Jahresbericht mit Schwerpunkt Religionsfreiheit – Kritik unter anderem an Staaten und Kirche in Mittel- und Osteuropa.
BONN- Deutsche Bistümer, Hilfswerke und Missionsorden haben im Jahr 2017 pastorale und soziale Projekte weltweit mit 602 Millionen Euro gefördert. Im dazu veröffentlichten Jahresbericht wird unter anderem die Kirche und Staaten in Ost- und Mitteleuropa vorgeworfen, Religionsfreiheit noch lernen zu müssen.
Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) veröffentlichte für die „Konferenz Weltkirche“ den Jahresbericht (PDF), in dem der Zusammenschluss der international tätigen katholischen Einrichtungen in Deutschland nicht nur über seine Arbeit berichtet, sondern auch mehrere Kapitel über Religionsfreiheit beisteuert, dem Schwerpunktthema des Berichts.
Beispiele aus dem Irak, Vietnam und anderen Regionen werden geschildert. Sie sollen zeigen, auf welche Weise das individuelle Recht des Menschen auf Religionsfreiheit missbraucht und verletzt wird.
Ein eigener Abschnitt, der sich kritisch mit Mittel- und Osteuropa auseinandersetzt, dürfte jedoch nicht nur Christen in den deutschen Nachbarländern Aufmerksamkeit erregen.
Der Autor erklärt darin unter anderem, dass Staaten wie Ungarn offenbar Religionsfreiheit noch lernen müssen angesichts dessen Religionsgesetzes von 2011. Auch die Kirche selber habe noch zu lernen, dass sie „in einer zunehmend pluralistischen Gesellschaft“ sie „ein Akteur unter vielen“ sei, heißt es dort.
Dazu wird ein Beispiel aus Kroatien herangezogen, wo sich 2017 Katholiken – darunter Bischöfe – gegen Aufführungen eines Regisseurs aussprachen, der einen Schauspieler, der Jesus Christus darstellt, unter anderem von einem Kreuz aus Plastik-Kanister steigen und eine Muslima vergewaltigen lässt.
Dazu der Bericht der „Konferenz Weltkirche“:
„Mit Forderungen nach einem Rechtsschutz gegen Diffamierung laufen Kirchenvertreter jedoch Gefahr zu verkennen, dass es erstens neben der ‚positiven‘ Religionsfreiheit auch die ’negative‘ Religionsfreiheit gibt – also das Recht, sich religiös nicht zu interessieren und keiner Glaubensgemeinschaft angehören zu wollen“.
Kirchensteuer, staatliche Gelder, Spenden
Das Ergebnis des Vorjahres 2016 wurde damit noch einmal um zwei Millionen Euro übertroffen, so die Mitteilung.
Zur Summe von 602 Millionen Euro kommen die Aufwendungen für Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit hinzu, die im Jahresbericht gesondert ausgewiesen werden.
Die Einnahmen setzen sich vor allem aus der Kirchensteuer und staatlichen Zuwendungen, Spenden und Sammlungen zusammen.
Nicht erfassen lasse sich das Engagement vieler Pfarrgemeinden, katholischer Verbände und Schulen, das die Projektarbeit der großen weltkirchlichen Akteure mit vielen Initiativen zugunsten lokaler Partner in aller Welt ergänzt, so die Mitteilung.
Hintergrund
Der „Konferenz Weltkirche“ gehören Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz, der 27 Bistümer, der Deutschen Ordensobernkonferenz, der weltkirchlichen Werke, der Verbände und anderer Einrichtungen in Deutschland an. Der Jahresbericht bietet neben dem Themenschwerpunkt und dem Statistikteil einen inhaltlichen Überblick über die Arbeit der beteiligten Organisationen. (CNA Deutsch)