NEAPEL – Aufregung um die reichste Schatzkammer der Welt: Der weltberühmte Goldschatz des heiligen Januarius ist wertvoller als die britischen Kronjuwelen. Nun falle er in die Hände des Vatikan, nicht die der Stadt Neapel, so berichteten mehrere Medien aufgeregt in den vergangenen Tagen.
Vor der Kapelle des weltbekannten Schutzpatrons ihrer Stadt versammelten sich spontan rund 3.000 Gläubige Neapolitaner, schwenkten weiße Tücher und riefen „Hände weg von San Gennaro.“ Nun hat der Geistliche, der das Vermögen verwaltet, die Berichterstattung korrigiert, die zu der Aufregung führte.
Irreführende Berichterstattung
„Die Informationen sind total irreführend. Die Entscheidung des Italienischen Ministers für Innere Angelegenheiten soll ein rechtliches Problem klären, das bis dato nicht gelöst war“, sagte Monsignore Vincenzo De Gregorio gegenüber der CNA.
„Ich möchte betonen, dass zuerst die Kapelle des Schatzes von Sankt Januarius der Stadt Neapel gehört, und völlig autonom ist. Das hat das Ministerium so anerkannt“, fügte der Leiter der Real Cappella des Tesoro hinzu, der königlichen Kapelle des Schatzes. „Diese Kapelle des Schatzes des heiligen Januarius is ‘Laieneigentum’, gemäß dem Statut aus dem Jahre 1927 von Papst Pius XI“.
Ein von Laien verwalteter Glaubensschatz
Tatsächlich sind es die Neapolitaner selber — vor allem aus der Aristokratie — die seit Jahrhunderten Kostbarkeiten aus Dankbarkeit dem Heiligen geschenkt haben — sei es, weil Gebete erhört wurden, oder einfach für den weiteren Schutz der Stadt.
Januarius war Anfang des vierten Jahrhunderts Bischof der Stadt. Seit 1389 ereignet sich fast jährlich das nach dem Märtyrer benannte, offiziell nicht anerkannte Blutwunder im Dom Neapels, wenn sein in Ampullen aufbewahrtes Blut flüssig wird.
Seit dem 16. Jahrhundert verwaltet ein Laienrat die Juwelen, Schmiedekünste und anderen Preziosen neapolitanischer Könige und Edelleute; nur ein Teil des legendären Schatzes kann von Besuchern besichtigt werden.
Als Angelino Alfano, der italienische Innenminister, nun per Dekret entschied, dass der Schatz von Sankt Januarius religiöses Eigentum sei, nicht weltliches, kam es zu Spekulationen in der Presse, dass dies bedeute, der Schatz gerate in die Hände des Vatikans.
Doch genau diese Behauptungen beruhen auf einem Missverständnis, betont Monsignore De Gregorio. Die juristische Entscheidung des Ministers habe vielmehr damit zu tun, dass der Laienrat seine Statuten so lange nicht mehr geändert habe, dass diese mit der Italienischen Verfassung nicht mehr vereinbar waren. Durch eine Reklassifizierung des Laienrates zu einer Fabbriceria, einer Kirchenverwaltung, wurde dieses Problem nun kurzerhand gelöst. Der Eigentümer des Schatzes bleibt dabei jedoch der gleiche, betont der Monsignore. (CNA Deutsch)