruptionsskandal. (rv)

Neue Enthüllungen erwartet

Es werden wohl noch weitere interne Dokumente aus dem Vatikan veröffentlicht. Das sagte Vatikansprecher Federico Lombardi in Mailand vor Journalisten. Er denke nicht, dass die Vatileaks-Affäre zu Ende sei, obwohl bereits eine Person in Untersuchungshaft sitzt. Derjenige, der die Dokumente besitzt, habe eine klare Strategie, so Lombardi. Diese Person, so Lombardi wörtlich, werde den Medien nur vereinzelt Dokumente weiterreichen. Lombardi geht davon aus, dass die Person bereits alle Dokumente bei sich habe und nicht alles gleichzeitig weiterreichen werde. Der Jesuitenpater sei deshalb nicht mehr überrascht, auch an diesem Wochenende von weiteren Veröffentlichungen zu hören. In der Sonntagsausgabe veröffentlichte die römische Zeitung „La Rebubblica" neue Enthüllungen. Es handelt sich um interne Briefe, die gegen Kardinalstaatsekretär Tarcisio Bertone und dem Papstsekretär Georg Gänswein gerichtet sind. (rv)

Vatikan: Keine Spaltung zwischen Aufsichtsrat und Vatikanbank

Der Aufsichtsrat, der die Vatikanbank IOR kontrolliert und aus Kardinälen besteht, ist nicht gespalten oder zerstritten. Das sagte Vatikansprecher Federico Lombardi an diesem Samstag in Mailand bei einer Pressekonferenz. Er dementierte somit Medienberichte, die von angeblichen Meinungsunterschiede des Kardinalsrat zum Rücktritt von Ettore Gotti Tedeschi als IOR-Chef schreiben. Solche Berichte seien „komplett falsch", so Lombardi wörtlich vor Journalisten. Der Aufsichtsrat unterstütze vollumfänglich die Haltung des Expertenrates, der aus Laien besteht und von Gotti Tedeschi geleitet wurde. Derzeit hat der Vize-Präsident des Expertenrates die Leitung übernommen. Es handelt sich um den Deutschen Ronaldo Hermann Schmitz. (rv)

Vatileaks: „Immer noch in der Untersuchungsphase“

Die formalen Ermittlungen gegen den inhaftierten päpstlichen Kammerdiener Paolo Gabriele werden noch mindestens bis Ende der Woche dauern. Das hat Vatikansprecher Pater Federico Lombardi an diesem Dienstag bei einem Pressebriefing vor Journalisten erklärt. Neben dem Kammerdiener seien im Zug der Ermittlungen „mehrere andere Personen" angehört worden, aber es gebe vorerst keine weiteren Verhaftungen.

„Im Zug der Vorerhebungen ist als Delikt schwerer Diebstahl formuliert worden. Es gab aber bisher keine Erhebungen über die Motivation, die Schwere des Delikts, die Absichten. Es handelt sich noch nicht einmal um einen regulären Strafprozess, geschweige denn ein Urteil. Wir sind immer noch in der Untersuchungsphase."

Gabriele habe sich in den sechs Jahren, die er als Kammerdiener des Papstes wirkte, immer korrekt verhalten, es habe niemals Anzeichen für gegenteiliges Verhalten gegeben, sagte Lombardi. Der unerlaubte Besitz der vertraulichen Dokumente – zu deren Art und Umfang Lombardi aufgrund des Prozessgeheimnisses keine Angaben machen wollte – sei andererseits „eine objektive Tatsache".

„Wir sind alle entsetzt. Man hätte sich eine solche Lage nicht leicht vorstellen können. Man muss ihm zuhören, was er zu sagen hat, und das wird ja eben getan. Deshalb ist es so wichtig, dass er seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit erklärt hat. Es handelt sich ja nicht um einen simplen Einbruchsdiebstahl."

Etliche der ins Kraut schießenden Spekulationen wies der Vatikansprecher in dem Briefing zurück, etwa, dass gegen fünf Kardinäle „ermittelt" würde. Die Affäre „Vatileaks" sei jedenfalls „eine Prüfung, eine schwere Prüfung für den Papst und die Kurie", so Pater Lombardi wörtlich. Jeder könne sehen, dass es sich „um schwerwiegende Dinge" handle, die auch nicht erst mit der Verhaftung des Kammerdieners begannen.

„Der Papst ist Zeuge einer Angelegenheit, die ihn von ganz nah betrifft; es ist eine schmerzliche Angelegenheit. Und es gibt den Wunsch, Klarheit zu schaffen, die Wahrheit zu finden. Das gilt nicht nur für die Verhaftung Paolos. Der Papst hat Mitte März die Kardinalskommission [zur Untersuchung des „Dokumentenschwundes“] eingesetzt, ein nicht alltäglicher Vorgang. Das heißt, der Papst war sich bewusst, dass es hier eine gründliche Aufklärung und Bewertung der Vorgänge brauchte. Sicher, die letzte Episode ist für ihn besonders leidvoll, weil sie eine ihm nahestehende und von ihm geschätzte Person betrifft."

