Die Reform der Vatikan-Verwaltung schreitet voran. Änderungen in vier Feldern hat der Präfekt des neuen vatikanischen Wirtschaftssekretariates, Kardinal George Pell, an diesem Mittwoch vorgestellt. Betroffen sind die Güterverwaltung, der Pensionsfonds, die vatikanischen Medien und das Geldinstitut IOR. Gudrun Sailer fasst zusammen.
Die Güterverwaltung des Apostolischen Stuhles, kurz APSA
Die APSA wird aufgeteilt. Das hat Papst Franziskus mit einem eigenen Dokument, einem so genannten „Motu proprio“, verfügt, das ebenfalls an diesem Mittwoch veröffentlicht wurde. Nur die „außerordentliche Abteilung“, die vatikanische Kapitalanlagen verwaltet, bleibt demnach bei der APSA. Die „ordentliche Abteilung“ hingegen wandert unter die Zuständigkeit des Wirtschaftssekretariates. Diese übernimmt damit unter anderem die Verwaltung der nicht wenigen vatikanischen Immobilien in- und außerhalb des Vatikanstaates sowie die laufende Buchführung, den Jahresabschluss und die Budgetplanung für den Heiligen Stuhl.
Das „Motu proprio“ ändert mehrere Artikel der Apostolischen Konstitution „Pastor Bonus“ – das ist eine Art Grundgesetz des Vatikans – in diesem Sinn. Der Präfekt des Wirtschaftssekretariates soll dem Willen von Papst Franziskus zufolge eine technische Kommission gründen, deren Ziel es ist, die Übertragung der Zuständigkeiten von der „ordentlichen Abteilung“ der APSA zum Wirtschaftssekretariat zu erleichtern. Franziskus verfügt in seinem „Motu proprio“ ausdrücklich, dass das Schreiben „in allen seinen Teilen“ beachtet werden muss, selbst wenn Hindernisse auftauchen sollten.
Kardinal Pell bezeichnete diese Aufteilung als wichtigen Schritt. Das von ihm geleitete Wirtschaftssekretariat könne so die wirtschaftlichen Angelegenheiten besser kontrollieren und über die einzelnen Einheiten des Heiligen Stuhles wachen, „einschließlich der Planung und der Aufteilung der menschlichen Ressourcen“, also des Personals.
Die APSA werde sich in Zukunft auf ihre Aufgabe als Kassen- und Schatzamt für den Heiligen Stuhl und den Vatikanstaat konzentrieren, teilte Pell mit. Eine wichtige anfängliche Aufgabe werde es sein, enge Beziehungen zu den wichtigsten Zentralbanken zu knüpfen, wie die Kommission MoneyVal das empfohlen hatte, um die Liquidität und die finanzielle Stabilität des Heiligen Stuhles weiterhin zu gewährleiten. Alle selbständigen Institute werden bei der APSA ein Benutzerkonto erhalten. Die APSA werde also zum Schatzamt dieser Institute.
Vatikanischer Pensionsfonds
Der Wirtschafsrat hat ein technisches Komitee gegründet, das die Lage des Pensionsfonds untersuchen wird, teilte Pell mit. Die Pensionen der Vatikan-Angestellten „dieser und auch der nächsten Generation“ seien gesichert, der Fonds müsse aber auch darüber hinaus Sicherheiten bieten. Der technische Komitee hat einen sachkundigen Prälaten als Leiter, Brian Ferme, und vier Berater im Laienstand; darunter ist der Österreicher Bernhard Kotanko.
Die vatikanischen Medien
Auch zur Neugestaltung der vatikanischen Medienlandschaft wurde ein Komitee ins Leben gerufen, sagte Pell. Dieses soll binnen eines Jahres einen Reformplan entwerfen. Ziel sei es, „die Medien des Heiligen Stuhles den neuen Tendenzen der Mediennutzung“ anzupassen, die Koordinierung zu verbessern und nach und nach auch zu „nennenswerten Einsparungen“ zu gelangen. Die digitalen Kanäle würden jedenfalls verstärkt, nahm Pell vorweg und verwies auf die „Pope App“ und den Twitter-Account als gelungene Beispiele, mehr Gläubige in aller Welt zu erreichen, besonders Jugendliche. Derzeit erreichten die vatikanischen Medien nur zehn Prozent der Katholiken weltweit, so Pell.
Das Medien-Komitee setzt sich aus Vatikan-Personal der verschiedenen Medien und internationalen Fachleuten zusammen. Präsident wird Lord Christopher Patten aus Großbritannien, vertreten sind unter den rund zehn weiteren Angehörigen die deutsche Medienwissenschaftlerin Daniela Frank und der Chefredakteur der Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“, Giovanni Maria Vian. Radio Vatikan ist vertreten durch den Juristen Giacomo Ghisani, der die Abteilung für internationalen Austausch leitet.
Das Geldinstitut IOR
Der deutsche IOR-Präsident Ernst von Freyberg wird das „Istituto per le Opere di Religione“ nach 17 Monaten im Amt verlassen. Er hat Kardinal Pell zufolge in der ersten Reformphase des Geldinstituts für „herausragende Schritte nach vorn“ bei der Einführung internationalen Standards gesorgt, könne aber aufgrund anderer Verpflichtungen nicht in Vollzeit zur Verfügung stehen. Der deutsche Bankenfachmann bleibt noch für eine Übergangsphase. Die Präsidentschaft übernimmt an diesem Mittwoch der Franzose Jean-Baptiste de Franssu; er wird nach Pells Angaben die zweite Reformphase beim vatikanischen Geldinstitut leiten. „Das IOR ist in einer Phase des friedlichen Übergangs“, so Pell wörtlich.
In den kommenden drei Jahren werden die Statuten des Geldinstituts überarbeitet und die Aktivitäten neu zugeschnitten. Pell kündigte drei strategische Prioritäten an. Zum einen werde das IOR die Geschäftstätigkeit verstärken. Zweitens werde die Vermögensverwaltung nach und nach auf ein „neues und zentrales Vatican Asset Management (VAM) übergehen“, um in diesem Bereich bestehende Doppelungen mit anderen vatikanischen Institutionen zu überwinden. Drittens werde sich das IOR auf Finanzberatung und Zahlungsdienste für Kleriker, Ordensgemeinschaften, Bistümer und vatikanische Laienangestellte konzentrieren.
Wie die zukünftige Leitung des IOR genau aussehen werde, sei noch zu definieren, sagte Pell. Jedenfalls werden weltliche Fachleute und Kleriker dabei zusammenarbeiten. Zu den fünf Kardinälen der zuständigen Kardinalskommission (Schönborn, Parolin, Tauran, Collins und Abril y Castello) werde mit dem kroatischen Erzbischof Josip Bozanic noch ein sechster dazukommen. Unter den sechs neuen Laienmitgliedern des IOR-Rates sind Clemens Boersig, früherer Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank, und die US-amerikanische Jura-Professorin Mary Ann Glendon, die frühere Präsidentin der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften und Kurzzeit-Botschafterin der USA beim Heiligen Stuhl. Der Generalsekretär des Wirtschaftssekretariates und frühere Papstsekretär Alfred Xuereb wird Sekretär ohne Stimmrecht im Rat des IOR. Prälat des IOR bleibt Battista Ricca. (rv)
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