Die Woche im Vatikan

VatikanplatzEin Besuch in Neapel und Pompei steht als Höhepunkt der kommenden Woche auf dem Programm des Papstes: Papst Franziskus wird am Freitag früh aufbrechen und zunächst nach Pompei fliegen, dort wird er in der Nähe der Ausgrabungen der antiken Stadt an der Marien-Wallfahrtskirche beten. Im nahe gelegenen Neapel will der Papst anschließend um 11 Uhr die Messe feiern und danach ein Gefängnis besuchen. Im Dom der Stadt wird er den Klerus des Bistums treffen. Nach einem Treffen mit Kranken und mit der Jugend des Erzbistums geht es dann zurück nach Rom. Mit Ausnahme von Assisi, das Franziskus im Oktober 2014 besuchte, haben ihn bislang alle Reisen innerhalb Italiens in den ärmeren Südteil des Landes geführt.

Die Arbeitswoche des Papstes beginnt mit einer Reihe von Audienzen, unter anderem für Frère Alois, den Prior der Gemeinschaft von Taizé. Donnerstag ist im Vatikan Feiertag, das Hochfest des heiligen Josef: An diesem Tag vor zwei Jahren hatte Papst Franziskus offiziell sein Pontifikat begonnen.

Die Bischöfe Bosniens und der Herzegovina sind in dieser Woche zu ihrem ad Limina Besuch in Rom, ab Freitag dann ist der Besuch der Bischöfe Japans vorgesehen.

Am Mittwoch wird der Papst wie üblich zur Generalaudienz auf den Petersplatz einladen und das Angelusgebet zum Beginn der neuen Woche am Sonntag beten. (rv)

Bilanz (1): Das war 2014 aus der Sicht des Vatikans

Bilanz 2014Wir sagen es gleich: 2013 war das einfacher mit dem Jahresrückblick. Es war das Jahr der zwei Päpste. Benedikt XVI. hatte auf sein Amt verzichtet, ein in dieser Art einmaliger Moment in der Kirchengeschichte, und mit Franziskus trat der erste Papst aus der Neuen Welt an. Äonenwandel, wohin man blickte. 2014 war anders: Franziskus ist in sein zweites Amtsjahr getreten, vieles, was 2013 noch Ankündigung, Vorahnung, Vorwegnahme war, ist jetzt in den Kreislauf des Geschehens getreten – und Benedikt ist immer noch da, doch zurückgezogen in den Vatikanischen Gärten und „so still wie möglich“, so hat er es selbst einem deutschen Besucher gegenüber formuliert.

Das Konzil wird heilig gesprochen

Was hat Franziskus alles bewegt und angestoßen im Jahr 2014? Er hat – und das ist die erste Station in unserem Gang durch das Jahr – drei Päpste in den römischen Heiligenkalender aufgenommen. Im April sprach er seine Vorgänger Johannes Paul II. und Johannes XXIII. heilig; im Oktober schrieb er Paul VI. ins Buch der Seligen. Für alle drei Päpste hegt das Kirchenoberhaupt aus Argentinien große Verehrung. Johannes XXIII. ließ mit dem II. Vatikanischen Konzil jenen frischen Wind aus allen Erdteilen in die Kirche, auf den auch Franziskus setzt. Paul VI. lenkte das Reformwerk des Konzils umsichtig ans Ziel. Und Johannes Paul II. schlug mit seinem Pontifikat einen neuen Ton zwischen Mystik, Politik, klarer Ansage und Charisma an.

Alle drei Päpste zusammen stehen für das Zweite Vatikanische Konzil. Mit den Heilig- und Seligsprechungen bekannte sich der erste Papst, der am Konzil nicht mehr teilgenommen hat, zum selbigen. Doch wie häufig lag auch bei der Heiligsprechung von Johannes und Johannes Paul ein schräger Schatten der Kirchenpolitik über dem frommen Tun: Johannes XXIII. hatte es einst sozusagen im Doppelpack mit Pius IX., dem Papst des Unfehlbarkeitsdogmas, über die Schwelle zur Seligsprechung geschafft. Und jetzt wurde Johannes` Heiligsprechung (ohne den eigentlich nötigen neuen Nachweis eines Wunders) an die von Johannes Paul gekoppelt.

