Erzbischof Gänswein über „Benedikt XVI. – Seine Papstjahre aus nächster Nähe“

Aus nächster Nähe berichtet über die Päpste, Rom und die Weltkirche EWTN-Romkorrespondent Paul Badde. Nun legt der bekannte Autor und Historiker ein Buch über die Papstjahre 2005 – 2013 vor, in dem er, zum Teil sehr persönlich, das Pontifikat von Papst Benedikt XVI darstellt.

Vorstellen kann ein solches Werk wohl niemand besser als Benedikts treuer Privatsekretär und auch unter Franziskus weiter als Präfekt des Päpstlichen Hauses dienende Erzbischof Georg Gänswein. Auf Anfrage von CNA Deutsch hat sich Erzbischof Gänswein freundlicherweise bereit erklärt, das Buch vorzustellen.

Dieses Buch ist lebendige Erinnerung. Es sind über 60 ausgewählte Berichte aus jenen Tagen, als Joseph Ratzinger nach über 400 Jahren der erste Papst aus Deutschland war und Badde als Korrespondent der Tageszeitung „Die Welt“ ihn dabei aus großer Nähe begleitet hat. Es ist ein Werk aus fast acht Jahren und ich erinnere mich noch an viele dieser Stücke, als hätte ich sie gestern gelesen. Benedikt XVI. habe ich im Januar 1995 im Campo Santo Teutonico in Rom als Kardinal und Hüter des Glaubens der katholischen Kirche kennengelernt. Badde kenne ich seit dem Fest Peter und Paul 2003.

Ich kam gerade aus dem Petersdom und einem päpstlichen Hochamt mit dem heiligen Johannes Paul II., wohin ich Kardinal Ratzinger als dessen Sekretär begleitet hatte, noch im Talar und Rochett, als Badde mich in Begleitung seiner Frau auf der Piazza della Città Leonina ansprach. Es stellte sich als der neue Korrespondent der WELT vor, der von seiner Redaktion in Berlin von Jerusalem nach Rom entsandt worden war, und fragte, ob er mich einmal zu einem Gespräch einladen könne. Er wohnte in der Via delle Grazie nebenan; ich wohnte damals noch in der Domus Sanctae Marthae und der Kardinal an der Piazza Città Leonina vor dem Passetto, der alten Fluchtmauer aus dem päpstlichen Palast.

So trafen wir uns bald mehrmals, wobei es an brisanten Themen in Rom nie mangelte, über die es sich auszutauschen lohnte. Bald gingen danach auch verschiedene Anfragen Baddes an den Kardinal über meinen Schreibtisch, über die ich ihn näher kennenlernte – und Zeuge seiner hartnäckigen Recherchen wurde. Kurz danach hatte ich auf Empfehlung eines Freundes sein Buch über „Maria von Guadalupe“ gelesen, als eine große Reportage ganz eigenen Stils, an die sich das hier vorliegende Buch heute als letztes aus seiner Hand einreiht.

Auffällig war von Anfang an in seinen Arbeiten für mich, dass Badde in der säkularen Welt der Medien ein unverwechselbares katholisches Profil hatte, das er ohne Scheu und souverän zum Ausdruck brachte. Dass es dabei an Gegnern und Anfeindungen gegen ihn nicht mangelte, wird keinen wundern. Seinem Handwerk haben dieser Konflikt und seine klare Position nie geschadet – im Gegenteil. Ich habe in Rom kaum einen Journalisten kennengelernt, der sorgfältiger, mutiger, hartnäckiger und analytischer bei seiner Spurensuche war als er, und der danach das Ergebnis seiner Recherchen immer mit außerordentlichem Sprachwillen auszudrücken versuchte.

Nach der Wahl Joseph Ratzingers zum Papst am 19. April 2005 verfolgte ich Baddes Arbeit dann vor allem in seiner Berichterstattung über Benedikt XVI., in der er ebenfalls wieder eine Ausnahmestellung unter den Journalisten Roms innehatte, von dessen Arbeiten dieses Buch nun eine kleine Auswahl bereitstellt – und von denen nicht wenige Arbeiten in diesem Zeitraum auch Papst Benedikt XVI. selbst schon bei ihrem Erscheinen beeindruckt haben, wie ich weiß.

