Kardinal Karl-Josef Rauber ist über seine Ernennung zum Kardinal nach wie vor überrascht, aber auch glücklich. Franziskus kenne ihn zwar nicht persönlich, aber die Wahl zeige, dass der Papst Interesse hat – auch an denen, die er nicht kennt und von denen er nur gehört hat. Am Samstagvormittag wurde Karl-Josef Rauber mit 80 Jahren zum Kardinal ernannt. Im feierlichen Konsistorium hat Papst Franziskus 19 der auserwählten persönlich zu Kardinälen erhoben. Der deutsche Kardinal war bereits beim Konsistorium unter der Woche dabei. Den Papst gefragt, warum er ihn auserwählt hat, wollte Rauber trotz aller Überraschung nicht. „Nein, das kann ich nicht fragen und das werde ich auch nicht tun. Aber es ist eine Tatsache, dass er mich ausgewählt hat, welche Beweggründe ihn dazu veranlasst haben, weiß ich nicht. Das kann ich nicht sagen, da müsste ich für in das Hirn des Heiligen Vaters eindringen", sagt Rauber.
Die Wahl, die Franziskus getroffen hat, überrascht nicht, da sie an die Peripherie der Kirche geht und nicht den traditionellen Mustern entspricht. Für Kardinal Rauber eine Wahl ganz im Geiste von Franziskus: „Die Auswahl, die er getroffen hat, war schon erstaunlich und sehr viele unerklärlich. Franziskus halt eben."
Kardinal Rauber arbeitet und lebt als Seelsorger in einem Schönstatt-Zentrum im Bistum Rottenburg-Stuttgart, da denkt man nicht an den Kardinalshut. Er habe viel mehr die Menschen im Blick, die zu ihm kommen und mit ihm sprechen wollen. Die neuen Farbe, die er trägt, bedeutet ihm eigentlich nicht viel, das sei nur Äußeres, so Rauber. „Man sollte diese Sache vom Äußeren her nicht so viel Bedeutung geben. Aber von innen her ist es schon etwas Besonderes, insofern das wir mit dem Heiligen Vater in besonderer Weise verbunden sind. Das wir jetzt auch zum Klerus von Rom gehören mit der Titelkirche und das wir ihn durch das Kardinalat in besonderer Weise zur Seite stehen", sagt Rauber.
Zur Seite stehen will Rauber dem Papst und der Kurienreform vor allem durch das Gebet. Er könne ihm zwar nicht bei der Regierung der Weltkirche beiseite stehen, oder durch seinen Rat. Aber Rauber sieht sich als Kardinal in einer besonderen Weise mit dem Papst verbunden.
„Er kann uns um Rat fragen, aber das setze ich nicht voraus, dass er uns einladen will, um mit uns die Weltkirche zu regieren. Ich glaube eher, dass er Wert darauf legt, dass wir unsere Arbeit verrichten, soweit es geht, dass wir für ihn beten und zu ihm halten." (rv)