Parolin: „Wenn, dann bald“

Bischofssynode 2015Am Anfang war das Konsistorium, am Ende wird wohl eine „Apostolische Exhortation“ stehen – oder? Keiner weiß, wie es nach der zweiten und letzten Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie jetzt weitergeht im synodalen Prozess. Der Papst ist am Zug – und hat sich noch nicht in die Karten schauen lassen. Was jetzt?, fragten wir am Mittwochabend Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.

„Die Synode hat in dem Moment, als sie ihre Schlusserklärung dem Papst übergab, ihm auch vorgeschlagen, sie doch in ein päpstliches Dokument zu überführen. So war das doch mit allen Synoden: Die Synodenväter bieten dem Papst eine Reihe von Reflexionen, von Schlussfolgerungen an, und dann macht sie sich der Papst durch ein Dokument zu eigen. Ich glaube, dass das auch diesmal so sein wird. Der Papst ist es, der entscheiden muss, was zu tun ist. Er hat schon eine Entscheidung getroffen, nämlich die, den Schlussbericht der Synode, der an ihn gerichtet war, zu veröffentlichen. Er wollte, dass der Bericht bekannt und verbreitet würde.“

Das hört sich ganz nach „the same procedure as every year“ an: nach einer „Postsynodalen Exhortation“ des Papstes also, die nächstes Jahr herauskommen dürfte. Das letzte, lehramtliche Wort zum Thema Ehe- und Familienpastoral, aufbauend auf dem Ratschluss der Synode, aber keineswegs an sie gebunden. Wie lange wird das denn dauern, bis dieser Text veröffentlicht wird? Parolin: „Ich weiß es nicht. Zunächst mal muss man abwarten, was genau der Papst tun will. Ich glaube allerdings nicht, dass es sehr lange bis zum Dokument dauern wird; solche Sachen muss man relativ schnell machen, sonst verlieren sie etwas an Kraft, an Eindruck. Also: Wenn der Papst sich dafür entscheidet, dann wird er das in relativ kurzer Zeit abfassen!“ (rv)

Übersetzung: Synodentext zu Wiederverheirateten

Bischofssynode 2015Hier lesen Sie zur Vertiefung einen Auszug aus dem Schlussdokument der Bischofssynode, das am Samstagabend veröffentlicht wurde, in einer nichtoffiziellen Arbeitsübersetzung.

Unterscheidung und Integration

84. Die Getauften, die geschieden sind und standesamtlich wiedergeheiratet haben, müssen mehr in die christlichen Gemeinden integriert werden – in der je möglichen Art und Weise, unter Vermeidung jeden Anlasses zum Skandal. Die Logik der Integration ist der Schlüssel ihrer seelsorglichen Begleitung, damit sie nicht nur wissen, dass sie zum Leib Christi – d.h. der Kirche – gehören, sondern das auch auf freudige und fruchtbare Weise erleben. Sie sind Getaufte, sind Brüder und Schwestern, der Heilige Geist schüttet über sie zum Wohle aller Gaben und Charismen aus. Ihre Teilnahme kann sich in verschiedenen kirchlichen Diensten ausdrücken; es gilt daher zu unterscheiden, welche der verschiedenen Formen des Ausschlusses, die derzeit in liturgischem, pastoralem, schulischem und institutionellem Bereich bestehen, überwunden werden können. Sie sollen sich nicht nur nicht exkommuniziert fühlen, sondern können als lebendige Glieder der Kirche leben und reifen und die Kirche dabei als eine Mutter wahrnehmen, die sie immer aufnimmt, sich voller Zuneigung um sie kümmert und sie ermuntert auf dem Weg des Lebens und des Evangeliums. Diese Integration ist auch für die Sorge und die christliche Erziehung ihrer Kinder nötig, sie müssen an erster Stelle stehen. Für die christliche Gemeinschaft bedeutet das Sich-Kümmern um diese Menschen keine Schwächung des eigenen Glaubens und des Zeugnisses für die Unauflöslichkeit der Ehe – im Gegenteil, die Kirche drückt gerade dadurch ihre Nächstenliebe aus.

85. Der heilige Johannes Paul II. hat einen umfassenden Kriterienkatalog zusammengestellt, der die Grundlage für die Einschätzung solcher Situationen bleibt: „Die Hirten mögen beherzigen, dass sie um der Liebe willen zur Wahrheit verpflichtet sind, die verschiedenen Situationen gut zu unterscheiden. Es ist ein Unterschied, ob jemand trotz aufrichtigen Bemühens, die frühere Ehe zu retten, völlig zu Unrecht verlassen wurde oder ob jemand eine kirchlich gültige Ehe durch eigene schwere Schuld zerstört hat. Wieder andere sind eine neue Verbindung eingegangen im Hinblick auf die Erziehung der Kinder und haben manchmal die subjektive Gewissensüberzeugung, dass die frühere, unheilbar zerstörte Ehe niemals gültig war“ (Familiaris Consortio, Nr. 84).

