„Dieser Schwur ist eine spezielle Sache, der gilt ein Leben lang.“ Patrick Sonderecker ist 22 Jahre alt und hat vor einem Jahr seinen Eid als Schweizergardist geleistet, dem Heiligen Vater zu dienen und ihn mit seinem Leben zu beschützen. An diesem Dienstag sind 30 neue Gardisten dran. 20 Gardisten aus der Deutschschweiz, sechs aus der französischsprachigen und vier aus der italienischsprachigen Schweiz. Im Alter zwischen 19 und 30 Jahren kann man sich bewerben, meistens sind die Gardisten bei Antritt zwischen 21 und 24 Jahre alt. Der Damasus-Hof des Apostolischen Palastes war wie immer bei gutem Wetter der Ort, um ihren feierlichen Eid vor Gästen, Familie, Angehörigen und Geistlichen zu leisten.
„Heute liegt im Apostolischen Palast, im Haus von Papst Franziskus, Festtagsstimmung in der Luft. Das Wiedererklingen der Stimmen, der Musik, die Fahnen und die vielen Gäste weisen darauf hin, dass wir heute einen besonderen Moment erleben,“ sagt etwas stolz der vatikanische „Innenminister“ Erzbischof Giovanni Angelo Becciu. Anwesend unter anderen auch der Generalkaplan ad interim Markus Heinz aus der Diözese St. Pölten.
Die rechte Hand der Gardisten zeigt mit drei Fingern gespreizt zum Himmel, der Schwur wird so laut wie möglich in der jeweiligen Sprache des Gardisten verlautbart und dann ertönt wieder feierliche Blasmusik, gespielt von den Gardisten selbst.
„Nun seid ihr keine Zeitgeister mehr, sondern echte Soldate.“, sagt der Oberkommandant Daniel Anrig zu den jungen Gardisten. Vor der Zeremonie wurde der traditionelle Kranz niedergelegt, zum Gedenken an die verstorbenen Gardisten vom 6. Mai 1527. Am Tag der „Feuertaufe“ der Schweizer Garde, wobei 147 Soldaten auf grausame Weise getötet wurden, als sie Papst Clemens VII. vor deutschen und spanischen Söldnern beschützen wollten. Oberkommandant Daniel Anrig hat Radio Vatikan erklärt, was einen Schweizergardisten heute ausmacht:
„Das Ideale ist, wenn der Gardist ein Soldat vom Scheitel bis zur Sohle ist und im Glauben eingebettet. Natürlich spielt auch die Gesundheit und die Größe eine Rolle – aber er soll vor allem fromm sein.“
Der Andrang sei nicht übermäßig groß, die „Arme seien offen“, für neue Rekruten, so der Kommandant. Die Gardisten, welche mindestens 1,74 m groß sein sollen, verpflichten sich bei der Garde zu einer Dienstzeit von mindestens zwei Jahren und einem Monat. Rund drei Viertel verlassen die 110-Männer-Amee nach dieser Zeit. Eine Frau gab es noch nicht unter den Bewerbern, aber man sei Erneuerungen nicht abgeneigt. Auch was die Uniform betreffe, doch sie hat dieses Jahr ihr hundertjähriges Jubiläum. Blau-Rot-Gelb, die Medici Farben der altschweizer Kriegertracht haben sich bewährt. Die außergewöhnlich bunte Uniform war früher furchteinflößend, heute eher ein Erkennungsmerkmal. 1914 von Oberst Jules Repond neu-entworfen und als Renaissance-Uniform eingeführt, ist sie heute ein Zeichen des Vatikans, ein „Label“, so der Kommandant und das sei auch für die Pilger und Touristen sehr hilfreich.
Als Schweizergardist kann man auch das Glück haben den Papst persönlich kennenzulernen. Wie ein Vater sei Papst Franziskus – so der junge Gardist Patrick Sonderecker zu Radio Vatikan. So nah komme man den Papst auch nur, wenn man ihn beschütze:
„Er hat mir einmal ein Biskuit gegeben. Und ich habe ihm gesagt, ich kann nicht so viel essen, sonst wird man dick, denn es war ja auch noch Fastenzeit. Er sagte, dass es kein Problem sei. Wenn man arbeitet, dann muss man auch essen, hat mir Papst Franziskus gesagt.“
Seit 1506 hat die Garde dieselbe Aufgabe: den Papst zu beschützen, die Grenzen zu bewachen und für die Sicherheit der päpstlichen Residenz zu sorgen. Sie helfen aber auch dem Almosendienst und verteilen Essen. Wenn sie frei haben, dann dürfen sie sogar das Nachtleben in Rom genießen, so Anrig. Aber für Patrick ist die Schweizer Garde viel mehr:
„Die päpstliche Schweizer Garde ist wie eine kleine Familie. Leben auf engen Raum, das schweißt zusammen. Man genießt diese Zeit und man wird sie sicher vermissen, wenn man nach Hause geht.“ (rv)