Neue Kardinäle

Ein großes Kirchenfest im Vatikan hatte schon vorher, Ende Februar, stattgefunden: Papst Franziskus erhob 19 Kirchenmänner zu Kardinälen, darunter den Deutschen Gerhard Ludwig Müller, vor allem aber Ortsbischöfe aus der Weltkirche. Auch dazu war der emeritierte Papst Benedikt als Zuschauer in den Petersdom gekommen.

Anders, als wir bis jetzt den Eindruck erweckt haben, wurde 2014 im Vatikan nicht nur gefeiert. Mit dem Präfekten der Glaubenskongregation Müller hatte Franziskus gerade den Mann im Amt bestätigt und zum Kardinal erhoben, den viele als eine Art Antipoden zum argentinischen Papst wahrnahmen. Hier deutsche Ernsthaftigkeit und profunde Theologie, dort der mehr pastoral ausgerichtete, leichtfüßige Papst vom Ende der Welt. An Müllers Kardinalsfeier nahm auch der glücklose Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst teil, vom Boulevard verknappend „Protzbischof“ getauft, er wurde von Papst Franziskus 2014 als Bischof von Limburg abgesetzt.

Reformen laufen an

Unattraktiv, aber reißfest zieht sich ein roter Faden durch das Pontifikatsjahr 2014. Er heißt: Vatikan-Reform. Zum einen wünscht Franziskus finanzielle Transparenz, zum anderen eine straffere Behördenstruktur. Im Februar schuf er eine zentrale Aufsichtsbehörde für alle Geld-Angelegenheiten im Vatikan, das Wirtschaftssekretariat. Damit endet eine Zeit, in der die linke Hand im Papststaat nicht wusste, was die Rechte tat: ein Ansatz, der beim Almosengeben der einzig richtige ist, beim Wirtschaften aber falsch. Die Zusammenlegung von Päpstlichen Räten oder vatikanischen Medien ist noch im Stadium der Untersuchung. Neun Kardinäle beraten den Papst bei der Reform, die Franziskus eher wohlüberlegt als schnell ins Werk setzen möchte.

Kurz vor Jahresende sollte Kardinal Pell in einem Interview auf einmal erklären, der Vatikan stehe finanziell viel besser da als erwartet, beim Durchgang durch die Bücher hätten sich noch einige hundert Millionen Euro hier und da gefunden. Zur Jahresbilanz gehört auch, dass das vatikanische Finanzinstitut IOR bestehen bleibt – aber teilweise entmachtet und mit neuem Chef, einem französischen Adeligen.

Wegen der nötigen Finanz- und Wirtschaftsreformen im Vatikan kommt eine Neufassung der vatikanischen Strukturen erst allmählich in Gang. Die Erwartungen von außen sind groß. Nicht allen fällt auf, dass es dem Papst nach eigener Aussage in erster Linie um eine spirituelle Reform geht.

Machtlos gegenüber dem Terror

Die erste Sorge des Papstes – ganz wörtlich, Sorge – galt im Jahr 2014 den verfolgten Christen. Vor allem in Syrien und im Irak, wo die Terrorgruppe Islamischer Staat unfassbaren Schrecken verbreitet, Menschen vor laufender Kamera köpft. Steinzeit-Islam mit dem Säbel in der Hand. Manche Beobachter beschleicht der Gedanke, dass die Gretchenfrage an den Islam, wie Benedikt XVI. sie einmal in seiner Regensburger Rede gestellt hat – Wie hast du`s mit der Gewalt? – nachgerade prophetisch war.

Franziskus weiß nicht, was er angesichts des Isis-Terrors tun soll. In den Irak reisen? Zu gefährlich, sagen ihm seine Berater. Er schickt also einen Sondergesandten, den italienischen Kardinal Filoni, der früher Nuntius in Bagdad war. Dialog anbieten? Schwierig, aber die Tür bleibt theoretisch offen, sagt der Papst in einem Interview. Einen Brandbrief schreiben? Das wird die Schlächter im Namen Allahs nicht beeindrucken. Immerhin, der vatikanische Dialograt veröffentlicht eine Liste der Isis-Gräueltaten, eine Art „J`accuse“ aus Rom, in dieser Deutlichkeit bisher einmalig in der katholisch-islamischen Gemengelage. (rv)

USA bitten den Vatikan um Hilfe zur Auflösung von Guantanamo

USAUS-Außenminister John Kerry war am Montagmorgen im Vatikan. Er traf sich mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zu einem ausführlichen Gespräch. Dabei ging es laut Vatikan vor allem um die Lage im Nahen Osten und um den „Einsatz der USA, um eine Verschlimmerung der Spannungen und eine Explosion der Gewalt zu verhindern“. Auch eine Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen zwischen Israel und Palästinensern – ein Thema, das Kerry sehr am Herzen liegt – wurde besprochen. Kerry bekräftigte den Wunsch der Regierung von Barack Obama, das Gefangenenlager von Guantanamo zu schließen, ein bis heute nicht eingelöstes Wahlversprechen Obamas. Der Heilige Stuhl wurde um Mithilfe „bei der Suche nach passenden humanitären Lösungen für die derzeitigen Insassen“ gebeten.

