Man kann seine Ernennung zum Kardinal durchaus als historisch bezeichnen: Denn Anders Arborelius wird der erste schwedische Kardinal überhaupt. Wie er bisher auch schon der erste katholische Bischof von Stockholm in der Neuzeit war. Und Konvertiten – Arborelius war zunächst Lutheraner – gab es im Kardinalskollegium auch noch nicht so viele (berühmte Ausnahme: John Henry Newman).
Am Sonntag hatte der Papst bekannt gegeben, dass er fünf neue Kardinäle kreieren wird. Die Katholiken in Schweden stellen nur eine verschwind kleine Minderheit in dem säkularisierten Land; das Bistum Stockholm, das offiziell rund 116.000 Gläubige zählt und dem Arborelius vorsteht, ist für das gesamte Land zuständig. In Schweden leben etwa 9,8 Millionen Menschen. Der 67-jährige Bischof von Stockholm sieht im Gespräch mit Radio Vatikan seine Ernennung auf einer Linie mit der Sorge des Papstes für die katholischen Minderheiten auf der Welt:
„Es ist wirklich ein historisches Ereignis, und ich denke, es ist wirklich typisch für Papst Franziskus, dass er auf die Teile der Welt blickt, die weit weg liegen. Andere neue Kardinäle kommen zum ersten Mal aus Laos und Mali. Er will also diese Minderheiten, diese kleinen Gruppen von Katholiken stärken, die über die ganze Welt verstreut sind. Sie sind in den Augen Gottes und der Kirche wichtig, selbst wenn sie nur kleine Realitäten sind.“
Historisches Ereignis für die Kirche in Schweden
Bis zum Jahr 2000 war die evangelisch-lutherische Kirche Staatskirche; jeder Schwede gehörte ihr mit seiner Geburt automatisch an. Bischof Arborelius selbst trat erst mit 20 Jahren zum katholischen Glauben über, er schloss sich dem Karmeliterorden an. Seit 1998 sitzt er, als erster Schwede seit der Reformation, auf dem Stockholmer Bischofsstuhl. Seine Ernennung, das gab Arborelius zu, sei jedenfalls eine große und freudige Überraschung für ihn und die katholische Kirche Schwedens, die Franziskus im letzten Herbst besucht hat.
„Die Frage ist, was könnte dahinter stecken? Vielleicht hat der Heilige Vater gesehen, dass die katholische Kirche in Schweden eine sehr kleine Minderheit in einer sehr säkularisierten Gesellschaft ist, aber dass wir dennoch eine sehr wichtige Mission hier haben auf verschiedenen Ebenen. Wir waren in der Lage, so viele Flüchtlinge zu integrieren, und wir wissen, dass das für den Heiligen Vater enorm wichtig ist.“
Arborelius gilt als bescheiden
Viele der schwedischen Gemeindemitglieder sind Migranten, unter ihnen besonders Polen, Vietnamesen und Menschen von den Philippinen, die auf Arbeitssuche nach Schweden eingewandert sind. In den vergangenen Jahren hat sich Bischof Arborelius stark in der Flüchtlingsdebatte engagiert. Allerdings, große Gesten sind grundsätzlich nicht seine Sache. Unaufdringlich und hilfsbereit hielt er sich auch beim medial groß begleiteten Papstbesuch in Schweden im Hintergrund und überließ das Feld eher den Lutheranern, die die Anwesenheit des Papstes beim Reformationsgedenken in der Kathedrale von Lund sichtlich genossen.
Doch neben dem Gedenken an 500 Jahre Reformation hat Papst Franziskus die Reise offensichtlich auch dazu genutzt, sich ein Bild von der Situation der katholischen Kirche in dem Land zu machen – und sie mit der Kardinalsernennung nochmals deutlich aufzuwerten. Das sieht auch Bischof Arborelius so:
„Wir haben einen sehr umfangreichen ökumenischen Dialog, mit allen christlichen Kirchen. Also, wir haben vielleicht, als kleine bescheidene Minderheit, der Kirche als Ganzes etwas anzubieten, und wir werden natürlich versuchen, den Heiligen Vater noch mehr als zuvor zu unterstützen.“ (rv)