So ist es Aufgabe der Priester, die betroffenen Menschen auf dem Weg der Unterscheidung zu begleiten, gemäß der Lehre der Kirche und den Vorgaben des Bischofs. In diesem Prozess wird es hilfreich sein, eine Gewissenserforschung mittels Momenten der Reflexion und der Buße vorzunehmen. Die wiederverheirateten Geschiedenen sollten sich fragen, wie sie mit ihren Kindern umgegangen sind, als die eheliche Gemeinschaft in die Krise geriet; ob es Versuche der Versöhnung gab; wie die Situation des verlassenen Partners ist; wie sich die neue Partnerschaft auf die weitere Familie und die Gemeinschaft der Gläubigen auswirkt; welches Beispiel den Jüngeren gegeben wird, die sich auf die Ehe vorbereiten sollen. Eine ehrliche Besinnung kann das Vertrauen in die Barmherzigkeit Gottes stärken, die niemandem verweigert wird.

Überdies kann man nicht in Abrede stellen, dass unter einigen Umständen aufgrund verschiedener Einflüsse„die Schuldfähigkeit und die Verantwortung für eine Handlung gemindert oder aufgehoben sein können“. Infolgedessen kann das Urteil über eine objektive Situation nicht zu einem Urteil über die „subjektive Schuldfähigkeit“ führen (Päpstlicher Rat für die Interpretation der Gesetzestexte, Erklärung vom 24. Juni 2000, 2a). In bestimmten Umständen stoßen die Menschen auf große Schwierigkeiten, sich anders zu verhalten. Deshalb ist es – auch wenn man die allgemeine Norm aufrecht erhält – nötig zu erkennen, dass die Verantwortung bezüglich bestimmter Handlungen oder Entscheidungen nicht in allen Fällen dieselbe ist. Die pastorale Unterscheidung muss sich auch unter Einbeziehung des recht gebildeten Gewissens der Menschen dieser Situationen annehmen. Auch die Folgen der begangenen Akte sind nicht notwendigerweise in allen Fällen dieselben.

86. Der Weg des Begleitens und der Unterscheidung führt diese Gläubigen zur Gewissensentscheidung über ihre Lage vor Gott. Das Gespräch mit dem Priester, im Forum Internum, trägt zur Herausbildung eines gerechten Urteils bei über das, was die Möglichkeit einer volleren Teilnahme am Leben der Kirche ermöglicht, und über die Schritte, die dazu beitragen und sie reifen lassen können. Da es im Gesetz selbst keine Gradualität gibt (s. FC, Nr. 34), kann diese Unterscheidung niemals von den Erfordernissen der Wahrheit und der Nächstenliebe des Evangeliums absehen, wie die Kirche sie vorgibt. Damit dies geschehe, sollen die nötigen Bedingungen der Demut, Vertraulichkeit, Liebe zur Kirche und ihrer Lehre garantiert werden, in der aufrichtigen Suche nach dem Willen Gottes und im Wunsch, zu einer vollkommeneren Antwort auf dieselbe zu gelangen. (rv)

Kardinal Schönborn: „Diese Synode ist zukunftsweisend“

Kardinal SchönbornDas Abschlussdokument der Bischofssynode über Ehe und Familie ist fertig. Wie Vatikansprecher Federico Lombardi am Samstag mitteilte, wurde der Text am Vormittag vor den Mitgliedern der Bischofssynode verlesen. Er umfasse 94 Punkte und sei von den zehn Mitgliedern des Redaktionsteams einstimmig verabschiedet worden, so Lombardi. Dieses habe zuvor „einige“ der insgesamt 248 Änderungswünsche eingefügt, die nach der Vorstellung des Entwurfs am Freitag eingereicht worden seien. Lombardi stellte die Veröffentlichung des Dokuments für Samstagabend in Aussicht. Zum Inhalt des Papiers äußerte sich bei der Pressekonferenz am Samstagnachmittag der Wiener Kardinal Christoph Schönborn. Er erinnerte daran, dass das Abschlussdokument keinen Beschlusscharakter habe, sondern lediglich eine Empfehlung an den Papst darstelle. Schönborn betonte auch, dass in dem Dokument Aussagen zu den besonders kontroversen Themen wie dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen eher allgemein gehalten werden. Die Synodenväter hätten vor allem definiert, was Familien seien: „Das ist ein Mann, eine Frau und ihr gemeinsames Leben, das offen ist für das Leben. Wenn sich zwei finden, dann entstehen zwei Schwiegermütter, also zwei Familien sind dann miteinbezogen, sagt der Papst. Diese Definition schließt Patchwork-Familien nicht aus, aber der Kern bleibt immer die Verbindung zwischen Mann und Frau, die das Leben weiterreicht.“