Leiter der Kardinalskommission ist der spanische Opus Dei-Kardinal Julian Herranz, der früher den päpstlichen Rat für Gesetzestexte leitete, ein ausgewiesener Fachmann für Justizfragen also. Die Kardinäle setzten ihre Arbeit mit Anhörungen fort, sagte Lombardi; sie arbeiteten mit dem Vatikangericht, das die Ermittlungen führt, und mit der Gendarmerie zusammen, wenngleich sie andere Kompetenzen und Aufträge hätten. Ob eine Zusammenarbeit mit der italienischen Justiz nötig wird, weil auch nach italienischem Gesetz Straftaten vorliegen, werde der Verlauf der Ermittlungen zeigen. Lombardi stellte ein weiteres Pressebriefing für den morgigen Mittwoch in Aussicht. (rv)

Päpstlicher Kammerdiener im Verdacht

In der Affäre um die Weitergabe vertraulicher Vatikan-Dokumente ist der Kammerdiener von Papst Benedikt XVI. festgenommen worden. Vatikansprecher Federico Lombardi bestätigte die Verhaftung des 46-jährigen Paolo Gabriele am Samstag in einer Mitteilung. Der Hausangestellte befindet sich bereits seit vergangenem Mittwochabend in Haft. Er habe zwei Anwälte benannt und sich mit diesen beraten, so der Vatikansprecher.

Die erste Phase der Erhebungen gegen Gabriele ist nach Angaben von Lombardi bereits abgeschlossen. Durchgeführt wurde sie vom vatikanischen Generalstaatsanwalt Nicola Picardi. Derzeit sei der Untersuchungsrichter Piero Antonio Bonnet am Zug. Die Ermittlungsphase diene dazu, ein angemessenes Gesamtbild der Lage zu erhalten. Danach werde der Untersuchungsrichter den Kammerdiener entweder freilassen oder ein Hauptverfahren eröffnen.

Vor Journalisten erklärte Vatikansprecher Lombardi, bei den Nachforschungen sei nicht von „kurzen Fristen" auszugehen. Welche weiteren Fragen dabei auftauchten, sei ungewiss. So fragen sich beispielsweise etliche Beobachter, ob es noch weitere Verdächtige in der Affäre um die Weitergabe vertraulicher Vatikan-Dokumente gibt. Lombardi ließ anklingen, dass mit der Verhaftung des Kammerdieners noch nicht der Abschluss der Affäre erreicht sei. Bisher sei ausschließlich die vatikanische Justiz mit dem Fall befasst. Der tatverdächtige Kammerdiener wohne auf vatikanischem Staatsgebiet, daher unterliege er „vollständig den vatikanischen Justiznormen".

Der Vatikan habe die Verhaftung erst nach Abschluss der Vorermittlungen bestätigten wollen, erläuterte der Vatikansprecher. Die Festnahme Gabrieles habe im Vatikan „Erstaunen und Schmerz" ausgelöst. „Alle im Vatikan kannten ihn, es gibt großes Mitgefühl mit seiner Familie", betonte Lombardi. Er hoffe, dass die Familie des Mannes „diese Prüfung überstehen" könne.

Der 46-jährige lebte mit seiner Frau und den drei Kindern in einer Wohnung im Vatikanstaat. Er arbeitete seit 2006 als Kammerdiener für Benedikt XVI. Neben vier Ordensfrauen und den beiden Privatsekretären Georg Gänswein und Alfred Xuereb war Gabriele einer der wenigen Vertrauten, die Zugang zu den Privaträumen des Papstes hatten.

In den vergangenen Monaten waren immer wieder interne Dokumente an italienische Medien weitergegeben worden, in denen es unter anderem um Korruptionsvorwürfe ging. Einige davon sind in dem Buch „Sua Santità" („Seine Heiligkeit") von Gianluigi Nuzzi abgedruckt, das vor einer Woche in Italien erschien. Unter den Dokumenten, die dem Autor zugespielt wurden, sind unter anderem streng geheime und private Briefe des Papstes. Der Vatikan bezeichnete die Veröffentlichung als kriminellen Akt.

Nach ersten Enthüllungen im Januar hatte Benedikt XVI. im April eine Untersuchung der „Vatileaks"-Affäre angeordnet und eine Kommission von Kardinälen unter der Leitung des „Innenministers" des Heiligen Stuhles, Erzbischof Angelo Becciu, mit den Ermittlungen betraut. Im Fokus der Korruptionsvorwürfe stand zumeist das vatikanische Geldinstitut IOR, dessen Präsident Ettore Gotti Tedeschi am Donnerstag zurücktrat. Zuvor hatte ihm der Aufsichtsrat einstimmig das Misstrauen ausgesprochen. Der Vatikan teilte mit, Gotti Tedeschi habe nicht den „grundlegenden Anforderungen" seines Amts genügt. Als Interimschef wurde sein bisheriger Stellvertreter, der Deutsche Ronaldo Hermann Schmitz ernannt. (rv)

