Erzbischof Vincenzo Paglia wird neuer Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, gleichzeitig übernimmt er das Amt des Großkanzlers des Instituts „Johannes Paul II.“ für Studien zu Fragen von Ehe und Familie. Das wurde am Mittwoch bekannt. Paglia war bisher Präsident des Päpstlichen Familienrates, der in einem neuen Dikasterium aufgeht. Mit Radio Vatikan sprach er über die neue Aufgabe.
„Ich habe die Aufgabe mit großer Dankbarkeit angenommen. Meine bisherige Arbeit hat mich ganz stark in die Richtung des Konkreten gebracht, der Begegnung mit vielen kirchlichen Realitäten, mit vielen Bischofskonferenzen und ich verstehe den Wunsch des Papstes nach einer Art Beschleunigung der Nähe der Kirche, nach dem Durchbrechen von Grenzen, mit Reflexion, Wagemut und Kreativität.“
Der Vatikan veröffentlichte an diesem Mittwoch auch den Text eines langen, handschriftlichen Briefes von Papst Franziskus an Paglia. Darin lobt der Papst „das solide Wissen und die große Erfahrung“ des Bischofs; seine Zeit als Präsident des Familienrats habe „große geistliche und pastorale Früchte getragen“. Mit den neuen Ernennungen habe der Papst den neuen Kurs, der von der Weltbischofssynode und seiner Enzyklika „Amoris Laetita” ausgeht, klar fortsetzen wollen, meint Paglia.
„Papst Franziskus bietet nicht nur eine erste Neuordnung der Kurie an, indem er die starke pastorale Perspektive aufzeigt, die er eingenommen hat. Auch in dem Schreiben zum Institut „Johannes Paul II.“ und der Päpstlichen Akademie für das Leben zeigt er, dass er ganzheitlich den kulturellen und formgebenden Aspekt der Synode weiterentwickeln will und auch die Ernennung des Präfekten des neuen Dikasteriums ist eine Antwort auf diese pastorale Perspektive. Er möchte also die familiäre Dimension wieder in den Blick der ganzen kirchlichen Realität rücken. Das ist meines Erachtens eine wirklich interessante Perspektive.”
Für die neue pastorale Perspektive von Franziskus seien Menschen aus allen Ebenen gefragt: Zum einen jene, die in unmittelbarem pastoralem Kontakt mit den Gläubigen stehen, zum anderen das Lehrpersonal. Es brauche eine neue Allianz zwischen Praxis, dem pastoralen Leben und der theologischen Reflexion, die immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert sei, die die Gesellschaft kontinuierlich an die Kirche stelle.
„Der Papst möchte keine blinde Pastoral und auch keine Schreibtischtheologie. Er möchte, dass die ganze Kirche in all ihren Teilen sich zur zeitgenössischen Gesellschaft hinwendet, damit die Gnade der Barmherzigkeit des Herrn sie wieder aufrichte, heile, ihr helfe und alle auf dieser Reise zum Reich Gottes bringe.“
Hierfür sei es Franziskus ein Anliegen, dass Paglia die ihm jetzt anvertraute Studieneinrichtung zu Ehe und Familie auf den Kurs der „Barmherzigkeit“ bringe.
„Der Horizont der Barmherzigkeit umfasst die ganze Kurienreform. Dahinter steckt die Überzeugung, dass nicht alles in eine theoretische Reflexion mündet, sondern dass die Kirche „Prima Lex“ sein will, Heil für die Seelen, Heil für die Menschen, die Familien, Hilfe für die ganze Gesellschaft. Diese ist wirklich ein Feldlazarett, in dem die Kirche die Barmherzigkeit Gottes spürbar machen will, mit Leidenschaft und kontinuierlichem Einsatz, damit alle, ohne Ausnahme, von der Liebe Gottes erreicht werden, eine Liebe, die verändert und rettet.“ (rv)