Seit Dienstag fanden im Vatikan Gespräche zwischen Papst Franziskus und den Bischöfen aus Chile statt.
Vaticanhistory – Martin Marker.
Bereits vor stattfinden der Gespräche hatte der Pressesaal des Heiligen Stuhls in einem Statement verlauten lassen:
„Es sei „nicht vorgesehen, dass Papst Franziskus während oder nach den Begegnungen Erklärungen abgibt.“ Die Treffen mit den chilenischen Bischöfen sollten von „absoluter Vertraulichkeit“ bestimmt sein.“
Die erste Gesprächsrunde fand am Dienstag statt. Papst Franziskus hatte einen Text mit Anregungen zur persönlichen Reflexion und zum Gebet ausgegeben. Am Mittwoch folgte ein weiteres Gespräch zwischen Franziskus und den Bischöfen aus Chile.
Seit Langem ist bekannt, dass in der chilenischen Kirche Missbrauchsfälle durch den Klerus gedeckt und wohl auch vertuscht wurden. Besonders der Fall des chilenischen Priesters Fernando Karadima und das Verhalten von Bischof Juan Barros wurden in der Öffentlichkeit angeprangert. Drei chilenische Missbrauchsopfer hatten schwere Beschuldigungen gegen den Klerus erhoben. Unter anderem betreffen diese Vorwürfe auch die Kardinäle Ricardo Ezzati Andrello und Francisco Javier Errázuriz Ossa. Kardinal Errázuriz Ossa ist emeritierter Erzbischof von Santiago de Chile und Vorgänger von Kardinal Ezzati Andrello.
Nach seinem Besuch in Chile, im Frühjahr 2018, hatte der Papst den maltesischen Bischof Charles Scicluna, den ehemaligen Missbrauchs-Ankläger der Glaubenskongregation, zu einer Visitation nach Chile geschickt. Im Vorfeld des Treffens von Papst Franziskus mit den chilenischen Bischöfen hatte sich der Papst mit den drei Missbrauchsopfern zu persönlichen Gesprächen im Vatikan getroffen.
Gestern gab Vatican News dann doch ein Detail des Treffens bekannt. Franziskus hat am Donnerstag den chilenischen Bischöfen einen Brief übergeben. Vatican News veröffentliche einer Arbeitsübersetzung (Original Spanisch) des Briefes:
„Liebe Mitbrüder im Bischofsamt,
Ich möchte Ihnen dafür danken, dass Sie die Einladung angenommen haben, sodass wir gemeinsam zu einem offenen Unterscheidungsprozess über die schwerwiegenden Taten, welche die kirchliche Gemeinschaft beschädigt und die Arbeit der chilenischen Kirche in den letzten Jahren geschwächt haben, kommen konnten.
Angesichts dieser schmerzlichen Vorfälle des Missbrauchs – von Minderjährigen, von Macht und von Gewissen – haben wir vertiefend sowohl ihre Schwere wie auch die tragischen Folgen, welche sie vor allem für die Opfer hatten, angeschaut.
Einige von ihnen habe ich selbst von Herzen um Verzeihung gebeten, dem haben Sie sich einmütig angeschlossen mit der festen Absicht, die verursachten Schäden wiedergutzumachen.
Ich danke Ihnen für die uneingeschränkte Verfügbarkeit, die jeder von Ihnen gezeigt hat und die es für all die Veränderungen und Resolutionen braucht, die wir kurz-, mittel- und langfristig umsetzen müssen, um Gerechtigkeit und um die kirchliche Gemeinschaft wiederherzustellen.
Nach diesen Tagen des Gebets und der Reflexion bitte ich Sie, den Aufbau einer prophetischen Kirche fortzusetzen, welche weiß das Wichtigste ins Zentrum zu stellen: den Dienst am Herrn im Hungrigen, im Gefangenen, im Einwanderer, im Missbrauchten.
Und bitte, vergessen Sie nicht, für mich zu beten.
Jesus segne Sie und die Muttergottes schütze sie.
Brüderlich
Franziskus“
Weitere Inhalte der Gespräche wurden nicht bekannt gegeben. Es bleibt abzuwarten, welche Entscheidungen der Papst für den chilenischen Klerus treffen wird. (vh – mm)