Papst erhebt 19 neue Kardinäle

Papst FranziskusDie Kirche hat 19 neue Kardinäle: Papst Franziskus hat sie an diesem Samstag im Petersdom feierlich eingesetzt. Es war sein erstes Konsistorium zur Schaffung neuer Kardinäle überhaupt. Zur allgemeinen Überraschung nahm auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. an der Feier teil; für ihn war es der erste Auftritt in einer größeren Öffentlichkeit seit seinem Amtsverzicht vor ziemlich genau einem Jahr.

„Wir grüßen mit gleicher Zuneigung und Ehrerbietung den emeritierten Papst, Seine Heiligkeit Benedikt XVI., froh über seine Anwesenheit unter uns.“ Beifall brandet auf in San Pietro, als der neue Kardinal Pietro Parolin den emeritierten Papst begrüßt. Benedikt sitzt auf einem eigenen Platz neben den Kardinälen in der ersten Reihe, Franziskus hatte ihn zur Teilnahme eingeladen. Als der amtierende Papst und sein Vorgänger sich zu Beginn kurz begrüßen und umarmen, nimmt Benedikt sein Scheitelkäppchen ab: ein Zeichen der Ehrerbietung gegenüber Franziskus, dem er nicht die Schau stehlen will.

Zum ersten Mal erweitert der Papst aus Argentinien das Kardinalskollegium. Feierlich setzt er den von ihm ernannten Kardinälen den Roten Hut auf, streift ihnen ihren Ring über den Finger. Kardinäle werden an diesem Samstag, dem Fest Kathedra Petri, auch der neue vatikanische Staatssekretär Parolin und der deutsche Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller aus dem Bistum Mainz, früherer Bischof von Regensburg. Die neuen Kurienkardinäle sind vier; zwölf hingegen leiten große Bistümer in aller Welt, und drei sind schon älter als achtzig Jahre, dürfen darum an keinem Konklave mehr teilnehmen.

„Danke, Heiliger Vater, für das große Vertrauen, dass Sie uns schenken“, sagt der – ab jetzt darf man sagen: Kardinalstaatssekretär – Erzbischof Pietro Parolin. „Auf dieses Vertrauen wollen wir antworten mit Treue, Großzügigkeit und Standhaftigkeit. Wir wollen bereit sein dazu, uns unerschrocken und mit aller Kraft bis hin zum Vergießen des Blutes einzusetzen für die Förderung des christlichen Glaubens, für den Frieden und das Wohlergehen des Volkes Gottes und für die Freiheit und die Ausbreitung der Heiligen Römischen Kirche.“ Es gehe den neuen Kardinälen um die Nachfolge des Gekreuzigten, so Parolin mit einem Zitat des früheren Papstes Benedikt.

Einer der neuen Kardinäle (aus Elfenbeinküste) sitzt im Rollstuhl; Papst Franziskus steigt von seinem Stuhl vor dem Hochaltar ins Kirchenschiff herunter, um ihn ins Kardinalskollegium aufzunehmen. Zu dieser Aufnahme gehört nicht nur der Rote Hut, der Ring und eine Urkunde, sondern auch die Zuweisung einer Titelkirche in Rom. Das erinnert daran, dass die ersten Kardinäle römische Pfarrer waren. Seinem Nachfolger als Erzbischof von Buenos Aires, Mario Aurelio Poli, weist Franziskus seine eigene frühere Titelkirche zu, St. Roberto Bellarmino im schicken Stadtviertel Parioli. Kardinal Müller, Präfekt der Glaubenskongregation, bekommt die barocke Sant`Agnese in Agone an der Piazza Navona zugewiesen. Auch der frühere Sekretär von Johannes XXIII., Loris Capovilla, wird vom Papst in seinen „Senat“ aufgenommen – in Abwesenheit, denn Capovilla ist schon fast hundert Jahre alt und konnte die Reise nach Rom nicht mehr antreten. Ihm wird Santa Maria in Trastevere zur Titelkirche zugewiesen.

„Jesus ging voraus.“ Um dieses Wort aus dem Markusevangelium (Kapitel 10, Vers 32) kreist die Predigt des Papstes. „Auch in diesem Moment geht Jesus uns voraus. Er ist immer vor uns. Er geht vor uns her und bahnt uns den Weg… Und das ist unsere Zuversicht und unsere Freude: seine Jünger zu sein, bei ihm zu sein, ihm nachzugehen, ihm zu folgen…“

Schon bei seiner ersten Messe nach der Papstwahl, am 14. März 2013 in der Sixtinischen Kapelle, sei „Gehen“ – „camminare“ – „das erste Wort gewesen, das der Herr uns vorgelegt hat“, so Franziskus.

