Von diesem Montag an überträgt der weißrussische Radiosender „Radio Racja“ täglich das weißrussische Programm von Radio Vatikan. Der nicht-religiöse Sender sendet von Polen aus für die weißrussische Minderheit im Land, wird aber auch im Westen von Weißrussland und Litauen gehört. Das Programm von Radio Racja widmet sich vorwiegend politischen, sozialen und kulturellen Themen. Es ist das erste Mal in der 66-jährigen Geschichte des weißrussischen Programms von Radio Vatikan, dass es täglich und in vollem Umfang von einem anderen Radiosender übertragen wird. (rv)
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Kardinal Tauran traf Lukaschenka: Erstes römisch-katholisches Priesterseminar geplant
Kurienkardinal Jean-Louis Tauran hat bei seinem Besuch in Weißrussland ein besonderes Geschenk vom Präsidenten Aljaksandr Lukaschenka erhalten: der weißrussische Präsident sicherte Tauran ein Stück Land, auf dem bald das erste römisch-katholische Priesterseminar entstehen soll. Tauran ist Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog. Er war vergangene Woche im weißrussischen Budslau, wo er mit 40.000 Gläubigen bei der Feier für das 400-jährige Jubiläum einer Marienikone teilnahm. Gegenüber Radio Vatikan berichtete Tauran, wie die Gespräche verlaufen sind:
„Ich habe mit Präsident Lukaschenka etwa eine Stunde lang über die Probleme der katholischen Kirche in Weißrussland gesprochen. Wir haben auch über die internationale Situation gesprochen. Gegen Ende unserer Gespräche hat er mir dann gesagt, dass er der katholischen Kirche ein Stück Land geben wolle, wo nun das erste Priesterseminar entstehen soll. Das hat gezeigt, dass unsere Gespräche durchaus sehr konkret waren."
Lukaschenka ist im Westen sehr umstritten. Staatsbesuche sind in jüngster Zeit sehr selten geworden. Kardinal Tauran hat ihm auch eine Botschaft des Papstes übermittelt.
„Mehr als ein Nachrichtenbote bestand meine Aufgabe darin, die spirituelle Nähe des Papstes mit dem weißrussischen Volk zu übermitteln. Die Christen sind niemals eine Gefahr für eine Gesellschaft sondern im Gegenteil sie sind ein Reichtum für ein Volk. Präsident Lukaschenka schien mir sehr interessiert für diesen Aspekt zu sein. Mehr als mit dem Präsidenten habe ich mit vielen Jugendlichen sprechen können und ich sagte ihnen jeweils, dass sie das christliche Erbe nicht vergessen sollten."
Das weißrussische Volk habe viel durchgelitten. Russen und Deutsche hätten das Land durch die Kriege im 20. Jahrhundert verwüstet und viel Leid gebracht, so Tauran.
„Doch wie Papst Franziskus uns gerne erinnert: Gott ist Sanftmut, Barmherzigkeit und Liebe. Diese Botschaft wollte ich besonders hervorheben bei meinem Besuch in Weißrussland. Die jüngere Generation kann sich sicherlich nicht an die Verfolgungen gegen Christen im 20. Jahrhundert erinnern. Heutzutage ist aber die Lage auch nicht immer sehr einfach. Zwar gibt es keine physische Gewalt gegen Christen aber administrative Hürden erschwert oft das Leben der Gläubige in dem osteuropäischen Land. Allgemein muss aber gesagt werden, dass der Dialog der katholischen Bischöfe mit ihren orthodoxen Mitbrüder und den Behörden sehr positiv ist." (rv)
Weißrussland: Kardinal Kazimierz Swiatek ist tot
Er war der zweitälteste Kardinal. Papst Benedikt XVI. hat seine Trauer über den Tod des weißrussischen Kardinals Swiatek zum Ausdruck gebracht. Swiatek starb am Donnerstagmorgen im Alter von 96 Jahren in einem Krankenhaus im weißrussischen Pinsk. Swiatek habe in „besonders schweren Zeiten" in Weißrussland „mutig Zeugnis von Christus abgelegt" und die spirituelle Entwicklung des Landes „mit Begeisterung" begleitet, schreibt Benedikt XVI. in einem Beileidstelegramm, das an den Vorsitzenden der weißrussischen Bischofskonferenz, Aleksander Kaskiewiecz, gerichtet ist. (rv)
Weißrussland: Was ist mit den Verhafteten?
