Neuer Gardekaplan: Katechese zu Barmherzigkeit geplant

Gardekaplan Thomas WidmerDer neue Kaplan der Schweizer Garde ist 32 Jahre alt, kommt aus dem Bistum Chur, kennt aber Rom schon sehr gut und auch den Vatikan. Thomas Widmer studierte unter anderem an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom Philosophie sowie Theologie. Am 12. Dezember 2015 hatte Papst Franziskus den Priester des Bistums Chur zum neuen Kaplan der Schweizer Garde ernannt. Mario Galgano hat ihn in der Kaserne der Garde im Vatikan getroffen.

„Am 1. Januar habe ich mit der neuen Aufgabe begonnen. Offiziell wurde ich am 3. Januar mit einer Heiligen Messe eingesetzt.“

Sie haben ja den Vatikan schon als Student gekannt. Wie haben Sie die Ernennung aber aufgenommen und sich dabei gefühlt?

„Das kam überraschend, denn zuerst dachte ich, meine Studien hier in Rom zu beenden und so schnell wie möglich in die Schweiz zurück zu kehren. Ich freue mich natürlich auf die neue Aufgabe. Es ist selbstverständlich eine Ehre und gleichzeitig auch eine Herausforderung. Ich habe bereits mit meinen Vorgängern gesprochen, da sie den Vatikan besser als ich kennen.“

Sie haben schon früher in Rom gelebt und hier studiert. Ist das von Vorteil und welches Bild hatten Sie von der Schweizer Garde, gerade als sie als Studierender in unmittelbarer Nähe zu den Gardisten wohnten?

„Zum einen ging ich immer durch den Eingang Petriniano und so konnte ich immer wieder mit einzelnen Gardisten sprechen. Ich wurde manchmal für die Aushilfe bei den Gottesdiensten in der Gardekappelle angefragt. Und so habe ich die Schweizergarde kennengelernt. Das ist sicher von Vorteil für meine jetzige Aufgabe, da viele mich bereits von früher her kennen.“

Was sind denn eigentlich die Aufgaben eines Kaplans der Schweizergarde?

„Er feiert die Heilige Messe für die Gardisten und die Familien. Er macht sonntags jeweils eine Runde auf den Dienstposten, um mit den Gardisten zu sprechen. Er organisiert auch kulturelle Anlässe und ist seelsorgerlich tätig, hält Katechesen usw.“

Jemand, der die Schweizer Garde nicht kennt, wie soll er sich das Gardeleben im 2016 vorstellen?

„Die Schweizer Garde kann vielleicht den Anschein geben, nur eine Touristenattraktion zu sein. Das ist sie aber nicht, denn sie ist für die Sicherheit des Papstes zuständig. Daraufhin wird auch gearbeitet.“

Wie sind denn die Beziehung zu Papst Franziskus?

„Die sind sehr gut.“

Welche Projekte haben Sie vor?

„Es ist ja das Jahr der Barmherzigkeit und das ist auf jeden Fall das Thema. Es geht um Katechesenreihen zu diesem Thema.“ (rv)

Schweiz: Bischof von Chur demnächst beim Präfekten der Bischofskongregation

Bischof Vitus Huonder von Chur wird sich demnächst im Vatikan mit Kurienleuten über die schwierige Lage in seinem Bistum beraten. Das schreibt Huonder in einem Text, den er am Samstag an die Seelsorgenden des Bistums verschickte. Insbesondere werde er mit dem Präfekten der Bischofskongregation, Kardinal Marc Quellet sprechen. Auch den Apostolischen Nuntius in Bern, Erzbischof Francesco Canalini, hat Huonder nach eigenen Angaben um Rat gebeten. In den letzten Monaten seien „auf verschiedenen Ebenen Verletzungen geschehen, die sich nun gewissermaßen auf einmal entladen haben", erklärt Huonder. Selbstkritisch stellte er gleichzeitig fest, dass es ihm nicht gelungen sei, „ein Bild der Einheit zu vermitteln". Er bedaure die entsprechenden Vorgänge der letzten Zeit. Indirekte Kritik übt Huonder an seinem Generalvikar Martin Grichting. Dieser hatte sich in den Medien, etwa auch bei Radio Vatikan, kritisch über staatskirchenrechtliche Belange geäußert und die Abschaffung der Kirchensteuer angeregt. Das Thema sei besser intern zu behandeln, schrieb Huonder. Die Seelsorgenden seines Bistums bittet er darum, das Verbindende zu betonen und der Einheit zu dienen. Auch er selbst wolle das tun. (rv)

Schweiz: Wie wird man Bischof?