„Heute kehrt dieses Wort wieder, aber als eine Geste, als das Handeln Jesu, das fortdauert… Das beeindruckt uns in den Evangelien: Jesus wandert viel umher, und während des Weges unterweist er die Seinen. Das ist wichtig. Jesus ist nicht gekommen, um eine Philosophie, eine Ideologie zu lehren… sondern einen „Weg“ – einen Weg, der gemeinsam mit ihm zurückzulegen ist, und diesen Weg erlernt man, indem man ihn beschreitet, im Gehen. Ja, liebe Mitbrüder, das ist unsere Freude: mit Jesus zu gehen.“

Allerdings: Ein bequemer Weg sei das nicht, denn der Weg Jesu sei „der des Kreuzes“. Anders als Jesu Jünger damals wüssten wir heute, dass Jesus letztlich siege, und dürften deshalb „vor dem Kreuz keine Angst haben, im Gegenteil, im Kreuz liegt unsere Hoffnung“.

„Und doch bleiben auch wir immer noch im Menschlichen verhaftet, sind Sünder und der Versuchung ausgesetzt, wie die Menschen und nicht wie Gott zu denken. Und wenn man weltlich denkt, was ist dann die Folge? Das Evangelium sagt: „Die zehn anderen Jünger … wurden sehr ärgerlich über Jakobus und Johannes“. Sie wurden sehr ärgerlich. Wenn die Mentalität der Welt vorherrscht, kommen Rivalitäten, Neid und Parteiungen auf…“

Darum sei das Wort, das Jesus heute an uns richte, „sehr heilsam“, urteilt Papst Franziskus. Es solle uns helfen, mit Jesus „völlig im Einklang zu stehen“.

„Lassen wir uns von ihm zusammen-rufen. Und hören wir auf ihn, in der Freude, gemeinsam sein Wort aufzunehmen, uns von diesem Wort und vom Heiligen Geist belehren zu lassen, um in der Nähe des Herrn immer mehr ein Herz und eine Seele zu werden.“

Dann wendet sich der Papst direkt an seine Kardinäle:

„Die Kirche braucht euch, eure Mitarbeit und vor allem eure Gemeinschaft – Gemeinschaft mit mir und untereinander. Die Kirche braucht euren Mut, das Evangelium bei jeder Gelegenheit zu verkünden – gelegen oder ungelegen – und um Zeugnis für die Wahrheit zu geben. Die Kirche braucht euer Gebet… Die Kirche braucht eure Anteilnahme, vor allem in diesem Moment des Schmerzes und des Leidens in so vielen Ländern der Erde. Wir wollen unsere geistliche Nähe zu den kirchlichen Gemeinschaften und zu allen Christen, die unter Diskriminierung und Verfolgung leiden, zum Ausdruck bringen. Die Kirche braucht unser Gebet für sie, damit sie stark im Glauben sind und auf Böses mit Gutem zu reagieren wissen.“

„Männer des Friedens“ sollten die Kardinäle, der Papst und überhaupt die Christen sein, Frieden sollten sie stiften, „Frieden und Versöhnung für die Völker, die in diesen Zeiten von Gewalt, vom Ausschluss und von Krieg heimgesucht sind“.

Nach nicht einmal anderthalb Stunden ist die Feier – keine Messe – vorüber, mit dem Gesang des Salve Regina. Franziskus betet noch einen Moment vor der berühmten antiken Petrusstatue aus Bronze im Mittelschiff der Basilika; die Statue ist wegen des Festes Kathedra Petri mit Prunkgewändern geschmückt. Auch seinen Vorgänger Benedikt grüßt Papst Franziskus noch einmal kurz, dann zieht er zusammen mit seinen neuen Kardinälen aus. Am Sonntag wird er mit ihnen eine Dankmesse zelebrieren. Insgesamt besteht das Kardinalskollegium jetzt aus 218 Trägern des Roten Hutes. 122 von ihnen wären nach jetzigem Stand berechtigt, an einer Papstwahl teilzunehmen, 96 sind hingegen schon zu alt dafür. Europa stellt 116 Kardinäle, davon 61 Konklave-tauglich. Zum Vergleich: Aus Lateinamerika kommen 35 Kardinäle, davon 19 papstwahl-berechtigt. Die europäischen Länder, die die meisten Kardinäle stellen, sind Italien (51), Spanien und Deutschland (beide 10), Frankreich (8), Polen (6) und die Schweiz (4). Portugal und Großbritannien beherbergen jeweils drei Kardinäle. Allerdings sind nicht alle darunter wahlberechtigt. (rv)

Die 19 neuen Kardinäle

KardinalserhebungDie 19 neuen Kardinälen stammen aus zwölf Ländern und fast allen Kontinenten. Davon sind 16 wahlberechtigte Kardinäle. Hier eine kurze Präsentation der neuen Kardinäle zusammengestellt von Mario Galgano und Marion Sendker.