P. Lombardi: Die 10 Prioritäten des Papstes

Er ist der Leiter des vatikanischen Pressesaals und damit eine Art „Sprachrohr" für den Papst: P. Federico Lombardi SJ. In seiner wöchentlichen Kolumne für die TV-Sendung „Octava Dies" formuliert der Jesuit seine Glückwünsche für das kommende achte Jahr des Pontifikats. Einige erkennen darin eine Art „10 Prioritäten-Liste", vom Dialog mit den Piusbrüdern bis zur Neuevangelisierung. Hier eine Zusammenfassung:
1. Der Dialog mit der Priesterbruderschaft Pius X. solle erfolgreich abgeschlossen werden und so ein schmerzender Bruch überwunden werden, ohne dass neue Brüche entstehen.
2. Der Papst möge den Familien eine Botschaft der Liebe und der Hoffnung übermitteln bei seinem geplanten Besuch beim Weltfamilientreffen in Mailand.
3. Die Mahnungen des Papstes an Gruppen in der Kirche im Dissens sollten mit Respekt und Aufmerksamkeit gehört und in ihrer Bedeutung verstanden werden.
4. Die Kirche in Irland solle – auch durch den Eucharistischen Kongress – in ihrem Weg der Erneuerung gestärkt werden.
5. Die Aufarbeitung der Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche solle überall auf Welt konsolidiert werden, damit die Kirche ihrerseits ihren Beitrag zum Schutz der Kinder in den Gesellschaften leisten kann.
6. Der 50. Jahrestag des II. Vatikanischen Konzils solle ein Anlass sein, seine „epochale Botschaft" angemessen und sachlich zu verstehen.
7. Die Bischofssynode zur Neuevangelisierung solle der Kirche neue Kreativität und Missionseifer schenken.
8. Das von Benedikt XVI. ausgerufene „Jahr des Glaubens" solle nicht nur aus einer Folge schöner Veranstaltungen bestehen, sondern tatsächlich dazu beitragen, die Beziehung der Glaubenden zu Gott und zu Jesus Christus zu vertiefen in einem Kontext, der immer mehr von Gottvergessenheit geprägt sei.
9. P. Lombardi hofft, dass der Papst den letzten Teil seines Jesusbuchs veröffentlich kann.
10. Die Vorbereitungen auf den Weltjugendtag in Rio de Janeiro laufen schon auf Hochtouren. Aber das betreffe ja, so Lombardi, bereits das neunte Pontifikatsjahr… (rv)

„Mit Mut und Demut“ – Vatikansprecher Lombardi würdigt Benedikt XVI.

Reich sind die Früchte der Arbeit, auf die Benedikt XVI. nach sieben Jahren Pontifikat zurückblicken kann. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi erinnert anlässlich der Jubiläen in der kommenden Woche – des Papstgeburtstages am Montag und des Pontifikatsjubiläums am Donnerstag – an die Höhen und Tiefen von sieben Jahren Papst-Sein im Leben Joseph Ratzingers. Der Papst habe alle seine Aufgaben mit „Mut, Demut und Entschiedenheit" gemeistert, würdigt der Jesuit in seinem wöchentlichen Editorial für Radio Vatikan Papst Benedikt XVI.:

„In diesen sieben Pontifikatsjahren hatten wir schon 23 internationale Reisen in 23 verschiedene Länder und 26 Reisen innerhalb von Italien. Es gab vier Bischofssynoden und drei Weltjugendtage, wir haben drei Enzykliken gelesen und unzählige andere Reden und Päpstliche Beschlüsse erhalten. Wir hatten ein Paulus-Jahr und ein Priester-Jahr. Und wir haben den Papst mit Mut, Demut und Entschiedenheit, das heißt mit klarem evangelischen Geist, schwierige Situationen wie die Krise in Folge der sexuellen Missbrauchsfälle in Angriff nehmen sehen."

Weiter benennt Lombardi grundlegende Züge, die im Pontifikat Benedikt XVI. bislang sichtbar wurden:

„Von der Kohärenz und Beständigkeit seiner Lehre haben wir vor allem gelernt, dass die Priorität seines Dienstes für die Kirche und die Menschheit die Orientierung des Lebens hin auf Gott ist, auf jenen Gott, der sich uns durch Jesus Christus gezeigt hat. Weiter hat er uns gezeigt, dass Glaube und Vernunft sich gegenseitig dabei helfen, die Wahrheit zu suchen und auf die Fragen eines jeden von uns und der Menschheit in ihrer Gesamtheit zu antworten. Er hat uns auch gezeigt, dass die Verdunkelung Gottes und der Relativismus sehr große Gefahren unserer Zeit sind. Für all dies sind wir unendlich dankbar."

Und der Weg mit diesem Papst geht weiter, fährt der Vatikansprecher mit Blick auf kommende Höhepunkte in diesem Jahr fort: auf das Internationale Familientreffen in Mailand Ende Mai, die Synode zur Neuevangelisierung im Vatikan, die päpstliche Reise in den Libanon und das Jahr des Glaubens, das im Oktober beginnt. (rv)