Die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo war am Freitagabend fest in bayerischer Hand: An die 1.000 Trachtler aus dem Erzbistum München-Freising waren gekommen, um ihr Geburtstagsgeschenk zu überbringen. Und der Papst, sichtlich gerührt, sagte seinen Landsleuten dafür „Vergelt's Gott, ich war richtig dahoam".
Hier lesen Sie die gesamte Ansprache des Papstes im Wortlaut
Liebe Herren Kardinäle,
liebe Mitbrüder,
liebe Freunde!
Am Ende dieser bayerischen Stunde kann ich nur von Herzen „Vergelt’s Gott" sagen: Es war einfach schön, hier mitten im Latium, in Castel Gandolfo, zugleich in Bayern zu sein. Ich war richtig „dahoam", und ich muss den Kardinal beglückwünschen, dass er das Wort schon so schon aussprechen kann!
Wir haben empfunden, dass die bayerische Kultur eine fröhliche Kultur ist: mer san koane Raudis, s’ist ka’ Gaudi, aber es ist fröhlich, von Freude durchtränkt; sie stammt aus innerem Zustimmen zur Welt, aus einem inneren ‚Ja’ zum Leben, das ein ‚Ja’ zur Freude ist. Sie beruht darauf, dass wir in Einvernehmen mit der Schöpfung sind, im Einvernehmen mit dem Schöpfer selbst und dass wir dadurch empfinden, dass es gut ist, ein Mensch zu sein. Natürlich muss man sagen: Gott hat es uns in Bayern leicht gemacht. Er hat uns eine so schöne Welt geschenkt, ein so schönes Land, dass es leicht ist zu erkennen, Gott ist gut und froh darüber zu sein. Aber zugleich hat er dafür geholfen, dass die Menschen dieses Landes aus diesem ‚Ja’ heraus dem Land erst seine volle Schönheit gegeben haben, so dass es erst durch die Kultur der Menschen, durch ihren Glauben, ihre Freude, ihr Singen, ihre Musik, ihre Kunst so schön geworden ist, wie der Schöpfer alleine es nicht machen konnte, sondern mit Hilfe der Menschen machen wollte. Nun kann jemand sagen: Darf man sich eigentlich so freuen, wenn die Welt so voller Leid ist, wenn es so viel Dunkles und Böses gibt? Ist es dann erlaubt, so übermütig und fröhlich zu sein? Und die Antwort kann nur lauten: Ja. Denn mit dem ‚Nein’ zur Freude dienen wir niemandem, machen wir die Welt nur dunkler. Und wer sich selbst nicht mag, kann auch dem Anderen nichts geben und ihm nicht helfen und kann nicht ein Bote des Friedens sein. Wir wissen es aus dem Glauben und wir sehen es jeden Tag: Die Welt ist schön und Gott ist gut. Und dadurch, dass er als Mensch unter uns hereingetreten ist, mit uns leidet und lebt ( o ‚liebt’?), wissen wir es endgültig und handgreiflich: Ja, Gott ist gut und es ist gut, ein Mensch zu sein. Wir leben aus dieser Freude und aus dieser Freude heraus versuchen wir auch, anderen Freude zu bringen, dem Bösen zu wehren und Diener des Friedens und der Versöhnung zu sein.
Nun müsste ich eigentlich der Reihe nach allen einzelnen danken, aber das Gedächtnis eines alten Mannes ist nicht verlässlich, deswegen fang ich damit lieber nicht an. Aber danken mochte ich jedenfalls dem lieben Kardinal Marx, dass er diese Stunde eingefädelt hat, dass er Bayern nach Rom transportiert hat und so auch die innere Einheit christlicher Kultur uns fühlbar machte; danken, dass er Bayern aus unserer Diözese versammelt hat, von Niederbayern bis zum Oberland, vom Rupertigau bis ins […]; dank der Oratorin, die uns ein so schönes Bayrisch geschenkt hat: Das trau ich mit nicht zu, bayrisch zu reden und zugleich nobel zu sein. Aber sie kann es. Dank allen Gruppen, den Bläsern … ich fang aber jetzt doch damit nicht an. Ihr wisst, alles hat mich im Herzen bewegt, ich bin dankbar und froh darüber … Natürlich, die Gebirgsschützen, die ich nur von Ferne habe hören können, die verdienen besonderen Dank, weil ich ein Ehrenschütze bin obwohl ich seinerzeit nur ein mäßiger Schütze gewesen bin. Ja, und dann dank ich natürlich besonders Dir, lieber Kardinal Wetter, dass Du auch mitgekommen bist, mein direkter Nachfolger auf dem Stuhl des Heiligen Korbinian. Du hast ein Vierteljahrhundert die Erzdiözese als guter Hirte geführt: Dank dass Du da bist.
Herr Kardinal Bertello, herzlichen Dank für Ihre Anwesenheit. Ich hoffe, dass auch die gespürt haben, wie schön Bayern ist, denn die bayrische Kultur ist schön.
Ja, als meinen Dank kann ich Euch nur meinen Segen geben; aber zuvor singen wir miteinander den Engeln des Herrn und, soweit wir es können, den Andachtsjodler. Herzlich Vergelt’s Gott!
(rv)