Pietro Parolin (1955)
Der aus der norditalienischen Region Piemont stammende Pietro Parolin empfing 1980 die Priesterweihe. Er studierte Mitte der 80er Jahre an der vatikanischen Diplomatenakademie in Rom. Danach trat er in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls ein. So arbeitete er an den Vatikanvertretungen in Nigeria und Mexiko, kehrte dann wieder in den Vatikan zurück. Dort wirkte er im Staatssekretariat als Länderreferent für Spanien, Andorra, Italien und San Marino. 2002 wurde er zum Untersekretär der Sektion für die Beziehungen mit den Staaten berufen, fungierte also als stellvertretender Außenminister. Als solcher führte er mehrfach eine Delegation des Heiligen Stuhls an, so zum Beispiel für die Gespräche mit Vietnam oder mit Israel. 2009 wurde er Nuntius in Venezuela. Am 31. August 2013 ernannte ihn Papst Franziskus zum neuen vatikanischen Staatsekretär.

Lorenzo Baldisseri (1940)
Er stammt aus der Toskana und wurde 1963 zum Priester geweiht.
Baldisseri war Student am Päpstlichen Institut für Kirchenmusik, wechselt aber später die Fachrichtung. Im Fach „Kirchenrecht“ promovierte er in Rom an der Päpstlichen Lateranuniversität. Im Dezember 1973trat er den diplomatischen Dienst am Heiligen Stuhl bei. Zunächst war er beigeordneter Sekretär in den Apostolischen Nuntiaturen in El Salvador und Guatemala, 1974 Nuntiatursekretär, 1977 Nuntiatursekretär in Japan, 1980 Uditore in der Apostolischen Nuntiatur in Brasilien, bevor er 1981 nach Paraguay wechselte und zwei Jahre später nach Frankreich versetzt wurde. 1986 wurde er Mitglied des Nuntiaturrat in Simbabwe und im Januar 1992 zum Titularerzbischof von Diocletiana und Apostolischen Nuntius in Haiti ernannt. Die Bischofsweihe folgte einige Monate später (Wahlspruch: Itinere læte servire Domino). 1995 wurde Baldisseri Apostolischer Nuntius in Paraguay, 1999 in Indien, 1999 in Nepal und 2002 in Brasilien. Zehn Jahre später wurde Baldisseri zum Sekretär der Kongregation für die Bischöfe ernannt. 2013 stieg er zum Generalsekretär der Bischofssynode auf.
Papst Franziskus berief ihn dann am 21. September 2013 zum Generalsekretär der Bischofssynode. Die Kardinalsernennung des Generalsekretärs der Bischofssynode gilt als „ungewöhnlich“, wenn auch Franziskus die Bischofssynode als kollegiales Beratungsgremium des Papstes stärken will.
Baldisseri ist seit 2013 Mitglied in der Kongregation für die Bischöfe und war Sekretär des Konklaves 2013. Themen wie Sakramentspendung für Geschiedene etc. will er „ohne Tabus diskutieren“. Er gilt als wohl der größte Pianist im Kardinalskollegium: Bislang gab Baldisseri regelmäßig Konzerte mit Werken von Mozart und Chopin. Auch Benedikt XVI. spielte er schon vor.

Gerhard Ludwig Müller (1947)
Der heutige Präfekt der Glaubenskongregation ist in Finthen bei Mainz geboren und hat zwei Brüder und eine Schwester. Müller hat in Mainz, München und Freiburg studiert. Am 11. Februar 1978 wurde er in Mainz-Finthen durch Kardinal Hermann Volk zum Priester geweiht. Ein Jahr zuvor hatte er bei Kardinal Karl Lehmann zum Doktor promoviert. Er war Gastprofessor in Deutschland, Spanien, Schweiz, Brasilien und Indien. Am 1. Oktober 2002 wurde Gerhard Ludwig Müller von Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Regensburg ernannt. Bei der Bischofsweihe war auch Kardinal Joseph Ratzinger, der heutige emeritierte Papst, anwesend. Am 2. Juli 2012 berief Papst Benedikt XVI. Müller an die Römische Kurie und ernannte ihn als Nachfolger von William Joseph Levada zum Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre sowie zum Präsidenten der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei, der Päpstlichen Bibelkommission und der Internationalen Theologenkommission. Am 21. September 2013 bestätigte ihn Papst Franziskus auf diese Posten.