Es ist also kein Schnellschuss, sondern ein Buch, das in acht Jahren – von 2005 bis 2013 – mit vielen Mühen entstanden ist. Mehr Arbeit, mehr Sachverstand, mehr Recherchen und Reisen und mehr Nähe wird wohl in kaum einem zweiten Buch über „unseren Papst“ stecken. Dennoch ist es keine Heiligenbiografie, sondern die kritische, humorvolle und hier und da auch kämpferische Begleitung des Papstes durch acht Jahre aus dem Blickwinkel eines gestandenen Reporters, als Zeugenschaft eines zuverlässigen Chronisten.

Ich habe mich immer gewundert, wie nah Paul Badde Papst Benedikt XVI. in diesem Zeitraum von draußen erfasst hatte, über alle Mauern des Vatikans hinweg. Dass er dessen revolutionären Schritt seines Amtsverzichts nicht vorhergesehen hat, ändert daran nichts. Diesen Schritt hat keiner voraussehen können, mich aus der allernächsten Nähe des Papstes aus Bayern eingeschlossen. Badde hat allerdings so früh wie kaum ein anderer erkannt und oft beschrieben, dass Benedikt ein Radikaler im Wortsinn war, das heißt, dass er sein Leben daran setzte, die katholische Kirche immer neu an ihre Wurzel (lateinisch: Radix) in Jesus Christus aus Nazareth zu erinnern und anzubinden – und dass der große Konservative auch immer ein Revolutionär war, wenn es darum ging, die Glut des Glaubens unter der Asche vieler Ruinen zu schützen und neu anzufachen.

Darum freue ich mich jetzt auch besonders über dieses Denkmal, das Badde dem „Papa emeritus“ über die Jahre seiner Vollmacht auf dem Stuhl Petri hier weit über unsere Zeit hinaus errichtet hat. Dieses Zeugnis hat Bestand. Es wird unsere Zeit überdauern. Für dieses Buch können besonders auch die Deutschen deshalb nur dankbar sein und für immer stolz auf Benedikt XVI., diese einzigartige Figur in den Schuhen des Fischers Petrus – in einem einmaligen Zeitfenster der Geschichte, dessen Zeugen wir alle sein durften.

Rom, am 19. Dezember 2017

+ Georg Gänswein

Präfekt des Päpstlichen Hauses,

Privatsekretär von Papst em. Benedikt XVI.

(CNA Deutsch)

„Eine neue Dimension des politischen Aufstiegs des Papsttums“

VATIKANSTADT – „Der politische Aufstieg des Papsttums: Mobilisierung, Medien und die Macht der modernen Päpste“ war das nicht nur aus aktuellen Gründen spannende Thema einer Tagung am Campo Santo Teutonico.

Einer der Redner war der renommierte Autor und Vatikanist Ulrich Nersinger, bekannt auch aus mehreren Sendungen bei EWTN – Katholisches Fernsehen. Im Interview mit CNA sprach er über die Rolle von Papst Franziskus – und warum Eisenbahnen zeigen, dass die Kirche in Jahrhunderten denkt.

CNA: Herr Nersinger, leben wir in einem Zeitalter politischen Aufstiegs des Papsttums? Wie bewerten Sie das Motto der Tagung?

ULRICH NERSINGER: Zeitgleich zur Tagung fanden zwei Großereignisse statt: Das eine nur wenige Schritte von uns entfernt, das Zusammentreffen des Heiligen Vaters mit den Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union; und einen Tag später der Besuch von Papst Franziskus in Mailand. Eine gelungenere Illustrierung und Aktualisierung des Themas, das der Tagung gegeben war, hätte man sich wahrhaftig nicht vorstellen können. In der Sala Regia des Apostolischen Palastes kam von sich aus – wohlgemerkt nicht geladen – die politische Führungsmanschaft unseres Kontinents mit dem Herrscher des kleinsten Staates der Erde zusammen, um von ihm Unterstützung für das Projekt Europa zu erhalten – man darf hier wohl zu Recht von einem fortdauernden, ja neue Dimensionen erreichenden politischen Aufstieg des Papsttums sprechen. Und in der vermutlich bedeutendsten Erzdiözese Norditaliens wurde der Welt – nicht nur der katholischen – überdeutlich vor Augen geführt, wie auch heute noch das Oberhaupt der Katholischen Kirche die Massen für sich zu mobilisieren vermag.

