Lombardi: „Was wird aus diesem Kind?“

Die katholische Kirche setzt sich weltweit und jederzeit für die Kinder ein. Das bekräftigt Vatikansprecher Federico Lombardi in seinem wöchentlichen Editorial für Radio Vatikan an diesem Samstag. Er ging auf das Treffen des Papstes mit Kindern in Benin ein. Dieser Moment sei von der Frage gekennzeichnet, die bereits in der Bibel bei der Geburt des Johannes des Täufers aufkam: Was wird aus diesem Kind? Gerade für die Kinder Afrikas sei diese Frage eine Herausforderung, so Lombardi.

„Das postsynodale Schreiben, das der Papst nach Afrika gebracht hat, zählt einige schreckliche Tatsachen auf, wie Kinder unsäglich behandelt werden. Es geht um Beispiele wie Abtreibung bis hin zu den Kindersoldaten. Für all diese Menschen weiß die Kirche, dass sie sich um sie kümmern muss."

Die katholische Kirche zählt über 125.000 Hilfsorganisationen, davon sind 20.000 spezifisch auf die Hilfe für Kinder ausgerichtet, erinnert Lombardi.

„Es ist wichtig, daran zu erinnern, wie viele Frauen, Ordensleute und Laien in diesem Bereich tätig sind. Das ist eine der schönsten und nützlichsten Aufgaben der Frauen für die Menschheit und für die Kirche. In der Adventszeit und an Weihnachten, der Zeit des Christkindes, sind das passende Gedanken. Deshalb müssen wir uns weiterhin für die Kinder der Welt einsetzen."

Jesuitenpater Lombardi erinnerte auch an die jüngste internationale Konferenz mit dem vatikanischen „Anwalt der Gerechtigkeit", Monsignor Charles Scicluna, der einen Verhaltenskodex für die Kirche vorstellte. Diese Prinzipien seien von allen mit Beifall gewürdigt worden. (rv)

Lombardi: Die zwei Tore Afrikas

Die Kirche in Afrika ist dazu aufgerufen, für Gerechtigkeit und Frieden mitzuwirken. Das hat der Vatikansprecher Federico Lombardi in seinem wöchentlichen Editorial für Radio Vatikan an diesem Samstag betont. Er ging auf die jüngste Papstreise nach Benin ein. Afrika habe zwei Tore, die geöffnet werden müssen, so Lombardi.

„Es gab in Benin früher ein Tor der Unumkehrbarkeit und ein anderes der Rettung. Die Unumkehrbarkeitstür war jene, die die Sklaven auf die Schiffe nach Amerika führte und somit ein Ende ihrer menschlichen Würde setzte. Das „Tor der Rettung" hingegen wurde später von Katholiken erschaffen, um auf jene Gläubigen hinzuweisen, die früher in das Land kamen, um die Frohe Botschaft zu verkünden. In gewisser Weise waren also auf der einen Seite das Böse und auf der anderen die Hoffnung."

Lombardi erinnerte auch daran, dass das postsynodale Schreiben „Africae Munus" von vielen – auch nicht-katholischen – Kommentatoren gewürdigt wurde. Das Schreiben gilt als ein Meilenstein der Darstellung aller Probleme des Kontinents, so Lombardi.

„Es ist ein Werk, das aus einer reinen afrikanischen Sicht entstanden ist, doch vollumfänglich in der christlichen Hoffnung ihre Wurzeln hat. Es ist universal gültig und dennoch afrikanisch und öffnet neue Horizonte für Afrika. Ein Journalist sagte mir, dass er sich hier in Benin wirklich als Teil der Universalkirche gefühlt habe."