Beniamo Stella (1941)
Es handelt sich wiederum um einen Norditaliener. Stella wurde 1966 zum Priester geweiht. Er ist Kirchenrechtler und trat 1970 in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls ein. In seiner diplomatischen Karriere war er in Santo Domingo sowie in Zaire (heutige Demokratische Republik Kongo) sowie auf Malta tätig. 1987 wurde er zum Bischof geweiht. Danach arbeitete er in den Vatikan-Vertretungen in Afrika (Zentralafrikanische Republik, Tschad sowie Republik Kongo). In den 90er-Jahren war er Nuntius auf Kuba und Kolumbien, zwei „heikle Pflaster“ für die katholische Kirche. Papst Benedikt XVI. holte ihn dann 2007 nach Rom zurück, wo er dann die Päpstliche Diplomatenakademie leitete. Papst Franziskus hat ihn am 21. September 2013 zum Präfekten der Kongregation für den Klerus ernannt.

Vincent Gerard Nichols (1945)
Der heutige Erzbischof von Westminster und Vorsitzender der Bischofskonferenz von England und Wales ist seit 1969 Priester. Er hat in England und Rom studiert und arbeitete seit 1983 in der englisch-walisischen Bischofskonferenz. Am 5. November 1991 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Westminster. Ab 2000 war er dann Erzbischof von Birmingham. Am 3. April 2009 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof von Westminster und damit zum römisch-katholischen Primas von England und Wales. Nichols ist aber auch im Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) mit Sitz im Schweizerischen St. Gallen aktiv: dort ist er verantwortlich für die Bereiche „Katechese, Bildung und Universität“.

Leopoldo Josè Brenes Solorzano (1949)
Der aus Nicaragua stammende Priester (seit 1974) ist Erzbischof von Managua. Er hat u.a. in Rom studiert. Papst Benedikt XVI. ernannte Brenes Solórzano am 8. Oktober 2009 zum Mitglied der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika, wo er oft mit dem heutigen Papst zusammentraf. Mit den 19 neuen Kardinälen bekommt das Kardinalskollegium einen etwas stärkeren lateinamerikanischen Anstrich. Fast ein Drittel (als sechs von 19) der Neuen kommt aus dem Amerika südlich des Rio Grande – eine Tatsache, die sich auch bei vielen Vatikanisten zum Thema niederschlägt. Sie betonen, dass das Weltkirche-Element vom Papst „vom anderen Ende der Welt“ stark berücksichtigt wurde: Immerhin vertreten die 19 neuen Kardinäle, 15 verschiedene Länder.

Gerald Cyprien Lacroix (1957)
Der heutige Erzbischof von Québec trat 1975 dem Säkularinstitut St. Pius X. bei. 1982 legte er die Ewigen Gelübde ab. Sechs Jahre später wurde er zum Priester geweiht. Danach widmete er sich wieder dem Säkularinstitut: von 1999 bis 2000 baute er Niederlassungen in Kolumbien auf. Von 2001 bis 2004 war er deren Generaldirektor, 2005 wurde er wiedergewählt bis 2009. Das Säkularinstitut St. Pius X. ist ein 1939 gegründetes Institut des geweihten Lebens. Am 22. Februar 2011 wurde er zum Erzbischof von Québec und Primas von Kanada ernannt. Er war somit Nachfolger des kanadischen Kurienkardinals Marc Ouellet. Lacroix ist stellvertretender Vorsitzender des Komitees für das Leben und Familie der kanadischen Bischofskonferenz. Seit 24. September 2011 ist Gérald Cyprien Lacroix auch Großprior der Statthalterei Kanada-Quebec des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Jean-Pierre Kutwa (1945)
Kutwa wurde mit 25 Jahren in Abidjan (Elfenbeinküste) zum Diakon geweiht. Das war 1970. Ein Jahr später wurde er dann zum Priester geweiht. Dreißig Jahre lang wirkte er als Seelsorger in der Hauptstadt des westafrikanischen Landes. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn am 15. Mai 2001 zum Erzbischof von Gagnoa. Doch fünf Jahre später hat ihn Benedikt XVI. zum Erzbischof von Abidjan ernannt, somit kehrte er zu seinem „Heimatbistum“ zurück. Kutwa engagiert sich heute sehr stark gegen den langjährigen Bürgerkrieg und forderte konsequente Entwaffnung der Ex-Bürgerkriegskämpfer.