Einen Termin bei Papst Franziskus hatte der US-Außenminister nicht. Der Papst unterhielt sich stattdessen mit dem kroatischen Mitglied der Präsidentschaft von Bosnien-Herzegowina. Dragan Covic lud Franziskus im Namen der ganzen Präsidentschaft – also auch des serbisch-orthodoxen und des muslimischen Mitglieds – zu einem Besuch in Bosnien-Herzegowina ein. Auf dem Gebiet des Landes liegt der von der Kirche vorerst nicht anerkannte Marien-Wallfahrtsort Medjugorje.  (rv)

Kardinal bestürzt über das Aus von ‚Mare Nostrum’

Kardinal Antonio Maria VeglioWachwechsel auf dem Mittelmeer: Ab dem 1. November kümmert sich die Europäische Union um die Flüchtlinge aus Afrika, die über das Meer nach Italien kommen. Die ‚Triton’ genannte Aktion hat im Gegensatz zu ihrem Vorgänger, der Aktion ‚Mare Nostrum’ der italienischen Marine, aber nicht die Rettung der Menschen zum primären Ziel. Das sei Grund zur Sorge, sagt gegenüber Radio Vatikan Kardinal Antonio Maria Vegliò, im Vatikan zuständig für Flüchtlinge und Migranten.

„Bei ‚Mare Nostrum’ ging es um die Hilfe für die Migranten, bei Triton geht es um den Schutz der Grenzen, das ist ein großer Unterschied. Das Problem der Migration ist nicht einfach; Tausende von Menschen verlassen ihr Land – oder besser, müssen ihr Land verlassen -, um Gefahren zu entkommen. Wir wissen sehr wohl, was zur Zeit in Syrien, im Irak, in Äthiopien passiert, und die Liste dieser Länder hat ja kein Ende! Wenn ich mich richtig erinnere, ist ‚Mare Nostrum’ nach dem 3. Oktober vor zwei Jahren entstanden – nach der Katastrophe im Mittelmeer, bei der 368 Menschen ums Leben kamen.“

Seitdem wird in Italien und Europa gestritten: Einige Politiker behaupten, die Hilfs- und Rettungsaktion der Marine ermutige geradezu zur Flucht und erreiche darum das Gegenteil ihrer Absicht. Doch der Kardinal meint:

„Das ist bösartig und gefühllos, so zu denken! Diese Menschen sind in Nordafrika, meistens nachdem sie die Wüste durchquert haben. Wer weiß schon, wie viele ums Leben kamen, bevor sie Libyen erreichten? Dort werden sie dann in Lager gesteckt, im Vergleich mit denen unsere Viehställe komfortabler und hygienischer sind. Wie können wir da den Menschen in Todesgefahr nicht helfen? Diejenigen, die gegen ‚Mare Nostrum’ sind, sagen, dass doch auch wir Probleme haben. Aber diese Menschen sind meistens Flüchtlinge, es sind Menschen, die vor Lebensgefahr fliehen! Es ist schlimm, sehr schlimm zu sagen ‚Was geht mich das an?’. Das ist nicht nur nicht christlich, das ist, denke ich, noch nicht einmal menschlich.“

Das Phänomen der Migration habe niemals ein Ende, so Vegliò, zumal die Hilfe auch auf sich warten lasse. 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes hätten die Länder Europas als Hilfe versprochen, doch bisher würden nur zwei skandinavische Länder das auch tatsächlich erfüllen. (rv)