Der Papst habe als geistliches Oberhaupt der Kirche ein Zeichen der Hoffnung nach Afrika gebracht, das auch für Europäer gelte, so Lombardi abschließend. (rv)

Pater Lombardi: „Botschaft der Hoffnung ist angekommen“

Von Abtreibung über Aids bis zur Zusammenarbeit der Religionen bietet die Apostolische Exhortation „Africae Munus", die Benedikt XVI. am Wochenende in Benin unterzeichnete und überreichte, Afrika konkrete Antworten an. Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden bilden dabei den Grundtonus, der in die Zukunft weist. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi resümiert die Reise am Mikrofon von Radio Vatikan:

„Jetzt geht es darum, diesen Weg zu gehen und in die Praxis zu übersetzen. Ich denke, dass sich dieses Dokument dazu anbietet, denn es enthält verschiedene sehr konkrete Vorschläge für die Pastoral der Kirche in verschiedensten Bereichen, darunter auch Initiativen, die schon bald beginnen können: Ein Jahr der Versöhnung oder auch einzelne Tage oder Wochen der Versöhnung, die lokal von den Bischofskonferenzen organisiert werden können. Dieser Weg ist also lebendig. Und er darf jetzt absolut nicht unterbrochen werden, als wäre schon das Ziel erreicht. Im Gegenteil: das ist ein Ausgangspunkt!"

Mit dem Aufruf für eine bessere Zukunft Afrikas habe sich der Papst konkret an die Politiker und Entscheidungsträger dort gewandt, unterstreicht Pater Lombardi. Doch auch für den Westen hatte Benedikt XVI. eine wichtige Botschaft mit im Gepäck:

„Wir sind es in den anderen Teilen der Welt zu sehr gewohnt, nur die negativen Dinge zu sehen. Die gibt es in Afrika zwar, Konflikte, Leiden, Krankheiten usw., aber sie verschließen eine positive Sicht. Man muss das Leid mit den Ressourcen überwinden, die es gibt, die man unterstützen und freisetzen muss: gute Regierungsführung, Ausbildung, Entwicklungshilfe und die Verkündigung christlicher Hoffnung. Ich glaube, dass die Afrikaner ohne viel Worte diese Botschaft der Hoffnung verstanden haben. Das hat ihre Freude beim Empfang des Papstes gezeigt."
Pater Lombardi hob weiter hervor, dass der Papst in Benin nicht die Solidarität des Westens mit Afrika eingefordert habe. Stattdessen habe er an die Eigenverantwortlichkeit der Afrikaner appelliert und sie aufgerufen, ihr Potential zu nutzen. Rund 80.000 Menschen hatten nach Vatikanangaben an der Messe im Stadion von Cotonou mit Papst Benedikt XVI. am Sonntag teilgenommen. Im Stadion waren 40.000 Menschen, weitere 40.000 hätten die Feier außerhalb über Großbildschirme verfolgt, gab Pater Lombardi an. Die Messe war der Höhepunkt der dreitägigen Afrika-Reise des Papstes. Bei der Veranstaltung wurde die Apostolische Exhortation „Africae Munus" übergeben, die Papst Benedikts abschließende Überlegungen zur Afrika-Synode von 2009 zum Thema Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden zusammenfasst.

Weiter positive Reaktionen von afrikanischer Seite

Positive Reaktionen zur Afrikareise des Papstes kommen derweil weiter von afrikanischer Seite. DerPapst habe keine Scheu gehabt, auch schwierie Themen anzusprechen und starke Botschaften zu lancieren, lobte zum Beispiel der Generalsekretär der Bischofskonferenz von Benin, Bischof Eugène Houndékon, in einem Interview. (rv)

Kardinal Gantins Freundschaft

Kardinal Bernardin Gantin, an dessen Grab Papst Benedikt XVI. in Ouidah am Samstag gebetet hat, ist bis heute die größte spirituelle Führungsfigur Benins. Bischof Jean Yves Riocreux von Pontoise in Frankreich war persönlich mit Kardinal Gantin befreundet, und er besucht Benin im Zug dieser Papstreise bereits zum zehnten Mal. Kennen gelernt hat er den afrikanischen Kirchenmann damals in Rom, als Gantin Präfekt der Bischofskongregation war.