Orani João Tempesta (1950)
Mit 17 Jahren trat Orani Tempesta in das in seiner Heimatstadt gelegene Zisterzienserkloster São Bernardo ein. Er hat Theologie und Philosophie studiert. Mit 19 Jahren legte er seine Ordensgelübde ab und empfing fünf Jahre später die Priesterweihe. 1984 wurde er Prior seines Heimatklosters. Zuvor war er aber als Pfarrer in São José do Rio Pardo tätig. Nach der Erhebung seines Klosters São Bernardo zur Abtei wurde er im September 1996 dessen erster Abt. Am 26. Februar 1997 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von São José do Rio Preto. Am 13. Oktober 2004 berief ihn Johannes Paul II. zum Erzbischof von Belém do Pará. Im Mai 2007 nahm er als Delegierter an der durch Papst Benedikt XVI. eröffneten 5. Generalversammlung der Lateinamerikanischen Bischofskonferenz (CELAM) in Aparecida teil, wo er den heutigen Papst kennen lernte. Papst Benedikt XVI. ernannte ihn am 27. Februar 2009 zum Erzbischof von São Sebastião do Rio de Janeiro. Tempesta war im Juli 2013 Gastgeber des XXVIII. Weltjugendtages in Rio de Janeiro und konnte dort seinen „Freund aus Aparecida“ Papst Franziskus begrüßen.

Gualtiero Bassetti (1942)
Bassetti war eigentlich immer mit dem Erzbistum Florenz verbunden: so weihte ihn der Florentiner Erzbischof und Kardinal Ermenegildo Flortit 1966 zum Priester. Papst Johannes Paul II. ernannte Bassetti zum Bischof von Massa Marittima-Piombino, ein Bistum in der Toskana und in der Nähe der Stadt Florenz. Die Bischofsweihe nahm wiederum ein Erzbischof von Florenz vor, nämlich Kardinal Silvano Piovanelli. Das war am 8. September 1994. Als Wahlspruch wählte er In charitate fundati. Am 21. November 1998 hat ihn der polnische Pontifex zum Bischof von Arezzo-Cortona-Sansepolcro ernannt. Am 16. Juli 2009 wurde er zum Erzbischof von Perugia-Città della Pieve ernannt und wechselte somit Gegend, denn von der Toskana zog er in die Mittelitalienische Region Umbrien um. Am 12. Januar 2014 gab Papst Franziskus bekannt, dass er Gualtiero Bassetti im feierlichen Konsistorium am 22. Februar desselben Jahres zum Kardinal kreieren will.

Mario Aurelio Poli (1947)
Er ist der Nachfolger Jorge Mario Bergoglios auf dem Bischofsstuhl von Buenos Aires: Ähnlich wie sein Vorgänger studierte Mario Aurelio Poli zunächst nicht Theologie sondern Rechts- und Sozialwissenschaften. Bergoglio hatte bekanntlich ein Chemiestudium angetreten. Poli trat dann in das Diözesanseminar in Buenos Aires ein und studierte Philosophie und Katholische Theologie. Am 25. November 1978 empfing er die Priesterweihe durch den damaligen Erzbischof von Buenos Aires, Kardinal Juan Carlos Aramburu. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn am 8. Februar 2002 zum Weihbischof in Buenos Aires und somit zur Rechten Hand Bergoglios. Die Bischofsweihe spendete ihm der Erzbischof Jorge Mario Bergoglio am 20. April desselben Jahres. Am 24. Juni 2008 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Santa Rosa. In der argentinischen Bischofskonferenz war er Mitglied der Bildungskommission und ist Präsident der bischöfliche Kommission für die Katechese und die Bibelseelsorge. Wie sein Vorgänger Bergoglio übernahm Poli das Amt des Ordinarius für die Katholiken orientalischer Riten in Argentinien, das der heutige Papst Franziskus seit 1998 innehatte.

Andrew Yeom Soo jung (1943)
Seit genau 40 Jahren ist Yeom Priester: am 8. Dezember 1973 spendete den Erzbischof von Seoul, Kardinal Stephen Kim Sou-hwan, das Sakrament der Priesterweihe. Der heutige Primas der katholische Kirche in Korea gehört einer Familie an, die seit mehreren Generationen bereits katholisch war, jedoch auch der Christenverfolgung in dem Land ausgesetzt war. Yeom hat u.a. auch Psychologie studiert und hat im koreanischen Pastoralinstitut gearbeitet. Am 1. Dezember 2001 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Seoul. Am 10. Mai 2012 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof von Seoul. Die Amtseinführung fand am 25. Juni desselben Jahres statt.