Wenn ein Schweizer Bistum einen neuen Bischof braucht, dann ist das komplizierter als in anderen Diözesen der Weltkirche. Und das liegt nicht nur an der an sich schwierigen Personensuche. Nach der Ernennung von Bischof Kurt Koch zum neuen vatikanischen Ökumene-Verantwortlichen, muss nun der Basler Bischofsstuhl neu besetzt werden. Das Wahlverfahren im Bistum Basel ist weltweit beinahe einzigartig, denn der Staat hat ein Mitspracherecht.
 
Mehr von unserem Schweizkenner Mario Galgano:
Bistum Basel
Eines kennzeichnet die Schweiz seit jeher: sie ist in vielen Bereichen ein Sonderfall. Dies gilt auch in kirchlichen Angelegenheiten und das nicht nur, weil die katholische und die reformierten Kirchen miteinander auskommen müssen. Im größten Schweizer Bistum – also der Diözese Basel mit Sitz in Solothurn – wählt das Domkapitel den Bischof. Doch auch der Staat kann ein Wörtchen mitreden. Gemäß historischem Abkommen wird nämlich den staatlichen Behörden zugesichert, dass nur ein Bischof gewählt wird, welcher „den Bistumskantonen genehm" ist. Für das Bistum Basel heißt das konkret: Zehn Schweizer Kantone haben die Möglichkeit, einen ihnen „unpassend erscheinenden Kandidaten" abzulehnen. Ist dann ein „passender Anwärter" gefunden, so muss der Gewählte nur noch vom Papst bestätigt werden, bevor sein Name öffentlich bekannt gegeben wird. Das Bischofswahlrecht des Bistums Basel stützt sich auf das 1828 zwischen dem Heiligen Stuhl und den – anfänglich vier, heute zehn – Konkordatskantonen geschlossene Konkordat. Diese Bischofswahl ist weltweit nahezu einzigartig und nur noch im Bistum St. Gallen zu finden.
Bistum Chur
Auch das Bistum Chur hat ein Privileg: Papst Pius XII. gewährte dem Bistum mit dem päpstlichen Dekret „Etsi salva" vom 28. Juni 1948 das Recht, den eigenen Bischof aus drei Priestern zu wählen, die ihm aber vom Apostolischen Stuhl vorgeschlagen werden. Der Apostolische Nuntius erkundigt sich im Bistum nach Namen wohlgefälliger Kandidaten und meldet diese der Kongregation für die Bischöfe. Diese trifft eine erste Vorauswahl mit Namen, zu denen der Nuntius im so genannten Informativprozess Referenzen einholt. Anschließend reicht er bei der Kongregation für die Bischöfe die Dossiers über die einzelnen Kandidaten zusammen mit seinem eigenen Votum ein. Die Kongregation erstellt darauf eine Liste mit drei Kandidaten, welche im Falle der Gutheißung durch den Papst über den Apostolischen Nuntius dem 24-köpfigen Domkapitel zur Wahl vorgelegt wird.
Bistum St. Gallen
Der Bischof von St. Gallen wird nach dem folgenden Prozedere gewählt: Das Domkapitel erstellt eine Kandidatenliste und gibt sie dem Katholischen Kollegium, in dem auch staatliche Würdenträger vertreten sind. Danach findet die Wahl statt. Früher wurde der Name des gewählten Bischofs in der Kathedrale feierlich bekanntgegeben und erst danach die päpstliche Bestätigung eingeholt. Heute muss die Kandidatenliste vor der Wahl dem Papst vorgelegt werden, vor Bekanntgabe des Gewählten muss die päpstliche Bestätigung eingeholt werden. Dieses spezielle Verfahren beruht auf dem Text eines Konkordats von 1845, das allerdings nie ratifiziert wurde.
In den übrigen Schweizer Bistümern gilt dieselbe Regelung wie in anderen Diözesen der Weltkirche. Der Oberhirte der Diözesen Lausanne-Genf-Freiburg, Sitten und Lugano wird vom Papst direkt ernannt. (rv)