Am Donnerstag veröffentlichte das Staatssekretariat das Moto Proprio „ Imparare a congedarsi“ (Lernen, sich zu verabschieden) des Papstes. Mit diesem Dokument hat Franziskus das Verfahren der Zurruhesetzung der Amtsleiter der römischen Kurie radikal verändert.
Das Franziskus sich in seinem Pontifikat nicht um Traditionen schert ist seit Langem bekannt. Mit dem Moto Proprio setzt er erneut bisher übliche Verfahrensweisen nicht nur außer Kraft, sondern verstärkt sein eigenes Machtpotenzial in der Kirche. Andererseits hatte Franziskus erst im Jahr 2014 durch seinen Kardinalstaatssekretär Parolin, eine bis dahin übliche Regelung des automatischen Amtsverfalls bei Erreichen des 75. Lebensjahres in der Kurie bestätigt. Mit dem neuen Moto Proprio hebt der Papst seine Bestätigung von 2014 auf.
Der Papst betont im Dokument:
„Eine mögliche Verlängerung über die Altersvorgabe hinaus erfolgt ausschließlich zum Wohl der Kirche und ist nicht als persönlicher Erfolg zu bewerten. Ferner ist die päpstliche Entscheidung über ein Rücktrittsgesuch nicht als automatischer Akt, sondern als Akt der Regierung zu verstehen. Der Entschluss hierüber wird eine der Situation angemessene Entscheidung sein“.
Die Neuerungen haben Einfluss auf das kanonische Recht. So verändert sich im Codex Iuris Canonici (CIC) der Canon 189, §3 und sinngemäß auch der Canon 970 im Rechtsbuch der katholischen Ostkirchen. In der Apostolische Konstitution „PASTOR BONUS „, von Papst Johannes Paul II., ist der § 5 von der Änderung betroffen.
Betroffen sind nun neben den Kardinälen auch die Sekretäre der Dikasterien und Botschafter des Heiligen Stuhls. Alle haben ihren Rücktritt, mit Vollendung des 75. Lebensalters, dem Papst anzubieten. Der Automatismus des Amtsverlustes „ipso facto“ gehört somit der Vergangenheit an. Entscheidend ist die Annahme durch den Papst. Er und nur er entscheidet über die Befristung oder Verlängerung des jeweiligen Amtes. Bisher war es so, dass die betroffenen Kurienmitarbeiter spätestens drei Monate nach der Rücktrittserklärung aus Altersgründen automatisch aus dem Amt schieden, wenn sie der Papst bis dahin nicht um eine Verlängerung ihrer Arbeit gebeten hatte.
In der Regierungszeit von Papst Franziskus ist die Modifikation die durch das Moto Proprio „Imparare a congedarsi“ etabliert wird, eigentlich nichts entscheidend Neues. Franziskus hat zwar seine Bestätigung von 2014 revidiert aber gleichzeitig an Entscheidungsmacht in den vatikanischen Dikasterien deutlich hinzugewonnen. Kurienmänner, die nicht auf Papstkurs sind, werden künftig pünktlich mit Erreichen der Altersgrenze aus dem Amt scheiden, reformtreue Mitstreiter, Bergoglianer, verbleiben länger an der Seite des Pontifex.
Fazit
Die Kritik am Pontifikat von Franziskus ist in den letzten Monaten deutlich angestiegen. Auch in den weltweiten Medien genießt der Papst nicht mehr das Wohlwollen der Vergangenheit. In den eigenen Kirchenreihen ist eine ablehnende Haltung gegenüber seiner Amtsführung und vieler fragwürdiger Entscheidungen nicht mehr zu leugnen.
Mit dem neuen Moto Proprio stärkt Franziskus seinen Primat im eigenen Haus.
Gläubige und Kirchenvertreter beobachten die Regierungszeit des Papstes mit Skepsis und wohl so mancher stellt sich die Frage: was kommt als Nächstes? (vh)