Die zur Vorbereitung der Papstwahl in Rom versammelten Kardinäle haben am Dienstagvormittag über eine mögliche Vorverlegung des Konklaves diskutiert. Eine Terminentscheidung sei bislang nicht getroffen worden, teilte Vatikansprecher Federico Lombardi vor der Presse mit. Fünf wahlberechtigte Kardinäle fehlen noch, darunter der Mainzer Bischof Karl Lehmann. An der bisher dritten Generalkongregation nahmen insgesamt 148 Kardinäle teil, davon sind 110 wahlberechtigt.
„Es gab an diesem Vormittag elf Wortmeldungen. Ich kann die Themen nur überblicksweise nennen; es ging um Aktivitäten des Heiligen Stuhls und die Beziehungen der Vatikan-Dikasterien zu den Bischofskonferenzen, um eine Erneuerung der Kirche im Licht des Zweiten Vatikanischen Konzils, um die Lage der Kirche und die Neuevangelisierung in verschiedenen kulturellen Umfeldern. Die Kardinäle schreiben sich für Wortmeldungen ein, und Kardinaldekan Angelo Sodano erteilt ihnen dann das Wort. Unter den Wortmeldungen sind auch bisherige Leiter von Vatikandikasterien. Ich habe unter den bisher insgesamt 33 Wortmeldungen sehr verschiedene Themen gehört; es waren alle Kontinente dabei vertreten. Die Freiheit des Wortes ist groß, Redezeit-Beschränkungen gibt es bislang nicht, das ist der Selbstbeschränkung der Redner überlassen.“
Telegramm an Benedikt XVI.
Jesuitenpater Lombardi konnte kein Datum nennen, wann über den Beginn des Konklaves entschieden werde. Er glaube aber nicht, dass dazu sämtliche wahlberechtigte Kardinäle eingetroffen sein müssten, äußerte der Vatikansprecher. Er verwies darauf, dass am Dienstag- und Mittwochnachmittag keine Kardinals-Vollversammlungen stattfänden; das sei ein Hinweis darauf, dass sich die Papstwähler Zeit nehmen wollten zum Nachdenken, Beten und Kennenlernen. Mit einem Telegramm, das den Kardinälen an diesem Dienstag vorgelegt wurde, bedanken sie sich beim zurückgetretenen Papst Benedikt XVI. für seine Bemühungen. Lombardi las den Text vor, der an diesem Mittag an Benedikt XVI. nach Castelgandolfo geschickt wurde.
„Die Kardinäle, die sich vor dem Konklave im Vatikan zu ihren Generalkongregationen treffen, schicken Ihnen einmütig einen Gruß und drücken Ihnen erneut Dankbarkeit für Ihren leuchtenden Petrusdienst aus und für das Beispiel, das Sie mit großherzigem pastoralem Einsatz zum Wohl der Kirche und der Welt gegeben haben. Ihre Dankbarkeit steht stellvertretend für die Anerkennung der ganzen Kirche für Ihre unermüdliche Arbeit im Weinberg des Herrn. Die Mitglieder des Kardinalskollegiums vertrauen auf Ihr Gebet für sie und für die heilige Kirche.“
Am Mittwochabend Gebet in St. Peter
Am Mittwochnachmittag wollen sich die Kardinäle im Petersdom zu einem Gebetstreffen unter Leitung von Kardinaldekan Angelo Sodano versammeln.
„Weil ja am Mittwochnachmittag keine Generalkongregation stattfindet, sind die Kardinäle um fünf Uhr nachmittags in die Apsis von Sankt Peter zu einem Gebet für die Kirche eingeladen, an dessen genauer Form noch gearbeitet wird. Natürlich wollen die Kardinäle damit auch der ganzen Kirche ein Beispiel geben, damit sie diese Zeit der Vorbereitung auf eine so wichtige Entscheidung, wie die Papstwahl sie darstellt, im Gebet leben.“ (rv)