VATIKANSTADT – Der wohl bekannteste Exorzist der Gegenwart ist tot: Pater Gabriele Amorth, Priester und Exorzist der Diözese Roms, ist im Alter von 91 Jahren verstorben.
„Nun ruht er von seinen vielen Schlachten mit dem Teufel“, sagte der spanische Theologe Pater Jose Antonio Fortea gegenüber CNA.
Die beiden Priester lernten einander im Jahr 1995 kennen, bei gemeinsamen theologischen Exorzismus-Studien.
„Seine Tür war immer offen, für mich und für alle Priester. Da gab es keine Geheimnisse oder Wichtigmache. Ich konnte seine Arbeit sehen, und seine Einfachheit“, sagte Pater Fortea.
„Seine starke, lebendige Stimme sprach zu Millionen Menschen über das Treiben des Teufels“, fuhr er fort. „Er allein, eine einzige Person, schaffte es, das geistliche Amt in einem Land wiederzubeleben – und dann reichte sein Einfluß weiter, bis in die ganze Kirche hinein. Dies schaffte er einfach dadurch, dass er erzählte, was er erlebt hatte.“
Gabriele Amorth wurde in Modena geboren, am 1. Mai 1925. Er trat in das Mutterhaus der der Kongregation der Gesellschaft des heiligen Apostel Paulus in Alba im August 1947 ein, fünf Jahre nachdem er dessen Gründer kennen gelernt hatte, den seligen Jakob Alberione. Am 24. Januar 1951 wurde er zum Priester geweiht.
Der Generalvikar der Diözese Rom, Kardinal Ugo Poletti, ernannte ihn 1985 zum Exorzisten des Bistums. Er führte schätzungsweise 70.000 Exorzismen durch, oft mehrfach an einer Person.
Bekannt wurde Pater Amorth durch seine Bücher, in denen er seine Arbeit erklärte – und durch seine Aussagen über das Dämonische.
Auf Facebook schrieb er im April 2015 über den dämonischen Einfluss auf den Islamischen Staat.
„IS ist der Teufel. Dinge ereignen sich erst in den spirituellen Räumen, dann konkretisieren sie sich auf der Erde“, sagte er. Der Exorzist fügte hinzu, dass das Böse sich „verkleide“ auf verschiedentliche Art in der Politik, Kultur und Religion, inspiriert durch den Teufel.
„Als Christ kämpfe ich geistlich gegen die Bestie“, sagte Pater Amorth. „Biblisch gesprochen befinden wir uns in der Endzeit, und die Bestie arbeitet ohne Unterlass.“
Im Mai 2013 sagte er CNA, dass Papst Franziskus einen Exorzismus auf dem Petersplatz durchgeführt habe, an einem Mann der besessen schien, mit einem Befreiungsgebet statt des üblichen Ritus.
Einige der Aussagen des Priesters stießen auf Widerspruch. Als im Jahr 2010 seine Memoiren erschienen, behauptete Amorth dass es „Mitglieder satanischer Sekten“ im Vatikan gebe, darunter Priester, Monsignore und Kardinäle. Der damalige Papst, Beneidkt XVI., tue „alles was er kann“ gegen solche Gruppen.
Pater Fortea hielt diese Aussage für fragwürdig. Er sagte, einige Exorzisten stimmten Pater Amorth zu, andere jedoch nicht.
Zu seiner Exorzistentätigkeit sagte er dem „Vatican Magazin“ im Jahr 2008:
„Ich sage allen, sie sollen zuerst die Ärzte und Psychologen um Rat fragen. Denn in den allermeisten Fällen gibt es psychische oder physische Ursachen, natürliche Ursachen wie Schizophrenie, Hysterie […] Der Psychiater sagt, ob es sich um Symptome einer psychischen Krankheit handelt.“
Pater Amorth wirkte in mehreren Rollen für die Gesellschaft vom heiligen Apostel Paulus, unter anderem als Lehrer, spiritueller Begleiter mehrerer Laiengruppen und Delegat der italienischen Provinz. Er arbeitete auch als Journalist, leitete viele Jahre lang das Monatsmagazin „Madre di Dio“ und war für die Gruppe „Familia Cristiana“ sowie Radio Maria tätig.
Pater Amorth war Gründer und Präsident der Internationalen Vereinigung von Exorzisten.
Für seinen Kampf im Widerstand gegen die Faschisten wurde er 2015 mit der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet.
Pater Fortea sah den bekannten Exorzisten zuletzt im Jahr 2012. „Sein Charakter hatte sich nicht verändert. Fast 90 Jahre alt, und immer noch führte er Exorzismen durch.“ (CNA Deutsch)