Vatikan: IOR unterstützt Depotuntersuchung durch die Justiz

Die Vatikanbank will die Untersuchung eines Vatikandepots bei einer italienischen Bank durch die italienische Justiz unterstützen. Das geht aus einer Erklärung des Vatikans von diesem Freitagabend hervor. Die Verantwortlichen der Vatikanbank (IOR) nähmen die Prüfung des Vatikandepots durch die italienische Justiz zur Kenntnis, ebenso die in dem Zusammenhang erfolgte vorsorgliche Beschlagnahmung, heißt es darin. Und weiter: Die Untersuchungen würden nun auch durch eigene Rechtsanwälte unterstützt. Weiter bekundet Vatikansprecher Federico Lombardi, die Verantwortlichen folgten bei allen Finanzaktionen der „Linie der Transparenz"; diese Linie sei bereits in der Erklärung des Staatssekretärs vom 21. September 2009 festgelegt worden. Der Vatikan hatte bereits in einer ersten Erklärung an diesem Mittwoch versichert, die Vatikanbank (IOR) könne „jede Frage schnellstmöglich aufklären". (rv)

Vatikan: Um Transparenz bemüht

Ein Missverständnis hat die Ermittlungen gegen die Vatikanbank IOR ausgelöst. Das erklärte Vatikansprecher P. Federico Lombardi nun in einem offenen Brief an die Wirtschafts-Zeitung „Financial Times“, die den angeblichen Geldwäsche-Skandal rund um das vatikanische Geldinstitut auf ihre Titelseite gesetzt hatte.
Das IOR habe sich selbst Gelder auf Konten überwiesen, die es bei einer anderen Bank unterhalte, schreibt Lombardi. Dies habe zu einem noch zu klärenden Missverständnis zwischen dem vatikanischen Geldinstitut und der betreffenden Bank geführt. Die finanziellen Transaktionen, die das Misstrauen der römischen Ermittler geweckt hätten, wären „leicht und schnell“ auf eine einfache Anfrage hin zu erklären gewesen. Das IOR habe nicht nur nichts mit Geldwäsche zu tun, sondern sei dabei, alle seine Operationen an die neuen Anti-Geldwäsche-Normen der EU anzupassen. Gerade Vatikan-Bankdirektor Ettore Gotti Tedeschi arbeite im Auftrag des Heiligen Stuhles seit seinem Amtsantritt intensiv daran, die Aktivitäten des IOR vollkommen transparent zu machen, damit der Heilige Stuhl auf die „White List“ der Länder komme, die die Anti-Geldwäsche-Normen umgesetzt haben. Gott Tedeschi stehe dazu im regen Austausch mit den entsprechenden Stellen der EU und der OECD, betonte Lombardi. Der Heilige Stuhl bekräftige neuerlich sein vollkommenes Vertrauen in Gotti Tedeschi. Lombardi lobt die „auch international anerkannte Integrität und Autorität“ des vatikanischen Chef-Bankers. Er weist allerdings auch darauf hin, dass das IOR nicht unter italienische Jurisdiktion fällt.
Die römische Staatsanwaltschaft hatte Ermittlungen gegen Gotti Tedeschi und IOR-Generaldirektor Paolo Cipriani aufgenommen, weil sie den Verdacht hat, dass das IOR bei zwei Transaktionen die EU-Richtlinien gegen Geldwäsche nicht eingehalten habe. Dabei ging es um Überweisungen in Höhe von 23 Millionen Euro, die über die italienische Bank Credito Artigiano abgewickelt wurden. Nach Vatikanangaben handelte es sich um IOR-interne Transaktionen mit dem Zweck der Neuanlage. (rv)

Vatikan weist Vorwürfe gegen IOR-Chef zurück

Der Vatikan zeigt sich überrascht über die Ermittlung der römischen Staatsanwaltschaft gegen den Präsidenten der Vatikanbank IOR, Ettore Gotti Tedeschi. Das schreibt das vatikanische Presseamt in einer Note an diesem Dienstag. Der Heilige Stuhl unterstütze jegliche Maßnahmen gegen Geldwäscherei, fügt die Note an. Weiter wird betont, dass es sich um Geldtransfers handelt, die nicht mit italienischen Banken zu tun haben. Der Vatikan habe weiterhin Vertrauen gegenüber dem Präsidenten und Generaldirektor der Vatikanbank. Wie italienische Medien berichteten, wurden mehrere Millionen Euro auf einem Konto des IOR bei der römischen Niederlassung der Bank Credito Artigiano beschlagnahmt. Tedeschi und einem weiteren führenden Mitarbeiter des Geldinstitutes werde vorgeworfen, gegen die Vorschriften zur Vorbeugung von Geldwäsche verstoßen zu haben, so die Medien am Dienstag. (rv) 

