Über 50.000 Menschen sind an diesem Sonntag zum vorletzten Angelusgebet mit Papst Benedikt XVI. auf den Petersplatz in Rom geströmt. „Danke, dass ihr so zahlreich gekommen seid! Auch das ist ein Zeitchen der Zuneigung geistigen Verbundenheit, dass ihr mit in diesen Tagen erweist“, sagte Benedikt vor der Menschenmenge, die ihn mit langem Applaus und „Viva-il-papa-Rufen“ begrüsste.
In seiner Kurzkatechese ging der scheidende Papst auf das Sonntagsevangelium von den Versuchungen Jesu in der Wüste ein. In ihnen zeige sich die Gefahr der Instrumentalisierung Gottes für unsere eigenen Zwecke. Gott werde zweitrangig und zähle nicht mehr, wenn man nur vermeintlich gute Ziele anstrebe. Er forderte mit Bezug auf die Kirchenväter dazu auf, – an der Seite Christi – gegen die Versuchungen zu kämpfen, um Gott wieder neu in die Mitte des Lebens zu stellen.
„Als Jesus sein öffentliches Wirken begann, musste er die falschen Bilder vom Messias entlarven und zurückweisen, die der Versucher ihm zeigte. Aber diese Versuchungen sind auch falsche Bilder des Menschen, die zu jeder Zeit das Gewissen bedrohen, indem sie sich als sinnvolle und wirksame, sogar gute Vorschläge verkleiden. Die Evangelisten Matthäus und Lukas sprechen von drei Versuchungen Jesu und unterscheiden sich nur in der Reihenfolge.
Ihr innerster Kern besteht immer in der Instrumentalisierung Gottes für die eigenen Zwecke, indem dem Erfolg oder materiellen Gütern eine höhere Bedeutung geschenkt wird. Der Versucher ist hinterlistig: Er drängt nicht direkt zum Bösen, sondern zu einem falschen Gut, und lässt einen glauben, dass die Macht und die Bedürfnisbefriedigung die eigentliche Wirklichkeit seien. Auf diese Weise wird Gott zweitrangig, wird zu einem Mittel zum Zweck reduziert und wird tatsächlich irreal, er zählt nicht mehr, verschwindet. Letztlich geht es bei den Versuchungen um den Glauben, denn es geht um Gott. In den entscheidenden Momenten des Lebens, aber eigentlich jederzeit, stehen wir vor dem Scheideweg: Wollen wir dem Ich folgen oder Gott? Den individuellen Interessen oder dem wahren Gut, dem was wirklich gut ist?“
Benedikt XVI. nahm auch an diesem Sonntag wieder Bezug auf die Kirchenväter:
„Wie uns die Kirchenväter lehren, sind die Versuchungen Teil der „Herabkunft“ Jesu in unsere menschliche Verfasstheit, in den Abgrund der Sünde und seiner Folgen. Eine „Herabkunft“, die Jesus bis zum Ende vollzogen hat, bis zum Tod am Kreuz und in die Hölle extremer Gottferne. So ist er die Hand, die Gott den Menschen entgegenstreckt, und dem verlorenen Schaf, um es zu retten.
Der heilige Augustinus lehrt: Jesus hat von uns die Versuchungen genommen, um uns seinen Sieg zu geben. Wir brauchen also keine Angst haben, gegen den Geist des Bösen zu kämpfen. Wichtig ist, dass wir es mit Ihm machen, mit Christus, dem Sieger.
Und um mit ihm vereint zu sein, wenden wir uns an die Mutter Maria: Rufen wir sie an mit kindlichem Vertrauen in der Stunde der Versuchung, und sie wird uns die machtvolle Gegenwart ihres göttlichen Sohnes spüren lassen, um die Versuchungen mit dem Wort Christi abzuwehren, und um so Gott wieder in die Mitte unseres Lebens zu stellen.“
In seiner Muttersprache sagte der Papst:
„Von Herzen heiße ich alle deutschsprachigen Pilger willkommen. Die Lesungen und das Evangelium des heutigen Sonntags stellen uns vor Augen, dass der Mensch sich oft unwürdig und bedürftig empfindet, wenn er Gott gegenübersteht, und er ist es ja auch. Aber der Herr kommt dem Sünder entgegen und erneuert ihn. Suchen wir immer wieder die Begegnung mit Christus, aus der wir Nahrung und Orientierung für unsere Aufgaben in der Welt schöpfen können.
Ich danke euch vor allem für die zahlreichen Beweise eurer Verbundenheit und für euer Gebet in diesen für mich schwierigen Tagen. Ich bitte euch, mir und der Römischen Kurie besonders in der heute beginnenden Woche nahe zu sein, während wir unsere alljährlichen Exerzitien halten. Der Heilige Geist begleite uns alle auf unserem geistlichen Weg in der Fastenzeit.“
Bei dem Gebet war auch eine offizielle Abordnung der Stadt Rom präsent mit Bürgermeister Alemanno an der Spitze, und dem offiziellen „Banner“ der Kapitale. Benedikt verabschiedete sich mit herzlichen Worten von seiner „geliebten Stadt Rom“. (rv)
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