Die katholische Kirche in Weißrussland will sich angesichts der angespannten Lage in dem Land nicht instrumentalisieren lassen; das erklärt möglicherweise ihre Zurückhaltung im Kontext des harten Vorgehens der Regierung gegen Oppositionelle nach den letzten Präsidentschaftswahlen. Zu dieser Einschätzung kommt im Gespräch mit Radio Vatikan Martin Lenz vom katholischen Osteuropahilfswerk Renovabis. Der katholische Erzbischof von Minsk, Tadeusz Kondrusiewicz, sei mit Präsident Lukaschenko am 28. Dezember zusammengetroffen, erzählt Lenz, und da gab es ein interessantes Detail:
„Man hat sich dort gegenseitig relativ freundlich zu Weihnachten Grüße überbracht. Aber ich denke, es ist auch eine Aussage, dass bei dieser Gelegenheit nicht gratuliert wurde. Die weißrussische katholische Kirche versucht, sich nicht politisieren zu lassen. Es wird keinerlei parteipolitik betrieben. Natürlich ist man als Großinstitution im Lande auf eine Kooperation mit dem Staat angewiesen, aber gleichzeitig möchte man nicht parteipolitisch irgendwo in die Vorgänge involviert werden. Gleichwohl ist natürlich schon die Einstellung der Kirche insgesamt, dass man Bürgerbeiteiligung und natürlich die Wahrung der Menschenrechte sld unumgänglich ansehen würde."
Nach der Bestätigung von Präsident Aleksandr Lukaschenko im Amt kam es in Minsk zu Demonstrationen der Opposition. Sie wirft dem Präsidenten Wahlfälschung vor. Die Präsidentschaftswahl sei nicht durchgehend durch internationale Wahlbeobachter beobachtet worden, so Lenz dazu. Bei Verhaftungen nach der Großdemonstration in Minsk am Abend des 19. Dezember seien bis zu 600 Oppositionelle und Regierungsgegner verhaftet worden. Beobachter und Augenzeugen berichteten von Gewalt und Menschenrechtsverstößen. In den letzten Tagen gebe es Probleme mit Zensur der Medien, so Lenz:
„Nach meinen Informationen ist die Mehrzahl der am 19. verhafteten Personen wieder frei gelassen worden. Was jetzt in den letzten zwei Tagen ziemlich massiv ist, ist der Druck der Sicherheitsorgane in Weissrussland auf Berichterstatter. Die wurden relativ stark bedrängt. Es wurden Durchsuchungen in Privatwohnungen, in Redaktionen vorgenommen, Telefonanschlüsse und Internetanschlüsse blockiert."
Der umstrittene Präsident habe vor allem in der ländlichen Bevölkerung Rückhalt, so Lenz. Diese Menschen hätten vermutlich von den Ausschreitungen gar nicht viel mitbekommen:
„Auch innerhalb des Landes wurde natürlich nicht sehr stark darüber berichtet, sondern die Berichterstattung war sehr tendentiös und eingeschränkt. Nach den Erfahrungen auch der letzten Wahlen ist es sehr stark anzunehmen, dass jetzt versucht wird, die ganze Sache mit einem gehörigen Druck fortzuführen, aber immerhin die Situation auch wieder zu beruhigen. Und dann wird aller Voraussicht nac einfach versucht werden, so weiter zu regieren, in einem präsidential-autoritären Stil wie bislang."
Präsident Lukaschenko ist seit 1994 im Amt. Schon seine Teilnahme an den Präsidentschaftswahlen 2006 war umstritten, da sie der früheren weißrussischen Verfassung widersprach. Per Referendum ließ er im Oktober 2004 die Verfassung aber so ändern, dass für ihn keine Beschränkungen der Amtszeiten mehr gelten. (rv)