Präsident Barack Obama hat sich für den Bau einer Moschee in der Nähe des „Ground Zero" ausgesprochen. Damit bezieht er eine klare Position in einem Moscheestreit, der längst über New York hinausgeht. Das geplante islamische Gemeindezentrum soll nur hundert Meter von der Stelle entstehen, wo islamistische Attentäter am 11. September 2001 das „World Trade Center" zerstörten; dabei rissen sie etwa zweitausend Menschen in den Tod.
„Natürlich müssen wir alle die Sensibilitäten wahrnehmen und respektieren, die die Entwicklung an der Südspitze von Manhattan betreffen". Das sagte Obama am Freitag in Washington bei einem abendlichen Fastenbrechen im Weißen Haus anlässlich des islamischen Fastenmonats Ramadan. „Die Angriffe vom 11. September waren zutiefst traumatisch für unser Land; die Angst und das Leiden derer, die damals nahestehende Menschen verloren haben, sind kaum vorstellbar. Ich verstehe also die Emotionen, die dieses Thema weckt."
„In der Tat ist der Ground Zero ein heiliger Boden", so der Präsident weiter. „Aber lassen Sie mich klar sein, als Bürger und als Präsident: Ich glaube, Moslems haben das gleiche Recht wie alle anderen in diesem Land, ihren Glauben zu praktizieren – und dazu gehört das Recht auf einen Gebetsort und ein Gemeindezentrum auf einem privaten Grundstück in Lower Manhattan, dem örtlichen Baurecht entsprechend. Das ist Amerika – unser Einsatz für Religionsfreiheit muss unerschütterlich sein. Menschen aller Religionen sind in diesem Land willkommen und werden von der Regierung alle gleich behandelt – das gehört zu unserem Wesen!"
Obama verwies auf den ersten Zusatz zur US-Verfassung, der die Religionsfreiheit garantiert und eine Diskriminierung aus religiösen Motiven verbietet, und bemühte auch die Gründungsväter, die die USA klar auf dem Prinzip der Religionsfreiheit begründet hätten. „Unsere Gründer verstanden, wie zentral die Freiheit der Glaubenspraxis war. Thomas Jefferson schrieb, dass alle ihre Meinung in religiösen Dingen frei heraussagen können." Genau das haben in den letzten Wochen allerdings auch die Gegner des New Yorker Moscheeprojekts getan, darunter die konservative Politikerin Sarah Palin. Die New Yorker Behörden haben den Bau, der 15 Stockwerke hoch sein soll, allerdings vor ein paar Tagen genehmigt.
„Gesegneten Ramadan", wünschte Obama am Freitagabend. Das Ende des Ramadan fällt dieses Jahr ausgerechnet auf den 11. September; US-Moslemverbände bitten deshalb um besondere Aufmerksamkeit der Polizei, damit es an diesem Jahrestag der Terroranschläge nicht zu anti-islamischen Gefühlsaufwallungen kommt. (rv)
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USA: Bischöfe erinnern Obama an sein Versprechen
Die Bischofskonferenz wird Präsident Barack Obama in den nächsten Monaten mit Argusaugen beobachten. Das kündigte ihr Vorsitzender an: Kardinal Francis George, der Erzbischof von Obamas Wahlheimat Chicago. Ihm geht es darum, dass die Gesundheitsreform nicht ein Hintertürchen für Abtreibungen öffnet.