Wir haben es ja nicht nur mit „Soft Power“ zu tun – wie jüngst im Fall der Malteser geschehen. Wie sicher ist der Status des Vatikans, des Heiligen Stuhls auf dem internationalen Parkett heute?

Ihre Frage wurde mir auch auf der Tagung gestellt. So verwies man auf die Verletzbarkeit des neutralen Vatikanstaates im Zweiten Weltkrieg hin. Sowohl der Vatikanstaat wie auch der Heilige Stuhl – aus völkerrechtlicher Sicht sind dies zwei verschiedene Subjekte, wenn auch der „Chef“ beider derselbe, das heißt der Papst, ist – erfreuen sich heute der Anerkennung von so gut wie allen Staaten der Erde und pflegen mit diesen diplomatische Beziehungen. Doch die Geschichte lehrt uns, dass auf der Bühne der internationalen Politik nichts absolut gesichert und ewig ist. In unseren Tagen versuchen manche Strömungen, besonders glaubensfeindliche Ideologien der westlichen Hemisphäre, den Einfluss des Christentums und auch den anderer Religionen zurückzudrängen, ja sogar diese zu bekämpfen und zu eliminieren. Daher ist ein unentwegter Einsatz des Papsttums für die eigenen Gläubigen und alle Menschen guten Willens so wichtig und nötig. Dass heißt für den Papst, klar und deutlich Präsenz in der Welt zu zeigen.

Sie selber sprachen über Eisenbahnen nach Rom. Was können wir über diese „stählernen Pilgerwege“ im digitalen Zeitalter lernen?

Sehr viel! Sie vermitteln uns etwas von der Entschlossenheit, aber auch der Weitsicht des Papsttums. Pius IX. (1846-1878) schuf in den Päpstlichen Staaten „stählerne Pilgerwege“ um „den Gläubigen Gelegenheit zu bieten, zu den Gräbern der Apostelfürsten zu wallfahren und beim Statthalter Christi Trost und Erhebung zu suchen“. Als sich der Heilige Vater nach der Einnahme Roms in den Apostolischen Palast bei Sankt Peter als freiwilliger „Gefangener des Vatikans“ zurückzog, hinterließ er ein durch seine Person erwirktes und geschaffenes Eisenbahnnetz, das ihm und seinen Nachfolgern eine kaum zu überschätzende Grundlage gab, um mit den Katholiken in aller Welt persönlich, unmittelbar und dauerhaft bis in unsere Tage hinein in Kontakt zu treten und zu bleiben. Die Isolation durch den Verlust territorialer Souveränität im Jahre 1870 wurde durch das Strömen gewaltiger Pilgermassen nach Rom in beeindruckender Weise für jedermann sichtbar durchbrochen und zu einem wahren Triumph des Papsttums.

In den letzten Jahrzehnten mussten sich die Eisenbahnen vermehrt den Transport von Rompilgern mit Reisebussen und Fluggesellschaften teilen. Kurz vor der Jahrtausendwende bescherten Billigflieger all jenen, die eine Fahrt in die Ewige Stadt erwogen, eine beinahe konkurrenzlose, preislich nicht mehr zu unterbietende Alternative zum Verreisen auf Schienen. Romfahrten mit der Eisenbahn sind dennoch eine Option geblieben. Ihre (kirchen-)geschichtliche Dimension ist den meisten der außeritalienischen Bahnreisenden, Touristen wie Pilgern, verborgen. Dass Zugfahrten nach Rom nicht unwesentlich dem am 3. September 2000 von Johannes Paul II. (1978-2005) seliggesprochenen Pius IX. zu verdanken sind, entzieht sich leider in der Regel ihrer Kenntnis – ist aber eine unumstößliche Tatsache. Die „stählernen Pilgerwege“ nach Rom zeigen auch auf, dass die Kirche bekanntlich nicht in Jahren und Jahrzehnten denkt, sondern in Jahrhunderten. (CNA Deutsch)

Italien: Interessante Tagungen im Dunstkreis des Vatikans

Gleich zwei interessante Tagungen finden während der nächsten Tage fast zeitgleich in Rom statt.

