Nigeria: Kardinal Okogie wird 80 Jahre

OkogieAnthony Olubunmi Kardinal Okogie begeht heute seinen 80. Geburtstag. Der Nigerianer war von 1973 bis 2012 Erzbischof von Lagos. Papst Johannes Paul II. erhob ihn 2003 in den Kardinalsstand mit der Titelkirche „Beata Vergine Maria del Monte Carmelo a Mostacciano“. Okogie verliert somit sein Papstwahlrecht und von den 213 lebenden Kardinälen haben nur noch 112 ein aktives Wahlrecht bei einem künftigen Konklave.(vh)

Vatikanisches Geburtstagskind: Die Audienzhalle wird 40

Der Vatikan feiert in diesem Sommer ein ganz besonderes Geburtstagskind: Die Audienzhalle des Papstes wird 40 Jahre alt. Wer sie von Audienzen her kennt, vermutet hinter diesem Betonbau zunächst einmal nicht viel, dabei ist sie aber gebautes Zweites Vatikanisches Konzil.
Die Halle, nach seinem Architekten Sala Nervi oder ihrem Erbauer Aula Paulo VI. genannt, verkörpert die Ideen der Begegnung und der Gemeinschaft. So sieht es der Publizist Conny Cossa, der sich eingehend mit dem Bau befasst und ein Buch über den Bau des Architekten Pier Luigi Nervi geschrieben hat. Er sieht vor allem die Grundidee der Pastoralkonstitution des Konzils, Gaudium et Spes, von Papst Paul VI. dort verwirklicht:

„Er wollte keine klassische Audienzhalle wo Leute hinkommen um jemandem zuzuhören oder jemanden vorbeiziehen zu sehen, sondern er wollte eine Art Plattform, wo Kommunikation möglich ist. Viele Leute kennen diese Audienzhalle von Nervi, es waren ja bereits über 15 Mio Menschen bei Audienzen in der Halle. Im ersten Augenblick glaubt man, dass es ein typischer Theaterraum ist: Man hat das Publikum, dann gibt es ein par Stufen und eine Bühne und auf der Bühne ist der Papstthron. Aber die Halle ist in Wirklichkeit viel komplexer.
Der Fußboden der Halle ist natürlich zum Bereich des Papstthrones hin geneigt, er ist aber auch zur Mitte hin geneigt. Wenn sie als Pilger in der Halle sind, sehen sie nicht nur perfekt und ohne Blickhindernisse den Papst, sie sehen auch alle anderen Leute, die in der Halle sind. Sie haben zum einen dieses Gemeinschaftsgefühl mit der Masse, und sie haben das Gefühl, dass sie dem Papst sehr nahe sind, weil sie ihn direkt sehen können.
Diese doppelt geneigte Gestaltung der Halle ist sehr wichtig. Für Paul VI. war dieses ganze Konzept von Dialog von Kirche und Welt extrem wichtig."

Insgesamt passen bis maximal 12.000 Menschen in die Halle, so Cossa. Aber es ist kein Raum, der nur dazu dient, Massen unterzubringen. Der Raum entwickelt eine eigene Form der Veranstaltung, ein eigenes Ritual. Die Audienz, wie wir sie heute kennen mit Begrüßung, Lesung und Katechese, entsteht erst mit Paul VI. und drückt aus, was der Papst und seine Nachfolger beabsichtigen. So ist die Halle gebaute Veränderung.

„Es war sicher eine große Revolution, dass bereits unter Papst Johannes XXIII. die Audienz zu einem Event für alle wurde. Die ürsprünglichen Audienzen waren nicht für jedermann. Man brauchte besondere Genehmigungen und es war recht kompliziert, den Papst als lebendiges Wesen zu treffen und ihn zu sehen. Die klassischen Audienzen bis Johannes XXIII. fanden in verschiedenen Räumen im Apostolischen Palast statt, die je nach Anlass auch gewechselt wurden, da gab es keine festgelegten Regeln. Es war auch der ganze Ablauf der Audienz sehr flexibel. Die ältesten Aufzeichnungen aus dem 19. Jahrhundert gehen davon aus, das die Audienz ein Moment ist, wo Pilger oder prominente Besucher – Pilger sind damals ausschließlich prominente Besucher – den Papst treffen können und ihm den Ring küssen können. Das ist der Höhepunkt der Audienz.
Es war noch gar nicht üblich, dass in diesen frühen Audienzen der Papst Ansprachen hielt und die Audienz als Plattform für Botschaften verwendet hat.
Papst Pius XII. hat begonnen, bei Audienzen Botschaften aus dem Stehgreif an die Menschen zu richten. Diese wurden recht oft, weil sie die direkte Aussage des Papstes waren, von Journalisten rezipiert und kamen dann auch in die Medien."