Neue Arbeitsmethode gewürdigt

Schönborn würdigte vor allem die neue Arbeitsmethode bei der Synode. Sie sei zukunftsweisend, weil mehr miteinander gesprochen werde. Das sei deshalb der eigentliche Erfolg dieses Treffens gewesen, fügte er an. Ebenfalls eine Besonderheit seien die Umfragen bei den Gläubigen im Vorfeld sowie die Konsistorien gewesen, was die „neue Gesprächskultur“ bei Synoden bestätige. Deshalb sei es falsch zu behaupten, die Synode werde nur einen Kompromiss hervorbringen. „Nein, die Hauptbotschaft dieser Synode ist das behandelte Thema. Denn die Kirche mit ihren 1,2 Milliarden Gläubigen hat zwei Jahre lang über die positiven und schwierigen Seiten der Familien gesprochen. Die Kirche sagt ein großes Ja, das ist das Fazit dieser Synode. Die Familie ist kein Modell der Vergangenheit, sondern eine fundamentale Realität unserer Gesellschaft. Der verstorbene atheistische Journalist, Frank Schirrmacher hatte vor ein paar Jahren ein Buch geschrieben mit dem Titel ,Minimum‘ und darin sagt er ein formidables Ja für die Familie, denn sie ist eine Stütze zu jeder Zeit. Dem schließe ich mich an. Das gilt sogar für Patchwork-Familien!“

Homosexualität kommt nicht vor

Die beiden Synoden hätten „eine ganze Bibliothek zum Thema Familie hervorgebracht“, so Schönborn weiter. Zu den „heiklen Themen“ fügte er an, dass sie in das Abschlussdokument nicht näher eingehen. „Es wird nichts zur Homosexualität darin stehen, weil wir auf die Familien eingehen und auf Homosexualität wird darin nur soweit eingegangen, dass wir auf homosexuelle Familienmitglieder eingehen. Es gibt ja verschiedene kulturelle und politische Unterschiede und es gibt Regionen auf der Welt, wo dieses Thema sehr gefährlich ist. Doch die Kirche muss darüber sprechen und das haben wir getan. Es gab einige Synodenväter, die sagten, dass diese Frage bei ihnen kein Thema sei. Aber aus einer synodalen Sicht müssen auch sie darüber sprechen. Umgekehrt galt es für Themen, die bei uns in Europa nicht zentral sind.“ Zu Homosexualität gelte weiterhin der Katechismus der Katholischen Kirche: Jeder Mensch muss berücksichtigt werden und seine Würde muss gewahrt werden, betonte Schönborn. „Das Lehramt ist klar und muss diesbezüglich nicht neu erfunden werden“, fügte er an.

Unterscheidungsvermögen bei Wiederverheirateten Geschiedenen

Bei der Frage nach den wiederverheirateten Geschiedenen solle man das Stichwort „Unterscheidungsvermögen“ in den Vordergrund nehmen, so Schönborn. „Es gibt kein weiß und schwarz, man muss jede Situation unterscheiden und dieses Anliegen finden wir auch bei Johannes Paul II. in ,Familiaris consortio‘.“ Auf den Zugang zu den Sakramenten für wiederverheiratete Geschiedene gehe das Abschlussdokument nicht direkt ein, sondern gebe die fundamentalen Kriterien, wie man damit umgehen soll und das heißt vor allen Dingen, wie man solche Paare seelsorgerlich begleiten soll. „Bei der Sakramentenfrage für wiederverheiratete Geschiedene geht es nicht um Ja oder Nein. Das ist eine falsche Frage, denn die Situation ist immer sehr unterschiedlich. Auch der Schweizer Kurienkardinal Georges Cottier sagte einmal in einem Interview, dass man nicht von wiederverheirateten Geschiedenen sprechen soll, weil es da Unterschiede gibt. Das Abschlussdokument spricht von ,nichtregulären Ehen‘. Übrigens auch die Politik muss sich ändern: es kann nicht sein, dass verheiratete Paare gegenüber nicht-verheirateten Paaren sogar fiskalpolitisch benachteiligt sind.“

Ausgleich zwischen Orts- und Weltkirche

Zum Stichwort „Dezentralisierung“ sagte der Wiener Erzbischof: „Es braucht einen Ausgleich zwischen Ortskirche und Universalkirche. Das ist ein altes Anliegen. Es geht nicht darum, die Kirchen zu nationalisieren. Die Verbindung zum Papst ist ausschlaggebend. Es wäre tragisch, wenn es eine österreichische Kirche oder sonst eine nationale katholische Kirche gäbe. Es ist schön, zusammenzuarbeiten, aber man muss natürlich die kulturellen Unterschiede beachten, damit ist Dezentralisierung gemeint.“ (rv)

Synode: Bischöfe von Hollywood und Bollywood einer Meinung

Bischofssynode 2015Das Abschlussdokument der Bischofssynode zu Ehe und Familie wird rund 100 Seiten lang. Am Samstagnachmittag wird das Abschlusspapier vom Generalrelator der Synode – also ihrem Berichterstatter – Kardinal Peter Erdö vorgelesen. Danach werden die Synodenväter über jeden einzelnen Paragraphen abstimmen. Das erläuterte am Donnerstag bei der Pressekonferenz im Vatikan der indische Kardinal Oswald Gracias, Mitglied der zehnköpfigen Synodenkommission, die für die Fertigstellung des Abschlussdokuments zuständig ist. Gracias ist auch Vorsitzender der indischen Bischofskonferenz und der Bischofskonferenzen Asiens. „Wir hatten bereits einen kurzen Austausch mit dem Papst, der uns bei unseren Arbeiten besucht hat“, so Gracias. Bisher gab es bis zu etwa 800 Änderungswünsche – auch Modi genannt – und seine Kommission habe nun versucht, die Modi auszuwerten. Er sei auch optimistisch, weil es sich um einen Text handeln werde, der allgemeine Richtlinien angeben wird und nicht auf Einzelfälle eingehen werde. „Die Präambel wird wohl erst am Freitag fertig sein“, so Gracias. Was der Papst aber mit dem Dokument machen wird, sei ihm überlassen, wiederholte der indische Kardinal eine bisher oft gehörte Tatsache.

