Griechenland: Bischof weiß nicht, wie er noch Gehälter zahlen soll

Der katholische Bischof von Athen, Nikolas Foskolos, hofft, dass sich bei den Verhandlungen über eine neue Regierung vernünftige Kräfte durchsetzen werden. Derzeit sei Griechenland „in einer Lage des großen Chaos", meinte der Bischof im Gespräch mit Radio Vatikan. Keiner wisse, „wie das enden wird". Die jüngsten Wahlen, die das Land an den Rand der Regierungsunfähigkeit gebracht haben, sieht Foskolos als Protestvotum:

„Die Bevölkerung wehrt sich damit gegen Maßnahmen aus Brüssel, aus Europa. Mindestens 65 Prozent der Griechen wollen zwar keinen Austritt aus der EU und der Eurozone, aber die Leute sind verzweifelt und wissen nicht, wie sie überleben sollen. Die Gehälter sinken, die Steuern steigen, die Preise klettern."

Bischof Foskolos hält es für gut möglich, dass alle Verhandlungen in Athen scheitern und Neuwahlen angesetzt werden müssen.

„Ja, man denkt schon an den 10. oder 17. Juni. Die Haltungen, die die Parteiführer einnehmen, sind eben kaum miteinander zu vereinbaren, von daher wirkt eine Koalition nicht sehr wahrscheinlich. Vielleicht stimmt das Volk, nachdem es bei den letzten Wahlen seinem Ärger Luft gemacht hat, jetzt nüchterner, ruhiger ab. Aber wenn dieselben Ergebnisse herauskommen sollten, dann würde die Lage wirklich schlimmer werden…"

Die katholische Kathedrale liegt mitten im Zentrum von Athen – darum zieht sie viele Hilfesuchende an:

„Viele bitten uns um etwas zu essen, andere bitten um Hilfe, um die Miete zu zahlen; andere kommen, weil man sie aus ihrer Wohnung herausgeworfen hat, weil sie die Miete nicht mehr zahlen konnten."

Viel können Foscolos und seine Leute für die Hilfesuchenden aber nicht tun, denn der kleinen katholischen Diözese steht selbst das Wasser bis zum Hals.

„Was uns beunruhigt, ist die Finanzlage der Kirche: Die Steuern nämlich, die die Kirche zahlen muss, haben jetzt 48 Prozent der Einnahmen aus Immobilien und ähnlichem erreicht. Unsere Lage ist also sehr schwierig. Ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll, an jedem Monatsende noch die Gehälter unserer wenigen Angestellten zu zahlen." (rv)

Somalia: „Das Grundproblem ist das Chaos“

Es ist die derzeit schlimmste Tragödie auf dem Erdball: Mehr als zehn Millionen Menschen riskieren in Ostafrika das Leben, sie sind von einer Hungersnot bedroht. Hilfswerke, auch christliche, haben seit Monaten auf die drohende Dürre hingewiesen. Aber die Weltgemeinschaft hat die Katastrophe erst zur Kenntnis genommen, als massenhaft Hungernde aus Somalia nach Kenia flüchteten. Dorothee Klüppel ist Leiterin der Abteilung Afrika und Naher Osten bei dem katholischen Hilfswerk Misereor. Sie sagte gegenüber Radio Vatikan, die Flüchtlingsströme bedeuten für die Region eine massiv verstärkte Bevölkerung in einer ökologisch und klimatisch ohnehin fragilen Region.

„Das heißt die Übernutzung der natürlichen Lebensgrundlagen, was Wasser, Weidegrund für Vieh, vorhandene Nahrungsmittel angeht. Das sieht man auch daran, dass es Konflikte gibt auf der einen Seite mit der lokalen Bevölkerung, aber auch mit jenen Flüchtlingen aus Somalia, die schon lange Zeit in Kenia leben. Da wird einfach der Kampf um das bisschen, was da ist an Lebensgrundlage größer."

Andererseits hätten sowohl Kenia als auch Äthiopien massive Angst vor islamistischem Terror, der auf diese Art in ihr Land einsickern kann.

„Das ist der Grund, dass etwas Kenia versucht hat die Grenze zu schließen und vorhandene Flüchtlingscamps nicht geöffnet hat, weil sie Angst hatten, dass mit den Flüchtlingen, die vor der Hungerkatastrophe flüchten, auch islamistische Terrorkräfte einsickern können."

Somalia galt weltweit schon vor der Dürrekatastrophe als Inbegriff für Chaos, eine staatliche Ordnung gibt es nur stellenweise, radikalislamische Milizen verbreiten Terror. Jetzt kommt noch diese Jahrhundert-Dürre dazu. Wenn die akute Phase vorüber ist, was muss in Somalia geschehen, damit sich das Land mittelfristig wieder selber helfen kann?

„Was das Land braucht, ist Frieden. Frieden ist die Grundlage für jede Form der Entwicklung. Ob es die Landwirtschaft ist, die die Ernährung sicherstellt, ob es die Möglichkeit ist für junge Menschen, sich nicht den Milizen anzuschließen oder Pirat zu werden, sondern einen Beruf zu erlernen, der ihnen auch ein Einkommen sichert. Selbst die Nothilfe braucht ein Mindestmaß an staatlicher Ordnung, und das ist in Somalia nicht vorhanden. Die Dürre ist ein klimatisches und ökologisches Problem, das die Region massiv trifft. Aber das Chaos, das Fehlen staatlicher Ordnung in Somalia, ist das, was die aktuelle Situation tatsächlich zur humanitären Katastrophe macht. Das heißt, die Friedensbemühungen der internationalen Gemeinschaft mit Somalia müssen massiv verstärkt werden. Die Afrikanische Union versucht mit Friedenstruppen den friedlichen Prozess in Somalia in Gang zu bringen und die Übergangsregierung zu stärken. Das sind aber alles Maßnahmen, die bisher nicht annähernd ausreichen. Was das Land braucht, ist Frieden." (rv)