Heute vor 62 Jahren reiste Papst Paul VI. ins Heilige Land. Es war die erste Auslandsreise eines modernen Papstes und damit sollte eine neue Ära der Papstreisen beginnen. Johannes Paul II. sollte die ganze Welt bereisen, wie die nach ihm folgenden Päpste auch. Die Reise ins Geburtsland Jesu war kein Zufall: Paul VI. wollte in jenes Land reisen, das sein Amtsvorgänger Apostel Petrus 20 Jahrhunderte zuvor verlassen hatte. Am 17. Januar setzt der heutige Papst Franziskus ein weiteres wichtiges Zeichen für den interreligiösen Dialog: Er besucht erstmals die Synagoge von Rom. Am gleichen Tag findet der 20. Tag für die Vertiefung und Entwicklung des Dialogs zwischen Katholiken und Juden statt.
Anlässlich des Tages hat die italienische Bischofskonferenz gemeinsam mit der Versammlung der Rabbiner Italiens eine Erklärung veröffentlicht. Darin bedankten sich beide Seiten für die Zusammenarbeit der letzten Jahre und betonten, dass der Weg des Dialogs weiter fortgesetzt werde.
„Der Weg hält noch viele Möglichkeiten der Begegnung, des Austauschs und des Zusammenwachsens bereit: Dass wir den Anderen so gut wie möglich begreifen und wertschätzen“, heißt es in dem an diesem Montag veröffentlichten Schreiben. Die Reflexionen der vergangenen zehn Jahre drehten sich um die zehn Gebote. Am 20. Tag der Reflexionen sollen das 9. Und 10. Gebot reflektiert werden, womit sich der Dialog-Zyklus zunächst schließt: „Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgend etwas, das deinem Nächsten gehört.“
Durch ihren Glauben erkennten beide Religionsgemeinschaften das Gute in der Welt an und erlebten mit Angst die Ereignisse der Gegenwart, die geprägt seien von Leid und beunruhigenden Zukunftsperspektiven, heißt es in dem Schreiben weiter. Mit Sorge fasse man die Zeichen einer immer verirrteren Menschheit auf, die von vielen falschen Götzen getäuscht werde. Der Präsident der Rabbiner-Versammlung Italiens, Giuseppe Momigliano, der das Schreiben mit unterzeichnet hat, erklärt:
„Dieser Dialog ist nicht nur für die jüdisch-christlichen Beziehungen wichtig, sondern ist ein Gewissensaufruf an alle, eine Beziehung mit dem Ewigen aufzunehmen, ein Schlüssel für Antworten in einer dramatischen Zeit, in der moralische Themen eine wichtige Rolle spielen.“
Viele Menschen hätten Mühe, Projekte für die Zukunft zu entwickeln, Verantwortung zu übernehmen für die Schöpfung. „Wir fühlen die dringende Notwendigkeit, das Vertrauen zu bekräftigen, das durch unseren fruchtbaren Dialog entsteht, durch die Suche nach moralischen und spirituellen Werten.“ Dieser Weg sei eine konkrete Verwirklichung des „brüderlichen Dialogs“, von dem das Dekret Nostra Aetate sprach, das 1965 im Rahmen des Zweiten Vatikanischen Konzils veröffentlicht wurde.
Am 17. Januar wird Papst Franziskus zudem erstmals die Synagoge Roms besuchen. Rabbiner Momigliano:
„Wie bereits der Besuch von Johannes Paul II. in der Synagoge von Rom wird auch dieser Besuch eine wichtige Rolle spielen, um die Aufmerksamkeit auf die wichtigsten Themen des Dialogs zu richten.“ (rv)