Gerade erst hatte Obama seine mühsam durchgesetzte Reform unterschrieben, da meldete sich schon Kardinal George zu Wort: „Wir freuen uns über das Vorhaben, Krankenversicherungen für alle zu ermöglichen“, sagte er im Namen des Ständigen Rats der US-Bischöfe. Einige Bedenken gebe es da aber noch: Etwa die Frage, ob Ärzte und Krankenhelfer unter Berufung auf ihr Gewissen die Mitwirkung an Abtreibungen verweigern können. Abtreibungen – das ist das Reizwort, das nicht nur bei den Republikanern, sondern auch bei vielen von Obamas Demokraten für eine Ablehnung der Gesundheitsreform sorgte. Und dafür, dass sie das Abgeordnetenhaus schließlich am Wochenende nur mit sehr knapper Mehrheit passierte. Der Präsident hat den Lebensschützern ein Dekret versprochen, das die staatliche Finanzierung von Abtreibungen verbietet. Aber „wir verstehen nicht, wie so ein Dekret auch beim besten Willen ein richtiges Gesetz ersetzen soll“, meint Kardinal George: „Wir brauchen einen funktionierenden Mechanismus, der verhindert, dass doch Bundesgelder für Abtreibungen verwendet werden“. Und weiter: „Wir und viele andere werden die Regierung bei der Umsetzung der Gesundheitsreform genau beobachten und dafür sorgen, dass Kongress und Regierung ihre Versprechungen halten. Und wir sind uns fast sicher, dass die Reform weitere Gesetze brauchen wird, um ihre Defizite anzugehen.“
Weniger umwölkt sind US-Bischofsstirnen, wenn es um das Thema Kindesmissbrauch geht: Da zeigt sich immer klarer, dass die Kirche ihre Lektion nach den großen Skandalen vor zehn Jahren gelernt hat. Der jetzt veröffentlichte Jahresbericht für 2009 spricht von der niedrigsten Zahl von berichteten Fällen seit 2004, und die Zahl der Diözesanpriester, die des Missbrauchs beschuldigt werden, ist seit dem Vorjahr um ein Drittel gefallen. Außerdem sind nahezu alle Fälle, von denen die Kirche 2009 erfuhr, Jahrzehnte alt. Insgesamt gab es laut Bericht fast vierhundert Fälle, die Zahl der Täter wird mit 286 angegeben. Ein Achtel der Beschuldigungen hätten sich im Lauf des Jahres als „nicht substanziell oder falsch“ herausgestellt. 96 Prozent der Kinder in katholischen Schulen oder Einrichtungen der USA haben mittlerweile ein Anti-Missbrauch-Training durchlaufen; nur zwei kleine Bistümer haben sich dem offenbar verweigert.
Ein drittes Thema, das die Bischöfe der Vereinigten Staaten derzeit umtreibt, sind ihre Beziehungen zur anglikanischen Kirche, die in den USA Episkopalkirche heißt. In Florida sprach die katholisch-anglikanische Dialogkommission vor ein paar Tagen u.a. über den Schachzug des Vatikans, für übertrittswillige Anglikaner eigene Strukturen innerhalb der katholischen Kirche zu schaffen. Bei den Beratungen wurde die Sorge laut, ob das die Beziehungen zwischen den Kirchen und auch „das innere Leben der katholischen Kirche“ belasten könnte. Die anglikanische Seite wies darauf hin, dass aus ihrer Sicht ein solcher Übertritt nur für Gruppen interessant sei, die sich schon früher von der Episkopalkirche abgespalten haben. Seit die US-Anglikaner die Frauenordination erlaubten, hätten schon „einige Personen und Gruppen“ von einer Regelung der katholischen US-Kirche Gebrauch gemacht: Diese erlaubt immerhin schon seit 1980 einen Übertritt unter Beibehaltung von „Elementen der liturgischen Tradition der Anglikaner“. (rv)
US-Einwanderungsreform: „Raus aus dem Schattendasein“
Die US-amerikanischen Bischöfe drängen Präsident Barack Obama zur einer Reform des Einwanderungsrechtes. Während der Senat am Sonntag noch über die Gesundheitsreform abstimmte, gingen in Washington zehntausende Menschen für eine Neuregelung der Einwanderung auf die Straße. Sie fordern eine rechtmäßige Anerkennung der Migranten in den USA. Dort leben und arbeiten etwa zwölf Millionen illegale Einwanderer, ohne als Bürger rechtmäßig anerkannt zu sein. Obama will das „kaputte Einwanderungssystem" – so der Präsident in einer Videobotschaft am Sonntag wörtlich – noch in diesem Jahr mit einem entsprechenden Gesetz „reparieren". Was „kaputt" ist am alten System, erklärt im Interview mit Radio Vatikan der Bischof von Salt Lake City, John Wester. Auch er ist am Wochenende nach Washington gereist.
