Honduras: Des sexuellen Fehlverhaltens beschuldigter Weihbischof tritt zurück

VATIKANSTADT – Papst Franziskus hat den Rücktritt von Weihbischof Juan José Pineda von Tegucigalpa in Honduras angenommen. Der Vatikan hatte gegen ihn wegen des Verdachts auf sexuelles Fehlverhalten gegenüber Seminaristen ermittelt, zu denen Vorwürfe finanzieller Misswirtschaft kamen.

Der 57-jährige Pineda war seit langer Zeit immer wieder beschuldigt worden, sich männliche Begleiter zu leisten, und sein Verhalten mit kirchlichen Geldern zu finanzieren. Sein Vorgesetzter ist der päpstliche Berater und Erzbischof von Tegucigalpa, Kardinal Oscar Andrés Rodriguez Maradiaga, der ebenfalls des finanziellen Fehlverhaltens beschuldigt wird, wie CNA Deutsch berichtete.

Im März berichtete der „National Catholic Register“, dass zwei ehemalige Seminaristen dem Vatikan persönliche Zeugenaussagen überstellten, denen zufolge sich Pineda schweren sexuellen Fehlverhaltens schuldig gemacht hat, sowie des Versuchs, unerwünschte sexuelle Verhältnisse mit anderen Männern zu haben.

Die Ankündigung des Rücktritts von Pineda am 20. Juli erfolgte ohne eine Angabe von Gründen. Der Vatikan teilte nur mit, dass Papst Franziskus diesen angenommen habe. Auf Anweisung des Pontifex hatte der Vatikan im Mai 2017 eine Untersuchung der Vorwürfe finanzieller Misswirtschaft innerhalb der Erzdiözese und sexuellen Fehlverhaltens von Bischof Pineda eingeleitet.

In einem E-Mail-Interview mit dem CNA im Dezember 2017 bestätigte Maradiaga einen apostolischen Besuch in Pineda, verteidigte aber den Weihbischof und sagte, Pineda selbst habe „den Heiligen Vater um einen apostolischen Besuch gebeten“ um seinen guten Ruf wieder herzustellen.

Maradiaga, der Leiter des Kardinalsrates des Papstes und einer der engsten Berater von Franziskus ist, bestritt gegenüber CNA auch jedes finanzielle Fehlverhalten seinerseits, und bezeichnete einen Bericht des italienischen „Espresso“ vom 21. Dezember 2017 als „diffamierend“ und „Halbwahrheiten, die am Ende die schlimmsten Lügen sind“.

„L’Espresso“ berichtete, dass Maradiaga beschuldigt werde, im Jahr 2015 eine Summe in Höhe von 600.000 US Dollar von der Universität Tegucigalpa als eine Art „Gehalt“ erhalten zu haben, weil er Kanzler der Universität war: Ein ungewöhnlicher, aber nicht juristisch verbotener Vorgang. Berichtet wurde auch, dass der Kardinal fast 1,2 Millionen US Dollar an Kirchengeldern durch Investitionen in einigen Londoner Finanzunternehmen verloren hatte.

Die päpstliche Untersuchung wurde von dem argentinischen Bischof Alcides Jorge Pedro Casaretto durchgeführt, der laut dem „Espresso“ Mitarbeiter der Erzdiözese und der Universität sowie Seminaristen, Priester und den Fahrer und Sekretär des Kardinals befragte.

Die Liste der Vorwürfe gegen Pineda ist lang. Es geht um den Bau einer Wohnung auf dem Campus der Katholischen Universität von Honduras, um einen männlichen „Begleiter“ unterzubringen. Die beiden Seminaristen, die Pineda wegen ungewollter sexueller Annäherungsversuche beschuldigten, behaupteten laut Bericht des „Register“ auch, er habe gegen sie Strafmaßnahmen ergriffen, nachdem seine Annäherungsversuche nicht akzeptiert worden seien.

Pineda, der seit 2005 Weihbischof von Tegucigalpa war, hatte die Erzdiözese seit Januar geleitet, während Kardinal Maradiaga in den USA ist, zur Behandlung von Prostatakrebs.

Der nun zurückgetretene Pineda wurde 1960 in Tegucigalpa geboren und 1988 zum Priester geweiht. (CNA Deutsch)

Honduras: Kardinal Maradiaga schützt weiterhin Weihbischof Pineda

Quelle: NCR (Screenshot am 28. April)

Sexueller Missbrauch, finanzielles Fehlverhalten und Korruption im Erzbistum Tegucigalpa und der Vatikan hüllt sich weiter in Schweigen.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Der Vatikanist Edward Pentin hat auf „National Catholic Register“ (NCR) am Samstag weitere Details um Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga und seinen Weihbischof Juan Jose Pineda veröffentlicht. Weihbischof Pineda in trotz massiver Vorwürfe wegen sexuellem Missbrauch nach wie vor im Amt und leitet in Abwesenheit des Erzbischofs, Kardinal Maradiaga, die Erzdiözese. Diese Tatsache ist nur möglich, weil Maradiaga seinen Weihbischof weiterhin in Schutz nimmt und der Vatikan gegen beide Kirchenmänner nichts unternimmt.