Abschlussdokument ab Donnerstagabend

Die Synodenväter werden den Text für das Abschlussdokument am Donnerstagabend erstmals sehen. Im Gegensatz zur letzten Synode im vergangenen Jahr gab es diesmal weniger kontroverse Modi und dafür viele Wiederholungen, deshalb sei er zuversichtlich, dass ein „guter Text“ zur Abstimmung stehen werde.

Keine kontroverse Meinung zur Synode hat auch der Bischof von Los Angeles, José Horacio Gomez, der auch für das berühmte Spielfilmviertel Hollywood zuständig ist. Bei der Pressekonferenz scherzte Vatikansprecher Federico Lombardi, dass der Bischof von Hollywood und jener von Bollywood – Gracias ist Bischof von Bombay – einer Meinung seien. Und dies liege wohl auch daran, dass die Arbeit der Synode gut verlaufe. Der Synodensekretär Kardinal Lorenzo Baldisseri werde den Synodenvätern die Abstimmungsprozedur am Donnerstag erläutern, vorgesehen sind Debatten zwischen Donnerstag und Freitag über die bearbeiteten Dokumente. Bis Freitag um 14 Uhr können schriftlich noch Änderungswünsche eingebracht werden, am Freitagabend dann werden die letzten Textverbesserung getätigt und am Samstagnachmittag – wie gesagt – wird der Abschlusstext vorgelesen und darüber abgestimmt.

„Familiaris Consortio 2.0“

Der indische Kardinal könne sich vorstellen, dass es am Schluss sozusagen eine „Familiaris Consortio 2.0“ herauskommen könne. Die Familiensynode von Johannes Paul II. vor 30 Jahren sei immer noch wichtig, allerdings habe sich in der Zwischenzeit „einiges auf der Welt verändert“, so Gracias. Gerade diese Änderungen hätten dazu geführt, dass diese Synode 2015 überhaupt stattfinden konnte.

Dezentralisierung wegen Kulturunterschieden

Journalisten wollten wissen, ob die von Papst Franziskus gewünschte Dezentralisierung bei pastoralen Fragen eine Rolle spielen würde. Gracias verwies darauf, dass in Afrika Probleme mit Polygamie, in Europa mit Geschiedenen und „sein“ Asien wiederum andere Probleme habe und dennoch sei die Kirche eine Einheit und der Glaube derselbe. „Aber man muss die verschiedenen kulturellen Kontexte beachten“, fügte er an. Spezifische Probleme für einzelne Regionen bedürfen gezielter Lösungen.

Papst geht es blendend

Erzbischof Gomez ging auf den Gesundheitszustand des Papstes ein, nachdem am Mittwoch die „Gehirntumor-Meldung“ und die Vatikan-Dementierung die Runden machten. „Diese und andere Gerüchte haben die Synode überhaupt nicht beeinflusst. Es gibt Meinungsverschiedenheiten, aber das hat nichts mit den Gerüchten zu tun“, präzisierte der US-Erzbischof von Los Angeles. Er fügte an, dass es für die Familien wichtig sei, dass sie vereint bleiben könnten und beispielsweise nicht gezwungen seien, auszuwandern. Dem pflichtete auch der dritte Gast bei der Pressekonferenz bei: Kardinal Soane Patita Paini Mafi ist Bischof von Tonga. Er verwies darauf, dass in Ozeanien die Herausforderungen für die Menschen vor allem an die Klimaveränderungen gebunden seien. „Unsere Existenz hängt davon ab. Das beeinflusst sogar die Werte der Familie“, so Kardinal Mafi. Dazu komme der gesellschaftliche Wandel durch die wirtschaftliche Globalisierung. „Viele wandern aus“, so Mafi. Er betonte vor allem die Rolle der Frauen in der Kirche. Diese müsse gestärkt werden. „Dazu ist auch zu sagen, dass wir auch die Gewalt gegen Frauen nicht vergessen sollten!“, so Mafi. Hier sei die Kirche gefragt. Bei der Synode sei ein breiter Konsens darüber, dass die Würde der Frau gewahrt und gefördert werden sollte, sagten alle drei Gäste bei dem Pressebriefing. (rv)

Synode: „Barmherzigkeit und Gerechtigkeit sind in Gott vereint“

Kardinal TagleDer philippinische Kardinal und Synodenvater Luis Antonio Tagle wünscht sich einen „seelsorgerlichen Blick“ der Kirche auf die Familie, egal ob sie leidet oder freudig voranschreitet. Einen Gegensatz zwischen Barmherzigkeit und Wahrheit, wie manche Synodenväter ihn zeichnen, kann der Erzbischof von Manila nicht sehen. Kardinal Tagle unterstützt den Papst als einer von vier „delegierten Präsidenten“ wie schon 2014 bei der Durchführung der Synode und gilt als engster Papst-Vertrauter aus Asien. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte er:

„Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Mitleid sind in Gott vereint! Nur wir sterblichen Menschen, Geschöpfe mit einem Geist, der nicht alle Dinge vereinen kann, wir unterschieden das, um es uns selbst zu erklären. Aber wir müssen vorsichtig sein, denn in Gott und in den Augen des Glaubens gibt es keinen Gegensatz zwischen Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Ich als Hirte und als Glaubender brauche die Barmherzigkeit Gottes, und nicht nur Gottes, sondern vieler Menschen. Für mich ist das Gebet ‚Herr, erbarme dich!‘ zugleich ein Schrei: ‚Gott, sei gerecht mit mir!‘ Die wahre Gerechtigkeit finden wir nur in einem barmherzigen Gott.“

Letztes Jahr empfing Kardinal Tagle Papst Franziskus zu Besuch auf den Philippinen. Als Erzbischof von Manila versucht Tagle die Empfehlung des Papstes an die Priester und Bischöfe zu verwirklichen, das Volk aufzusuchen und mit den Menschen sich zu freuen und zu leiden. Das gilt auch für verletzte Familien. Das Um und Auf sieht Tagle in der persönlichen Begegnung mit den ihm anvertrauten Menschen.

„Persönliche Begegnung heißt nicht bloß körperliche Anwesenheit, sondern eine besondere Aufmerksamkeit mit den Augen des Glaubens und den Augen des Guten Samariters: die Augen von Jesus, dem Hirten. Das sind die Augen eines Bruders, der die Freuden und Leiden, die Träume und auch die Frustrationen der Geschwister teilt. Wie der Heilige Paulus sagte: ich bin alles für alle geworden. Wenn die Herde sich freut, dann wird das Herz des Hirten mit Empathie und freudigem Mitempfinden wissen, wie es sich mitfreut. Und dann gibt es die Aufmerksamkeit für die Wunden. Da muss man die Präsenz eines Gottes zeigen, der alle liebt, nicht nur die, die würdig sind: denn wer wäre der Liebe des Herrn überhaupt würdig? Das ist der Blick des Guten Samariters, ein seelsorgerlicher Blick.“

Die Philippinen sind – neben dem kleinen Osttimor – das einzige katholische Land Asiens. Armut, Mangel an Arbeit sowie Migration stellen die Familien dort auf eine harte Probe. „Aber in meiner Erfahrung lehren uns die armen Familien, wie man in der Hoffnung lebt“, so Kardinal Tagle. Mit Blick auf die Synode – für den erst 57 Jahre alten Kardinal ist es bereits die sechste – warnte er davor, Diversität als Anlass für Spaltung zu sehen.

„Es ist normal, dass es in jeder Synode verschiedene Beiträge gibt, denn die Teilnehmer kommen aus einer komplexen Diversität von Kulturen, Traditionen und Sprachen. Ich bin nicht nervös über diese Diversität, aber wir alle müssen in jeder Synode, auch in dieser, aufmerksam überprüfen, ob die Diversität nicht als Grund der Spaltung benutzt wird, statt ein Reichtum zu sein. Sie ist eine Gelegenheit, einen weiteren Horizont zu haben, um die Lehre, die Tradition, das Wort Jesu im Kontext der menschlichen Existenz zu verstehen.“

Kardinal Tagle wirkt seit diesem Frühjahr auch als Präsident von Caritas Internationalis, dem im Vatikan angesiedelten Dachverband der gut 160 nationalen Caritas-Einrichtungen der katholischen Kirche. In dieser Eigenschaft besuchte Tagle am Montag das griechische Flüchtlingslager Idomeni an der Grenze zu Mazedonien. „Welches Leid, welches Elend in diesen Lagern“, berichtete Tagle. „Die Leute haben nichts, nur das Wertvollste: die Familie, die Kinder. Ich habe diese müden Kinder gesehen, die schlafen wollten und Trost auf den Schultern der Mutter oder des Vaters gefunden haben. Und in all dem Elend des Lagers, in all dem Leid und der Demütigung, gibt es die Liebe.“ (rv)

Kardinal Pell: „Schon ein sichtbarer Konsens“

Kardinal PellEr ist einer der Väter des ‚Briefs der 13 Kardinäle’, der (laut Vatikansprecher Lombardi) die Berichterstattung zur Bischofssynode leider zeitweise überlagert hat. Der Brief, der dem Papst die Sorgen mehrerer Synodenväter über das Prozedere bei der Synode übermittelt hat, war letzte Woche auf unklaren Wegen an die Öffentlichkeit gelangt. Doch er – die Rede ist vom australischen Kurienkardinal George Pell – betont in einem Interview mit RV die brüderliche, gesprächsbereite Atmosphäre der Synode. „Das Klima ist sehr gut! Wir machen meiner Meinung nach substanzielle Fortschritte bei der überwältigenden Mehrheit der Themen. Es gibt schon einen sichtbaren Konsens!“

