Nach dem Dialogprozess ist vor dem Dialogprozess: Vielleicht ist das das wichtigste Ergebnis des Beratungs- und Konferenzenmarathons. Die Bischöfe wollen den über die letzten fünf Jahre geknüpften Faden nicht mehr abreißen lassen, sagte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode am Samstag im Gespräch mit Radio Vatikan. „Wir haben beschlossen, an dieser Art und Weise, miteinander zu sprechen, festzuhalten und das in etwa zweijährigem Takt, auf kleinerer Ebene, weiterzuführen, um diese Form des Miteinanders weiter zu pflegen.“
Mitten in der Missbrauchskrise des Jahres 2010 hatte die Gesprächsinitiative begonnen, auf Initiative der Deutschen Bischofskonferenz. An der Schlussversammlung in Würzburg nehmen zur Stunde etwa dreihundert Vertreter kirchlichen Lebens in Deutschland teil, dreißig von ihnen sind Bischöfe. Bode: „Der Grundwasserspiegel des Dialogs, des Miteinanders, auch des Aufeinander-Hörens ist erheblich gestiegen! Und wir haben hier gestern (d.h. Freitag, Anm.d.Red.) einen sehr qualifizierten Bericht aus dem Ganzen gemacht, der auch mit ganz großer Mehrheit verabschiedet worden ist, fast einstimmig. Das, glaube ich, ist etwas, das man nicht unterschätzen darf.“
Der Bericht ruft die deutschen Bischöfe unter anderem dazu auf, mehr für eine „echte Teilnahme wiederverheirateter Geschiedener am Leben der Kirche möglich zu machen“. Angesichts des Priester- und Gläubigenmangels fordert er von den in der Seelsorge Verantwortlichen mehr „Mut zum Experiment“. Kritikern werden die Formulierungen nicht weit genug gehen, doch Bischof Bode findet: „Also, ich kann das nicht gut hören, wenn behauptet wird, da sei viel geredet worden, aber nicht viel herausgekommen. Da reden wir uns selbst oft schlecht. Das finde ich ärgerlich, weil nämlich diejenigen, die etwas vorangebracht haben, dadurch geschwächt werden. Wenn man immer erst sieht, was vielleicht noch nicht gelungen sieht, aber nicht sieht, was gelungen ist.“
Zu den Errungenschaften des Dialogprozesses gehören in den Augen von Bischof Bode Änderungen am kirchlichen Arbeitsrecht, eine stärkere Beteiligung von Frauen an kirchlichen Führungspositionen und eine neue Debatte über Ehe, Familie und Sexualität. Gerade was den Ehe-und-Familie-Themenkreis betrifft, nimmt er viele Anregungen mit nach Rom, wo er im Oktober an der vatikanischen Bischofssynode teilnehmen wird. „Ich denke, am wichtigsten ist es, mit den Menschen Wege zu gehen. Dass es nicht so einen Alles-oder-Nichts-Standpunkt gibt, sondern dass man mit Menschen, die miteinander leben wollen, in ihrer Situation einen Weg geht, auch wenn sie nicht in allem sofort den vollen Zielen der Kirche genügen.“
Eine neue, weniger harte Haltung hält der Bischof auch gegenüber dem deutschen katholischen Schwangerenberatungs-Verein „Donum Vitae“ für möglich. Hintergrund ist der schwere Streit um Lebensschutz, Abtreibungen und Beratungsscheine in der deutschen Kirche vom Ende der neunziger Jahre. „Das kann nicht einfach in der Starrheit, wie es damals war, in der Situation stehenbleiben. Wir sind ja auch einige Jahre weiter.“ Der scheidende Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, hat die Bischöfe in Würzburg ermuntert, auf „Donum Vitae“ zuzugehen. (rv)