Jemen: Christlicher Friedhof geschändet

In Aden ist ein christlicher Friedhof geschändet worden. Davon betroffen seien auch die Gräber von vier Schwestern Mutter Teresas, bestätigte im Gespräch mit Radio Vatikan der Apostolische Vikar für Südarabien, Bischof Paul Hinder. Die Schwestern wurden im März 2016 in ihrem Haus ermordet, in dem sie pflegebedürftige Menschen betreuten. Kreuze wurden zerstört und ein Teil des antiken Friedhofes, der Katholiken, Protestanten und Anglikanern als letzte Ruhestätte dient, geplündert, berichtet Bischof Hinder.

Diese Schändung ist nur der jüngste Vorfall in einer Reihe von Angriffen, die die lokalen und internationalen Konflikte widerspiegeln, unter denen der Jemen derzeit leidet. Das Land, so betont auch Bischof Hinder, befinde sich in einer dramatischen Lage: In manchen Gebieten hungere die Bevölkerung, weil es unmöglich sei, Zugang zu Nahrung zu bekommen, während in anderen Gebieten seien Epidemien und Krankheiten außer Kontrolle geraten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO und humanitäre Organisationen dringen seit Beginn der Blockaden durch die Saudi-Arabische Militärkoalition Anfang November darauf, dass die Transitkanäle für humanitäre Hilfe und Waren wieder geöffnet werden. Saudi-Arabien hatte Mitte dieser Woche zugesagt, dass ab Donnerstag wieder dringend benötigte Waren in das blockierte Land eingeführt werden könnten.

UN-Quellen sprechen von fast 9.000 Toten und 45.000 Verletzten im Jemen. Mindestens 7 Millionen Menschen befänden sich am Rande der Hungersnot. (rv)

EXKLUSIV: „Es sind Agenten des Teufels“: Bischof Hinder über den Anschlag von Aden

Alan HoldrenVATIKANSTADT – Wie ist der tödliche Angriff auf die Missionarinnen der Nächstenliebe zu bewerten? Bischof Paul Hinder ist Apostolischer Vikar für das Apostolische Vikariat Südarabiens. Der Schweizer Kapuziner sprach im Interview mit dem Leiter der Vatikan-Redaktion von CNA/EWTN News, Alan Holdren.

CNA: In den Massenmedien wird berichtet, dieser Angriff sei nicht religiös motiviert. Wie sehen Sie das?

HINDER: Es wäre schon sehr schwierig, in diesem Vorfall nicht die Motivation eines irregeleiteten religiösen Geistes zu sehen, schon weil wir einfach keinen anderen Grund finden können (obwohl ich nicht über einen Grund für eine letztllich grundlose, irrationale Tat sprechen mag!). Für mich besteht kein Zweifel daran, dass die Schwestern [der Nächstenliebe] Opfer von Hass geworden sind, von Hass gegen unseren Glauben.

CNA: Warum sollten diese Schwestern und die Alten, um die sie sich kümmern, für irgendjemanden ein Ziel sein? Was haben die getan, um das zu verdienen?

HINDER: Ich glaube, dass es ein paar radikale Truppen gibt, die einfach nicht eine Anwesenheit von Christen wollen, welche sich um die Ärmsten der Armen kümmern. Das gilt offensichtlich nicht für die breite Mehrheit der Menschen im Jemen, welche die Missionarinnen der Nächstenliebe und deren Einsatz sehr schätzen und anerkennen. Um es klar zu sagen: Es gibt keinen Grund für eine solche Tat, es sei denn dass die Menschen, die so etwas anrichten, ob wissentlich oder unwissentlich, die Agenten des Teufels sind.

CNA: Haben Sie Neuigkeiten von dem entführten Pater Tom Uzhannalil?

HINDER: Zu diesem Zeitpunkt habe ich keine Neuigkeiten von Pater Tom.

CNA: Was sagt dieser tragische Vorfall über die Gesamtsituation im Jemen derzeit? Und was sagen Sie den Katholiken vor Ort jetzt? Was sollen sie nach diesen Angriffen tun?

HINDER: Die Morde zeigen erstens, dass der Krieg im Jemen andauert, trotz der Bemühungen um Verhandlungen. Es gibt Gruppen, vor allem in der Region Aden, die nicht unter der Kontrolle der Regierung sind und die versuchen, das Land zu destabilisieren und die Menschen zu terrorisieren. Die wenigen örtlichen Katholiken, die übrig geblieben sind, haben keine andere Wahl als so unauffällig wie möglich zu bleiben und darauf zu warten, dass der Frieden wieder hergestellt wird. Die Opfer der Schwestern und unser Gebet werden wirken, obwohl wir nicht einen unmittelbaren Effekt sehen. Als Christen glauben wir, dass Golgotha nicht das Ende ist, sondern der auferstandene Herr der beim letzten Gericht das letzte Wort haben wird. (CNA Deutsch)