„Ich war beeindruckt von diesem großen Mann, seiner Intelligenz, seiner Aufmerksamkeit für den Menschen, seiner große Demut und seinem Dienst an der Kirche. Als der Kardinal in Paris am 13. Mai 2008 starb, hatte ich, so möchte ich es sagen, die Gnade, seinen Leichnam nach Benin zu begleiten. Das war ein Tag nationaler Trauer für Benin, aber auch in Frankreich nahm man das sehr zur Kenntnis, wo er außerordentlich geschätzt wurde. Ich durfte auch die Freundschaft zwischen dem heutigen Papst und Kardinal Gantin beobachten, die entstand, als sie gleichzeitig 1977 in den Kardinalsrang erhoben wurden. Deshalb war ich sehr berührt, als ich im Flugzeug von Rom nach Cotonou Papst Benedikts Hommage an Kardinal Gantin hörte."

Bischof Riocreux zieht als Beobachter der Papstreise aus nächster Nähe folgende Bilanz:

„Ein großer Erfolg, zunächst für die Organisation des Landes, und dann auch für die Kirche in Erinnerung an Kardinal Gantin. Und schließlich liegt in dieser Reise eine Kraft für ganz Afrika, denn wir sind hier seit drei Tagen mit einer Menge afrikanischer Bischöfe zusammen, von Nord- bis Südafrika, und wir leben diesen Moment als Erinnerung an die Afrika-Bischofssynode 2009. Diese Reise richtet sich an ganz Afrika, mehr noch, an die ganze Welt." (rv)

Schick: „Afrikaner sollten auch in der Kurie größere Rolle spielen“

Einer von Deutschlands Bischöfen hat die Papstreise durch Benin besonders genau beobachtet: Ludwig Schick. Der Bamberger Erzbischof ist nicht nur der Mann fürs Weltkirchliche innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz, sondern hat auch im Herbst 2009 an der Afrika-Bischofssynode im Vatikan teilgenommen. Er sagt dem Münchener Kirchenradio mit Blick auf Europa:

„Es ist wichtig, dass wir Afrika sehen und wahrnehmen, dass wir auch das Wachsen der Kirche dort miterleben. Weltkirchliche Arbeit ist ja immer win-win-Situation: Das heißt, wir können uns auch von der Glaubensfreude, der lebendigen Liturgie, vom Glaubenszeugnis in oft auch schwierigen Situationen anstecken lassen. Das kann uns hier helfen, auch wieder unseren Glauben freudiger und mutiger zu bekennen und dadurch auch wieder lebendigere Kirche zu werden hier bei uns!"

Erzbischof Schick wünscht sich eine stärkere Rolle der Afrikaner auch in der Verantwortung für die Weltkirche. Mit dem Beniner Kardinal Bernardin Gantin und weiteren Kirchenleuten hätten ja schon Afrikaner den Aufstieg an die Spitze eines Vatikan-Ministeriums geschafft – darauf ließe sich aufbauen.

„Die Zahl der Christen in Afrika wächst schnell, und das wird sich sicher auch in der Gesamtkirche auswirken – und auch in der Kurie. Es soll ja so sein, dass die Kurie auch die Gesamtkirche repräsentiert. Das heißt: Wo es zahlenmäßig wächst, da muss es auch an der Kurie wachsen." (rv)

Postsynodales Schreiben „Africae Munus“: Im Detail

Ein Dokument mit weitem Horizont – das ist die Apostolische Exhortation „Africae Munus", der Auftrag Afrikas. Es handelt sich um Papst Benedikts abschließende Überlegungen zur Afrika-Synode von 2009 zum Thema Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden. Samstagmittag hat Benedikt XVI. das Schreiben in Benin feierlich unterzeichnet, und zwar in der Basilika von Oudiah, der ersten Kathedrale Westafrikas.
Gudrun Sailer hat das Dokument gelesen. Was ist die Essenz daraus?

„Man könnte diese Botschaft an Afrika vielleicht so auf den kürzesten Nenner bringen: Afrika ist ein Kontinent der Hoffnung und damit der Zukunft. Aber es bleibt noch viel zu tun, damit Versöhnung und Gerechtigkeit eines Tages zu Frieden in allen afrikanischen Ländern führen können."

Welche „Baustellen" macht der Papst für die Kirche in Afrika aus, damit dieses Ziel irgendwann erreicht werden kann?

