Überraschender Papst-Besuch beim Optiker

Papst FranziskusNicht schlecht hat ein römischer Optiker im Zentrum der Stadt gestaunt, als in neuer Kunde in sein Geschäft hineinkam: Papst Franziskus kam am Donnerstag pünktlich zur Abenddämmerung begleitet von seinen Leibwächtern und Polizisten in zivil vor dem Optiker an der Via del Babuino in der Nähe der Piazza del Popolo an. Das anvisierte Ziel des Papstes war die Ottica Spiezia, Franziskus' Optiker seines Vertrauens.

Der Papst selber wollte keine neue Brillen kaufen, sondern seine bisherige Lesehilfe reparieren lassen, berichtet der Optiker Alessandro Spiezia. Der Papst habe ihm gesagt, er wolle nicht viel Geld ausgeben. „Papst Franziskus sagte mir aber, er wolle auf jeden Fall meine Arbeit korrekt bezahlen“, so Spiezia. Nach seinem 40minütigem Aufenthalt beim Optiker füllten sie die umliegenden Gassen mit Schaulustigen, ehe der Papst wieder in den Vatikan zurückkehrte. (rv)

Die Papstansprache zu Urbi et Orbi

Vatikanplatz

Aktualisierte Ansprache von Papst Franziskus anlässlich des Segens Urbi et Orbi, Weihnachten 2014:

Liebe Brüder und Schwestern, gesegnete Weihnachten!

Jesus, Gottes Sohn, der Retter der Welt, ist uns geboren. Er wurde in Bethlehem von einer Jungfrau geboren. So erfüllten sich die alten Prophezeiungen. Die Jungfrau heißt Maria, ihr Verlobter Josef.

Es sind einfache Menschen, voll der Hoffnung auf Gottes Güte, die Jesus aufnehmen und ihn erkennen. So hat der Heilige Geist die Hirten von Bethlehem erleuchtet, die zum Stall geeilt sind und das Kind angebetet haben. Und dann hat der Heilige Geist die schon alten Simeon und Hanna in den Tempel von Jerusalem geführt, und sie haben in Jesus den Messias erkannt. „Meine Augen haben das Heil gesehen“, ruft Simeon aus, „das du [Gott] vor allen Völkern bereitet hast“ (Lk 2,30).

Ja, Brüder und Schwestern, Jesus ist das Heil für jeden Menschen und für alle Völker!

Ihn, den Retter der Welt, bitte ich, dass er auf unsere Brüder und Schwestern im Irak und in Syrien schaue, die seit zu langer Zeit unter den Auswirkungen der andauernden Konflikte leiden und zusammen mit den Angehörigen anderer ethnischer und religiöser Gruppen grausame Verfolgung erleiden. Weihnachten bringe ihnen Hoffnung wie auch den zahlreichen Evakuierten – Vertriebene und Flüchtlinge, Kinder, Erwachsene und Alte – in dieser Region und in der ganzen Welt; Weihnachten verwandle die Gleichgültigkeit in Nähe und die Ablehnung in Aufnahme, damit alle, die jetzt geprüft sind, die notwendigen menschlichen Hilfen erhalten, um die Härten des Winters zu überstehen, um in ihre Länder zurückzukehren und in Würde zu leben. Möge der Herr die Herzen für das Vertrauen öffnen und dem ganzen Nahen Osten seinen Frieden schenken – angefangen bei dem Land, das durch seine Geburt gesegnet worden ist –, indem er die Anstrengungen derer unterstütze, die sich tatkräftig für den Dialog zwischen Israelis und Palästinenser einsetzen.

Jesus, der Erlöser der Welt, möge auf alle schauen, die in der Ukraine leiden, und gewähren, dass dieses geschätzte Land die Spannungen überwinde, den Hass und die Gewalt besiege und einen neuen Weg der Brüderlichkeit und der Versöhnung beschreite.

Christus, der Erlöser, möge Nigeria Frieden geben, wo weiteres Blut vergossen wird und zu viele Menschen ungerecht ihrem Leben entrissen, als Geißeln gehalten oder umgebracht werden. Frieden erbitte ich auf für andere Teile des afrikanischen Kontinents. Ich denke besonders an Libyen, an den Süd-Sudan, an die Zentralafrikanische Republik und an verschiedene Regionen in der Demokratischen Republik Kongo; und ich bitte alle, die politische Verantwortung tragen, sich durch Dialog dafür einzusetzen, die Gegensätze zu überwinden und ein dauerhaftes geschwisterliches Miteinander aufzubauen.

Jesus schütze die Kinder. Zu viele von ihnen sind Opfer von Gewalt geworden, weil sie zum Gegenstand von Ausbeutung und Menschenhandel gemacht oder als Soldaten verdingt wurden. Er gebe den Familien Trost, deren Kinder letzte Woche in Pakistan getötet wurden. Er sei denen nahe, die an Krankheiten leiden, insbesondere die Opfer der Ebola-Epidemie, vor allem in Liberia, Sierra Leone und Guinea. Von Herzen danke ich allen, die sich mutig darum bemühen, den Kranken und ihren Familienangehörigen beizustehen, und erneuere zugleich den dringenden Aufruf, Fürsorge und notwendige Therapien sicherzustellen.

Das Jesuskind. Ich denke an all die Kinder, die heute getötet und misshandelt werden: an jene, die getötet werden, bevor sie das Licht der Welt erblicken, denen die großherzige Liebe ihrer Eltern vorenthalten wird und die im Egoismus einer Kultur begraben werden, die das Leben nicht liebt; an die Kinder, die aufgrund von Kriegen und Verfolgungen vertrieben werden, missbraucht und ausgebeutet unter unseren Augen und unserem begünstigenden Schweigen; und an die Kinder, die unter den Bombardierungen massakriert werden, auch dort, wo der Sohn Gottes geboren wurde. Ihr ohnmächtiges Schweigen schreit noch heute auf unter dem Schwert von vielen „Herodes“. Über ihrem Blut liegt heute der Schatten der vielen „Herodes“ unserer Zeit. In der Tat gibt es diesmal zu Weihnachten viele Tränen – zusammen mit den Tränen des Jesuskindes.

Liebe Brüder und Schwestern, der Heilige Geist möge heute unsere Herzen erleuchten, auf dass wir im Jesuskind, das in Bethlehem von der Jungfrau Maria geboren wurde, das von Gott geschenkte Heil erkennen können für jeden von uns, für jeden Menschen und für alle Völker dieser Erde. Die Macht Christi, die Befreiung und Dienst ist, mache sich in vielen Herzen bemerkbar, die unter Kriegen, Verfolgungen und Sklaverei leiden. Mit ihrer Sanftmut nehme diese göttliche Macht die Herzenshärte vieler Männer und Frauen weg, die in einem verweltlichten Leben oder in der Gleichgültigkeit versunken sind. Seine rettende Kraft mache die Waffen zu Pflugscharen und verwandle die Zerstörung in Kreativität und den Hass in Liebe und Zärtlichkeit. So werden wir mit Freude sagen können: „Unsere Augen haben dein Heil gesehen“.

Ihnen allen wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest. (rv)