Ricardo Ezzati Andrello (1942)
Ähnlich wie Jorge Mario Bergoglio hat Ezzati Andrello eine Vorgeschichte als italienischer Auswanderer: Im Gegensatz zum heutigen Papst ist Ezzati Andrello in Italien aufgewachsen, wo er auch das Salesianerkolleg besuchte. Im Jahr 1959 ging er nach Chile, trat dort in die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos ein. Am 31. Januar 1961 legte er die Ordensgelübde ab. Er studierte dann Philosophie und Pädagogik an einem Institut seiner Ordensgemeinschaft. Von 1964 bis 1966 war er als Lehrer in Santiago de Chile tätig. Erst danach studierte er Theologie an der Salesianer-Universität in Rom. Ricardo Ezzati Andrello empfing am 18. März 1970 die Priesterweihe. Später schloss er an der Universität Straßburg Master-Studium in Religionspädagogik ab. Am 28. Juni 1996 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Valdivia. Am 10. Juli 2001 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Weihbischof in Santiago de Chile. Am 27. Dezember 2006 berief ihn Papst Benedikt XVI. zum Metropolitanerzbischof von Concepción, am 15. Dezember 2010 zum Erzbischof von Santiago de Chile.

Philippe Nakellentuba Ouédraogo (1945)
Seit 41 Jahren ist Ouédraogo Priester. Am 5. Juli 1996 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Ouahigouya, wo Ouédraogo zwei kontemplative Klöster gründen konnte. Am 13. Mai 2009 bestellte ihn Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof von Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos und eines der ärmsten Länder der Welt. Der neue Kardinal fühlt sich sehr verbunden mit dem Seligen Charles de Foucauld. Dass Ouédraogo Klöster gründen konnte, ist nicht selbstverständlich und einfach gewesen: die beiden Einrichtungen befinden sich in der Nähe Malis, wo Islamisten seit Jahren für Unruhe sorgen. Auch scheute sich der Neu-Kardinal bisher nicht, bei politischen Themen seine Meinung zu äußern und den Präsidenten seines Landes auch offen zu kritisieren.

Orlando B. Quevedo (1939)
Zwar trat der philippinische Kirchenmann in seinem Heimatland in das Priesterseminar ein, doch sein Noviziat verbrachte er in Texas (USA). In den Vereinigten Staaten studierte er auch in Washington Religionspädagogik. Orlando Quevedo trat der Gemeinschaft der Oblaten der unbefleckten Jungfrau Maria bei und empfing am 5. Juni 1964 das Sakrament der Priesterweihe. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn am 23. Juli 1980 zum Prälaten der Territorialprälatur Kidapawan. Mit der Erhebung der Territorialprälatur zum Bistum Kidapawan am 15. November 1982 wurde Quevedo dessen erster Bischof. Am 22. März 1986 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof von Nueva Segovia. Am 30. Mai 1998 folgte die Ernennung zum Erzbischof von Cotabato.

Chibly Langlois (1958)
Unter den neuen Kardinäle ist er der Jüngste: Chibly Langlois ist erst seit dem 22. September 1991 Priester. Er hat auf Haiti und in Rom studiert. Die Weihe fand im Bistum Jacmel statt. Er ist auch der erste haitianische Kardinal und auch der einzige unter den neuen Kardinälen, der nicht Erzbischof ist. Am 8. April 2004 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Fort-Liberté. Am 15. August 2011 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Les Cayes. Seit seiner Ernennung durch Benedikt XVI. ist er auch Präsident der haitianischen Bischofskonferenz. Haiti zählt zu den ärmsten Länder der Welt und ist immer noch von den Wunden des großen Erdbebens vom 12. Januar 2010 gekennzeichnet.

Außerdem ernannte der Papst einige emeritierte Bischöfe zu Kardinälen, die sich „durch ihren Dienst am Heiligen Stuhl oder der Kirche ausgezeichnet haben“:

Loris Francesco Capovilla (1915)
Der Titularerzbischof von Mesembria war früherer Privatsekretär von Johannes XXIII. Die Priesterweihe empfing Capovilla am 23. Mai 1940. Seit 1953 stand er „Papa Roncalli“ zur Seite, als dieser noch Patriarch von Venedig war. Sein Nachfolger Paul VI. ernannte ihn am 26. Juni 1967 zum Bischof von Chieti und spendete ihm am 16. Juli desselben Jahres die Bischofsweihe. Am 10. Dezember 1988 nahm Papst Johannes Paul II. sein Rücktrittsgesuch an. Seitdem lebt Capovilla in Sotto il Monte, dem Geburtsort von Giovanni XXIII. Capovilla ist somit ältestes Mitglied des Kardinalskollegiums.