Das Deutsche Historische Institut in Rom lädt von 22.-24.März zum internationalen Fachgespräch „Menschenrechte in der katholischen Kirche – Historische, systematische und praktische Perspektiven“ ein. In Zusammenarbeit mit Theologen und Theologinnen der Universitäten Münster, Köln und Wuppertal werden unter anderem das Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und den Menschenrechten der letzten 200 Jahren in verschiedenen historischen Kontexten und Konstellationen thematisiert. Im Fokus steht dabei die Ambivalenz zwischen dem ungeteilten und universalen Geltungsanspruch der Menschenrechte sowie dem humanitären Anspruch des Christentums in Erwartung der auch innerkirchlichen Anerkennung und Umsetzung der Menschenrechte.

Ebenfalls am 22. März startet am Campo Santo Teutonico eine deutsch-englischsprachige Tagung zum Thema „Der politische Aufstieg des Papsttums: Mobilisierung, Medien und die Macht der modernen Päpste“. Sie entstand in Zusammenarbeit mit dem Centrum für Religion und Moderne der Universität Münster und dem Römischen Institut der Görres-Gesellschaft und geht bis Sonntag, dem 26. März. Über vierzig Referenten und Referentinnen (aus Deutschland, Italien, USA, Großbritannien, Polen, Dänemark, Holland, Spanien, Tschechien) aus historischen, medialen, kulturwissenschaftlichen und soziologischen Kreisen beschäftigen sich mit dem – vor dem Hintergrund von Säkularisierungserwartungen überraschenden – Aufstieg des modernen Papsttums in der globalen Politik des späten 19., 20. und frühen 21. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt der Diskussion nach dem politischen Einfluss des Papsttums steht die Frage nach der Mobilisierungsfähigkeit von Massen, aber auch von Eliten, und der Rolle, die dabei die Medien im Wandel der Zeit spielen. (rv)

Buchtipp: Campo Santo Teutonico

Wer aus Ländern deutscher Sprache nach Rom kommt und sich, pilgernd oder nicht, dem Vatikan nähert, steuert bei der Gelegenheit gerne auch den Campo Santo Teutonico an. „Deutscher Friedhof“ heißt das übersetzt, und selbst wenn hier auch ein Priesterkolleg und das römische Institut der Görres-Gesellschaft sitzen, so ist doch der Gottesacker der Mittelpunkt dieses Ortes. Der Friedhof der Deutschen im Vatikan ist malerisch, Palmen und Efeu grünen um die Wette, und die Kuppel des Petersdoms ist zum anfassen nahe. Verantwortlich für den Friedhof und die angrenzende Kirche zeichnet die hier ansässige Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Muttergottes.

Endlich liegt nun auch ansprechender Bild- und Textband zum Campo Santo Teutonico vor, Untertitel: Eine deutschsprachige Exklave im Vatikan. Die einzelnen Kapitel geben Aufschluss über Lage, Name, Gründung des Campo Santo, der ins 8. Jahrhundert zurückreicht; über die Erzbruderschaft, die Kirche, den Friedhof, das Kolleg und das historische Forschungsinstitut, dem seit kurzem eine Papst-Benedikt-Bibliothek angegliedert ist. Das letzte Kapitel widmet sich dem Campo Santo Teutonico als Ort der Begegnung, denn an diesem deutschen Ort im Vatikan wird natürlich nicht nur zur letzten Ruhe gebettet, sondern rundherum auch viel gelebt, gefeiert und diskutiert.

Die Texte des Bandes stammen zum Großteil von Albrecht Weiland, Leiter des Verlags Schnell&Steiner, der seinerzeit schon die Doktorarbeit dem Campo Santo widmete.

RV: Wenn wir zurückblicken auf die 1.200-jährige Geschichte dieser Institution: was ist aus heutiger Warte das, was Sie am meisten überrascht, was uns am meisten herausfordert an dieser Geschichte?

Weiland: „Der rote Faden, der sich von Anfang an bis heute durch die Geschichte zieht, ist die Sorge für Pilger und Landsleute: Sie in Rom zu begleiten, ihnen zu helfen, wenn sie krank werden, und ihnen ein ordentliches Begräbnis zu verschaffen, wenn sie sterben. Dieser Faden geht durch die ganze Zeit seit der Gründung unter Karl dem Großen bis zur heutigen Zeit.“

RV: „Wobei das Ganze heute andere Formen angenommen hat als in früheren Jahrhunderten – da gab es immer Epochen, einzelne Schübe, wie muss man sich das vorstellen etwa zur Zeit der Gründung? Aus welcher Notwendigkeit heraus entstand das, was hier heute ist?