Wer an der Familien-Bischofssynode teilnimmt

Kardinal Marx14 Ehepaare und eine Reihe weiterer Laien werden an der außerordentlichen Bischofssynode zum Thema Familie teilnehmen, die im Oktober im Vatikan stattfinden wird. Das geht aus der Liste hervor, die der vatikanische Pressesaal an diesem Dienstag veröffentlichte. Insgesamt werden demnach 253 Bischöfe und Fachleute aus aller Welt zur Synode erwartet. Die Synodenväter – also Kleriker – sind 191, darunter 114 Präsidenten der Bischofskonferenzen, deren Anwesenheit bei Bischofssynoden von Amts wegen vorgesehen ist. Aus dem deutschen Sprachraum werden somit die Kardinäle Reinhard Marx und Christoph Schönborn sowie Bischof Markus Büchel aus der Schweiz anreisen. Ebenfalls von Amts wegen werden die 25 Kurienchefs bei der Synode vertreten sein, unter ihnen die Kardinäle Gerhard Ludwig Müller und Kurt Koch. Auf päpstliche Ernennung sind 26 Synodenväter eingeladen, so der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper, der auf Wunsch des Papstes den zum letzten Konsistorium versammelten Kardinälen einen Vortrag zum Thema Ehepastoral gehalten hatte.

Die eingeladenen 14 Ehepaare – 13 in der Kategorie der Hörer, eines in der Kategorie Experten – stammen mehrheitlich aus nichteuropäischen Ländern, unter anderem aus dem Irak, Kongo, den Philippinen, Brasilien und den USA. Die einzige Teilnehmerin aus Deutschland in der Sektion der Hörerinnen und Hörer ist Ute Eberl, die in der Erzdiözese Berlin die Ehe- und Familienseelsorge verantwortet. Als Berichterstatter deutscher Sprache wird Pater Bernd Hagenkord, Redaktionsleiter bei Radio Vatikan, die Synode verfolgen und tägliche Pressebriefings halten. Die Liste der „brüderlichen Delegierten“, das heißt der Beobachter aus anderen christlichen Kirchen, umfasst acht Würdenträger, darunter Metropolit Hilarion, der Außenverantwortliche der russisch-orthodoxen Kirche, den anglikanischen Bischof Paul Butler aus Großbritannien und – als einzige Frau dieser Sektion – die in Paris lehrende Exegetin Valerie Duval-Poujol, die die Weltallianz der Baptisten vertritt. Insgesamt nehmen 30 Frauen, darunter eine Ordensschwester, an der Versammlung teil.

Bereits seit längerem stand fest, wer Papst Franziskus bei der Leitung der Synode unterstützen wird: die Kardinäle André Vingt-Trois aus Paris, Luis Antonio Tagle aus Manila und Raymundo Damasceno Assis aus Aparecida. Generalrelator wird der Budapester Kardinal Peter Erdö. Die außerordentliche Bischofssynode unter dem Titel „Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Rahmen der Evangelisierung“ tagt von 5. bis 19. Oktober im Vatikan. Im Herbst 2015 folgt dann eine ordentliche Synode zum selben Thema. (rv)

Vatikan/Irak: Aufruf zum Gewaltstopp an IS-Kämpfer

Kardinal Rodriguez MaradiagaCaritas Internationalis appelliert an die IS-Kämpfer im Irak, Gewaltakte gegen die Bevölkerung unverzüglich einzustellen. In einem Solidaritätsschreiben an die chaldäische Kirche und die Caritas im Irak wendet sich der Präsident von Caritas Internationalis, Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, an die Islamisten, die dabei sind, in dem Land ein Kalifat zu installieren: „Wir rufen die Kämpfer des Islamischen Staates dazu auf, die folgenschweren Gräueltaten an ihren Brüdern und Schwestern einzustellen und auf eine friedliche Gesellschaft hinzuarbeiten, in der alle Menschen – ob Mehrheits- oder Minderheitsgemeinschaften zugehörig – zusammen in Frieden und fruchtbringend leben können“, schreibt der Kardinal in dem Brief, der auf den 15. August datiert ist.

Angst vor Rückschritten im Dialog
In dem Schreiben bringt der Präsident von Caritas Internationalis seine Sorge zum Ausdruck, dass die jüngste Gewaltwelle zu Rückschritten im christlich-muslimischen Dialog führen und die friedliche Koexistenz der beiden Religionsgruppen weltweit und „vor allem im Nahen Osten“ beeinträchtigen könne. Der Kardinal hält jedoch fest, dass die Gewalt im Irak alle Volks- und Religionsgruppen – Christen, Jesiden, Kurden, Shabaks und Mandäer. Die durch Islamisten erzwungene Markierung christlicher Häuser im Irak erinnere freilich an die Judenverfolgung im Nationalsozialismus, deutet der Kardinal an.