„Zunächst einmal: Die Kirche mischt sich nicht ein in politische Belange, schreibt der Papst. Sie hat aber den Auftrag, die Gewissen der Männer und Frauen zu formen und so – quasi über den Umweg der Bildung, auch der Bewusstseinsbildung – für gerechtere Verhältnisse zu sorgen. Die afrikanischen Christen werden aber nur dann einen nachhaltigen Beitrag leisten können, wenn ihre, so schreibt der Papst wörtlich, „Intelligenz des Glaubens" an ihre „Intelligenz der Realität" heranreicht. Deshalb betont der Papst sehr die Frage der religiösen Ausbildung und der Katechese. Nur gebildete Christen sind dazu imstande, ein neues Afrika zu bilden, das wäre ein Afrika, in dem die von Gott vorgesehene Gerechtigkeit herrscht."

Der Papst wird teilweise sehr konkret, wenn er Ungerechtigkeiten in afrikanischen Gesellschaften benennt. Welche sind die Missstände, die er aus dem christlichen Blickwinkel besonders hervorhebt?

„Konkret nennt er die Ausbeutung von Rohstoffen, ohne dass die Bevölkerung etwas davon hätte, das bezeichnet der Papst als „inakzeptabel und amoralisch", und da dürfen sich auch westliche Konzerne mitgemeint fühlen. Gerecht ist auch, und das wiederum ist ein Appell an alle, die in Afrika politische Verantwortung haben, z.B. Wasser und Boden allen zur Verfügung zu stellen und nicht an Private zu verkaufen, außerdem nicht eigensüchtig und nicht korrupt zu sein, sondern im politischen Amt mehr Diener als Herrscher zu sein. Das alles ist recht konkret und reflektiert auch deutlich Aussagen, die in der Afrika-Synode 2009 oft und oft gefallen sind."

Was schreibt der Papst in seinem Afrika-Dokument über die traditionellen Religionen?

„Benedikt hebt klar und wiederholt den Wert traditioneller afrikanischer Religionen und Kulturen hervor. Was Gutes in ihnen ist, das muss vom Inneren her quasi erleuchtet werden. Der Papst bringt auch Wertschätzung für traditionelle afrikanische Ältestenräte zum Ausdruck, die können viel zum Frieden zwischen den Stämmen beitragen. Er ruft aber z.B. die Männer als Ehemänner und Väter dazu auf, bestimmte rituelle Praktiken abzulehnen, die insbesondere die Frau unterdrücken, da kann man z.B. an Genitalverstümmelung denken. Männer und Frauen sind gleich an Würde, leider aber, schreibt der Papst, setzt sich dieses Bewusstsein in Afrika zu langsam durch. Und er benennt auch als bleibendes Problem eine „doppelte Religionszugehörigkeit", also Synkretismus, Christen, die auch an Hexerei-Zeremonien und ähnlichem sich beteiligen."

Was sagt der Papst über die Beziehungen mit Muslimen?

„In einigen Ländern Afrikas, nicht in allen, gibt es Schwierigkeiten mit aggressiven Formen muslimischer Religiosität. In anderen, wie beispielsweise in Benin, ist es ein friedliches und respektvolles Zusammenleben. Der Papst hebt hervor, dass Katholiken in jedem Fall und auch mit Hartnäckigkeit muslimischen Gläubigen ihre Wertschätzung zeigen sollen."

Benedikt beschreibt auch Schritt für Schritt die verschiedenen Ordnungen von Berufungen innerhalb der Kirche: Bischöfe, Ordensleute, Priester, Seminaristen, Katecheten und schließlich Laien. Welchen Stellenwert räumt der Papst den Laien in Afrika ein?

