Darf man in einer Basilika ein Mittagessen einnehmen? Diese Frage tauchte nun im Anschluss an die eintägige Reise des Papstes am Sonntag in Bologna auf. Franziskus aß zusammen mit Flüchtlingen, Bedürftigen und Gefängnisinsassen in der Heilig-Petronius-Basilika der norditalienischen Kirche. In den sozialen Kommunikationsmitteln wie Facebook sorgten die Bilder für Diskussionen. Kritiker werfen den Organisatoren vor, man habe mit dieser Geste die „Heiligkeit des Raumes“ missachtet. Papst Franziskus selber betonte kurz vor dem Mittagessen am Sonntag, dass die Kirche allen gehöre und insbesondere den Armen.
Gemäß dem Kirchenrecht (CIC) ist in Kirchenräumen nur jenes zugelassen, „was der Ausübung oder Förderung von Gottesdienst, Frömmigkeit und Gottesverehrung dient, und ist das verboten, was mit der Heiligkeit des Ortes unvereinbar ist“. Im selben Kanon 1210 heißt es auch: „Der Ordinarius kann aber im Einzelfall einen anderen, der Heiligkeit des Ortes jedoch nicht entgegenstehenden Gebrauch gestatten.“ Wie steht es nun, mit der Mahlzeit für Arme in einer Kirche? Das haben unsere italienischen Kollegen dem Leiter der Jesuiten-Zeitschrift „Civiltà Cattolica“ und Franziskus-Kenner, Pater Antonio Spadaro, gefragt:
„Die Heiligkeit des Ortes wird auf keiner Weise durch die karitative Handlung angegriffen. Das gilt vor allem in einer geordneten Situation, wie es am Sonntag geschehen ist. Ich denke deshalb, dass die Geste des Papstes, die von anderen Priester bisher auch in Rom oft gemacht wurde, ein sehr starkes Zeichen ist, der die Zuneigung zu Gott noch verstärkt. … Es ist ein paradox, das Gegenteil zu behaupten. Der grundlegende Sinn des Christentums ist doch die karitative Handlung. Die Tatsache, dass Papst Franziskus im inneren des Kirchgebäudes gegessen hat ist die höchste Handlung der barmherzigen Liebe und somit ein grundlegendes Prinzip des Christentums. Ich würde sogar sagen, dass diese Geste den Einsatz der Kirche am Dienst an den Nächsten unterstreicht.“
Was in Bologna geschehen sei, könne man auch als „Verbindung“ zwischen dem eucharistischen Mahl und dem Mahl für die Armen betrachten. Kritisiert wurde in den Kommentaren, dass die Eucharistiefeier keine „Essensfeier“ sei. Dazu Spadaro:
„Der Herr hat doch gerade dieses Bild des Mahles am Tisch für die Eucharistie ausgewählt. Deshalb finde ich es sehr schön, dass das Brot miteinander geteilt wird und schenkt doch der Eucharistiefeier sogar noch mehr Güte.“ (rv)