Weiland: „Der Campo Santo Teutonico wie er sich heute darstellt, seine Geschichte, auf die Zeit des 80. Jahrhunderts zurückführen kann, sehe ich im Kontext der Pilgerfahrten, die man zum Grab des Heiligen Petrus machte aus dem ganzen Reich. Und es ist ja klar, wenn ich mich in die Fremde begebe, ist es immer eine Hilfe, wenn ich dort Landsleute treffe, die meine Sprache sprechen, an die ich mich vertrauensvoll wenden kann, die mich auch unterstützen können. Deshalb haben sich unterschiedliche Landsmannschaften, Vertreter unterschiedlicher Regionen Europas, um Sankt Peter herum angesiedelt, um dort ihre Landsleute zu betreuen, wenn sie nach Rom zur Pilgerschaft kamen.“

RV: Wann war die größte Zeit für den Campo Santo im Lauf seiner Geschichte?

Weiland: „Eine schwierige Frage. Der Campo Santo hat viele Höhepunkte erlebt. Eine Blütezeit war sicher die Gründung der Bruderschaft, wo mit großem Elan man daran ging, die Institution zu festigen, sich sofort eine große Kirche zu gönnen für den Gottesdienst, da hat man keine Mittel gescheut, auch wenn es dann stockte, man hat versucht, aus der Heimat Gelder zu bekommen, was man auch erreichte, und hat dann diesen Ort gestaltet. Man hat ein großes Gemeinschaftsbewusstsein gepflegt, sich gegenseitig gestützt, man hat dann wenn es zum Ende des Lebens zuging, dieser Institution Vermögen vermacht, um sie zu stärken, und mit diesem Vermögen konnte die Bruderschaft wieder Gutes tun, sowohl im Sozial-Karitativen wie auch im Religiös-Baulichen, da wurden Altarstiftungen gemacht, Reliquiare gestiftet, es wurde Kunst gestiftet – es war eine gegenseitige Angelegenheit.

RV: Welche Neuerungen waren im Lauf der Jahrhunderte zu beobachten?

Weiland: „Die Bruderschaft hat sich immer wieder zu religiösen Neuerungen bereit gefunden. Zum Beispiel die Kreuzwegandachten: Die Bruderschaft ist wahrscheinlich eine der ersten gewesen, die in Rom einen monumentalen Kreuzweg errichtet hat, der zweite monumentale, mit Edikola gebaut Kreuzweg nach dem Kolosseum. Und Sie dürfen nicht vergessen, damals hat man auch im Kolosseum den Ort gesehen von Christenverfolgung, mit Christenblut, und ich vermute, dass in diesem Kontext, wo wir heute den richtigen und gesicherten Nachweis haben, dass hier (am Circus des Nero, auf dessen Grund der Campo Santo steht, Anm.) Christen den Märtyrertod erlitten haben, dass in diesem Kontext das Bestreben war, in diesem Kontext einen ebenso großen schönen und prächtigen Kreuzweg zu errichten.“

RV: Die Bruderschaft hatte seit ihrer Gründung von Anfang an auch Frauen in ihren Reihen, war das denn im 15. Jahrhundert etwas Besonderes, dass auch Frauen dabei waren?

Weiland: „Das kann ich nicht sagen, weil ich die anderen römischen Bruderschaften nicht kenne, ich kann mir aber vorstellen, dass das schon etwas Besonderes gewesen ist, vor allen Dingen, weil die Bruderschaft immer Wert darauf gelegt hat, eine Laienbruderschaft zu sein. Zwar hat sie bis in die höchsten Reihen hinein Kardinäle und andere hohe Geistliche als Mitglieder gehabt, aber das Heft in der Hand hatte die Laiengemeinschaft. Und da haben die Frauen zwar auch eine Rolle gespielt, aber nicht die, die sie heute ist. Man kann ja nicht die Zeit, die Epochen ungeschehen machen. Aber sie waren von Anfang an dabei, und das war schon bemerkenswert. Und dass die Bruderschaft sich so entwickelt hat, dass wir heute in den Statuten überhaupt keinen Unterschied machen, ob ein Vorstandsmitglied Mann oder Frau ist, das halte ich für eine wichtige Leistung, eine Entwicklung, die folgerichtig ist, die aber die Bruderschaft aus voller Überzeugung trägt.“

