Italien, das Land, in das Papst Franziskus nun zurückgekehrt ist, schreibt Familie ja traditionell groß. Doch jüngste Zahlen des italienischen Statistikamtes Istat zeigen: 2015 gab es die niedrigste Geburtenrate seit Bestehen der Republik, im Schnitt bekommt eine italienische Frau 1,35 Kinder.
In nur wenigen Jahrzehnten hat sich die Demografie des Landes stark verändert. Die Italiener verlassen das Land auf der Suche nach Arbeit und besseren Lebensbedingungen, 2015 waren es rund 100.000, ins Land selbst kommen wiederum zehntausende Einwanderer etwa aus Nord- und Zentralafrika. Doch der Zuzug von Einwanderern wiegt nicht die niedrige Geburtenrate auf, betonte die italienische Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin. Sie sprach von einem Horroszenario, wenn das mit der Demografie so weitergehe. Es brauche eine große kulturelle Leistung: Jung Eltern zu werden, müsse vom Staat mehr gefördert werden. Die Politik spreche nur von zivilen Lebenspartnerschaften und Adoptionsrecht, tue aber nichts für die Familie selbst. Dabei ist die Familie der wahre Motor des Landes, findet auch Gigi De Palo, Präsident des Nationalen Familienforums:
„Heute denken 60 Prozent der Jugendlichen darüber nach, zum Arbeiten ins Ausland zu gehen. Das Problem ist, dass wir es nicht schaffen, die Träume unserer Jugendlichen zu verwirklichen. Eigentlich wollen über 90 Prozent der Jugendlichen eine Familie gründen und sogar mehr als zwei Kinder bekommen. Der Wunsch ist da. Aber das Problem ist, dass wir den Jugendlichen nicht die Rahmenbedingungen schaffen, diesen Wunsch zu verwirklichen.“
Auch sei das Land nicht mehr so kinderfreundlich, findet der Experte. Das hängt vor allem mit der Wirtschaftskrise zusammen, die das Land nach wie vor in der Zange hält.
„Die Kinder werden nicht mehr gesehen und erlebt als etwas Gutes für die Gesellschaft, sondern sind eher ein Luxus geworden. Wenn du reich bist, kannst du Kinder machen. Dabei ist das doch ein so grundmenschlicher Wunsch. Wir müssen auch bedenken, dass die Wirtschaftskrise bei der demografischen Entwicklung Italiens eine entscheidende Rolle spielt. Wer ein Kind in die Welt setzt, hat Hoffnung auf das Leben. Das Vertrauen steht auch über der Wirtschaftskonjunktur und der Krise. Wer kein Grundvertrauen hat, lässt sich auch von einer wirtschaftlichen Situation herunterziehen.“ (rv)