Solidarität mit den leidenden Menschen
Kirchen- und Ordensleuten, Caritasmitarbeitern und allen bedrängten Menschen im Irak drückt der Caritas Internationalis-Präsident im Namen des vatikanischen Dachverbandes Solidarität und Nähe aus. Caritas Internationalis arbeite „auf lokaler, nationaler, regionaler und globaler Ebene“ für die Wiederherstellung der Sicherheit, die Wahrung der Menschenrechte und die Unterbindung von Gewalt im Irak, versichert Rodriguez Maradiaga weiter. Der Brief ist an den chaldäischen Patriarchen, Louis Raphael Sako, und den Präsidenten von Caritas Irak, Schlemon Warduni, adressiert. (rv)

Vatikan: Anklageschrift gegen islamistischen Terror im Irak

Kardinal Tauran Die Vatikanbehörde, die für den Dialog mit den Muslimen zuständig ist, hat sich erstmals zur Errichtung des „Kalifates“ durch die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ geäußert. Mit äußerster Entschiedenheit weist der von Kardinal Jean-Louis Tauran geleitete Päpstliche Rat für den interreligiösen Dialog die Praktiken des „Islamischen Staates“ zurück. Die „religiösen Verantwortlichen, besonders die muslimischen“, werden zu einer „klaren und mutigen Stellungnahme“ zu den Vorgängen im Irak aufgefordert. Das „Kalifat“ ist Ende Juni 2014 ausgerufen worden.

Die Erklärung aus dem Vatikan, die an diesem Dienstag veröffentlich wurde, listet zahlreiche und „unsägliche kriminelle Handlungen“ durch die Dschihadisten des „Islamischen Staates“ auf: Massaker an Menschen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit, die „grauenhafte Praxis der Enthauptung, der Kreuzigung und des Aufhängens von Leichen an öffentlichen Plätzen“, die erzwungene Wahl für Christen und Jesiden, zu konvertieren, eine bestimmte Steuer zu zahlen oder zu flüchten; die Vertreibung „zehntausender Menschen“, darunter Kinder, Alte, Schwangere und Kranke; die Entführung christlicher und jesidischer Frauen und Mädchen „als Kriegsbeute“; die Auferlegung der „barbarischen Praxis“ der Genitalverstümmelung an Frauen; die Zerstörung christlicher und muslimischer Kultorte; die Besetzung und Entweihung von Kirchen und Klöstern; die Zerstörung christlicher und anderer religiöser Symbole; und schließlich die „niederträchtige Gewalt mit dem Ziel, die Menschen zu terrorisieren und sie zu zwingen, sich auszuliefern oder zu flüchten“.

„Kein Grund“, erst recht kein religiöser, könne „eine solche Barbarei rechtfertigen“, heißt es weiter in der ungewöhnlich deutlich formulierten Mitteilung aus dem Vatikan. Christen und Muslime hätten über Jahrhunderte nebeneinander gelebt, „mit Höhen und Tiefen“, aber sie hätten eine Zivilisation geschafften, „auf die sie stolz sind“. Auf dieser Grundlage habe sich nicht zuletzt der christlich-muslimische Dialog in den vergangenen Jahren entwickelt.

Angesichts der dramatischen Lage der Christen, Jesiden und anderen Religionsgemeinschaften im Irak brauche es eine einstimmige Verurteilung der Vorgänge im „Kalifat“, heißt es in der Mitteilung aus dem Vatikan weiter. Religionsvertreter, „besonders muslimische“, Exponenten des interreligiösen Dialogs und „alle Menschen guten Willens“ müssten „einmütig und ohne Zweideutigkeiten“ die Verbrechen der islamistischen Terrorgruppe im Irak verurteilen und ihre Berufung auf religiöse Motive zurückweisen. Auf dem Spiel stehe geradewegs die Glaubwürdigkeit der Religionen, ihrer Anhänger und ihrer Oberhäupter. Der Vatikan verweist auch darauf, dass die Mehrheit der islamischen Institutionen in Religion und Politik die Wiedererrichtung des Kalifats durch die Dschihadisten der Organisation „Islamischer Staat“ ablehne.