„Eine hohe, etwa was ihre Rolle in der Gesellschaft betrifft. Die katholischen Laien müssen ihrer Verantwortung aber auch gerecht werden, indem sie die Soziallehre der Kirche gründlich studieren. Der Papst ruft die Laien dazu auf, sich aktiv in Wirtschaft, Politik, Bildung, Kultur einzubringen und dort ihre Werte weiterzugeben. Ganz besonders muss die Kirche in den afrikanischen Medien aktiver als bisher sein, schreibt der Papst. Das versteht man gut, wenn man an die Unzahl kleiner afrikanischer Radiostationen denkt, die in der Steppe senden und von Menschen gehört werden, die selten Zeitungen sehen und die gegebenenfalls nicht lesen können. Diese Buschradios haben eine nicht zu unterschätzende Wirkung auf ihrer Hörer, sie können sie zu Versöhnung und Frieden aufrufen." (rv)

Text des Orignaldokuments:   > > Africae Munus

Papst redet Politikern ins Gewissen: „Amputiert nicht die Freiheit!“

  2. Tag

Papst Benedikt XVI. hat an diesem Samstag seinen Besuch im westafrikanischen Benin fortgesetzt. Am zweiten Tag der Reise traf er am Morgen in Cotonou mit Präsident Thomas Boni Yayi zusammen. Am frühen Nachmittag unterzeichnet er in Ouidah das Schlussdokument zur Afrika-Synode 2009.

Nach einer Privatmesse am frühen Morgen in der Apostolischen Nuntiatur von Cotonou, wo der Papst auch übernachtet hatte, fuhr Benedikt XVI. in den etwa drei Kilometer entfernten Präsidentenpalast, der unmittelbar am Atlantik liegt.

Afrika ist ein Kontinent der Hoffnung – mit dieser Formel, die schon sein Vorgänger Johannes Paul oft verwendet hat, beginnt Benedikt XVI. seine Ansprache an Vertreter der Regierung und Zivilgesellschaft im Präsidentenpalast von Cotonou: „Wenn ich von Afrika als Kontinent der Hoffnung spreche, mache ich nicht einfach nur schöne Worte. Ich drücke eine persönliche Überzeugung aus und gebe die Sicht der Kirche wieder." Entschieden wendet sich der Papst gegen einen ausbeuterischen Blick auf Afrika: Weder moralische Urteile und Vorurteile noch schlaue Analysen oder die Ausbeutung Afrikas als „Reservoir an Energie, Mineralien, Landwirtschaft und Menschen" trage der Vielfalt des Kontinentes Rechnung, vielmehr sei dieses Denken schädlich. „Dies sind herabsetzende und respektlose Ansichten, die zu einer wenig würdigen Verdinglichung von Afrika und seinen Einwohnern führen."

Hoffnung bedeute ganz konkret Gerechtigkeit und Frieden, Freiheit und ein würdiges Leben, dekliniert der Papst im Folgenden durch: Dazu gehörten Ernährung und Ausbildung für die eigenen Kinder, der Schutz der Gesundheit und eine Politik, die dem Gemeinwohl dient und die transparent und gerecht ist. „Jedes Volk will die politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen verstehen, die in seinem Namen getroffen werden. Es wird sich der Manipulation bewusst, und seine Reaktion ist manchmal gewalttätig. Es will am guten Regieren teilhaben", erklärt Benedikt XVI. weiter und geht dabei explizit auf die Umbrüche des arabischen Frühlings in Nordafrika ein, die er als grundlegendes menschliches Bedürfnis nach mehr Demokratie ins Allgemeine wendet: „Wir haben es hier mit einem legitimen Anspruch zu tun, der alle Länder betrifft, einen Anspruch auf mehr Würde und vor allem mehr Menschlichkeit".

„Die politischen und wirtschaftlichen Verantwortungsträger der Länder stehen vor maßgeblichen Entscheidungen, denen sie nicht länger aus dem Weg gehen können", redet der Papst der afrikanischen Führungsschicht in Wirtschaft und Politik ins Gewissen: „Sprecht euren Völkern nicht ihre Hoffnung ab. Amputiert nicht ihre Freiheit, indem ihr ihre Gegenwart verstümmelt! Geht die Dinge ethisch an, mit dem Mut eurer Verantwortung, seid gläubig und bittet Gott um Weisheit. (…) Diese Weisheit wird euch verstehen lassen, dass ihr zu wahren Dienern der Hoffnung werden müsst, wenn ihr die Zukunft eurer Völker fördern wollt."