Für Beobachter von außen scheinen in den Äußerungen von Synodenvätern manchmal Lehre und Barmherzigkeit in einen Gegensatz zu geraten. Ein ‚Die Lehre wird nicht angerührt’ gegen ein ‚Barmherzigkeit ist wichtiger als Lehre’. „Ganz offensichtlich gibt es unterschiedliche Akzente bei einigen dieser Themen“, sagt Pell dazu. „Zugleich ist es aber deutlich, dass der Heilige Vater sagt: Die Lehre wird nicht angerührt. Wir sprechen ja über Moral- und Sakramentallehre; da gibt es natürlich ein wesentliches Element der Praxis, der Disziplin. Da weisen einige darauf hin, dass der Kommunionempfang in einem Land unter bestimmten Umständen als Sakrileg aufgefaßt werden kann, in einem anderen Land dagegen als Möglichkeit zur Gnade. Aber wir sind eine geeinte Kirche; es gibt viele Theologien, viele unterschiedliche Arten zu beten und fromm zu sein, aber eine wesentliche Einheit in der Lehre und den Sakramenten. Darin folgen wir Christus, dem hl. Paulus und der ganzen Kirchengeschichte.“

„Eine kluge Mutter gibt ihren Kindern nicht immer alles, was die wollen“

Frage an Kardinal Pell: Schließen Sie es aus, dass wiederverheiratete Geschiedene unter bestimmten Umständen, nach einem Bussweg und mit einer Ausnahmegenehmigung, wieder zur Kommunion zugelassen werden können? Könnte es dazu vielleicht Sonderwege bei einzelnen Ortskirchen geben? Seine Antwort: „Ich komme aus dem fernen Australien. Wie wir unseren Glauben leben, unterscheidet sich sehr von der Kirche in Afrika, in Südamerika und Asien. Aber in den wesentlichen Punkten der Lehre und der Sakramente, speziell bei der Kommunion, ist die Einheit, vom Standpunkt des Lehramts aus, essentiell.“

Es sei „vollkommen falsch“, so zu tun, als sei das Klima auf der Synode vergiftet, fährt Kardinal Pell fort. „Die Journalisten von draußen tun so, als gäbe es eine Krise, ein bisschen Chaos, ein verzweifeltes Klima – aber da ist nichts von alldem!“ Natürlich gebe es Differenzen und unterschiedliche Standpunkte, aber die Ehe werde von den Synodenvätern keineswegs neu erfunden. „In den Zwischenberichten hat eine Gruppe nach der anderen klar gesagt: Ehe ist zwischen Mann und Frau, und offen für das Leben. Wir folgen da nicht nur der ganzen Kirchengeschichte, sondern auch der Lehre Jesu selbst im Neuen Testament.“ Die Kirche sei „wie eine Mutter“, ja doch: „Aber eine kluge Mutter gibt ihren Kindern nicht immer alles, was die wollen. Und die Mutter interessiert sich nicht nur für die Schwachen unter ihren Kindern, sondern für alle ihre Kinder!“ (rv)

Synode: Geschiedene könnten doch Ehekurse geben…

Bischofssynode 2015Die polnischen Bischöfe bleiben bei ihrem Nein zu einer Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion. Das machte Stanislaw Gadecki, Erzbischof von Polens ältestem Bistum Poznan (Posen) und Präsident der Polnischen Bischofskonferenz, an diesem Donnerstag vor Journalisten deutlich. „Wir als Polnische Bischofskonferenz schließen diese Möglichkeit aus. Wir haben immer auf die Möglichkeit von Ehe-Annullierungen hingewiesen und darauf, dass Geschiedene an zahlreichen kirchlichen Aktivitäten teilnehmen können, in der Bildungsarbeit, der Caritas, beim Hören auf das Wort Gottes, auch durch die Teilnahme an der Messe. Auf allen Gebieten sind diese Betroffenen auch gültige Zeugen für die Schwierigkeiten des Familienlebens; vielleicht können sie sogar besser Paare, die vor der Ehe stehen, vorbereiten als jemand, der diese Erfahrung nicht hat! Es gibt also zahlreiche Möglichkeiten für wiederverheiratete Geschiedene, am Leben der Kirche teilzunehmen, und sie sind auf keine Weise aus der Kirche ausgeschlossen oder exkommuniziert.“

Nach seiner Erfahrung, so Gadecki, hätten viele wiederverheiratete Geschiedene eine größere Sehnsucht nach dem Kommunionempfang als andere, die dazu zugelassen seien; auch das zeige doch, „wie der Heilige Geist wirkt“. Ziel der Synode sei es, diese und andere „verwundete“ Menschen „aufzunehmen und in Liebe zu begleiten“. Der polnische Erzbischof wies die Frage eines Journalisten zurück, ob unter den Synodenvätern trotz der Aufforderung des Papstes zu Freimut nicht Angst herrsche. „Eine Atmosphäre der Angst gibt es (auf der Synode) nicht, denn wir glauben an den Heiligen Geist! Wir glauben auch an die Leitung durch den Heiligen Geist, der diese Dinge noch weiter regeln muss.“

Der mexikanische Erzbischof Carlos Aguiar Retes von Tlalnepantla, bis vor kurzem Präsident des lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM, unterstrich auf derselben Pressekonferenz im Vatikan: „Ich glaube, man muss daran erinnern, dass die Synode nie vorgegeben hat noch vorgibt, schon auf der Synode selbst zu Entscheidungen zu kommen. Unsere Reflexionen und Standpunkte bleiben offen, in den Händen des Heiligen Vaters.“

