Seit Jahren kommt es immer wieder zu Konflikten und gewaltsamen Zusammenstößen in Nigeria. Die Hintergründe:
Einer der Schwerpunkte der Auseinandersetzungen ist die Stadt Jos. Sie liegt im Grenzgebiet zwischen dem muslimisch dominierten Nordnigeria und dem christlich geprägten Süden des Landes. Immer wieder kommt es aus scheinbar geringen Anlässen zu schweren Auseinandersetzungen. So wurden bei Bombenanschlägen und Auseinandersetzungen zwischen bewaffneten Gruppen von Christen und Muslimen an den Weihnachtsfeiertagen 2010 37 Menschen getötet und mindestens 100 verletzt. Eine der Bomben detonierte in der Nähe einer katholischen Kirche und verletzte Gläubige auf dem Weg zum Gottesdienst.
Militär versucht zu beruhigen
Auch im Januar 2010 wurden bei Kämpfen zwischen christlichen und muslimischen Milizen mehrere hundert Menschen getötet. Die Regierung entsandte nach den Konflikten mehrere Militäreinheiten in die Region, um die Lage zu beruhigen. Im März 2010 starben bei einem Angriff auf christliche Dorfbewohner im Kreis Jos rund 500 Menschen. Ein Bombenanschlag auf eine christliche Kirche in der Nähe der Stadt forderte im März diesen Jahres zwei Menschenleben.
Es geht nicht nur um die Religion
Kirchliche Beobachter unterstreichen, dass es dabei nicht vorrangig um religiöse Zugehörigkeit geht. Pater Giulio Albanese vom den Päpstliche Missionswerk sieht die Ursachen vor allem in Armut, Landansprüchen, Ressourcenverteilung und ethnische Herkunft. Das sagte er gegenüber Radio Vatikan über die Konflikte Weihnachten 2010. Als sich die wirtschaftliche Situation in den letzten Jahren massiv verschlechterte, entstand Konkurrenz um Arbeit zwischen den ansässigen Volksgruppen, darunter Christen und Anhängern der Volksreligionen, und den zugezogenen Muslimen. Besonders der Erzbischof von Jos, Ignatius Kaigama, hat auf diese sozialen und ökonomischen Probleme und Unterschiede immer wieder hingewiesen. Wiederholt wandte er in der Vergangenheit sich in Appellen an die Regierung, um für mehr Sicherheit zu sorgen und kritisierte ihr Verhalten im Umgang mit den Differenzen und Zusammenstößen.
Ein Umdenken beginnt
In Jos hat nach der Gewalt ein Umdenken eingesetzt, so der Erzbischof. Vertreter des Staates, der Religionen und selbst der Armee treffen sich regelmäßig, um den Frieden zu fördern, erklärte er im November diesen Jahres im Gespräch mit Radio Vatikan.
Nach Angaben von Pater Albanese wird in Nigeria nach Gesetz Religionsfreiheit gewährt. Allerdings seien in letzten Jahren Fehler begangen worden, die zu Spannungen zwischen den Religionsgruppen geführt hätten. So sei in den nördlichen Staaten das islamische Gesetz der Sharia gebilligt worden.
"Boko Haram" immer wieder verantwortlich gemacht
Boko Haram ist eine islamistische Sekte und Terrororganisation. Sie will die Gesamtnigeria in einen islamischen Staat verwandeln. Ihre Aktionen richten sich vor allem gegen Polizeistationen und christliche Einrichtungen. Am 26. August diesen Jahres verübten ihre Mitglieder ein Bombenattentat auf ein Gebäude der Vereinten Nationen in der nigerianischen Hauptstadt Abuja. Ideologisch steht die Boko Haram der islamistischen Terrororganisation Al-Kaida nahe. (rv)