Die Kirche biete keine technischen oder politischen Lösungen an, so der Papst weiter, begleite aber einen Staat, der Hoffnungsträger für sein Volk sei: Wenn Politik und Wirtschaft, Intellektuelle und Kulturvertreter dem Volk eines Landes diese positive Botschaft vermitteln könnten, entstehe Einheit und Gemeinschaft.

Deutlich wendet sich der Papst in seiner Ansprache im Präsidentenpalast, der auch zahlreiche Religionsvertreter beiwohnen, entschieden gegen jede Form von religiös motivierter Gewalt: „Keine Religion und keine Kultur kann den Aufruf zu Gewalt und Intoleranz rechtfertigen. Die Aggressivität ist eine ziemlich archaische Form der Beziehung, die wenig edle Instinkte auf den Plan ruft", so der Papst. Im multireligiösen Afrika, wo die Religionen oftmals vielfältige Verbindungen eingehen, warnt Benedikt XVI. weiter vor den Gefahren des Synkretismus und der Verwirrung im Feld der Religion. Interreligiöser Dialog müsse brüderlich sein und auf der genauen Kenntnis der eigenen Religion beruhen, und er müsse von regelmäßiger Gebetspraxis begleitet sein.

Positives Beispiel für religiöse Vielfalt und Zeichen der Hoffnung sei die afrikanische Familie, so Benedikt XVI.: „Auf eurem Kontinent gibt es viele Familien, deren Mitglieder verschiedenen Religionen nachgehen, und trotzdem bleibt die Familie vereint. Diese Einheit ist nicht nur gewollt von der Kultur, sondern sie besteht aufgrund brüderlicher Zuneigung." Lobend erwähnt der Papst in diesem Zusammenhang auch die gelungene Zusammenarbeit der Religionen im sozialen und kulturellen Bereich.

Das Gespräch der katholischen Kirche mit den in Afrika vertretenen Religionen komme „von Herzen", versichert den Papst den versammelten Religionsvertretern weiter. Er verweist dabei auf das Zweite Vatikanische Konzil und die interreligiösen Initiativen des Vatikans. (rv)

Programm der Papstreise nach Benin

Freitag, 18. September:
Ankunft ist um 15 Uhr am ‚Flughafen Kardinal Gantin’ in Cotonou (Benin liegt in der gleichen Zeitzone wie Mitteleuropa). Papst Benedikt wird vom Präsidenten Benins willkommen geheißen.

Zwischen 16.30 Uhr und 17 Uhr besucht der Papst die Kathedrale von Cotonou, Notre Dame de Miséricorde.

Samstag, 19. September:
Der Tag beginnt mit dem offiziellen Treffen von Papst Benedikt mit dem Präsidenten Benins, Thomas Yayi Boni.

Danach begibt sich Papst Benedikt nach Ouidah, ein Ort am Atlantik, von dem aus in früherer Zeit die Sklaven verschifft wurden. Er wird das Priesterseminar dort besuchen und dort das Grab von Kardinal Bernardin Gantin (+ 2008).

Gegen halb 12 Uhr wird er mit Priestern, Seminaristen und Ordensleuten zusammen treffen.
Um 12.15 Uhr wird sich der Papst zur Basilika von Ouidah begeben und das postsynodale Schreiben zur Afrikasynode 2009 unterzeichnen.

Am Nachmittag folgt um 16.30 Uhr das Treffen mit den Organisatoren der Reise und den freiwilligen Helfern. Danach besucht Benedikt XVI. das Foyer „Friede und Freude" der Missionarinnen der Nächstenliebe (Mutter-Theresa-Schwestern) in Cotonou.

In der Pfarrei Sankt Rita wird der Papst um 17 Uhr15 Kindern treffen.
Am Abend gegen 19 Uhr trifft der Papst die Bischöfe Benins in der Apostolischen Nuntiatur zum Abendessen.