Der mexikanische Erzbischof relativierte auch die unter Synodenvätern verbreitete Kritik am Grundlagendokument ihrer Beratungen: Es sei ja nur ein Arbeitsdokument und kein „organisches Gebilde“. Gadecki hingegen sagte: „In meinem Sprachzirkel hat man wirklich den Eindruck, dass die Komposition einiger Teile des Grundlagendokuments ziemlich entstellt ausgefallen ist. Einige haben deshalb für eine sehr starke Überarbeitung des Instrumentum Laboris plädiert; andere sagten: Man sollte hier und da Worte ändern und Begriffe vertiefen, ohne alles zu ändern. Wie immer bei solchen Gelegenheiten zeigt sich hier ein Weg des Minimums. Meiner Meinung nach könnte dieses Instrumentum Laboris viel besser strukturiert werden, als das der Fall ist.“

Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz bekräftigte auch, dass Ehe und Familie aus seiner Sicht weiterhin sehr attraktiv seien für die Menschen von heute. „Wenn wir auf die Statistiken sehen, dann ergibt sich normalerweise immer dasselbe Bild: Junge Menschen von heute wünschen sich als allererstes eine glückliche Familie. Fast alle Jugendlichen haben diesen Traum. Doch dann kommt die grausame Wirklichkeit; wenn man nicht richtig vorbereitet ist auf die Ehe, dann macht man sich Illusionen.“ (rv)

Synode: „Grundlagendokument ist sehr kompliziert“

Bischofssynode 2015Halbzeit bei der vatikanischen Bischofssynode zu Ehe und Familie: An diesem Mittwoch stellten die 13 Arbeitsgruppen der Synode den Stand ihrer Beratungen vor. Er dreht sich um den zweiten der drei Teile des Synoden-Grundlagendokuments, also des sogenannten „Instrumentum Laboris. Die Berichte der Arbeitsgruppen machen eines klar: Fast alle Teilnehmer der Bischofssynode finden das Grundlagendokument zu kompliziert und sperrig.

Für den britischen Kardinal Vincent Nichols von Westminster liegt das daran, dass sich das „Instrumentum Laboris“ aus zwei Quellen speist. Das sagte Nichols am Mittwochmittag vor der Presse. „Es ist zum Teil das Schlussdokument der außerordentlichen Bischofssynode (vom letzten Jahr), das seine eigene Logik, seinen eigenen Gedankenfluss hatte. Und da hineingearbeitet hat man Dinge, die sich aus den Konsultationen in der Zeit zwischen den beiden Synoden ergeben haben. Diese Kombination von zwei Quellen hat die meisten Arbeitsgruppen heute dazu gebracht, zu sagen: Das Instrumentum Laboris braucht, vor allem in diesem zweiten Teil, eine Neustrukturierung, und es braucht ein viel stärkeres theologisches Grundthema, das diesem ganzen zweiten Teil unterliegen sollte.“

Für dieses theologische Grundthema haben die Synodenvätern in den Arbeitsgruppen ein paar „kreative Vorschläge“ gefunden, findet Nichols. Überhaupt lässt der Londoner Kardinal auf die gestiegene Bedeutung der Arbeitsgruppen bei dieser Synode nichts kommen. „Eine Ähnlichkeit zu früheren Synoden besteht darin, dass es auch diesmal harte Arbeit ist, die uns sehr müde macht. Nach meiner Zählung haben wir über 200 Wortbeiträge gehört! Neu ist aber dieses Zusammenspiel von Arbeitsgruppen und Plenarsitzungen; das gibt der Synode nach meinem Eindruck mehr Energie und mehr Kreativität. Meine Arbeitsgruppe führt von der Zusammenarbeit immer mehr zur Wertschätzung, ja Freundschaft der einzelnen Mitglieder.“

„Unterschiedliche Sensibilitäten, große Freiheit“

Viele Synodenväter weisen den von manchen Medien genährten Eindruck, auf der Synode prallten gegensätzliche Meinungen frontal aufeinander, zurück. „Die Diskussion der Synode war bisher ausgesprochen brüderlich, sehr agil auch – und, wie ich glaube, mit einer großen Freiheit“, sagte der kolumbianische Kardinal Ruben Salazar Gomez am Mittwoch vor der Presse. „Man hat verschiedene Positionen vorstellen können, dabei konnte man feststellen, dass es in diesem Themenbereich unterschiedliche Sensibilitäten gibt – aber grundlegend ist der feste Wille zu spüren, der Welt zu zeigen, wie schön die Lehre der Kirche zu Ehe und Familie ist, und dass wir in ihr eine Quelle haben, von der aus wir uns der Problematik von Ehe und Familie nähern können.“