„Das alte System entspricht einfach nicht mehr der aktuellen Situation. Familien werden auseinander gerissen, warten jahrelang auf ein Visum, Eltern werden von ihren Kindern, Ehemänner von ihren Frauen getrennt usw. Es gibt so viele Menschen, die nicht registriert sind und ein regelrechtes Schattendasein führen. Obwohl sie arbeiten und Steuern zahlen, können sie viele Leistungen nicht in Anspruch nehmen. Wir haben eine permanente Unterschicht im Land – das ist wirklich untolerierbar und keine gute Art für Menschen zu leben. Wir brauchen eine Reform des Einwanderungsgesetzes, und zwar jetzt!"
Am Streitpunkt um die illegalen Einwanderer, von denen die meisten aus Lateinamerika kommen, war 2007 eine Reform der Einwanderungsgesetze im Senat gescheitert. Obamas Überzeugungstalent, zuletzt bei der Gesundheitsreform unter Beweis gestellt, gibt Hoffnung für die nun anstehende Reform. So verstand es der Präsident bei der aktuellen Gesundheitsreform, den rechten wie den linken Flügel seiner Partei zu überzeugen; selbst ein katholischer Abgeordneter und Abtreibungsgegner stimmte zu. Beim Thema Einwanderung dürfte der Präsident mit den US-amerikanischen Oberhirten in weiten Teilen übereinstimmen. Bischof Wester:
„Als Bischöfe würden wir uns eine Reform wünschen, die der Einheit der Familien höchsten Stellenwert beimisst. Außerdem sollten die Abläufe schneller vonstatten gehen. Und: Leute, die bereits hier leben, sollten einen offiziellen Status erhalten, mit Rechten und Pflichten. Drittens bräuchte man mehr Flexibilität im Arbeitsrecht, so dass Menschen etwa ins Land kommen, hier arbeiten und dann wieder in ihr Land zurückkehren können. Das ist zum Beispiel in der Landwirtschaft von Bedeutung."
Aufenthaltsgenehmigungen könnten zum Beispiel die Ausbeutung von Arbeitern und Kriminalität eindämmen. Und: Rechte und Pflichten wie reguläre US-Bürger hieße für die Zuwanderer auch Zugang zum Gesundheitsschutz. Dies könnte dem amerikanischen Gesundheitssystem sogar helfen, meint Bischof Wester.
„Wenn die Migranten mit einzahlen, wird insgesamt mehr Geld für die Gesundheitsreform vorhanden sein. Und man muss ganz klar sagen: Die Einwanderer sind meistens jünger und gesünder als jede andere Bevölkerungsgruppe in den USA. Damit würden sie diesen Dienst letztlich viel weniger in Anspruch nehmen. Diese Regelung würde also jedem helfen. Wenn man rational drüber nachdenkt, gibt es keine wirtschaftlichen, finanziellen oder sozialen Gründe, die dagegen sprechen, Migranten mit ins Boot zu holen." (rv)
Papst Benedikt XVI. feiert am kommenden Montag im Petersdom eine vorgezogene Gedenkmesse zum fünften Todestag seines Vorgängers Johannes Paul II. Das teilte der Vatikan am Dienstag mit. Johannes Paul II. war am späten Abend des 2. April 2005 verstorben. Da der Jahrestag diesmal auf Karfreitag fällt, war aus liturgischen Gründen eine Verschiebung notwendig. Unklar ist, ob sich Benedikt XVI. bei diesem Anlass nochmals zum Seligsprechungsverfahren seines Vorgängers äußern wird. Unmittelbar vor Weihnachten hatte er nach Abschluss des ersten Prozessabschnitts den „heroischen Tugendgrad" für Johannes Paul II. bestätigt. Ein zunächst genannter Seligsprechungstermin Mitte Oktober gilt inzwischen als unwahrscheinlich. Derzeit ist unsicher, wie lange der noch erforderliche Nachweis eines Heilungswunders dauern wird. (rv)