Der frühere Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls ist am Mittwochnachmittag nach langer Krankheit in Rom gestorben. Das teilte der vatikanische Pressesaal mit. Er war von 1984 bis 2006 Leiter des vatikanischen Presseamtes und enger Mitarbeiter von Papst Johannes Paul II. Navarro-Valls war Spanier und starb im Alter von 80 Jahren.
Der gelernte Arzt und Journalist, ein Mitglied des Opus Dei, übte auch im Pontifikat von Benedikt XVI. ein Jahr das Amt des Papstsprechers aus, bevor der Papst aus Deutschland ihn gegen den Jesuiten Federico Lombardi austauschte. Seinen letzten großen Auftritt hatte Navarro-Valls im April 2011, als er zur Seligsprechung von Johannes Paul II. vor rund 200.000 Menschen „seinen“ Pontifex würdigte.
Der Pressesprecher, der eigentlich keiner war
Der Nachfolger Navarros, Pater Federico Lombardi, würdigt im Gespräch mit Radio Vatikan den Verstorbenen. „Ich habe ihn zum ersten Mal kennen gelernt, als ich 1991 als Programmdirektor von Radio Vatikan nach Rom kam. Seitdem habe ich seine Arbeit im Pressesaal von ganz nahe mit verfolgt und gemerkt, wie wichtig diese Stelle als Informationsquelle ist und welche Rolle die Papstreisen spielen.“
Eigentlich war Navarro-Valls nicht „Pressesprecher des Papstes“, denn diese Bezeichnung gab es so nicht, erläutert Lombardi. Doch bei Navarro-Valls passte diese fiktive Bezeichnung irgendwie doch, so der Jesuitenpater. „Für ihn war es von Anfang an klar, dass es unabdingbar ist, als Vatikanmitarbeiter einen direkten Draht zum Papst zu haben. Auf diese Weise war für ihn jedes mal klar, wie der Heilige Vater über das denkt, was er als Sprecher den Medien erläutern musste. Er konnte sich ja nicht einfach auf Gerüchte stützen.“
Pater Lombardi erinnert auch daran, dass Navarro-Valls im Auftrag des Heiligen Stuhls auch für politische und diplomatische Missionen im Einsatz war. So gehörte er zur offiziellen Delegation des Heiligen Stuhls bei der UNO-Weltbevölkerungskonferenz 1994 in Kairo. Vor der Kuba-Reise 1998 führte er dort vor Ort klärende Gespräche.
„Gnade unter Druck“
Auch der jetzige Leiter des Vatikanischen Pressesaals, der Amerikaner Greg Burke, würdigt Navarro-Valls: Der Spanier habe „das verkörpert, was Hemingway Mut nannte, nämlich Gnade unter Druck“. Er sei nicht nur „ein Glaubender“, sondern auch „ein Meister erster Klasse“ gewesen.
Der langjährige Vize-Direktor des Pressesaals, Ciro Benedettini, streicht heraus, dass Navarro-Valls allen Mitarbeitern das Gefühl vermittelt habe, wichtig und Teil einer einzigen Mission zu sein. Der Verstorbene habe sich immer für die Ansichten und Meinungen seiner Mitarbeiter interessiert.
Die Totenmesse für Navarro-Valls wird am Freitag um elf Uhr in der Opus-Dei-Kirche Sant’Eugenio in der Nähe des Parks Villa Borghese zelebriert. (rv)