Bischof von Hong Kong: Katholiken müssen gegen Ungerechtigkeit aufsprechen

VATIKANSTADT – Die katholische Kirche in Hongkong ist aufgerufen, sich im Falle von Ungerechtigkeiten zu äußern, aber sie konkurriert nicht mit der Regierung der Volksrepublik China, so der Bischof des chinesischen Territoriums gegenüber CNA.

Bischof Michael Yeung Ming-cheung war zusammen mit dem Bischof von Macau zu einem Ad-Limina-Besuch in Rom; die beiden Gebiete sind ehemalige britische und portugiesische Territorien, die heute Teil Chinas sind.

Als Sonderverwaltungsregion verfügt Hongkong über ein hohes Maß an Autonomie vom chinesischen Festland, mit einem eigenen politischen und wirtschaftlichen System. Das Gebiet war von 1842 bis 1997 eine britische Kolonie.

Die Bischöfe trafen sich am 23. Juni mit Papst Franziskus, zum Ende einer Woche voller Treffen in den Büros des Vatikans, darunter ein zweistündiges Treffen mit dem Staatssekretariat.

Bischof Yeung, der im August 2017 die Nachfolge als Bischof von Hongkong antrat, sagte, dass Hongkong einen Einfluss auf die chinesische Lebensweise haben kann, da „Hongkong aufgerufen ist, an der Modernisierung Chinas teilzunehmen, und zwar nicht nur aus politisch-ökonomischer Sicht. Die Entwicklung des Landes basiert nicht nur auf der Wirtschaft.“

Er fügte hinzu, dass die katholische Kirche „nicht mit der kommunistischen Partei um Macht und Autorität in dieser Welt konkurrieren darf. Der Herr Jesus hat den Jüngern nie gesagt, dass sie mit dem römischen Reich konkurrieren sollen.“

Bischof Yeung betonte, dass „die Kirche jedoch ihre Rolle zu spielen hat. Sie ist berufen, eine gute Einstellung zum Dialog zu haben, und gleichzeitig ist sie berufen, die Wahrheit zu sagen und sich gegen soziale Ungerechtigkeit auszusprechen, wenn diese geschieht.“

Das Verhältnis zur Kirche auf dem chinesischen Festland wird von Bischof Yeung als „delikat“ bezeichnet.

Die Botschaft der chinesischen Behörden ist, dass sie keine Einmischung in das chinesische Festland wollen, und der jüngste Gesetzentwurf über ausländische NGOs geht in diese Richtung: Alles muss von der Regierung genehmigt werden, und die Regierung hat das Recht zu erfahren, woher das Geld kommt, so der Oberhirte.

Laut Gesetz müssen sich ausländische NGOs beim Ministerium für Öffentliche Sicherheit oder seinen Behörden auf Provinzebene registrieren lassen, bevor sie ein Büro auf dem chinesischen Festland einrichten können.

Das Gesetz ist Folge der zunehmenden staatlichen Regulation vieler Bereiche des öffentlichen Lebens.

Bischof Yeung sagte über die Verhandlungen über eine Abmachung zwischen dem Heiligen Stuhl und China:

  „Die Kirche hat eine sehr klare Rolle: Sie konkurriert nicht mit der Regierung; sie ist aufgerufen, sich zu äußern, wenn es Ungerechtigkeiten gibt“.

Er fügte hinzu: „Wir verstehen, dass der Heilige Stuhl einen Dialog mit der Regierung in Peking unterhält, und es ist normal, dass es auch Menschen gibt, die dagegen sind. Wir vertrauen auf unseren Herrn. Vor fünfzig Jahren war die Tür zwischen dem Vatikan und Peking geschlossen, und jetzt kämpfen wir darum, eine sehr enge Öffnung zu finden.“

Bischof Yeung sagte weiter, dass er nicht wisse, „wohin uns das Abkommen führen wird“, aber er glaube, dass „Gott uns auf den richtigen Weg bringen wird“.

Bischof Yeung sagte, dass eines der Diskussionsthemen mit vatikanischen Beamten während der Ad Limina-Reise die mögliche Anmeldung einer katholischen Universität in Hongkong sei, die aus einem bestehenden Bildungsinstitut wachsen soll, welches bereits 2.000 Studenten hat.

Sobald die Anerkennung abgeschlossen ist, wird die Hochschule den Namen „Sankt- Franziskus-Universität“ erhalten.

Laut Bischof Yeung hat die chinesische Regierung ein Interesse daran, eine katholische Universität in Hongkong zu akkreditieren, weil das Prinzip „Ein Land, zwei Systeme“ die autonomen Beziehungen zwischen dem Territorium und dem chinesischen Festland artikuliert.

„Wir können unsere eigene Art haben, Dinge zu tun“, erklärte der Bischof. „Ich denke, Hongkong kann für China sehr wichtig sein, da es sein offenes Fenster zur Welt ist. Wenn die Zentralregierung alles in Hong Kong stilllegen würde, würde sie damit aussagen, dass das Prinzip ‚Ein Land, zwei Systeme‘ nicht funktionieren kann.“


Übersetzt aus dem englischen Original. (CNA Deutsch)