„Es ist selbstverständlich, dass südliche Kirchen sich zu Wort melden und Einfluss nehmen.“ Mit diesen Worten reagiert Kardinal Walter Kasper auf den Vorwurf, er habe sich am Rand der Synode zu Ehe und Familie in rassistischer Weise über afrikanische Ortskirchen geäußert. Der emeritierte deutsche Kurienkardinal hatte am Dienstagabend mit drei Journalisten gesprochen, die vor der Synodenaula auf ihn warteten. Dabei kam die Rede unter anderem auf die Frage, wie afrikanische Bischöfe mit Homosexualität umgehen. „Das ist dort ein Tabu“, sagte Kasper, während andere Ortskirchen sich darum bemühten, Homosexuelle nicht zu diskriminieren. Kasper sagte weiter, es müsse „Raum für örtliche Bischofskonferenzen geben, ihre Probleme zu lösen, aber über Afrika kann ich nichts sagen. Aber sie sollten uns nicht zu sehr sagen, was wir zu tun haben.“ Pater Bernd Hagenkord sprach mit Kardinal Kasper.
„Das war ein zufälliges Gespräch, das ich geführt habe, gar kein Interview, es wurde heimlich aufgenommen. Es liegt mir natürlich jeder Rassismus völlig fern. Ich war in 15 Ländern in Afrika, in manchen mehrfach, und habe mich sehr für die Entwicklung in Afrika eingesetzt , auch finanziell und wirtschaftlich, in jeder Hinsicht. Mir Rassismus vorzuwerfen ist völlig abwegig. Das entspricht in keiner Weise meinem Denken. Ich würde sagen, in Afrika hat man eine etwas andere Kultur, was ja unbestreitbar ist. Und dass wir uns nicht einmischen in Afrika und es natürlich für die Afrikaner schwierig ist, unsere Situation zu beurteilen. Aber doch in keiner Weise würde ich sagen, dass die Afrikaner hier nichts zu melden hätten, das ist ja völlig unsinnig, das wäre gegen jede Kollegialität, die mir sehr am Herzen liegt. Ich bin mit sehr vielen afrikanischen Bischöfen befreundet. Diese ganze Sache ist gemacht worden, es hat mit meiner Überzeugung, mit dem, was ich wirklich gesagt habe, nichts zu tun. Da ist ein Halbsatz oder zwei Sätze herausgezogen worden aus einem längeren Geplauder, das ich hatte und das heimlich aufgezeichnet wurde und dann hochgespielt worden ist.“
Die Afrikaner spielen hier (bei der Synode) eine große Rolle. Man hört sie häufig und auch zu wichtigen Punkten, sie werden ernstgenommen, sie spielen eine große Rolle, nicht?
„Nirgends ist die Kirche im letzten Jahrhundert so sehr gewachsen wie in Afrika. Sie haben recht, so aufzutreten. Ich habe an vielen Gottesdiensten in Afrika teilgenommen und habe selber welche gefeiert, das ist jedes Mal ein Erlebnis: da ist lebendiger Glaube in Afrika. Da lebt das Christentum, mehr zum Teil als bei uns in Europa. Und so haben die Afrikaner allen Grund, hier mit Selbstbewusstsein aufzutreten und ihre Stimme zu erheben. Sie sind ein wichtiger Teil der Kirche geworden, überhaupt: zwei Drittel der Katholiken leben heute in der südlichen Heimsphäre, während in Europa nur noch knapp 25 Prozent leben. Das muss uns klar sein. Und es ist selbstverständlich, dass diese Kirchen sich zu Wort melden und Einfluss nehmen, und das neue Pontifikat ist ein Zeichen dafür, dass ein Papst aus der anderen Hälfte der Welt sozusagen kommt und Haupt der universalen Kirche wird. Das zeigt, man nimmt das ernst, die südliche Hemisphäre, und das wird sicher noch so weiter gehen.“ (rv)