Nach Pentins Bericht, haben Quellen aus der Hauptstadt von Honduras dem NCR mitgeteilt, dass gegen Bischof Pineda keine Maßnahmen ergriffen wurden, obwohl eine päpstliche Untersuchung im vergangenen Jahr Berichte über mutmaßlich von Weihbischof Pineda verübten sexuellen Missbrauch gegen Priester und Seminaristen sowie Vorwürfe über umfangreiches finanzielles Fehlverhalten und Korruption aufgedeckt hatten.

Der Chef der Ermittlungen, der pensionierte argentinische Bischof Alcides Jorge Pedro Casaretto, war Berichten zufolge von den Zeugenaussagen schockiert, die von mehr als 50 Zeugen, darunter diözesanen Mitarbeitern und Priestern, stammten. Das NCR erhielt eidesstattliche Erklärungen von zwei der Seminaristen, die Bischof Pineda sexuellen Missbrauchs beschuldigten, und veröffentlichte diese letzten Monat.

„Alles wird geschwiegen und so geht alles so weiter wie bisher“, teilte eine informierte honduranische Quelle dem NCR mit. „Leider hat sich nichts geändert, nur Drohungen gegen diejenigen, die sich offenbart haben.“

Eine andere Quelle, die dort für die Kirche arbeitete, sagte dem NCR am 26. April, dass

„alles gleich ist“ und dass „Pineda in seiner Position mit dem Schutz von Maradiaga bleibt“.

Laut NCR pflegt Weihbischof Pineda in seiner Heimat, in der 63 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben, einen verschwenderischen Lebensstil mit mehreren teuren Autos und häufigen Flugreisen. Bedeutend ist auch der Verbleib von 30 Millionen L. (1,3 Millionen $) die Weihbischof Pineda von der honduranischen Regierung unter Präsident Porfirio Lobo Sosa als Spende für eine „Stiftung für Bildung und soziale Kommunikation“ und die „Supyapa Foundation“, die kirchliche Medien finanziert, erhalten haben soll.

Laut NCR sind die Gelder jedoch nie durch die ordentliche Buchführung der Diözese gegangen. Eine zweite Zahlung, unter dem neuen Präsidenten Juan Orlando Hernándes, in Höhe von 30 Millionen L., die Weihbischof Pineda beantragt hatte, wurde verweigert. Die erste Zahlung wurde bei einem Trust in der BAC Bank von Honduras deponiert und ist „komplett verschwunden“.

Neben den Vorwürfen gegen Pineda werden auch Fragen an Kardinal Maradiaga gestellt, bezüglich der eigenen Behandlung von Finanzen in der Erzdiözese Tegucigalpa.

Der Kardinal, der Koordinator des C9-Rates der Kardinäle, die den Papst bei der Kirchenreform, einschließlich der Finanzen berät, bestritt, dass er 2015 von der Universität Tegucigalpa 600.000 Dollar erhalten habe, als eine Art „Gehalt“ für die Kanzlerschaft der Universität. Er sagte, die Vorwürfe seien „alte Nachrichten“ und behauptete, das Geld von der Universität sei ihm nicht persönlich gegeben worden, sondern für die Erzdiözese übertragen worden und sei für die Seminaristen, Unterricht, Grundstückspflege und ländliche oder arme Priester bezahlt worden.

NCR will wissen, dass die 600.000 Dollar auf keiner Rechnung, die das Erzbistum bei seinem Ad-limina Besuch dem Papst im letzten September präsentierte, erscheint. Ferner wird Kardinal Maradiaga beschuldigt, fast 1,2 Millionen Dollar verloren zu haben, die ihm in gutem Glauben von Freunden für eine Stiftung der Erzdiözese geliehen wurden.

„Ist es denkbar, dass Gerechtigkeit nicht möglich ist?“,

fragte eine der Quellen den NCR in Honduras und fügte hinzu, dass

„das Komitee, das nach Chile geschickt wurde, um Missbrauchsfälle zu untersuchen, bereits hier war, aber nichts passiert ist.“

Laut Edward Pentin setzte sich das NCR mit Kardinal Marc Ouellet, Präfekt der Kongregation für die Bischöfe und Erzbischof Luis Ladaria, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, in Verbindung, um herauszufinden, ob irgendwelche Maßnahmen ergriffen wurden oder werden, aber keiner beantwortete diese Anfragen.

Der Bericht von Edward Pentin auf NCR belegt, dass der Vatikan und letztlich auch der Papst, aus dem Missbrauchsfall Barros in Chile offenbar nichts gelernt haben. Beide Fälle, in Chile wie in Honduras, zeigen deutlich, dass das Vorgehen zur Aufdeckung und Verfolgung von derartigen Straftaten in der Kirche immer noch zu wenig ernst genommen wird. (vh – mm)