PARIS – Während am vergangenen Wochenende – auf Einladung des Vatikans – die Vertreter der EU über das Verhältnis Europas zum Christentum diskutiert haben, erregt das Verbot eines christlichen Symbols in einer bretonischen Kleinstadt international Aufsehen.
Ein schlichtes, aber großes Kreuz über einer Statue des heiligen Papstes Johannes Paul II. in Ploërmel will das oberste französische Verwaltungsgericht entfernen lassen.
Das Symbol der Christenheit ist auf dem Bogen angebracht, der sich über das Denkmal spannt, das an den Papstbesuch der Region im Jahr 1996 erinnert. Das 2006 errichtete Kunstwerk ist ein Geschenk des Präsidenten der Akademie der Schönen Künste in Moskau.
Nun müsse das Kreuz, das am „Platz Johannes Paul II.“ steht, verschwinden, haben die Richter nach einer Klage entschieden. Die Begründung: Das Kreuz verstoße gegen das Gesetz zur Trennung von Staat und Kirche.
Das Urteil verursachte einen politischen Eklat und sorgte europaweit für scharfe Kritik.
Die Tageszeitung „Il Giornale“ aus Mailand kommentierte bissig:
„Wir befinden uns nicht in Raqqa, der Hauptstadt des Islamischen Staates in Syrien, sondern in der Bretagne, im Herzen Westeuropas“.
Besorgt reagierte Polens Regierungschefin Beata Szydlo. Statt das Denkmal zu zensieren solle man es lieber nach Polen bringen, so die Politikerin, die selber Mutter eines katholischen Priesters ist. Der heilige Johannes Paul II. verkörpere wie kein anderer ein vereintes, christliches Europa.
In den Sozialen Medien kam es zu viralen Reaktionen. Unter anderem wurde behauptet, eine ungarische Grundschule wolle das Kreuz adoptieren:
Tatsächlich veröffentlichten Christen aus aller Welt in den Sozialen Medien unter dem Hashtag „Zeig Dein Kreuz“ – #MontreTaCroix – Bilder öffentlich sichtbarer Kreuze und christlicher Symbole und Denkmäler, auf Gipfeln und auf Gemälden, an Türmen und Halsketten.
Doch warum jetzt die ganze Aufregung über ein einzelnes Kreuz in der Bretagne? Schließlich wird in Frankreich immer wieder das Verbot religiöser Symbole debattiert, zumal bei prominenteren Themen – etwa islamischer Kopfbedeckungen.
Scharfe Worte von Papst Franziskus
Der Grund dafür ist klar, meinen Beobachter: Weil im Jahr 2017 der Fall einer kleinen Gemeinde im Nordwesten Frankreichs die Schicksalsfrage Europas verkörpert, die an Brisanz enorm gewonnen hat, auch weil der Hass auf christliche Symbole und die Aggression gegenüber Christen weltweit erneut gestiegen ist, und damit die Sensibilität für die Frage nach der eigenen Heimat und Identität.
Für diese plädieren auch die Unterzeichner der Pariser Erklärung, darunter gleich mehrere französische Intellektuelle, deren Statement sich für „ein Europa wo(ran) wir glauben können“ einsetzt.
Die Frage nach der Rolle des Christentums in Europa beantwortete indessen auch Papst Franziskus in einer großen Rede am Samstag scharf und deutlich; und er knüpfte damit nahtlos an die Reden seiner Vorgänger Benedikt XVI. und Johannes Paul II. an, die unverdrossen für die christliche Seele Europas kämpften. Franziskus wörtlich:
„Europa erlebt eine Art Gedächtnisverlust. Dazu zurückzukehren, eine solidarische Gemeinschaft zu sein, bedeutet, den Wert der eigenen Vergangenheit wiederzuentdecken, um die eigene Gegenwart zu bereichern und den nachfolgenden Generationen eine Zukunft der Hoffnung zu übergeben“.
Ein Ratschlag für alle indessen ist am Fuß des umstrittenen Denkmals in der Bretagne angebracht. Es ist ein berühmtes Zitat des heiligen Papstes, dass er den Gläubigen immer wieder auf den Weg gab: n’ayez pas peur – „Habt keine Angst!„. (CNA Deutsch)