Der Campo Santo Teutonico, Eine deutschsprachige Exklave im Vatikan. Schnell&Steiner / Kunstverlag Josef Fink. Das Buch kostet etwa 25 Euro. (rv)

Vatikan: Campo Santo Teutonico mit neuer Webseite

c_sEine deutsch-flämische Enklave im Vatikan hat einen neuen Webauftritt: Der Campo Santo Teutonico hat kurz vor seinem Patroziniumsfest am 8. Dezember seine neugestaltete Homepage freigeschaltet. Unter camposanto.va sind nun umfassende historische und praktische Informationen zum Friedhof der Deutschen und Flamen direkt südlich des Petersdoms abzurufen. Am Campo Santo sind drei Institutionen ansässig, die Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Mutter Gottes als Eigentümerin des gesamten Komplexes, darüber hinaus ein Päpstliches Priesterkolleg sowie das Römische Institut der Görres-Gesellschaft. Die deutschsprachigen Sonntagsmessen am Campo Santo sowie der malerische Friedhof hinter Vatikanmauern sind ein beliebtes Ziel von Pilgergruppen aus dem deutschen und flämischen Sprachraum. (rv)

Ausstellung zum II. Vatikanischen Konzil eröffnet

Kardinal MarxEine deutsche Ausstellung zum Zweiten Vatikanischen Konzil hat es bis ins Zentrum der katholischen Kirche geschafft. Drei Monate lang können die Besucher im Campo Santo Teutonico gleich neben dem Petersdom Einblicke in das historische Ereignis der Kirchengeschichte erhalten. Der Rektor des Campo Santo, Hans-Peter Fischer, möchte, dass auch während der Familiensynode – die gleich nebenan stattfindet – ein großes Transparent mit der Aufschrift „Renovatio in Christus“ (Erneuerung in Christus) zur Ausstellung einlädt und die Aktualität dieser Worte ins Gedächtnis ruft. An der Eröffnung am Dienstagabend nahmen Kardinal Reinhard Marx, Kurienbischof Josef Clemens und der Freiburger Erzbischof Stephan Burger teil.

In der Ausstellung können die Besucher nicht nur historische Dokumente sehen, die mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in Verbindung stehen, sondern auch viele Fotos, die teilweise von einem involvierten Bischof stammen und Situationen aus Räumlichkeiten zeigen, die normalerweise für Fotografen nicht zugänglich sind. Die Ausstellung kreist um sechs Protagonisten: Kardinal Augustin Bea, Jesuitenpater Hugo Rahner, die Päpste Johannes XXIII., Paul VI. und Benedikt XVI. sowie Kardinal Julius Döpfner.

In einem Interview erzählt uns Erzbischof Burger von dem Anliegen der Ausstellung: „Das Grundanliegen ist, wie der Titel der Ausstellung sagt, die Erneuerung in Christus; das ist eine bleibende Aufgabe, das hat damals das Konzil gewollt, und das gilt es heute genauso umzusetzen und aufzunehmen“.

Wie es dazu kam, dass die Ausstellung in der Ewigen Stadt ihren Platz gefunden hat, erklärt uns Rektor Fischer: „All diese sechs Personen haben mich fasziniert, sie haben mich so berührt, dass ich sagte, das möchte ich gerne teilen, dass sie in Tuchfühlung gehen können. Die Ausstellung im Kirchenraum lädt dazu ein, etwas von diesem Konzil damals vor 50 Jahren zu atmen.“

Doch nicht nur seine eigene Begeisterung für die Geschichte rund um das Zweite Vatikanische Konzil und die Erinnerungen haben ihn dazu bewogen, diese Ausstellung nach Rom zu holen. Was er zeigen möchte, ist: „Der Geist des Aufbruchs, der Erneuerung in Jesus Christus. Wir müssen täglich immer wieder neu erforschen: Was will Jesus Christus für die Menschen? Wie würde er heute reagieren? Wie würde er heute umgehen mit der Flüchtlingsproblematik? Was für Impulse gibt er uns als Institution der Kirche in dieser Vielfalt? Ich denke, da hat das II. Vatikanische Konzil uns viel zu sagen und aufgetragen“.