Fernando Sebastián Aguilar (1929)
Der emeritierte Erzbischof von Pamplona ist Mitglied der „Söhne vom Unbefleckten Herz Mariä“ und wurde 1953 zum Priester geweiht. Von 1979 bis 1983 war er Bischof von León. Er wurde am 8. April 1988 zum Koadjutorerzbischof von Granada ernannt. Am 26. März 1993 wurde er zum Erzbischof von Pamplona y Tudela ernannt. Am 31. Juli 2007 nahm Papst Benedikt XVI. Aguilars aus Altersgründen vorgebrachtes Rücktrittsgesuch an. Im Januar 2014 erklärte Aguilar, dass homosexuelle Menschen geheilt werden könnten, und verglich Homosexualität mit behandlungsbedürftigen Krankheiten wie Bluthochdruck. Die Staatsanwaltschaft Málaga leitete ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren wegen Anstiftung zum Hass aufgrund sexueller Orientierung ein, nachdem eine Lesben- und Schwulenorganisation Anzeige gegen Aguilar erstattet und das Stadtparlament von Málaga sich einstimmig von den Äußerungen des Erzbischofs distanziert hatte.

Kelvin Edward Felix (1933)
Der emeritierte Erzbischof von Castries empfing am 8. April 1956 die Priesterweihe. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn am 17. Juli 1981 zum Erzbischof von Castries. Am 15. Februar 2008 nahm Papst Benedikt XVI. sein altersbedingtes Rücktrittsgesuch an. Felix ist der erste je kreierte Kardinal aus Saint Lucia. Er hatte in England u.a. Anthropologie studiert. Unter seinen besonderen Ehrungen zählt auch eine durch die britische Queen Elisabeth 1992. (rv)

Kollegengespräch: „Kardinalskollegium wird internationaler“

KonsistoriumZum ersten Mal in seiner Amtszeit als Papst hat Franziskus am Sonntag die Namen neuer Kardinäle bekanntgegeben, die er am kommenden 22. Februar beim Konsistorium kreieren will. Europäer sind dabei in der Minderheit. Will der Papst das Kardinalskollegium internationaler machen? Das wollte Stephanie Stahlhofen von Anne Preckel wissen. Ein Kollegengespräch.

„Seit dem Konzil ist das Kardinalskollegium immer internationaler geworden. Franziskus, erster Lateinamerikaner auf dem Stuhl Petri, setzt diese Linie fort: 15 Länder des Globus deckt die Gruppe der 19 zukünftigen Kardinäle ab. Der Papst spannt dabei einen weiten Bogen, der von Asien über Afrika bis nach Lateinamerika und in die Karibik reicht. Europa ist da mit zwei neuen Kardinälen eher eine Fußnote.“

Der Eindruck scheint sich zu bestätigen, dass Franziskus die Kirche „lateinamerikanischer“ machen will: Knapp ein Drittel der 16 neuen wahlberechtigten Kardinäle kommt aus Lateinamerika.

„Ich würde eher annehmen, Franziskus arbeitet daran, dass sich die Mehrheiten der Katholiken in der Welt auch angemessen in der Führung der katholischen Weltkirche widerspiegeln. In Lateinamerika leben ja fast 40 Prozent aller Katholiken weltweit, der Kontinent ist unter den Papstwählern aber zum Beispiel stark unterrepräsentiert. Eine ähnliche Situation haben wir bei den wachsenden Kirchen in Asien und Afrika, wo das Christentum Zulauf hat und die Zahl der Berufungen steigt. Darauf muss man reagieren, und hier braucht es auch eine starke Präsenz vor Ort in den Ländern selbst. Zu diesen Fragen hat der Papst zuletzt noch in seinem Gespräch mit internationalen Ordensoberen Ende November in Rom Stellung genommen.“

In der Tat gibt es jeweils zwei Ernennungen für Asien und Afrika. Was kann man dazu sagen?

