Es ist eine kleine archäologische Sensation: In Rom sind die ältesten bekanntesten Bilder der Apostel Petrus, Andreas und Johannes entdeckt worden. An diesem Mittwochmorgen stellte der Präsident der päpstlichen Archäologiekommission, Erzbischof Gianfranco Ravasi, die Funde vor. Bei Restaurierungsarbeiten in den Thekla-Katakomben in der Nähe der Sankt Paulus-Basilika stießen die Archäologen auf die Darstellungen vom Ende des vierten Jahrhunderts. Mit Hilfe von Lasern legten die Forscher die Bilder frei, die über Jahrhunderte hinweg in einem Cubiculum verborgen waren. Sie zeigen die Apostel mit den bekannten Eigenschaften: Petrus mit langem Haar und weißem Bart; der ungestüme und machtvolle Andreas; der zarte und jugendliche Johannes. Fabrizio Bisconti, Chefarchäologe der Thekla-Katakomben, erzählte uns:
„Wir wussten überhaupt nicht, dass bereits am Ende des vierten Jahrhunderts die Gesichtszüge der Apostel mit diesen Charakteristiken definiert waren. Wir kannten Bilder der Apostel aus Ravenna, aber die stammen aus dem fünften, wenn nicht sogar sechsten Jahrhundert oder später."
Bereits im Paulusjahr 2009 hatten die Archäologen eine Darstellung des Apostels Paulus vom Ende des vierten Jahrhunderts entdeckt. Dass die Apostel ein beliebtes Motiv in der römischen Spätantike waren, erklärt Bisconti so:
„Zu Ende des vierten Jahrhunderts entstanden in Rom unter den Adligen eine Reihe von kulturellen Zirkeln. Diese hatten sich der Askese und dem Denken des Kirchenvaters Hieronymus verschrieben. Die Adligen folgten Hieronymus bis ins Heilige Land, zur Wiege des Christentums und der somit der Apostel."
Erzbischof Ravasi mahnte dazu an, alles dafür zu tun, „dass diese Kunstwerke auch heute noch zu uns sprechen und in ihrer Stimme ihre Werte und Schönheit widerhallen." (rv)