Die Religionsvertreter müssten auch ihren Einfluss bei den Regierungen geltend machen, damit die Verbrechen aufhören, die Täter bestraft werden und ein Rechtsstaat in dem Krisengebiet entstehe, damit die Vertriebenen zurückkehren können. Auch einen neuerlichen Appell gegen den Waffenhandel beinhaltet die Erklärung des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog: „Die religiösen Führer werden nicht verabsäumen zu unterstreichen, dass die Unterstützung, Finanzierung und Bewaffnung des Terrorismus moralisch verwerflich sind.“ Die Erklärung endet mit dem Appell von Papst Franziskus von Ende Juli: „Der Gott des Friedens erwecke in allen ein echtes Verlangen nach Dialog und Versöhnung. Gewalt besiegt man nie mit Gewalt. Gewalt besiegt man mit dem Frieden!“ (rv)

Vatikan-Fußballmannschaft zum Freundschaftsspiel im Land des Weltmeisters

Fußball Auf nach Deutschland – heißt es für die Fußballmannschaft des Vatikans. Sie fliegt von 9.- bis 10. August in das Land der Fußballweltmeister um ein freundschaftliches Match gegen Borussia Mönchengladbach zu spielen. Vertreten sind diesmal nicht nur Mitarbeiter der Vatikanischen Post oder der vatikanischen Gendarmerie, erstmals sind auch Spieler aus dem Staatssekretariat und der Schweizer Garde vertreten. Das Freundschaftsmatch zwischen „Hack Wimmer 6 Friends“ und dem Vatikan wird am Sonntag, den 10. August um 13:00 im Stadion von Borussia stattfinden. Guillermo Karcher, einer der Organisatoren des Fußballspieles erzählt Radio Vatikan stolz, wie es überhaupt zu dieser Initiative gekommen ist:

„Es ist eine Initiative, die bereits 2011 geboren wurde. Zu dieser Zeit wurde die Idee noch von Benedikt, den XVI. akzeptiert. Und das ist das Schöne daran: die Kontinuität. Als Papst Franziskus von der Initiative erfahren hatte, konnte er nur applaudieren. Wir kenne ja seinen sportlichen Spirit. Ich würde gerne betonen, dass diese Kontinuität der beiden Päpste existent ist. Sie haben erkannt, wie wichtig der Sport ist. Und dann die Freude zu wissen, dass der Vatikan präsentiert wird durch verschiedene Büros, Ministerien des Vatikans – wir sprechen hier eben von der vatikanischen Gendarmerie, der Schweizer Garde und des Staatssekretariats. Eine Mannschaft, die aus vielen exzellenten Spieler besteht und die vatikanische Welt repräsentiert.“

Man kann die Mannschaft nun als die „Mannschaft des Vatikans“ betiteln und für Karcher ist es ein wichtiges Zeichen der Gemeinschaft, dass die Mitarbeiter im Vatikan gemeinsam neue Herausforderungen annehmen und neue Treffen mit anderen Ländern, wie eben in diesen Fall mit Deutschland, organisieren können. Die Werte der Kirche können auch im Sport wiedergefunden werden:

„Sagen wir, es ist ein Moment der Vereinigung. Mit dem richtigen Sportsgeist, wird das Spiel zur Schule der Disziplin und des Respekts – auch für die Rivalen. Das sind alles kirchliche Werte, sie helfen uns zu wachsen und Achtung voreinander zu haben. Teamgeist ist natürlich auch sehr wichtig für das Leben und die Entwicklung einer Persönlichkeit.“

Für den ersten September ist ein weiteres soziales Sportprojekt in Planung auf Wunsch von Papst Franziskus: Ein „interreligiöses“ Match im Stadium von Rom für den Frieden und die Unterstützung von argentinischen Kindern. Bei diesem interreligiäöen Match sollen berühmte Spieler der ganzen Welt teilnehmen, so Karcher. (rv)

 

Reform der Medienarbeit: „Wir brauchen dringend Koordinierung

Bernd Hagenkord Papst Franziskus wünscht eine Reform der vatikanischen Medienlandschaft. Neben dem Geldinstitut IOR, der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls APSA und dem Rentenfonds stehen also „Osservatore Romano“, Radio Vatikan und alle anderen Komponenten der Medienlandschaft im kleinsten Staat der Welt derzeit auf dem Prüfstand. Was sind eigentlich die vatikanischen Medien? Erklärungen von unserem Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord.