„Ja, für die Philippinen und für Korea, wo viele Katholiken leben, hat der Papst jeweils einen neuen Kardinal ernannt, und weiter für Elfenbeinküste und Burkina Faso. In Elfenbeinküste gab es ja zuletzt große Spannungen und einen Machtkampf; der Erzbischof von Abidjan ist als Sprachrohr des Friedens und der Versöhnung in dem Land bekannt. Der Erzbischof von Ouagadougou in Burkina Faso war jahrelang nationaler Leiter der päpstlichen Missionswerke dort und ist u.a. im Dialog mit den Muslimen sehr aktiv. Überhaupt kann man sehen, dass viele der neuen Kardinäle vor allem der Südhalbkugel der Welt sehr krisenerprobt sind und sich auch besonders für Menschen am Rande einsetzen: Ricardo Ezzati Andrello von Santiago de Chile hat z.B. viel für die Ureinwohner in seinem Land getan, Kelvin Edward Felix von St. Lucia ist so was wie ein Pastoralpionier in der Karibik und Leopoldo Jose Brenes Solorzano von Managua bezieht immer wieder Stellung auch zu politischen Fragen wie Gewalt und dem Schicksal der Migranten – um nur ein Paar Beispiel zu nennen.“

Was waren denn die größten Überraschungen bei den Ernennungen, was war dagegen vielleicht zu erwarten?

„Haiti bekommt zum ersten Mal einen Kardinal! Chibly Langlois ist mit 55 noch recht jung und obendrein kein Erzbischof einer Hauptstadtdiözese. Das ist eine absolute Premiere und Zeichen dafür, dass dem Papst diese sehr arme und zuletzt durch Naturkatastrophen gebeutelte Region am Herzen liegt. Aufmerken lässt auch, dass bei diesem Konsistorium ein Paar traditionelle Kardinalssitze leer ausgehen, dafür aber zum Beispiel die Universitätsstadt Perugia einen Kardinal bekommt: Erzbischof Gualtiero Bassetti, der im Dezember schon auf Wunsch des Papstes in die Bischofskongregation berufen wurde.

Vier Vatikan-Männer werden ebenfalls Kardinäle. Gibt es da Überraschungen?

Ja und nein. Bestimmte Führungsämter sind seit jeher mit dem Kardinalsrang verbunden. Das gilt für Präfekten vatikanischer Kongregationen, in diesem Fall der Glaubenskongregation und der Kleruskongregation, also die Erzbischöfe Müller und Stella, die beide Kardinäle werden. Auch der päpstliche Staatssekretär ist immer ein Kardinal, und folgerichtig erhält nun Erzbischof Pietro Parolin den roten Hut. Aber die vierte vatikanische Kardinalserhebung ist eine Premiere: Noch nie war der Generalsekretär der Bischofssynode ein Kardinal. Erzbischof Baldisseri wird der erste. Und im Gegenzug ist einer leer ausgegangen. Traditionell sind nämlich auch die päpstlichen Bibliothekare Kardinäle. Der französische Dominikaner Jean-Louis Brugues, der dieses Amt innehat, ist aber zumindest in dieser Runde nicht dabei.
Geben die Ernennungen eigentlich auch Hinweise auf die Kurienreform?

„Franziskus hatte ja mehrfach deutlich gemacht, dass er sich gern beraten lässt und dass er auch bei Entscheidungen mehr Kollegialität will. Vor dem Hintergrund soll die Bischofssynode möglicherweise zu einer ständigen Einrichtung werden, heißt es, und deshalb die Erhebung in den Kardinalstand für Erzbischof Baldisseri. Ältester Kardinal der Weltkirche wird der frühere Papstsekretär Loris Francesco Capovilla. Der 98-Jährige assistierte Papst Johannes XXIII., den Franziskus ja in diesem Jahr noch heiligspricht – das gegenüber dem Papst, der das Konzil einberufen hat, eine weitere posthume Ehrenbezeugung. Franziskus schätzt Johannes XXIII. sehr.“
(rv)

Konsistorium, Kardinalsrat und Synodenrat: Ein voller Februar

KardinalserhebungDer Kardinalsrat, ein Konsistorium und die Versammlung des Rates der Bischofssynode: Der Februar 2014 wird ein Monat mit wichtigen Terminen. Vor Journalisten gab Vatikansprecher Pater Federico Lombardi an diesem Donnerstag den Zeitplan für die Ereignisse bekannt. So werden voraussichtlich am 17. und 18. Februar zum dritten Mal die acht Kardinäle, die zum Kardinalsrat gehören, mit Papst Franziskus ihre Versammlung abhalten. Am Fest der Kathedra Petri am 22. Februar werde der Papst ein Konsistorium zur Erhebung neuer Kardinäle einberufen, davor wird – wie es schon Tradition ist – eine allgemeine Kardinalsversammlung stattfinden. Diesen Termin hatte Franziskus schon anlässlich der ersten Kardinalsversammlung den Teilnehmern genannt. (rv)