Vatikan-Banker: „Finanzkrise begann mit Geburtenrückgang“

 

Dass der Präsident der Vatikanbank „IOR" sich einmal in der Öffentlichkeit zu Wort meldet, ist sehr selten. Jetzt hat Professor Ettore Gotti Tedeschi dem Vatikanfernsehen ein Interview gegeben – und dabei erklärt, wie die internationale Finanzkrise aus seiner Sicht entstanden ist.
„Der wahre Ursprung der Krise – da habe ich persönlich keinen Zweifel – ist der Einbruch der Geburtenrate in den Ländern des Westens. In den siebziger Jahren sagten die so genannten Neo-Malthusianer einmal voraus: Wenn die Bevölkerung so weiterwächst wie bisher, nämlich zwischen vier und 4,5 Prozent, dann werden vor dem Jahr 2000 Millionen von Menschen, vor allem in Asien und in Indien, an Hunger sterben… Das sagt doch alles über die Prognosefähigkeit vieler Wirtschaftssoziologen. In der Dritten, Vierten Welt konnte niemand die Bücher über die demographische Bombe lesen, und darum haben sie weiter in aller Ruhe Kinder bekommen – und haben ihre Lebensbedingungen sogar verbessert, dank der Fortschritte im Gesundheits- und Ernährungswesen."
Ganz anders sei die Entwicklung im Westen gelaufen: Stillstand des Bevölkerungswachstums – und damit nach Ansicht des Vatikan-Bankers die Notwendigkeit zu Strukturreformen. „Denn die Geburten gehen zurück, das heißt: Weniger junge Leute treten produktiv in die Arbeitswelt ein, und dafür gibt es mehr ältere Leute, die aus dem Produktivsystem ausscheiden und ein Kostenfaktor für die Gemeinschaft werden. Klar gesagt: Wenn die Bevölkerung nicht wächst, dann steigen die Fixkosten dieser wirtschaftlichen und sozialen Struktur oft dramatisch, je nachdem, wie sehr die Bevölkerungsstruktur ungleichgewichtig wird. Die Gesundheits- und Sozialkosten steigen, Steuern können nicht mehr gesenkt werden, die Ersparnisse gehen zurück… Der Westen hat versucht, diesen Einbruch in seiner Entwicklung durch Finanzaktivitäten und Auslagerung der Produktion aufzufangen, und eine Weile ist das auch gutgegangen: Das System wächst dadurch, dass die Familien sich verschulden. Letztlich hat man an den Finanzmärkten versucht, das nachlassende Wachstum der Wirtschaft zu kompensieren – welches wiederum mit der Tatsache zusammenhängt, dass keine Kinder mehr geboren wurden…"
Die USA unter Präsident Barack Obama wollen nun die Banken für die Kosten der Finanzkrise haftbar machen: Obama will das Bankensystem ordnen und Manager-Boni begrenzen. Aber Gotti Tedeschi hält das nicht für das Nonplusultra:
„Ich glaube vor allem, dass es übertrieben ist, den Bankern und Finanzmanagern den Ursprung der Krise in die Schuhe zu schieben. Die Krise kommt nicht von den Banken und der Finanz: Sie haben die Krise zwar verschärft, wurden aber auch durch einige Regierungen darin ermutigt, obwohl allen die ganze Zeit über klar war, dass die Wachstumsrate, die der Kreditexpansion zugrunde lag, fiktiv war. Jetzt müßte es eher darum gehen, die Schuldenlast der Regierungen, der Familien, der Finanz- und Industrieinstitutionen zu verringern. Zurück zu akzeptablen Kriterien! Es gibt nur einen Weg, das wirtschaftlich-finanzielle Gleichgewicht wiederherzustellen – er heißt „austerità", Nüchternheit, Einschränkung." (rv)