„Da gibt es zunächst natürlich Radio Vatikan, unser eigenes Haus. Das sind über 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus über 60 Ländern in 37 Redaktionen, samt Technikern und so weiter. Dann gibt es da den Osservatore Romano, den wir immer als Vatikanzeitung bezeichnen, was aber so nicht ganz stimmt, weil er eher ein Amtsblatt ist denn eine Zeitung, jetzt aber zunehmend auch journalistisch arbeitet. Auf Italienisch kommt er täglich heraus, andere Ausgaben wie die deutschsprachige wöchentlich oder in anderen Rhythmen. Als drittes gibt es das Vatikanische Fernsehen CTV, auch das ist nicht ganz korrekt benannt, weil es eher eine Produktionsgesellschaft ist denn ein eigener Sender, auch wenn für das Internet Sendungen produziert werden. Viertens gibt es natürlich den Pressesaal oder die Pressestelle und dann noch den Päpstlichen Rat für Soziale Kommunikationsmittel wie er offiziell heißt, also den Medienrat. Auch hier wird seit kurzem ein eigenes Medium im Internet betrieben, gefüllt mit den Inhalten der anderen Vatikanmedien. Das braucht ganz dringend eine Koordinierung.“

Was ist die Aufgabe dieser Medien?

„Je nach Medium und auch nach Sprache. Das Deutschsprachige Programm des Radios macht ganz andere Sendung als Hindi oder Arabisch, da gibt es große kulturelle Unterschiede. Wir sind journalistischer, andere wegen des fast vollständigen Fehlens von katholischer Infrastruktur sehr viel katechetischer. Die Aufgabe ergibt sich so aus den Menschen, für die man den Dienst anbietet, und aus dem, was der Vatikan mit einem Medium will.“

Wo genau befinden sich die Sitze der vatikanischen Medien?

„Der Osservatore und das Fernsehen sind im Vatikan selbst, Radio Vatikan und der Medienrat wie auch der Pressesaal in unmittelbarer Nähe. Wir sind aber nicht im selben Gebäude untergebracht. Da könnte man zum Beispiel nachdenken, etwas zusammen zu legen, wenn schon die Nutzungsgewohnheiten auch in diese Richtung gehen und die einzelnen Formen wie Internet und Radio immer mehr verschmelzen.“

Wenn zum Beispiel der Papst eine Reise macht, welche Funktion erfüllen die vatikanischen Medien?

„Zum einen technische: Wir liefern den Ton, das Fernsehen liefert Bilder, auch für andere Sender. Dann berichten wir aber auch vor Ort, Radio Vatikan schickt immer eine Redaktionsgruppe an die Orte, die der Papst besucht, um von da aus zu berichten. Wir wollen so gute Information zur Verfügung stellen über all das, was der Papst tut, auch wenn es vielleicht nicht auf dem Radar der anderen Medien ist.“

Die Reformplanung soll ein Jahr dauern. Das verkündete Präfekt des neuen vatikanischen Wirtschaftssekretariates, Kardinal George Pell, an diesem Mittwoch einer Pressekonferenz – was genau soll in diesem Jahr passieren? Welche Personen sind in dem Komitee und wurden die Menschen speziell von Papst Franziskus ausgesucht?

„Ich denke, dass die Personen von Fachleuten im Vatikan ausgesucht wurden. Dass wir Reform brauchen und Koordinierung, das ist uns allen klar, allein schon deswegen, weil die Medien in der Welt sich ändern und das alles viel Geld kostet. Also hat man sich die Leute – von innen und außen – geholt, von denen man sich Rat und Vorschläge erwartet, wie man das gut umsetzen kann. Und ich hoffe, dass genau das in dem Jahr passieren wird.“

Immer wichtiger wird die digitale Welt, der Online Journalismus. Was tut der Vatikan um bei der Digitalisierung der Welt mitzuhalten?

