Ein Ad Limina-Besuch ist eine „Erneuerung des Bandes mit der universalen Kirche“. Das gab Papst Franziskus den 64 im Vatikan versammelten Bischöfen aus Deutschland mit auf den Weg. An diesem Freitag endete mit einer Papstaudienz der etwa alle fünf Jahre anstehende Besuch der Ortsbischöfe im Vatikan. Papst Franziskus ließ wie immer zu solchen Anlässen den Text der vorbereiteten Rede übergeben und hielt sie nicht wörtlich, um sich stattdessen direkt mit den Bischöfen auszutauschen.
Das erste Thema in der offiziellen Rede des Papstes: die „große Unterstützung, die die Kirche in Deutschland durch ihre vielen Hilfsorganisationen für die Menschen in aller Welt leistet.“ Im Augenblick seien es besonders die christlichen Kirchen, die einen enormen Einsatz für Flüchtlinge leisteten, sei es vor Ort in Europa, sei es um die Lebenssituation in den Ursprungsländern wieder erträglich zu machen.
Dann ging der Papst auf die besonderen Herausforderungen in Deutschland selber ein, zum Beispiel in den vielen professionell geführten sozial-karitativen Einrichtungen. „Es ist darauf zu achten, dass in diesen Einrichtungen das katholische Profil gewahrt bleibt“, so der Papst. Er beklagte den Rückgang des Kirchenbesuchs und des Sakramentenempfangs, und er sprach von einer „Erosion des katholischen Glaubens in Deutschland“.
Dagegen gelte es, zunächst die „lähmende Resignation zu überwinden“: Die „gute alte Zeit“ sei vorbei. Stattdessen könne zum Beispiel das Beispiel der Ehrenamtlichen angesichts einer zunehmenden Institutionalisierung der Kirche ein Zeichen sein, es würden immer mehr Institutionen für immer weniger Gläubige geschaffen. „Es handelt sich um eine Art neuer Pelagianismus, der dazu führt, unser Vertrauen auf die Verwaltung zu setzen, auf den perfekten Apparat. Eine übertriebene Zentralisierung kompliziert aber das Leben der Kirche und ihre missionarische Dynamik, anstatt ihr zu helfen“, griff der Papst Gedanken aus seinem Schreiben Evangelii Gaudium auf.
Das Gebot der Stunde sei die „pastorale Neuausrichtung“. Der Papst betonte einmal mehr die missionarische Seelsorge und die „ständige Haltung des Aufbruchs“, auch das Gedanken aus Evangelii Gaudium, angewandt auf die deutsche Situation. Die Rahmenbedingungen seien nicht günstig, die Weltlichkeit verforme die Seelen und ersticke das Bewusstsein für die Wirklichkeit, und solcherart beeinflusste Menschen seien schwer zu erreichen. Aber Gott sei der immer zuerst Handelnde, ermutigte der Papst.
Er rief die versammelten deutschen Bischöfe dazu auf, ihren Dienst der dynamischen Verkündigung gewissenhaft wahrzunehmen. Hier nannte der Papst ausdrücklich die „kirchliche Tragweite der Sendung“ der theologischen Fakultäten. „Die Treue zur Kirche und zum Lehramt widerspricht nicht der akademischen Freiheit, sie erfordert jedoch eine Haltung der Dienstbereitschaft gegenüber den Gaben Gottes“, so der Papst wörtlich. Die Präsenz katholischer Fakultäten an staatlichen Einrichtungen sei eine Chance, den Dialog mit der Gesellschaft zu führen. Papst Franziskus nannte außerdem ausdrücklich die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, er wünsche sich einen „entsprechenden Einsatz der gesamten Bischofskonferenz“.
Zuletzt sprach der Papst noch über das Gemeindeleben, „die Gemeinschaft, in der der Glaube am meisten erfahrbar und gelebt wird“. Besonders die Beichte und die Eucharistie lagen ihm dabei am Herzen. Das Heilige Jahr sei eine Gelegenheit, das Sakrament der Buße neu zu entdecken; er wünsche, dass dieses Sakrament auch in den Pastoralplänen mehr Berücksichtigung findet. Ferner dürfe der Einsatz der Laien nicht zum Ersatz für den priesterlichen Dienst werden, fügte der Papst an.
Abschließend drückte er seine Hoffnung aus, dass die Begegnungen in Rom dazu dienen, dass die Teilkirchen ihre „Mitarbeit an der Sendung der universalen Kirche“ leisten. (rv)