Und damit entsteht eine neue Form der Audienz, die sich im Gebäude links neben dem Petersdom auch baulich verwirklicht. Einen Raum, wie es ihn so im Vatikan überhaupt noch nicht gegeben hat.

„Es ist auffällig, wenn sie sich die Audienzhalle anschauen: Es ist zwar zum einen ein spiritueller Ort, es ist aber trotzdem kein Sakralort. Es wurden dort nie Gottesdienste zelebriert, es gibt keinen Altar und die Glasfenster sind auch abstrakt.
Es gab ganz kurz einmal den Gedanken, dass Chagall die Fenster gestalten sollte. Chagall hat dann Themen für die Fenster vorgeschlagen und fand dann aber die vehemente Opposition von Nervi, der befürchtet hat, dass zum einen die Fenster von Chagall von seinem eigenen Werk ablenken, aber auch, dass bildliche Darstellungen von der Audienz und vom Wort ablenken. In der Audienzhalle geht es hauptsächtlich um das Wort."

Die beiden Urheber – Papst Paul VI. und der Architekt Pier Luigi Nervi – trafen sich in ihren Ideen. Nervi dachte ähnlich wie der Papst, so Cossa, was wohl auch für die Auswahl gerade dieses Architekten gesprochen hat.

„Für Paul VI. war Bauen von Anfang an etwas, was ihm wichtig war, weil er immer gedacht hat, dass Bauen, aber auch Erschaffen, also auch der künstlerische Aspekt, eigentlich so eine Art des Verständnisses von Gott ist, vom Göttlichen – Beten ist vielleicht das falsche Wort. Durch das Erschaffen, das Bauen, durch das künstlerisch tätig sein, hat man die Möglichkeit, etwas zu verstehen, was über den Dingen steht.
Nervi ist wenige Jahre älter als der Papst. Sie hatten sicherlich eine gemeinsame Basis an Werten und an Erfahrungen. Nervi war wahrscheinlich der einzige internationale Star der italienischen Architekturszene damals. Nervi hat in New York gebaut, Nervi hat in Sydney gebaut, Nervi hat in Montreal gebaut. Nervi war ein ganz großer damals und man kannte Nervi.
Nervi hatte eine inhaltliche Ähnlichkeit mit der Philosophie Pauls VI. Er war eigentlich Ingenieur. Für ihn war das ganze eine Art aktive Philosophie. Er glaubte, dass die perfekten Formen bereits existieren. Es gibt sie, irgendwo, im Himmel, man muss sie nur pflücken. Wenn man im Entwurfsprozess den Kräften der Statik folgt, dann wird das, was man dadurch erreicht, automatisch schön und durch das, was man baut, wird eine Art göttliche Poesie sichtbar. Alles, war gebaut wird, ist ein Symbol für das, was über den Dingen steht.
Das sind beides Personen einer Zeit des Überganges, einer Zeit des Wechsels. Sie waren zum einen den Traditionen verhaftet, aber andererseits standen sie mit einem Bein in der Zukunft. Beides sind Persönlichkeiten des Wandels."

Und das Ergebnis dieses Wandels wird in diesem Sommar 40 Jahre alt. Die Aula Paulo VI., die Audienzhalle des Vatikan. (rv)

„Cor Unum“ wird vierzig

Das Päpstliche Hilfswerk Cor Unum wird vierzig: Am 15. Juli 1971 wurde der neue Päpstliche Rat, der für die Auslandshilfen des Vatikans zuständig ist, von Papst Paul VI. gegründet. Daran erinnert der jetzige Leiter des Rates, Kardinal Robert Sarah, an diesem Freitag mit einem großen Artikel in der Vatikanzeitung „Osservatore Romano". Nach seiner Schilderung „fiel die Gründung von Cor Unum in eine Phase, in der sich viele Gedanken machten über die Art und Weise des christlichen Zeugnisses in der Welt". Cor Unum wolle auch in nächster Zeit seiner christlichen Inspiration treu bleiben, so Kardinal Sarah: „Es gibt viele menschenfreundliche Initiativen, aber die katholischen Einrichtungen haben in diesem Bereich einen Pluspunkt: Sie weisen auf Gott hin, der uns die wahre Liebe gelehrt hat, nämlich die Selbsthingabe." Von 1995 an bis zum Oktober letzten Jahres wurde der Rat vom aus dem Erzbistum Paderborn stammenden heutigen Kardinal Paul Josef Cordes geleitet. (rv)