Sonntag, 20. September:
Um 8.30 Uhr wird der Papst im ‚Stadion der Freundschaft’ von Cotonou eintreffen und eine heilige Messe feiern. Dabei wird er den Bischöfen des Landes das postsynodale Schreiben übergeben.

Nach der Messe und der Verabschiedung des Papstes am Flughafen kehrt Benedikt XVI. dann nach Rom zurück. (rv)

„Der Papst kommt nicht, um Lektionen zu erteilen“

In zwei Wochen wird Benedikt XVI. nach Benin reisen – warum gerade nach Benin? Päpste besuchen – das ist ein Teil der Antwort – immer nur politisch stabile Staaten; nicht jede Destination in Afrika ist also möglich. Das kleine Benin hingegen erfüllt die Kriterien der päpstlichen Reiseplaner. Zwar ist es schon das dritte Mal, dass ein Papst nach Benin kommt, aber dieses Mal ist mit den anderen nicht zu vergleichen aufgrund seiner Tragweite. Das denkt der Priester und Intellektuelle André Quenum, Leiter der katholischen Wochenzeitung „La Croix du Benin" und Pressesprecher des Papstbesuches. Er sagte uns in einem Interview:

„Der Papst kommt nach Benin, aber nicht nur für Benin, sondern für ganz Afrika. Er unterzeichnet und überreicht eine wichtige Botschaft, die Postsynodale Exhortation der Afrika-Synode. Die Leute von Benin sollen verstehen, dass das hier ein großer Besuch ist, dass der Papst mit einer Botschaft kommt, die sich an ganz Afrika richtet, damit Afrika sich erhebt und den Weg der Versöhnung einschlägt, der Gerechtigkeit und des Friedens."

André Quenum ist fest davon überzeugt, dass es keine rein innerkatholische Botschaft ist, die Benedikt im Gepäck hat.

„Christen und Nichtchristen sollen die Themen verstehen, die der Papst hier entwickeln wird. Und sie sollen verstehen, dass die Kirche hier auf einem Weg der Hoffnung ist. Afrika hat alles, was es braucht: Es hat Brot, es hat Wasser. Aber es kann sie nicht nutzen, weil es Konflikte und Ungleichheiten gibt. Von Versöhnung sprechen und von Gerechtigkeit sprechen, das ist, worauf Afrika setzen muss, damit der Frieden Wirklichkeit wird. Die Kirche kommt nicht, um hier Lektionen zu erteilen, sondern sie stellt sich in den Dienst dieser Sache."

Was drinsteht in der Botschaft des Papstes an den afrikanischen Kontinent, ist naturgemäß noch nicht bekannt. Doch die Neugier ist groß. Entsprechend panafrikanisch sind die Anfragen, die auf einer ganz handgreiflichen logistischen Ebene die Vorbereiter der Papstreise erreichen. Das Stadion in Cotonou hat eine begrenzte Kapazität, 55.000 Menschen finden dort Platz – viel weniger, als kommen wollen. André Quenum sagt:

„Für die drei Tage des Papstbesuchs versuchen wir ein System zu finden, das der Mehrheit der Pilger das Gefühl gibt, dabei zu sein. Nicht alle werden direkt an den Orten sein können, wo der Papst ist: aus Sicherheitsgründen und auch, weil die Orte so klein sind."

Hintergrund
Der Papst unternimmt vom 18. bis 20. November seine Pastoralreise in den westafrikanischen Staat Benin. Bei seinem zweiten Afrikabesuch wird er das Schlussdokument der Afrikasynode vom Oktober 2009 veröffentlichen. Zudem feiert er mit den Gläubigen den Beginn der katholischen Mission in dem westafrikanischen Land vor 150 Jahren. Benedikt XVI. folgt mit der Reise einer Einladung von Staatspräsident Yayi Boni und seiner Regierung sowie der Bischofskonferenz von Benin. Die Afrikasynode hatte vom 4. bis 25. Oktober 2009 im Vatikan unter dem Motto „Die Kirche in Afrika im Dienst für Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden" getagt. Das Schlussdokument soll Grundlage für die Pastoral der Kirche in den kommenden Jahren sein. (rv)