Rektor Fischer rechnet mit vielen Besuchern. Bereits am ersten Tag waren es mehr als hundert. Die drei Monate andauernde Ausstellung fällt seiner Ansicht nach in eine passende Zeit: „Wir sind glücklich, dass gerade unsere Ausstellung stattfindet während der dreiwöchigen Bischofssynode. Unsere Kirche am Campo Santo weiß sich ja in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ort der Synodalen, wo sich die Bischöfe mit dem Papst treffen werden. Und wir werden ein großes Transparent vor unserem Eingang, der hinüber zur Audienzhalle reicht, aufhängen in diesen Tagen, damit auch Menschen nichtdeutscher Sprache sich anstecken lassen oder gleichsam eintauchen in die Atmosphäre, sich entzünden lassen, entfachen lassen vom Geist Gottes!“

Der Eröffnung ging eine feierliche Messe aus Anlass des Patroziniums der deutschsprachigen Gemeinde Santa Maria della Pietà mit Erzbischof Burger voraus, an der zirka 200 Gläubige teilnahmen. Nach der Messe wurde die Ausstellung eröffnet, und die Gäste wurden zu einem Empfang geladen. Die Ausstellung unter dem Titel "Erneuerung in Christus. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965)" ist bis zum 8. Dezember dieses Jahres, dem 50. Jahrestag des Konzilendes, zugänglich. (rv)

Sternstunden im Campo Santo Teutonico

Papst (Emer.) Benedikt XVI.Der Joseph-Ratzinger Schülerkreis hielt an diesem Sonntag im Beisein von Papst Benedikt emeritus in der Kirche des Campo Santo Teutonico im Vatikan seinen abschließenden feierlichen Gottesdienst. Mitkonzelebranten waren u.a. der Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn und Kurienkardinal Kurt Koch, Präsident des Rates zur Forderung der Einheit der Christen.

Im Anschluss an die Messfeier wurde der neue in „Aula Papst Benedikt – Joseph Ratzinger“ benannte Vortragsaal von Papst Benedikt eingeweiht: „Segne diese Aula am Campo Santo Teutonico, erfülle alle mit Liebe und Gerechtigkeit, die hier Gemeinschaft finden. Gib, dass alles, was in dieser Aula geschieht, dem geistlichen Wachstum deiner Kirche dient.“ In seiner Dankesrede wies der Rektor des Hauses Hanspeter Fischer auf die in wenigen Wochen zu erwartende Einweihung der „Römischen Bibliothek Joseph Ratzinger“ hin.

Das Gemeinschaftsprojekt der im Campo Santo Teutonico untergebrachten römischen Görresgesellschaft und Priesterkolleg und dem Papst-Benedikt-Institut in Regensburg wird am 18. November mit einem Vortrag von Kardinal Gianfranco Ravasi zum Thema „Dalla Bibbia alla Biblioteca: Benedetto XVI e la Cultura della Parola´“ eröffnet werden.- Im Anschluss an die Segnung der neuen Aula, an der der gesamte Schülerkreis teilnahm empfing Papst Benedikt emeritus die rund vierzig Teilnehmer, darunter auch den Leiter des Ratzinger Schülerkreises, Professor Stefan Horn. (rv)

D: Neuer Rektor am Campo Santo Teutonico

Diözesanpriester Hans-Peter Fischer folgt dem Prälaten Erwin Gatz als Rektor des Campo Santo Teutonico im Vatikan. Das gab am Freitag die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) bekannt.

Zum Artikel bei   >>>Radio Vatikan<<<

Vatikan: Kolleg Campo Santo Teutonico wird Päpstliches Institut

Das Priesterkolleg im Campo Santo Teunico wird ab sofort ein Päpstliches Institut. Die entsprechende Urkunde wurde am Sonntag durch Prälat Georg Gänswein an den Rektor des Kollegs, Erwin Gatz, überreicht. Gatz feierte am Sonntag sein 35-Jahre-Jubiläum als Rektor des Priesterkollegs. Künftig wird das Institut somit unter dem Schutz des Papstes stehen, sagte Gänswein bei der Urkundenüberreichung. – Der Campo Santo Teutonico ist seit mehr als tausend Jahren ein „deutscher Friedhof“ im Vatikan. Neben dem vollständig von Mauern umschlossenen Gräberfeld gehören dazu die Kirche Santa Maria della Pietà, ein Priesterkolleg und Räume des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft. (rv)