„In Afrika gibt es Polygamie, in Europa simultane Polygamie“

Was der lateinamerikanische Kardinal – der derzeit auch den kontinentalen Bischofsverband CELAM leitet – mit „unterschiedlichen Sensibilitäten“ auf der Synode meinte, das erklärte vor der Presse ganz konkret der afrikanische Kardinal Philippe Ouédraogo aus Ouagadougou. „Die Unterschiede sind zahlreich! In Europa ist man sehr besorgt über die Herausforderung der wiederverheirateten Geschiedenen, ihre Zulassung zur Eucharistie und zur Beichte. Aber nehmen Sie mehrheitlich islamische Länder, wo es zu religiös gemischten Ehen kommt; nehmen Sie Afrika mit – um ein Beispiel zu nennen – dem Phänomen der Polygamie. Auch in Europa wird Polygamie gelebt; bei uns ist es die simultane Polygamie… Wir stehen also sicher vor einer Herausforderung, die Europa in dieser Form nicht kennt! … Darum danke ich dem Herrn wirklich für diese Synode, die eine Chance bedeutet – nicht nur für die Kirche, sondern für die ganze Welt.“ (rv)

Aus der Synodenaula: Handeln der Kirche verstehen

Bischofssynode 2015Neue Woche, neue Gespräche in der Synodenaula: für uns dabei ist unser Redaktionsleiter P. Bernd Hagenkord mit seinen neusten Eindrücken:

Der Ablauf kann einen schon verwirren: Bevor die Synodalen an diesem Montag in die Arbeitsgruppen gehen, um über den zweiten Teil des Arbeitsdokumentes zu sprechen [„Unterscheidung der Geister“], war am Samstag bereits Zeit für die Plenums-Beiträge zum dritten Teil [„Die Sendung der Familie heute“]. Dieser Teil ist der längste und enthält auch die eher strittigen Themen, wie etwa die Frage nach wiederverheirateten Geschiedenen – dazu gab es absehbar die meisten Rede-Anmeldungen. Also wurde ein Teil vorgezogen, der Rest wird, wie geplant, ab Mittwoch sprechen. Am Samstag – eine Woche nach den ersten Beiträgen – geht es dann dazu in die Kleingruppen.

Thematisch waren die Beiträge weit gestreut. Den breitesten Raum nahmen Fragen zu Ehevorbereitung und -begleitung ein, ausgeweitet auf Familienvorbereitung und -begleitung. Weitere Themen kreisten um interreligiöse Ehen, Jugendpastoral, Gewissensbildung und um Inkulturation.

Auch zu den eher umstrittenen Themen des dritten Teil wurde gesprochen, zur Frage, wie eine offene und willkommen heißende Kirche praktisch aussehen könne. Gerade zum Sakramentenzugang für wiederverheiratete Geschiedene gab es alle Positionen: „geht gar nicht und kann auch nicht“ bis hin zu „wir müssen da was tun“. Warum dürfe zum Beispiel ein laisierter und verheirateter Priester zur Kommunion gehen?, fragte ein Synodaler. Das Handeln der Kirche sei oft nicht verstehbar.

Spannend war die Feststellung eines Synodenvaters, dass die alten Rezepte nicht mehr gelten, etwa die Trennung von Sünder und Sünde: die Sünde verurteilen und den Sünder annehmen wirkt heute nicht mehr, Sexualität zum Beispiel sei zu sehr Teil der Persönlichkeit, als dass man das abspalten könne. Auch das öffentliche Eintreten für die Wahrheit bei gleichzeitiger privater Barmherzigkeit im Beichtstuhl gehe nicht mehr, auch öffentlich brauche man Zeichen der Barmherzigkeit, etwas was nicht zuletzt Papst Franziskus zeige.

Hier und in anderen Beiträgen zeigt sich, dass die neue Sprache, die immer wieder Thema ist, mehr ist als „nur“ Sprache. Es geht um eine Haltung, die dahinter steht, um die Frage, wie heute und morgen Kirche aussehen kann. Gerade am Samstag Abend gab es dazu einige beeindruckende Beiträge.

Debatten zu all diesen Themen gab es noch keine, jedenfalls nicht in der Aula, das wird erst in den Kleingruppen ab Samstag stattfinden, aber mit den ersten Sitzungen ist jetzt thematisch bereits der dritte Themenbereich genannt. In den Köpfen steckte er eh schon drin, jetzt ist er auch ausgesprochen. Das kann der Synode nur gut tun. (rv)

Gegen Genderideologie, für Schönheit der Familie

Bischofssynode 2015Fasst man die Berichte der Sprachgruppen zusammen, so stellt man sofort fest, dass die Synodenteilnehmer bei gewissen Themen an einem Strang ziehen. Bei fast allen Sprachgruppen sprach man sich klar gegen die Genderideologie aus. Stattdessen solle die Kirche die Schönheit der Familie hervorheben. Auch der eurozentrische Blick wurde bei den meisten Gruppen kritisiert. Es fällt an sich auf, wie selbstkritisch die Sprachgruppen sind. (rv)

Die Zusammenfassung der deutschen Sprachgruppe finden Sie hier

Die Zusammenfassung der englischen Sprachgruppen finden Sie hier

Die Zusammenfassung der italienischen Sprachgruppen finden Sie hier

Die Zusammenfassung der spanischen Sprachgruppen finden Sie hier

Die Zusammenfassung der französischen Sprachgruppen finden Sie hier

(rv)