„Viel. Wir selber sind ja über Internet und Newsletter sehr präsent, andere nutzen Facebook oder Twitter mehr, je nachdem. Aber das ist alles noch etwas zufällig, hier täte Zusammenarbeit Not, dass nicht alle das für sich selber machen sondern man Erfahrungen und Technik austauschen kann. Nehmen wir Twitter: Papst Benedikt hat damit angefangen, Papst Franziskus ist einer der meist gefolgten und wichtiger noch meist weitergetwitterten Personen im Netz, das sind alles Sätze von ihm, die der Medienrat aussucht, ihm vorlegt und die er dann verbreiten lässt. Das ist ein Weg. Aber ich hoffe, dass es noch viele weitere für uns gibt, damit wir auch in Zukunft dort die Informationen so an die Hörerinnen und Hörer und die User und Leser bringen, wo sie gesucht werden.“ (rv)

Großer Aktionsplan gegen Menschenhandel

VatikanplatzEine beispiellose religionsübergreifende Initiative gegen Menschenhandel hat an diesem Montag im Vatikan begonnen. Der Heilige Stuhl, die islamische Al-Azhar-Universität in Kairo und die Anglikanische Kirche wollen gemeinsam gegen moderne Sklaverei in allen ihren Formen vorgehen. Sie gründeten zu diesem Zweck gemeinsam mit einer einschlägigen australischen Stiftung, der „Walk Free Foundation“, ein Aktions-Netzwerk mit dem Namen „Global Freedom Network“. In der gleichzeitig abgegebenen gemeinsamen Erklärung heißt es wörtlich: „Die körperliche, wirtschaftliche und sexuelle Ausbeutung von Männern, Frauen und Kindern verurteilt 30 Millionen Menschen zur Entmenschlichung und Verwahrlosung. Jeder Tag, an dem wir diese Situation länger hinnehmen, tun wir unserer gemeinsamen Menschlichkeit Gewalt an und beleidigen das Gewissen aller Völker“.

Beleidigung für das Gewissen aller Völker

Die Unterzeichner laden „alle Gläubigen und ihre Religionsführer, alle Regierungen und Menschen guten Willens“ dazu ein, dem „Global Freedom Network“ beizutreten und ihre Anstrengungen gegen Menschenhandel zu bündeln. Unter Menschenhandel verstehen die Unterzeichner – also: der Heilige Stuhl, die Al-Azhar-Universität, die Anglikanische Kirche und die australische Stiftung – ausdrücklich auch alle Unterformen wie Zwangsprostitution, Zwangsheirat und Leibeigenschaft, den Missbrauch von Kindern zur Arbeit, als Soldaten und in der Porno-Industrie sowie „jede andere Form moderner Sklaverei und Menschenhandels“.

Das Netzwerk werde „Instrumente des Glaubens“ nutzen, heißt es in der Erklärung weiter: Gebet, Fasten und Nächstenliebe. An einem gemeinsamen Gebetstag werden demnach Katholiken, Muslime, Anglikaner und alle anderen Menschen guten Willens weltweit für die Opfer des Menschenhandels und ihre Freiheit beten.

Sieben Handlungsfelder

Für das erste Jahr ihres Bestehens hat die religionsübergreifende Initiative sieben eng umrissene Handlungsfelder ausgemacht. Man wolle alle Glaubensgemeinschaften und auch politisch Verantwortliche dazu einladen, ihre Versorgungsketten und Investitionen zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sie moderne Sklaverei ausschließen. Dieselbe Aufforderung soll an 50 Großkonzerne gehen, deren Vorstandsvorsitzende praktizierende Gläubige und Menschen guten Willens sind. Auch sollten die Religionsgemeinschaften ihre jeweiligen Jugendabteilungen mobilisieren und diese mit entsprechenden Projekten betrauen. In Familien, Schulen, Universitäten und Orden sollte das Sprechen über Menschenhandel ermuntert sowie Methoden gelehrt werden, wie man Menschenhandel erkennt und anzeigt. Die letzten beiden Punkte sind eminent politisch: Das interreligiöse Netzwerk gegen Menschenhandel lädt 162 Regierungen der Welt, die Menschenhandel öffentlich ablehnen, dazu ein, einen globalen Fonds zur Abschaffung der Sklaverei zu gründen; das Ziel sind 30 Unterschriften von Regierungschefs bis zum Ende des laufenden Jahres. Der letzter Punkt des Aktionsplans ist: die G20-Staaten dazu einladen, moderne Sklaverei und Menschenhandel zu verurteilen und den Globalen Fonds öffentlich zu unterstützen.

Ein Anfang und ein Versprechen

„Unsere Welt muss von diesen schrecklichen Übel und Verbrechen gegen die Menschlichkeit befreit werden“, heißt es abschließend in der gemeinsamen Erklärung. Diese sei gleichzeitig „ein Anfang und ein Versprechen: Die Opfer der modernen Sklaverei und des Menschenhandels werden nicht vergessen und ignoriert sein: alle werden ihre Geschichte erfahren“.  (rv)