Papst Benedikt XVI. hat zu einer positiven Sicht auf die kirchliche Hierarchie aufgerufen und sich gegen eine voreingenommene Haltung gegenüber der Ausübung von Autorität gewandt. Es sei ein heute verbreitetes „Missverständnis", die Gliederung der Kirche in Gläubige, Priester und Bischöfe einseitig unter rechtlichen Gesichtspunkten als Unterordnung zu betrachten, hob der Papst an diesem Mittwochvormittag während der Generalaudienz hervor. Den Priestern kommen in der Kirche drei wesentliche Ämter oder Dienste zu: Lehren, Heiligen und Leiten, fügte Papst Benedikt XVI. an. Bei strahlender Sonne waren tausende Pilger und Besucher anwesend. Ihnen erklärte der Papst, welche Aufgaben Priester heutzutage hätten.
„Die ersten beiden habe ich bereits in zwei Katechesen der vergangenen Wochen behandelt, so dass ich heute von der priesterlichen Aufgabe des Leitens sprechen möchte. Jesus Christus ist dabei der Orientierungsmaßstab: Er ist das letzte Vorbild eines jeden Priesters, er ist der Gute Hirte, der Menschen in seine Nachfolge ruft und ihnen einen Teil seiner Herde anvertraut, damit sie für diese Anempfohlenen sorgen und sie mit der von Gott verliehenen Autorität leiten."
Wenn man heute das Wort „Autorität" höre, denke man leider auch an die Diktaturen des 20. Jahrhunderts, die in Ost und West von willkürlicher Macht und blindem oder erzwungenem Gehorsam geprägt waren, so der Papst weiter.
„Wenn hingegen die Priester im Namen Christi und der Kirche die Gläubigen leiten, so ist dies kein Herrschen, sondern ein Dienst, der die Freiheit und Würde der Menschen achtet und ihr wahres Heil sucht. Der Priester kann dieser Aufgabe nur gerecht werden, wenn er gelernt hat, sich in seinem eigenen Leben von Gott leiten zu lassen, wenn er als Hirte der Herde mit gutem Beispiel vorangeht, wenn er jeden Tag aus der innigen Beziehung zu Christus Kraft und Orientierung schöpft und wenn er fest davon überzeugt ist, dass es keinen schöneren und fruchtbareren Lebensinhalt gibt, als den Menschen das Evangelium zu verkünden, ihren Glauben zu stärken und sie zu Gott zu führen."
Ganz herzlich hieß der Papst die deutschsprachigen Pilger und Besucher willkommen.
„Besonders grüße ich heute die Priesterjubilare aus dem Erzbistum Paderborn in Begleitung von Weihbischof Matthias König sowie die Kirchenchöre aus dem Bistum Passau in Begleitung von Bischof Wilhelm Schraml. Euch alle bitte ich um euer Gebet für meinen Dienst als Nachfolger Petri sowie für alle Bischöfe und Priester, dass wir gute Hirten und Werkzeuge der Liebe Christi sind. Der Beistand des Heiligen Geistes begleite und führe euch auf all euren Wegen!" (rv)