Das Beratungsgremium soll von Montag bis Mittwoch erneut im Vatikan beraten.
Vaticanhistory – Martin Marker
Bei der letzten Gesprächsrunde des Kardinalsrates vom 23. bis 25. April wurde der Entwurf der neuen „Apostolischen Konstitution der Römischen Kurie“, dem Nachfolgedokument der Apostolischen Konstitution „PASTOR BONUS “ aus dem Jahr 1988 verlesen. Der Pressesprecher des vatikanischen Presseamtes Greg Burke betonte:
„Die Ausarbeitung des neuen Entwurfes wird noch ein bisschen Zeit in Anspruch nehmen. Dann werden die Kardinäle den Text verabschieden, der dem Heiligen Vater zu einer weiteren Konsultation und zur endgültigen Zustimmung übergeben werden wird.”
Bis zu diesem Zeitpunkt wurde von verschiedenen Entwürfen und einer bereits fertigen Einleitung gesprochen, nie aber von einem fertigen Entwurf. Die neue Konstitution basiert, wie ebenfalls das Presseamt des Heiligen Stuhls mitteilte, auf folgenden Themen:
- Die Römische Kurie im Dienst des Heiligen Vaters und der Teilkirchen.
- Der pastorale Charakter der kurialen Tätigkeiten.
- Die Errichtung und die Funktion der dritten Sektion des Staatssekretariats – das letztendlich für die Aufgabe der Seelsorge am Personal der Diplomatie entstanden ist.
- Die Verkündigung des Evangeliums und der missionarische Geist als Perspektive, die die Aktivität der gesamten Kurie charakterisiert.
Die neue Apostolische Konstitution, welche die gesamte Struktur der römischen Kurie regeln soll, wird sicherlich bei der kommenden Beratungsrunde vom 11. bis 13. Juni noch nicht zu einer Schlussfassung gelangen. Das Dokument wird mit Spannung erwartet.
Seit 13. April 2013 besteht der Kardinalsrat, als Beratungsgremium des Heiligen Vaters. Seither gab es in der römischen Kurie eine Vielzahl von Veränderungen und Modifikationen in den verschiedenen Dikasterien. Sieben Päpstliche Räte und die Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls wurden aufgelöst. Einige neue Dikasterien wurden geschaffen und andere wurden umstrukturiert oder verändert. Offen ist auch, welche Bezeichnungen die neugeschaffenen „Dikasterien per experimentum“ erhalten werden.
Persönliche Probleme im Kardinalsrat K9
Kardinal Oscar Maradiaga (75):
Der Koordinator, faktisch der Leiter des Kardinalsrates K9, Kardinal Oscar Maradiaga ist möglicherweise tief in Fälle schwerer Misswirtschaft verwickelt und soll selbst hohe Zahlungen von der katholischen Universität von Tegucigalpa (Honduras) erhalten habe. Ferner wird Maradiaga beschuldigt, mehr als 1,2 Millionen US Dollar in Londoner Finanzunternehmen investiert zu haben. Ein Teil dieses Geldes sei “verschwunden”, berichten einige Medien.
Kardinal George Pell (77):
Man darf davon ausgehen, dass in der nächste Woche stattfindenden Beratungsrunde der K9 mindestens ein Mitglied fehlen wird. Kardinal George Pell muss ich seit fast genau einem Jahr in Australien vor Gericht verantworten. Seit Eröffnung des Gerichtsverfahrens darf Pell Australien nicht mehr verlassen. Zudem kann Pell sein Amt als Präfekt des Wirtschaftssekretariats ebenfalls nicht wahrnehmen.
Kardinal Francisco Javier Errázuriz Ossa (84):
Die Krise des chilenischen Episkopats ging nicht spurlos an Kardinal Errázuriz Ossa vorbei. Mehrere Missbrauchsopfer der Kirche Chiles haben schwere Vorwürfe gegen den Kardinal erhoben. Errázuriz Ossa wird von den überlebenden Opfern vorgehalten, den Missbrauchsskandal vertuscht beziehungsweise gedeckt zu haben. Personelle Konsequenzen durch den Papst stehen derzeit noch aus.
Die Reform der römischen Kurie läuft nun seit fünf Jahren. Sie ist so alt wie das Pontifikat von Papst Franziskus. Mit der Veröffentlichung einer neuen „Apostolischen Konstitution der Römischen Kurie“ wird sie vorerst ihr Ende finden. Man darf sicherlich noch in diesem Jahr mit dem Dokument rechnen. (vh – mm)